Wanderer zwischen den Welten

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Hmpf
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Wanderer zwischen den Welten

Ungelesener Beitrag von Hmpf »

Ich ertappte mich gerade dabei, wie ich den BSG-Thread schon wieder in OT-Gewässer steuerte, und eröffne daher lieber einen eigenen Thread.

(Ansagerstimme:) "Was bisher geschah:" ;-)

L.N. Muhr äußerte mildes Erstaunen, mich hier zu sehen (er kennt mich - flüchtig, denke ich - vom Comicforum). Ich antwortete mit einer allgemeinen Beobachtung zur Kleinheit der Welt im Fandom im Allgemeinen und in Deutschland im Besonderen und stellte die - wie ich vermute, in manchen Kreisen etwas ketzerische - Behauptung auf, daß die personellen Überschneidungen und, sagen wir mal, kulturellen Ähnlichkeiten zwischen Gruppen wie traditionellen (Buch-)SF-Fans, Serienfans, Comicfans usw. groß genug seien, um sie alle unter 'Fandom' zu subsumieren (wenn auch vielleicht ein Begriff wie Geekdom noch etwas besser wäre, dann könnte man auch noch Rollenspieler usw. adoptieren *g*) - und daß selbst dann die Gesamtgruppe 'Fandom' noch klein genug sei, um in verschiedenen Bereichen immer wieder den selben Leuten über den Weg zu laufen. Mir passiert das nämlich irgendwie ständig.

Hier nun das Posting, daß ich nach einiger Überlegung lieber aus dem BSG-Thread ausgliederte:

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L.N. Muhr hat geschrieben:ja, aber z.b. im manga-bereich treffe ich die gleichen leute, weil ich sie kenne - sehe aber auch viele leute, die ich noch nie gesehen habe (ok, kann auch am make-up liegen). :D

und die überschneidung comic/ sf habe ich in meinem bekanntenkreis kaum. und wenn, dann liest man meist eine sorte sf oder eine sorte comic, aber kaum vielfalt ...
Na ja, Khaanara kenne ich aus mindestens drei Fan-Kontexten (Comics, Farscape/SF-Community.de und hier). BiFi, die hier - zumindest im Moment - nicht rumzuhüpfen scheint, aber die sicher nicht nur ich hier kenne, kenn ich aus dem SFCD und aus der Tolkiengesellschaft, und außerdem ist sie, soweit ich weiß, noch bei Perry Rhodan/Atlan aktiv... ein Freund von mir hier in der Gegend auch, außerdem ist er noch bei Farscape, BSG, allgemeinem SF-Zeugs und Manga/Anime engagiert... und meine ersten richtig guten Comictips (u.a. Alan Moore :-D) bekam ich auf einem Treffen der Tolkiengesellschaft.

Vielleicht treffe ich aber auch überdurchschnittlich viele 'multi-fannische' Leute, weil ich selbst so drauf bin. Das mag sein.

Und Leute, die ähnlich weit gestreute Interessen haben wie ich, sind auch nach meiner Erfahrung in der Tat relativ selten. Die meisten sind in ein, zwei Bereichen aktiv - wenn's hoch kommt - und gut is'. Was mir übrigens noch seltener zu sein scheint als die Überschneidung "Comics/literarische SF" ist die Konjunktion "Comics/TV-Serien/literarische SF & Phantastik" - also quasi Leute, die mit gleichem Enthusiasmus auf gleich drei Hochzeitsgesellschaften tanzen, von denen mindestens zwei einander traditionell eher skeptisch gegenüberstehen. Zwar schauen die meisten 'Lit. SF'-Fans auch Serien und lesen die meisten Serienfans auch SF, aber meist ist doch eines der beiden Interessen dem anderen klar übergeordnet und die Fanaktivität beschränkt sich weitgehend darauf. Ich kenne vielleicht eine Handvoll Ausnahmen, wenn nicht weniger.

