SF mit Botschaft ?!?

Science Fiction in Buchform
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gernot1610
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SF mit Botschaft ?!?

Ungelesener Beitrag von gernot1610 »

In einem Haufen Threads wird immer wieder darüber diskutiert ob Bücher "Botschaften" transportieren, und den Leser beeinflussen können. Dabei geht es meistens um "Botschaften" die uns "auf den rechten Weg" führen oder die "Gesellschaft" in irgend einer Form beeinflussen sollen.

Was haltet ihr davon? Lest ihr SF-Romane "um der reinen Unterhaltung willen" oder sucht ihr gezielt nach solchen Büchern?
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Andreas Simon
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Ungelesener Beitrag von Andreas Simon »

Botschaften werden von mir auf jedenfall nicht negativ wahrgenommen. Aber wer mir mit dem (zu) deutlich erhobenen Zeigefinger kommt, sollte Redner, aber nicht Autor werden.

Um die Frage zu beantworten - nein, ich suche nicht gezielt nach SF, die mich beeinflussen soll. Ich suche nach guten Geschichten und dem berühmten anderen oder neuen Blickwinkel. Um meinen Lieblingsautor zum Thema SF-Fan zu zitieren: Rearranging his entire personal universe in the light of startingly new data is what he does for fun.
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Gast

Ungelesener Beitrag von Gast »

Hi,

William Voltz hat eine zeitlang mit "Zu den Sternen" unterschrieben.

Ich persönlich habe dieses als Botschaft verstanden. Insbesondere weil wir beide uns innerhalb der politischen "Raumfahrt" nicht wiedergefunden haben. Weder damals in den 70ern noch heutzutage, zu letzterer kann sich Willi nur durch sein "Literarisches Vermächtnis" äussern.

Was für ein Unwort. (Ich studiere selber Soziologie, kommt mir also nicht mit Assimuff).

Ääh: als Gruss:
ad Astra oder so?: Volker


(Volker Libuda ist mein Name, bin nicht regeristriert.)
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Doop
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Ungelesener Beitrag von Doop »

Entscheidend sind für mich die Geschichte und der Stil. Ob eine Geschichte eine politische oder ethisch-moralische Botschaft transportiert ist nachrangig.

Es ist mir auch egal, ob ich diese Auffassung des Autors teile. Im Gegenteil. Mir hat beispielsweise "Starship Troopers" sehr gut gefallen, weil ich Heinleins Botschaft nicht teile. Gleiches gilt auf der anderen Seite des politischen Spektrums für die politischen Botschaften von Mieville (ICH bin kein Trotzkist!), die dieser zum Glück auch nur sehr unterschwellig einsetzt und kunstvoll versteckt.

Wenn ein Buch schon eine Botschaft hat, dann ist mir eine Reibungsfläche lieber als ein Echo.

Belehrende F&SF lasse ich eigentlich nur LeGuin durchgehen... ´

Literatur (also auch die phantastischen Genres) sollte niemals in erster Linie eine erzieherische Aufgabe haben, sondern zuallererst eine unterhaltende und künstlerische.
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lowcut
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Ungelesener Beitrag von lowcut »

Ich denke mal schon, das jeder Autor mit seinen Werken etwas aussagen möchte.
natura non facit saltus

Zur Zeit lese ich:
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upanishad
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Ungelesener Beitrag von upanishad »

lowcut hat geschrieben:Ich denke mal schon, das jeder Autor mit seinen Werken etwas aussagen möchte.
nämlich das er geld verdienen möchte mit seinen werken? :wink:
scherz beiseite: ich lese sf primär um der (hoffentlich guten) unterhaltung mit komplexen themen willen. wenn ein autor es schafft, auch noch eine "botschaft" gut zu integrieren, dann stört mich das nicht, auch nicht wenn diese botschaft nicht mit meinen überzeugungen übereinstimmt (siehe z.b. shirley "eclypse").

