Spiegel Interview mit Karlheinz Steinmüller

Science Fiction in Buchform
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Doop
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Ungelesener Beitrag von Doop »

Michael Szameit sollte man nicht vergessen.
Prokop und Erik Simon, die Brauns und Fuhrmann wurden schon genannt.

Und ich mochte Ranks "Ohnmacht der Allmächtigen" und Ziegiebels "Zeit der Sternschnuppen".

Aber bitte komme mir jetzt niemand mit den kommunistischen Militaristen Kröger und Tuschel an....

Hier ist ein Link zu einer Abstimmung über die besten Bücher der DDR-SF: Wer das damals gelesen hat (oder später), der kann ja mitmachen...

http://www.gloss-science-fiction.de/and ... -SF-Bücher
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Martin
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Ungelesener Beitrag von Martin »

L.N. Muhr hat geschrieben:ich kenne kaum ein halbes dutzend ost-autoren, die überhaupt spannende sf schreiben konnten. das meiste war tief in den kinderschuhen steckender pulp-kram mit ideologischer einfärbung.
Was im Grunde nur zeigt, dass die Gesamtmenge der Ostblock-SF schon damals nicht anders zusammengesetzt war als die auf der anderen Seite des Eisernen Vorhangs. :lehrer:

Bis heute ist allerorten das Meiste Pulp mit ideologischer Färbung, nur halt zumeist mit anderer Ideologie.
Dem Pulp-Aspekt der Ostblock-SF kann man hingegen noch zugute halten, dass er in einem non-liberalen System etwas Rebellisches und Befreiendes hatte, während er ansonsten ausschließlich auf Unterhaltung abzielt (Was latürnich nichts Schlechtes ist ...). :)

Übrigens findet man gerade in stark (und aufrichtig) ideologisch verbrämten Arbeiten viele Dinge, die jedem Freund der Social Fiction interessieren sollten. Mehr kann man gar nicht in Köpfe kucken, was Gesellschaftsmodelle angeht, weil es unverfälscht ist.
How can it be, that you cannot see / what they are doing with thee?
Spending your time, living your life / inside their machines there is one empty file ...
It is me.
(Sonata Arctica: Blank File)
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L.N. Muhr
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Ungelesener Beitrag von L.N. Muhr »

systemkonforme ideologie wie die oben von doop erwähnte hatte nichts befreiendes. pulp sind hier die spiele zum brot, mit denen die masse bei laune gehalten werden soll.

amüsanterweise wurde gegen ende der ddr - muss so um 88 gewesen sein - im lexikon der ddr-sf sogar kritik laut gegen diese masse der billigst-sf-eigenproduktion.

und jene "unverfälschten gesellschaftsmodelle" bekam man in identischer form in allen medien um die ohren gehauen. in so viele köpfe muss keiner gucken, wenn überall das gleiche drin ist.
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Doop
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Ungelesener Beitrag von Doop »

Ellen hat Recht, das was die herren Tuschel, Kröger und ein paar andere produzierten kann man heute nur noch als SF-Historiker mit Interesse am abwegigen lesen. Es geht mir dabei weniger um ideologische Einschübe oder den Pulp-Charakter. Es geht mir um die Langeweile. Hat mal jemand "Die Kristallwelt der Robina Crux" gelesen von Alexander Kröger? Dann weißer er/sie was ich meine.

Hingegen gab es gute Bücher, die Pulpelemente zur Tarnung nutzten (Prokops Timothy-Truckle-Erzählungen, Szameits Weltraumfantasien) und aus der Sowjetunion kam ein reinrassiger, sauspannender Pulpzyklus (Snegows "Menschen wie Götter"-Trilogie). Als Heranwachsender, der noch nicht an den Stoff aus dem westen herankam, war das großartig. Und auch Steinmüller zählte zu diesen Helden meiner Jugend.... Die Steinmüllers schrieben eben (wie auch Simon, die Brauns, Szameit u.a.) unideologische (nicht-kommunistische) SF.
Montag
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Ungelesener Beitrag von Montag »

Also um mal auf das Interview zurückzukommen. Das fand ich jetzt nicht son prall. Ein paar interessante Gedanken waren dabei (Entmystifizierung der REligion, wird unsere WElt da nicht noch ökonomischer und technokratischer? ). Aber so im großen Ganzen war das doch arg spekulativ. Mich hätte interessiert, aufgrund welcher Daten man Prognosen oder Modelle oder Szenarien aufstellt und welchen Zeitrahmen man noch einigermaßen überblicken kann.
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Shock Wave Rider
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Ungelesener Beitrag von Shock Wave Rider »

Montag, Du hast das (Un-)Wesen der Futurologie durchschaut!
Das ist Kaffeesatzleserei mit pseudowissenschaftlichem Überbau.
Und so was wird von unseren Steuergeldern bezahlt...

