Ich denke, daß Kritikerschelte das geringste Problem heutiger SF oder Phantastik ist. Houellebecqs neuester Roman wird fast unisono verrissen, dennoch wird es ein riesiger wirtschaftlicher Erfolg werden (Ich warte allerdings bis zur Taschenbuchausgabe).Drüsling hat geschrieben:Ich hab mit genügend Leuten zusammen Germanistik studiert, die alle der Meinung sind, dass fantastische Literatur keine richtige Literatur ist.
Ich denke zumindest einige von denen sind mitlerweile Kritiker. Ausgestorben ist diese Einstellung wohl noch nicht, auch wenn sie seltener wird.
Viel problematischer ist die Abwanderung jüngerer Leser zu Computerspielen und Glotze, was letztlich dazu führt, daß zumindest anspruchsvolle SF bzw. Phantastik nicht mehr gewinnbringend vermarktet werden kann. Traurigstes Beispiel: die Schließung der Phantastischen Bibliothek bei Suhrkamp.
Dazu kommt die Lieblosigkeit und Kritikunfähigkeit vieler Herausgeber bei der Auswahl noch erscheinender SF frei nach dem Motto: Hauptsache billig.
Die letzten beiden SF-Bücher, die ich von Lübbe gelesen habe (na ja, nicht bis zum Ende) waren "Jenseits der Leere" von Jack Vance und "Klagelied der Sterne" von Foster. Beide im Grunde unlesbar.
Was ich damit sagen will: Bevor man sich über arrogante Kritiker echauffiert, sollte man sich über jene aufregen, die jeden Müll verlegen, solange der Autor nur angloamerikanisch ist und die Lizenz plus Übersetzung durch Freiberufler billig.
Wenn ein hoher Prozentsatz der (noch) im Großverlagsbereich erscheinenden SF aus literarischer Sicht undiskutabel ist, wie sollen dann Vorurteile abgebaut werden?
Gruß
Frank