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(Und das wäre so ungefähr das Posting gewesen, das ich im BSG-Thread abgesetzt hätte. Da ich hier aber nicht mehr im BSG-Thread bin, erlaube ich mir, noch etwas weiter auszuholen:)

Damit evtl. Gleich-/Ähnlichgesinnte hier wissen, woran sie bei mir sind, und sich gegebenenfalls zu Wort melden können (auch, wenn ich nicht glaube, daß es hier welche gibt) - aber auch ganz einfach, um mal eine - wie ich vermute - Minderheitsposition zu Gehör zu bringen, die eine Diskussion auslösen mag oder auch nicht:

Mein multi-fannisches Leben:

Mein ältestes Fandom - im Sinne von 'überbordende, langanhaltende Begeisterung für etwas' - ist ganz klar Tolkiens Herr der Ringe, der seit 1992 zu meinem mentalen Mobiliar gehört. Damals verbot ich mir jede Bezeichnung meiner selbst als 'Fan', denn Fans, das waren ja diese Irren, die sich Spockohren anklebten und Klingonisch sprachen. Wer will schon mit sowas assoziiert werden? Trotzdem war ich natürlich Fan, ob ich es anerkennen wollte oder nicht, und damals fing ich auch an, vorsichtig und mit vielen Komplexen ('Schundliteratur'!) die SF zu erkunden.

Meine eigentlichen Fan-Ursprünge liegen jedoch im allertiefsten TV-Serienfandom. Und damit meine ich nicht die 'kultivierte' und akzeptierte Art, hochwertige Serien als Unterhaltung zu schätzen und vielleicht gelegentlich ein wenig darüber zu diskutieren. Nein: ich meine jene völlig irrationale, fieberhafte Begeisterung für, sagen wir mal, eine Figur aus einer bestenfalls und nur mit viel gutem Willen als mittelmäßig zu bezeichnenden Serie, deren Mittelmäßigkeit man sich voll bewußt ist, aber die einen eben doch mittels eines Details wie eben jener Figur irgendwo ganz tief im Unterbewußten packt und nicht mehr losläßt. (Nein, ich schäme mich dafür schon lange nicht mehr: Bei der Serie handelte es sich um Highlander, bei der Figur um den ältesten Unsterblichen Methos. Lacht, wenn ihr wollt. *g*)

Dadurch habe ich Fandom entdeckt - Fandom als Teilen von Begeisterung; Fandom auch als einen sozialen und kreativen Prozeß. Daß ich heute hier oder auf dem Comicforum oder auch in einem Verein wie der Tolkiengesellschaft meiner Begeisterung für andere Dinge als TV-Serien oder Figuren aus eben solchen nachgehe, ist eine direkte Folge davon - ohne die euphorisierende Erfahrung des Serienfandoms wäre ich nie auf die Idee gekommen, mir für *irgendetwas* eine Gemeinschaft zu suchen, eingefleischte Einzelgängerin die ich war.

Und so sehr das jetzt nach einer Entwicklung klingt, bei der meine Aktivität hier ein reiferes Stadium darstellt als meine früheren Aktivitäten im Highlander-Fandom - so falsch wäre dieser Schluß. Ein Großteil meiner Fanaktivität findet immer noch im Rahmen verschiedener Serien-Fandoms statt. Fanfiction schreiben und lesen, Musikvideos schneiden, gucken und sammeln, Webseiten basteln, Treffen besuchen und organisieren, Vorträge auf Cons halten - hab' ich alles gemacht; mache ich in vielen Fällen immer noch. Es gibt immer noch Serien (Farscape) oder Figuren (Methos), die mich nicht loslassen wollen, und das mittlerweile sehr amorphe Fandom, das sich seit vielleicht fünf Jahren vor allem in Blogs und auf Livejournal.com organisiert, ist immer noch unsagbar lebendig, vielseitig, diskussionsfreudig und kreativ. Das ist mir sehr wichtig; das wird mir vermutlich noch lange, vielleicht immer, sehr wichtig bleiben, weil ich dort meine eigene Art, mit den Dingen, die ich liebe, umzugehen, wiederfinde.