Doop: Da hat sich nach dem Mauerfall wenig geändert bei Kröger. Ich kenne von ihm nur "Chimären" (2002). Und das fand ich zum Einschlafen...

Gruß
Ralf
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Montag
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Ungelesener Beitrag von Montag »

Dabei gibt es doch Wissenschaftszweige, die durchaus kurzfristige Szenarien und Prognosen über zukünftige Entwicklungen treffen können. Und das alles anhand von Zahlen und Fakten, Fakten, Fakten. Harte Wissenschaft. Da bräuchte die Futurologie doch nur mal alles in einen Topf schmeißen und sich was cleveres ausdenken.
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Stefan Hoffmann
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Ungelesener Beitrag von Stefan Hoffmann »

Ehrlich gesagt habe ich gar nix gegen Kaffeesatzleserei einzuwenden, ob mit pseudowissenschaftlichem Überbau oder ohne, sofern sie interessante Gedanken anstößt.

Dass sowas von unseren Steuergeldern bezahlt wird, stört mich deutlich weniger als beispielsweise Brücken für Autobahnen, die nie gebaut werden. :)

Leider fand ich das Interview in dieser Hinsicht nicht sonderlich erhellend. Matthias Horx hat da mehr Spaß gemacht:
http://www.spiegel.de/politik/deutschla ... 63,00.html

Was sicher daran liegt, dass ich gesellschaftliche Projektionen einfach bedeutend spannender finde als irgendwelchen Nano-Blabla.


Stefan
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Montag
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Ungelesener Beitrag von Montag »

Man, erzählt der viel Scheiße. Ich habe schon Artikel von ihm in pseudowissenschaftlichen Magazinen gelesen. Das war genau das gleiche.
Ja die Zukunft wird so toll. Das renkt sich alles ein.

Wenn man nicht gerade Klima-Forscher ist, sollte man vorsichtig sein mit Aussagen wie: Die globale Erwärmung wird schon nicht so schlimm.
Schon jetzt sind die Auswirkungen des Klimawandels spürbar und katastrophal. Es gibt Szenarien, in den in 50 Jahren die Alpengletscher weg sind. Sag jetzt noch einer: Ist nicht so Ernst.

Der Wohlstand nimmt zu.
Das wurde Anfang der 50er für Afrika auch prognostiziert. Und die Leute sind ärmer geworden. Die Verhältnisse sind noch schlimmer.

Große Unternehmen kümmern sich um soziale Fragen.
Na danke, da will ich nicht drauf hoffen. Nicht solange das kapitalistische System existiert.

Die Urbanisierung löst alle sozialen und ethnischen Konflikte.
Das Zusammenleben von Menschen ist immer mitKonflikten verbunden. Warum sollte sich das ändern?

Die autonome Entwicklung der eigenen Persönlichkeit im Verbund mit anderen Menschen.
Hört sich nach einem wiederspruch an. Ich halte die eigene Persönlichkeitsentwicklung nicht für so erstrebenswert. Ne tolle Familie ist auch gut.

Das sind so die Dinge, die mir jetzt zu erst mal aufgefallen sind. Im großen und ganzen finde ich die Aussagen von dem Typ halt bescheuert, weil er nie Konflikte und Probleme benennt. Es ist alles sehr platt und einseitig. Und eigentlich immer optimistisch. Man muss auch mal Probleme benennen können.
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Shock Wave Rider
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Ungelesener Beitrag von Shock Wave Rider »

Stefan Hoffmann hat geschrieben:Matthias Horx hat da mehr Spaß gemacht:
http://www.spiegel.de/politik/deutschla ... 63,00.html
Danke für den Link, Stefan!

In gewisser Hinsicht stimme ich Montag zu. Die Zukunft, die Horx entwirft, verlangt enorme Wandlungen. Der Weg dorthin wird mit Konflikten gepflastert sein.
Dennoch: Eine optimistische Stimme unter lauter Warnern tut mal ganz gut.

Ist das eigentlich der gleiche Matthias Horx, der 1986 die PR-Parodie "Die galaktische Gurke" (mit Parody R. Hodan) geschrieben hat?