die frage ist auch, inwiefern der autor die "botschaft" wirklich bewusst eingebaut hat und diese auch mit seiner überzeugung übereinstimmt, also nicht nur wegen der story etwas eingebaut wird. da wäre ich mir z.b. bei endymion (simmons) wegen der "bindenen leere" nicht so sicher.
so everything is meaningless and so we carry on
until we face the consequence of everything we've done

:headbanger:
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Shock Wave Rider
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Ungelesener Beitrag von Shock Wave Rider »

"Wenn ihr eine Botschaft übermitteln wollt, dann wendet euch an die Post."
Aus dem Drama "Gott" von Woody Allen


Egal, was ich lese: ich will ein Leseerlebnis.
Der Autor soll mich in eine abstruse, fremde Welt hineinzerren und mit den Windungen meiner Großhirnrinde Achterbahn fahren.

Um eine Botschaft kommt er dabei wohl nicht umhin. Ob er nun will oder nicht.

Gruß
Ralf
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Stefan Hoffmann
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Ungelesener Beitrag von Stefan Hoffmann »

upanishad hat geschrieben:
lowcut hat geschrieben:Ich denke mal schon, das jeder Autor mit seinen Werken etwas aussagen möchte.
nämlich das er geld verdienen möchte mit seinen werken? :wink:
scherz beiseite
Hm, ich dachte eher, die Grundaussage jedes Romans eines SF-Autors ist die Bereitschaft desselben, in Armut zu sterben. :) (Hm, oder vielleicht sollte ich den Smily auch weglassen)

Irgendeine Art von Botschaft darf meine SF-Lektüre ruhig haben, ich lese das Zeug aber nicht primär aus selbstedukativen Intentionen heraus und erhobene Zeigerfingerchen mag ich schon gar nicht. Immerhin: "Schafe blicken auf" und "Morgenwelt" habe ich in meiner frühen Jugend heiß und innig geliebt, beides nun wahrlich keine Kandidaten für unterschwellige, auf subtilste Weise eingeflochtene Botschaften. :)


Stefan
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Bungle
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Ungelesener Beitrag von Bungle »

Ich lese Science Fiction nicht nur, um unterhalten zu werden. Natürlich kommt es auf eine interessante Geschichte an. Ich möchte schon in andere Welten entführt werden.
Stefan hat John Brunner angesprochen. Dessen Romane, die in der nahen Zukunft spielen lese ich wegen der "Einsichten" in die (die manchmal auch "Ansichten" sind von der) komplexe(n) Realität sind.
Wie SWR so schön gesagt, um eine Botschaft, also um Aussagen kommt der Autor nicht herum, ob nun will oder nicht :). Nur manchmal sind sie explizit.

Michael
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Spot
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Ungelesener Beitrag von Spot »

Sagen wirs mal so:
Ich kenne keine Literatur, die prädestinierter dafür wäre, Botschaften zu vermitteln wie die Scifi-Literatur. Von daher stelle ich an jeden Sci-Fi-Roman/Film den Anspruch, nicht nur unterhalten zu werden, sondern beim Lesen/Zuschauen auch noch etwas fürs Leben zu lernen. Meistens gelingt das sehr gut. Von daher denke ich schon, dass mich mein Hang zur Fantastischen Literatur im Leben, wenn auch nicht unbedingt weiter gebracht, dann doch extrem geprägt hat.

cu, Spot
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Horselover Fat
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Ungelesener Beitrag von Horselover Fat »

Ein Roman muss vor allem eine Geschichte erzählen, mich unterhalten. Mein historisches Vorbild ist dabei Charles Dickens, der übrigens im viktorianischen England seine Schinken als Fortsetzungsromane herausgegeben hat - Ein Heftromanautor sozusagen, der später zu "literarischen" Ehren kam. Dennoch schaffte er es, die Zustände im England seiner Zeit zu kritisieren, ohne oberlehrerhaft mit dem Zeigefinger zu winken - perfekt!