Gleichzeitig habe ich aber neue Interessen entwickelt (Comics) und alte ausgebaut (SF-Literatur), die zwar von manchen in meinen 'alten' Fandoms geteilt werden, aber eben nicht von allzu vielen - zumal ich innerhalb dieser neuen Bereiche nicht immer zum Mehrheitstauglichsten tendiere. Sicherlich kann ich in meinen 'Ursprungsfandoms' über kurz oder lang noch mehr Leute finden, die auch meine Leseinteressen teilen, doch ich bin manchmal ungeduldig und vor allem neugierig, also habe ich versucht, Gemeinschaften zu finden, die bereits aus solchen Leuten bestehen, um dort zu diskutieren und mir Anregungen zu holen - mit wechselndem Erfolg. Mit der Gemeinschaft und der Form der Interaktion, die ich aus meiner 'Heimat', den TV-Fandoms, gewohnt bin, kann kaum etwas mithalten. Dort ist - meist - höchste emotionale Intensität angesagt, was übrigens einer intellektuellen Auseinandersetzung keineswegs entgegen steht. Hier hingegen herrscht eine gewisse Distanz, selbst gegenüber den Dingen, die man liebt. Das ist ja auch in Ordnung - das ist eben die Art, in der man in unserer Kultur in der Öffentlichkeit mit Literatur umgeht, und ich kann mich da durchaus anpassen und auch Spaß daran haben (sonst würde ich vermutlich auch nicht das studieren, was ich studiere...)

So... so langsam verliere ich den Faden; ich denke, das liegt daran, daß ich mittlerweile ziemlich müde bin. Ich denke, worauf es hinausläuft, ist dies: Ich nehme wahr, daß ich mich permanent zwischen mindestens drei, vier verschiedenen 'Fan-Welten' bewege (Serienfandom in Gestalt von Farscape, Life on Mars, Highlander u.a.; eher literarisch orientiertes, 'traditionelleres' SF-Fandom; Comicfandom; Tolkienfandom). Ich nehme die Unterschiede wahr - siehe oben - aber auch ziemliche Ähnlichkeiten (uns allen ist etwas überproportional wichtig, das von 'normalen' Menschen oft als 'trivial' bezeichnet wird; wir alle haben Cons, auch wenn die einen 'der Con' sagen und die anderen 'die Con' *g*...), und ich fühle mich eigentlich überall recht wohl. Und immer wieder mal treffe ich Leute - auf Veranstaltungen oder an Orten aus verschiedenen 'Fan-Welten' - die ebenso wie ich zwischen den Welten zu wechseln scheinen.

Bin einfach mal neugierig: Gibt es hier außer Khaanara und L.N. Moore noch mehr Weltenwanderer? Gibt es vielleicht sogar jemanden, der sich auch in meiner 'Heimat'-Subkultur auskennt? Oder bin ich auch hier mal wieder "the odd one out"? ;-) Vermutlich. Hab' noch nicht viele Leute gefunden, mit denen ich über Gene Wolfe, total unbekannte amerikanische Independent-Comics *und* Fanfiction reden konnte...
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Ungelesener Beitrag von Khaanara »

Ich denke eher, das es von den nur auf ein einziges Fandom bezogene Fans eher wenige gibt hier auf dem Board. Jeder wird auch mal ein wenig in die anderen Bereiche streuen, meiner Meinung nach.

Alsi ich in den neunzigern meiner ersten intensiven Schritte ins aktive Fandom machte, war fast auf jeder Convention der Besuch der dortigen Comicläden angesagt, was mich zu der Zeit auch wieder zurück in die bunte Bilderwelt gebracht hat, da ich vorher hauptsächlich die teuren Alben gesammelt hatte, welche dann nach zweimal lesen auseinander fielen. Dafür war mir dann doch das Geld zu schade. In meiner aktiven Fandomzeit kam ich durch die anderen Fans dann in den Genuss der Heftchen in der Originalausgabe (ich sage nur "Elfquest") und blieb dann auch dabei, bis dann in Deutschland auch wieder Heftchen zum normalen Preis erschienen.

Auf die Mangaschiene bin ich erst gekommen, als ich mich aktiv im Paniniforum beteiligt hatte und auch einmal über den Superhelden-Tellerand hinausschauen wollte. L.N. brachte ich zum Beispiel zu "Lone Wolf & Cup" und deinen Tipp mit den "20th Century Boys" werde ich auch noch bei Gelegenheit aufgreifen.

