Manche Kritiker... *seufz*

Science Fiction in Buchform
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frankh
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Ungelesener Beitrag von frankh »

Drüsling hat geschrieben:Ich hab mit genügend Leuten zusammen Germanistik studiert, die alle der Meinung sind, dass fantastische Literatur keine richtige Literatur ist.

Ich denke zumindest einige von denen sind mitlerweile Kritiker. Ausgestorben ist diese Einstellung wohl noch nicht, auch wenn sie seltener wird.
Ich denke, daß Kritikerschelte das geringste Problem heutiger SF oder Phantastik ist. Houellebecqs neuester Roman wird fast unisono verrissen, dennoch wird es ein riesiger wirtschaftlicher Erfolg werden (Ich warte allerdings bis zur Taschenbuchausgabe).

Viel problematischer ist die Abwanderung jüngerer Leser zu Computerspielen und Glotze, was letztlich dazu führt, daß zumindest anspruchsvolle SF bzw. Phantastik nicht mehr gewinnbringend vermarktet werden kann. Traurigstes Beispiel: die Schließung der Phantastischen Bibliothek bei Suhrkamp.

Dazu kommt die Lieblosigkeit und Kritikunfähigkeit vieler Herausgeber bei der Auswahl noch erscheinender SF frei nach dem Motto: Hauptsache billig.

Die letzten beiden SF-Bücher, die ich von Lübbe gelesen habe (na ja, nicht bis zum Ende) waren "Jenseits der Leere" von Jack Vance und "Klagelied der Sterne" von Foster. Beide im Grunde unlesbar.

Was ich damit sagen will: Bevor man sich über arrogante Kritiker echauffiert, sollte man sich über jene aufregen, die jeden Müll verlegen, solange der Autor nur angloamerikanisch ist und die Lizenz plus Übersetzung durch Freiberufler billig.

Wenn ein hoher Prozentsatz der (noch) im Großverlagsbereich erscheinenden SF aus literarischer Sicht undiskutabel ist, wie sollen dann Vorurteile abgebaut werden?

Gruß
Frank
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Drüsling
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Ungelesener Beitrag von Drüsling »

Jack Vance ist doch eigentlich gar kein so schlechter Schriftsteller. Und welchen Foster meinst du? Alan Dean Foster? Der schreibt doch auch nicht so schlecht. Sollte die unlesbarkeit vielleicht in der schlechten Übersetzung begründet sein?

Ich hab früher zumeist Heyne und Bastei SF gelesen. Suhrkamp war mit immer irgendwie zu undurchsichtig. Vielleicht bin ich als Heranwachsender auch auf bunte Buchcover abgefahren, kann ich nicht sagen.
Die neue, deutsche, etwas andere und vor allem von hinten bis vorn kostenlose Autorenseite im Netz:

http://www.neufiktion.de
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norimaki
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Ungelesener Beitrag von norimaki »

Shock Wave Rider hat geschrieben:
L.N. Muhr hat geschrieben:ich hab eine e-mail vom SPIEGEL-kulturchef vorliegen, dass sie grundsätzlich nicht an comicthemen interessiert seien.
Und die haben ganz sicher nichts über den Hiroshima-Manga geschrieben?
Da ist ja selbst die Süddeutsche Zeitung progressiver.

Gruß
Ralf
Doch, über "Barfuß durch Hiroshima" gab's einen Artikel, zu finden allerdings in der Rubrik "Panorama" und nicht in der "Kultur". (Ich wusste gar nicht, dass es die beim "Spiegel" noch gibt. :D )
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Lemmy
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Ungelesener Beitrag von Lemmy »

Wenn ich mir die einzelnen Beiträge so anschaue, fällt mir auf, dass die meistens Autoren / Bücher, die mit " Kunst " oder "Literatur " in Verbindung gebracht werden schon einige Jährchen auf dem Buckel haben,
bzw. die Autoren schon verstorben sind.
Aufgeführt werden hier u.a. Autoren wie Dick, Orwell, Bradbury & Herbert.

Nix Aktuelles.

Und genau da liegt das Problem. Die beiden Marktführer in Sachen SF verlegen in Sachen Neuerscheinungen fast ausnahmslos Space-Opera.
Für Utopien, die gesellschaftl. Entwicklungen zum Thema haben, scheint es keinen Markt zu geben. D.h. SF verkommt zur grellbunten, spektakulären, anspruchslosen Unterhaltungsliteratur. Da brauch man sich doch nicht ärgern oder wundern, wenn Literaturkritiker so über SF Urteilen.