Am liebsten sind mir SF-Romane, die neben der guten Geschichte auch eine lehrreiche Aussage haben; also gesellschaftliche, historische oder technische Fragen in die Zukunft beamen und so letztlich Aussagen über die Zukunft treffen. Unerträglich finde ich dabei Romane, in denen der Autor seine politischen Aussagen besserwisserisch rüberbringt - da krieg ich Pickel und schmeiß das Buch gleich in die Ecke! Höchstnoten bekommen bei mir Autoren, die mich fesseln und als Nebeneffekt nachdenkenswerte Inhalte vermitteln. Beispiele: Die "Bettler-Triologie" von Nancy Kress, "The Years of Rice and Salt" von K. St. Robinson, "Eine Billion Dollar" von Andreas Eschbach, aber auch "Amageddon Rock" von George R. R. Martin. Darin fand ich die Darstellung der Hippie-Zeit in den USA unglaublich spannend.

Daher tue ich mir reine Fantasy oder Space Opera eher selten an. Aber auch Peter Hamilton hat mich mit seinem Amageddon-Zyklus ungemein fasziniert, da er spannende Visionen über die Zukunft der Nano- und Biotechnologie gewährt hat (neuronale Nanonik (hieß es so?), Habitate aus organischem Material. Herkömmliche Fantasys mit Prinzen und Dämonen langweilen mich daher, vielfach [Lästermodus an] sind das heute nur noch mit Magie verstopfte Liebesromane der Kategorie "Julia" [Lästermodus off]
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Spot
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Ungelesener Beitrag von Spot »

Unterhaltung allein genügt mir nicht, ich finde es schon auch gut, wenn mich ein Roman zum Nachdenken bringt. So gesehen hat mich "andormeda" von Michael Crichton sehr stark berührt. Da war nicht nur viel Spannung und Action drinn, sondern auch viel geistiger Tiefsinn, der mich dazu gebracht hat, über menschliche Werte und die Grenzen des forschungswahns nachzudenken. Gerade letzteres kommt in SF-Romanen besonders gut rüber, sofern man die Spähren eines guten Autors berührt. Klar gibt es auch solche Autoren, die SF mit Pornografie verwechseln oder eigene, unerfüllte Liebesträume in spaciger Umgebung ausleben müssen, wie das teilweise bei den Star Trek- und Star Wars-Romanen geschieht.

llap, Spot
deval
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Ungelesener Beitrag von deval »

Primär geht es mir um gute Unterhaltung. Auf eine Botschaft lege ich nicht besonders viel Wert. Ich wüßte auch nicht wie die aussehen sollte.

Das Reisen im All gefährlich sind?
Das wir, wenn wir so weiterwirtschaften, zugrunde gehen?
Das Genforschung problematisch sein kann?
Das es in 250 Jahren Teleporter oder Telepathen geben wird?
Das es auf dem Mars schöner als auf der Erde sein wird?
Das der Kapitalismus uns im Jahr 2235 endgültig in den Ruin treibt?
Das es auch in 200 Jahren noch Mord oder Totschlag gibt, oder auch nicht?

Ne, Botschaften empfange ich auch so ohne zu lesen. Ich möchte mich nur gut unterhalten, es muß ordentlich rummsen und krachen.
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Shock Wave Rider
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Ungelesener Beitrag von Shock Wave Rider »

vallenton hat geschrieben:Das Reisen im All gefährlich sind?
Das wir, wenn wir so weiterwirtschaften, zugrunde gehen?
Das Genforschung problematisch sein kann?
Das es in 250 Jahren Teleporter oder Telepathen geben wird?
Das es auf dem Mars schöner als auf der Erde sein wird?
Das der Kapitalismus uns im Jahr 2235 endgültig in den Ruin treibt?
Das es auch in 200 Jahren noch Mord oder Totschlag gibt, oder auch nicht.
Dass wir in Zukunft auch die lästige Unterscheidung zwischen "das" und "dass" abschaffen werden?

Gruß
Ralf
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