Ja, ich gebe zu das ich mich mehr oder weniger von den eingefahrenen Fandomslinien je nach Lust weg- und auch wieder hinbewege. Aber meine Wurzeln liegen beim Literaturfandom, aber mir macht es auch nichts mal ins Media- oder Comicfandom abzudriften und habe auch keine Vorurteile gegenüber den dortigen Fans und sie müssen auch meine Meinung akzeptieren, das ich deren Serie mal gut finde, aber nicht gleich einen Gottstatus gebe und sie auch mit anderen "Göttern" vergleiche :)
Aber zu den teuren Mediacons zieht es mich eher weniger, für das gleiche Geld nehme ich lieber ein 4-Sterne Hotel auf einem Literaturcon :)

Neben Phantastik- und Comics, drifte ich noch in verschiedenen Rollenspiel/MMORPG-Foren rum, sowie in Taucher- und Fotografieforen !
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Ungelesener Beitrag von Hmpf »

Khaanara hat geschrieben: "20th Century Boys" werde ich auch noch bei Gelegenheit aufgreifen.
Falls du dich mal wieder zum Stammtisch verirrst, kann ich dir auch mal ein paar Bände ausleihen, wenn du magst.
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Ungelesener Beitrag von Khaanara »

Hmpf hat geschrieben:
Khaanara hat geschrieben: "20th Century Boys" werde ich auch noch bei Gelegenheit aufgreifen.
Falls du dich mal wieder zum Stammtisch verirrst, kann ich dir auch mal ein paar Bände ausleihen, wenn du magst.
Ich hatte schon vor zu dem nächsten zu kommen (daher hatte ich mich ja jetzt auch beim NL angemeldet ! :) ).

Wäre nett, danke !
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Re: Wanderer zwischen den Welten

Ungelesener Beitrag von breitsameter »

Hmpf hat geschrieben:Ich antwortete mit einer allgemeinen Beobachtung zur Kleinheit der Welt im Fandom im Allgemeinen und in Deutschland im Besonderen und stellte die - wie ich vermute, in manchen Kreisen etwas ketzerische - Behauptung auf, daß die personellen Überschneidungen und, sagen wir mal, kulturellen Ähnlichkeiten zwischen Gruppen wie traditionellen (Buch-)SF-Fans, Serienfans, Comicfans usw. groß genug seien, um sie alle unter 'Fandom' zu subsumieren (wenn auch vielleicht ein Begriff wie Geekdom noch etwas besser wäre, dann könnte man auch noch Rollenspieler usw. adoptieren *g*) - und daß selbst dann die Gesamtgruppe 'Fandom' noch klein genug sei, um in verschiedenen Bereichen immer wieder den selben Leuten über den Weg zu laufen. Mir passiert das nämlich irgendwie ständig.
Es gibt zwar durchaus Grenzgänger zwischen den verschiedenen Bereichen des Fandoms, aber ich würde doch sagen, daß es doch gewisse Unterschiede zwischen den »normalen« Comic-/Literatur-Fans und den fanatischen Film/Kino-Fans gibt, die bereit sind einige hundert Euro auszugeben um eine Handvoll Schauspieler zu sehen und noch mal weitere Euros abdrücken, um sich ein Autogramm zu kaufen. Denn im zweiteren Fall steht nur allzu oft eine Person im Vordergrund, während im anderen Fall ein Genre, ein Werk im Mittelpunkt steht.
Und es ist mir natürlich schon bewußt, daß es genug Serien-Fans gibt, die sich nicht für den Schauspieler interessieren, der in Folge XY den dritten Soldaten von Rechts gespielt hat, und denen es auch egal ist, was dieser dann zu erzählen hat. Aber es gibt genau diese Spezies... und diese Leute fehlen im Literaturfandom aus bekannten Gründen fast völlig.
Und lustigerweise kenne ich durchaus einige »Media«-Fans, die sich gerne auch auf »Literatur-Cons« tummeln, weil man dort ohne den unendlichen Kommerz auskommt.
L.N. Muhr hat geschrieben:und die überschneidung comic/ sf habe ich in meinem bekanntenkreis kaum. und wenn, dann liest man meist eine sorte sf oder eine sorte comic, aber kaum vielfalt ...
Doch, die Überschneidung kenne ich, doch die meisten dieser Leute sind halt nur in einem Bereich wirklich aktiv.
Und ich denke, das ist genau einer der Hauptgründe, warum es so wenige »Wanderer zwischen den Welten« gibt: viele konzentrieren sich halt lieber auf einen Fandombereich.
Echte Vampire schillern nicht im Sonnenlicht, sie explodieren. Echte Helden küssen keinen Vampir, sie töten ihn.
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