Natürlich hat auch grellbunte, anspruchslose Unterhaltungsliteratur seine Daseinsberechtigung. Nach einem langen Arbeitstag ist das doch genau das Richtige. Ab und zu möchte ich aber schon was Anspruchsvolleres lesen, dann bleibt mir allerdings nur der Rückgriff auf ältere Werke.
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upanishad
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Ungelesener Beitrag von upanishad »

Lemmy hat geschrieben:Wenn ich mir die einzelnen Beiträge so anschaue, fällt mir auf, dass die meistens Autoren / Bücher, die mit " Kunst " oder "Literatur " in Verbindung gebracht werden schon einige Jährchen auf dem Buckel haben,
Die beiden Marktführer in Sachen SF verlegen in Sachen Neuerscheinungen fast ausnahmslos Space-Opera.
Für Utopien, die gesellschaftl. Entwicklungen zum Thema haben, scheint es keinen Markt zu geben. D.h. SF verkommt zur grellbunten, spektakulären, anspruchslosen Unterhaltungsliteratur. Da brauch man sich doch nicht ärgern oder wundern, wenn Literaturkritiker so über SF Urteilen.
bin nicht ganz so informiert, was neuerscheinungen betrifft. meinst du, das keine enstsprechenden bücher mehr durch die (deutschen) verlage vertrieben werden oder das nichts mehr in dieser richtung geschrieben wird?
so everything is meaningless and so we carry on
until we face the consequence of everything we've done

:headbanger:
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frankh
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Ungelesener Beitrag von frankh »

Drüsling hat geschrieben:Jack Vance ist doch eigentlich gar kein so schlechter Schriftsteller. Und welchen Foster meinst du? Alan Dean Foster? Der schreibt doch auch nicht so schlecht. Sollte die unlesbarkeit vielleicht in der schlechten Übersetzung begründet sein?
Wegen der Autoren hatte ich sie mir ja auch zugelegt. Nur sind es eben vermutlich ihre mit Abstand schwächsten Bücher. Der Vance hatte nichts, was das Wort "Handlung" verdient hätte, und das "Klagelied" war so vorhersehbar und platt, daß man die "Pointe" schon beim Lesen des Backcovers kannte. Empfehlenswert für Leser von 11 bis 13 Jahren.

Gruß
Frank
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Lemmy
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Ungelesener Beitrag von Lemmy »

Ob Autoren, Verlage oder wir Leser ( oder alle ?) diese Entwicklung vorangetrieben haben vermag ich nicht einzuschätzen.

Vielleicht gibt ja der eine oder andere Autor/ Verleger hier im Forum dazu mal eine Auskunft geben.

Ich denke aber mal Autoren und Verleger müssen, gerade heute, den Marktgesetzen gehorchen,d.h. jedes Buch wird auschliesslich anhand seiner Marktfähigkeit beurteilt. Da bleiben Experimente natürlch auf der Strecke.
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L.N. Muhr
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Ungelesener Beitrag von L.N. Muhr »

norimaki hat geschrieben:
Shock Wave Rider hat geschrieben:
L.N. Muhr hat geschrieben:ich hab eine e-mail vom SPIEGEL-kulturchef vorliegen, dass sie grundsätzlich nicht an comicthemen interessiert seien.
Und die haben ganz sicher nichts über den Hiroshima-Manga geschrieben?
Da ist ja selbst die Süddeutsche Zeitung progressiver.

Gruß
Ralf
Doch, über "Barfuß durch Hiroshima" gab's einen Artikel, zu finden allerdings in der Rubrik "Panorama" und nicht in der "Kultur". (Ich wusste gar nicht, dass es die beim "Spiegel" noch gibt. :D )
das ost ONLINE! und online habe ich bewusst ausgenommen. für online mache ich seit drei jahren comic-berichterstattung.
Decius
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Ungelesener Beitrag von Decius »

frankh hat geschrieben: Traurigstes Beispiel: die Schließung der Phantastischen Bibliothek bei Suhrkamp.
Suhrkamp hat allerdings andere Probleme (namentlich die neue Führung) und auch andere sehr renommierte Reihen abgesetzt.
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frankh
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Ungelesener Beitrag von frankh »

Decius hat geschrieben:
frankh hat geschrieben: Traurigstes Beispiel: die Schließung der Phantastischen Bibliothek bei Suhrkamp.
Suhrkamp hat allerdings andere Probleme (namentlich die neue Führung) und auch andere sehr renommierte Reihen abgesetzt.
Das bestreitet niemand. Vermutlich liegen die besonderen Fähigkeiten der "neuen Führung" auch nicht unbedingt auf literarischem Gebiet. :wink:

Dennoch weiß ich definitiv, daß die Phantastische Bibliothek auch mittelfristig nicht fortgesetzt wird. Was u. a. bedeutet, daß anspruchsvolle Phantastik nunmehr - wenn überhaupt - nur noch im Kleinverlagsbereich (z. B. Edition Phantasia) veröffentlicht werden wird.

Gruß
F.
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Ungelesener Beitrag von Smiley »

Nun ja, der Vance-Roman war einer seiner frühen Werke . . . (oder?) Da muss man sich nicht wundern. Da gibts auch einiges grottiges drunter. Wie bei anderen Autoren mehr oder weniger auch . . .