Gruß
Ralf
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L.N. Muhr
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Ungelesener Beitrag von L.N. Muhr »

ja.
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Stefan Hoffmann
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Ungelesener Beitrag von Stefan Hoffmann »

Shock Wave Rider hat geschrieben:In gewisser Hinsicht stimme ich Montag zu. Die Zukunft, die Horx entwirft, verlangt enorme Wandlungen. Der Weg dorthin wird mit Konflikten gepflastert sein.
Dennoch: Eine optimistische Stimme unter lauter Warnern tut mal ganz gut.
Natürlich habt Ihr Recht. Der gute Mann reicht da etliche ungedeckte Schecks ein. Interessant fand ichs trotzdem. Er hat ja nun beileibe keinen wissenschaftlichen Ansatz, weshalb ich aber nichtsdestotrotz viele seiner Gedanken gar nicht mal uninteressant finde - wenngleich nicht unbedingt deshalb, weil man sie für bare Münze nehmen sollte.

Dass der Wohlstand zunimmt, war keine reine Prognose von ihm, sondern basierte schon auf der Wohlstandsentwicklung der letzten Jahrzehnte. Und dass beispielsweise unsere östlichen Nachbarn, China und Indien irgendwann westliches Wohlstandsniveau haben werden, das ist ja keine so irre gewagte Prognose. Dass Afrika in dieser Rechnung nur am Rande vorkommt, kann ich ihm nicht verdenken. Wer würde da schon eine Vorhersage wagen?

"Große Unternehmen kümmern sich um soziale Fragen." <-- solche Aussagen kann man natürlich nur mit tiefstem Stirnrunzeln lesen. Die Tendenz geht ganz offensichtlich in die Richtung, Unternehmen immer weiter von Steuern und Abgaben zu entlasten. Insofern ziehen sich die Firmen derzeit aus der Finanzierung des Gemeinwesens und der Sozialleistungen immer weiter heraus. Wenn sie stattdessen irgendwo ein paar Almosen springen lassen, ist das sicher kein gesellschaftlicher Fortschritt.

Sehr interessant fand ich die gesunkenen Geburtenraten in den genannten Schwellenländern. Ich gehe einfach mal davon aus, dass das auf seriösen Zahlen beruht. Das ist natürlich schon eine starke Entwicklung und einen Zusammenhang der Bevölkerungsexplosion im letzten Jahrhundert mit der Radikalisierung der islamischen Welt gibt es sicher auch. Aber war's das schon? Mir fielen da auch einige durchaus handfeste poltische Ursachen ein, die sich mit weniger Kindern kaum von selbst lösen werden.


Stefan
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Re: Spiegel Interview mit Karlheinz Steinmüller

Ungelesener Beitrag von breitsameter »

Ich bin gerade über einen Artikel in der FAZ gestoßen, der hier sehr gut dazu paßt - auch und weil gerade der letzte Beitrag aus dem Jahr 2007 stammt:

http://www.faz.net/frankfurter-allgemei ... 78617.html

Hier ein ZItat:
Wer heute die Wirtschaftsprognosen des Jahres 2007 nachliest, ist überrascht, wie positiv damals die Aussichten für die Jahre 2008 bis 2010 ausgefallen sind. Ein Jahr später, 2008, implodierte der Finanzmarkt. Nach den Ursachen der Finanzkrise befragt, antworten dieselben Experten heute mit einer stringenten Geschichte: Ausweitung der Geldmenge unter Greenspan, lockere Vergabe von Hypotheken, korrupte Ratingagenturen, tiefe Eigenkapitalvorschriften und so weiter. Die Finanzkrise erscheint rückblickend als vollkommen logisch und zwingend. Und doch hat kein einziger Ökonom - es gibt weltweit rund eine Million Exemplare dieser Spezies - ihren genauen Ablauf vorausgesagt. Im Gegenteil: Selten ist eine Expertengruppe dem Rückschaufehler so sehr auf den Leim gekrochen.
Echte Vampire schillern nicht im Sonnenlicht, sie explodieren. Echte Helden küssen keinen Vampir, sie töten ihn.
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Re: Spiegel Interview mit Karlheinz Steinmüller

Ungelesener Beitrag von Bully »

5 min. Erleuchtung für 5 Euro? Vergisst man seinen Einblick ins Nirvana dann sofort wieder?

Klingt mir entweder nach einer teuren neuen Droge oder nach dem religiösen Äquivalent zum Doping im Sport.
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