Zur SF: Tja, was da im allgemeinen Verständnis der Leute, die nichts damit zu tun haben, bzw. nichts oder fast nichts davon lesen so auf Anhieb mit in Verbindung gebracht wird . . . da muss man sich auch nicht wundern . . . Was erwartet ihr da? Diese Reaktion ist verständlich. Diese Kritiker muss man aber auch nicht unbedingt ernst nehmen.
Außerdem darf sich jeder selbst Kritiker schimpfen, der sowas wie eine "Buchbesprechung" zustande bringt. (Kann man das Lernen? Muss man da vorher eine Ausbildung oder Studium zum Kritiker absolvieren?) Ob er von großer Sachkenntnis getrübt ist wird da weder nachgeprüft noch ist es Vorraussetzung. Größtenteils sind die Ergüße von Kritikern egomanische Selbstbefriedigung ohne größeren geistigen Nährwert für die Allgemeinheit.

Und wer zum Geier ist eigentlich dieser Hollebeck?
Ein Leben ohne Tabasco ist möglich, aber geschmacklos.
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L.N. Muhr
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Ungelesener Beitrag von L.N. Muhr »

Smiley hat geschrieben: Größtenteils sind die Ergüße von Kritikern egomanische Selbstbefriedigung ohne größeren geistigen Nährwert für die Allgemeinheit.
was für ein schwachsinn.
Smiley
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Ungelesener Beitrag von Smiley »

L.N. Muhr hat geschrieben:
Smiley hat geschrieben: Größtenteils sind die Ergüße von Kritikern egomanische Selbstbefriedigung ohne größeren geistigen Nährwert für die Allgemeinheit.
was für ein schwachsinn.
Dann erkläre mir doch mal bitteschön, welche Voraussetzungen man mitbringen muss, um als Kritiker zu gelten? Studiengang, Beruf oder sonstwas. Wird das geprüft? Oder wird man zum Kritiker geboren?
Ich meine: Ein Germanistikstudium oder so kann ja nicht sein, dass man plötzlich die allumfassende objektive Erfahrung und Erleuchtung bekommt, und Kritiker werden kann . . . Also sich praktisch als der Maßstab der Meinung zu einem bestimmten Gebiet vorkommen darf.
Hey, wach auf, diese Leute geben oft nur ihre eigene Meinung wieder. Das kann zwar interessant sein, aber oft ist es sowas von unwichtig wie ein Sack Reis, der in China umfällt. Das kitzelt oft deren Ego, aber mehr auch nicht. Wer das immer alles ernst nimmt, hat verlernt, sich selber eine Meinung zu bilden.

Wie ein Künstler mal sagte: "Kritiker sind wie Eunuchen. Sie können zusehen, ihre Meinung abgeben . . . aber selber machen können sie nichts."
Ein Leben ohne Tabasco ist möglich, aber geschmacklos.
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L.N. Muhr
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Ungelesener Beitrag von L.N. Muhr »

Smiley hat geschrieben:
L.N. Muhr hat geschrieben:
Smiley hat geschrieben: Größtenteils sind die Ergüße von Kritikern egomanische Selbstbefriedigung ohne größeren geistigen Nährwert für die Allgemeinheit.
was für ein schwachsinn.
Dann erkläre mir doch mal bitteschön, welche Voraussetzungen man mitbringen muss, um als Kritiker zu gelten?
das ist für deine aussage irrelevant. wie viele kritiker kennst du, deren ego du zudem noch genau einschätzen kannst?

und ob eine kritik geistigen nährwert hat, soll vllt. jeder selbst einschätzen. ich kenne jedenfalls genug sehr sehr inhaltsreiche, interessante kritiken.

ich bin jedesmal erschrocken und amüsiert zugleich über dieses uralte, völlig realitätsferne klischee, das immer wieder gerne ausgegraben wird.
Wie ein Künstler mal sagte: "Kritiker sind wie Eunuchen. Sie können zusehen, ihre Meinung abgeben . . . aber selber machen können sie nichts."
hier noch viele schöne weitere zitate zum auswendig lernen:
http://de.wikiquote.org/wiki/Kritik

... sowas spart das selber-denken.
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Shock Wave Rider
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Liest zur Zeit: A. Michalsen "Mit Ernährung heilen"
M. Hägglund "Dieses eine Leben"
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Ungelesener Beitrag von Shock Wave Rider »

L.N. Muhr hat geschrieben:was für ein schwachsinn.
Welch ein sachlicher, tiefgründiger und gut ausgeführter Beitrag!
Genau das, was ich in solch einem Forum lesen will.

Gruß
Ralf
Shock Wave Riders Kritiken aus München
möchten viele Autor'n übertünchen.
Denn er tut sich verbitten
Aliens, UFOs und Titten.
Einen Kerl wie den sollte man lünchen!
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