Ist der Kurd-Laßwitz-Preis reformierbar?

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Mammut
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Ungelesener Beitrag von Mammut »

Die Idee mit der zweijährigen Preisvergabe halte ich auch für eine sehr gute Idee. Das würde den Preis mit Sicherheit aufwerten.
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Andreas Simon
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Ungelesener Beitrag von Andreas Simon »

Frank Böhmert hat geschrieben:
Andreas Simon hat geschrieben:Warum ist eigentlich der "Bestes Hörspiel"-Preis an eine Ausstrahlung im Radio gekoppelt? Wozu diese Einschränkung?
Ich weiß es nicht. Kommt mir veraltet vor. Frag doch Udo Klotz direkt!
Habe vom Ö/R-SF-Hörspiel-Guru persönlich eine Antwort erhalten. Ich zitiere Herrn Tröster auszugsweise...
Als die Statuten formuliert wurden, gab es bei Tonträgerverlagen praktisch keine Eigenproduktionen, nur Übernahmen von Produktionen des Rundfunks, lässt man einmal Abenteuerspektakel der banalen Art außen vor. Das ist der Grund, warum bisher niemand an eine diesbezügliche Änderung der Statuten gedacht hat.

Tatsächlich kenne ich auch aus jüngster Zeit NICHT EINE EINZIGE Verlagsproduktion, die auch nur im Entferntesten die Qualifikation für eine Nominierung besessen hätte. [...] Wenn mir je ein Titel zu Ohren käme, der eine Nominierung wert wäre, wäre ich der Letzte, der nicht persönlich eine Nominierung aussprechen würde, und wenn mich je eine Nominierung erreichte, die auch nur die leiseste Chance hätte, in die engere Wahl der Jury zu kommen, würde ich mich persönlich dafür stark machen. Die Statuten aus gegebenem Anlass ad hoc zu ändern, wäre mit Sicherheit kein Problem und eine Sache von nur wenigen Tagen.

Ich möchte noch Folgendes zu bedenken gaben. Tatsächlich hat der öffentliche Rundfunk in Deutschland schon immer die Rolle eines Mäzens gespielt, d.h. junge oder neue Autoren gefördert. In den letzten Jahren sind einige Rundfunkanstalten dazu übergegangen, gezielt Produktionen zu senden, die als Autorenproduktionen außerhalb eines Rundfunkstudios entstanden sind, darunter einige ganz beachtliche Stücke. Der Rundfunk ist aber nicht nur Mäzen, sondern hat auch eine gewisse Filterfunktion. Nur Stücke, die in qualitativer (nicht technischer) Hinsicht eine Mindestanforderung erfüllen, bekommen die Chance, öffentlich gesendet zu werden. Was natürlich umgekehrt keineswegs bedeutet, dass es nicht dereinst eine hervorragende Verlags- oder Autorenproduktion geben könnte, die nicht den Weg zu den Funkanstalten findet, und es schließt leider auch nicht aus, dass einzelne Rundfunkredaktionen aus Gründen, die ich an dieser Stelle nicht diskutieren möchte, gelegentlich unsagbar debile und peinliche Produktionen ins Programm nehmen, über die man besser schweigt.

Setzt der Rundfunk mehrheitlich auf Qualität, setzen die Verlage nach wie vor überwiegend auf berühmte Autoren, klangvolle Sprecher und populäre Stoffe. Dies mag der Grund sein, dass mir bisher noch keine Verlagsproduktion bekannt geworden ist, die ein Anwärter auf den Kurd-Laßwitz-Hörspielpreis gewesen wäre.

Meinungen dazu?
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Helge
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Ungelesener Beitrag von Helge »

Da stellt sich die Frage, welchen Sinn wohl eine Regelung hat, die ausdrücklich Fälle ausschließt, die ohnehin nicht vorkommen.
Wenn ich die Antwort richtig verstanden habe, dann ist also zu erwarten, dass diese Ausschlussregelung in dem Moment, wo ein richtig gutes Hörspiel außerhalb des Rundfunks erscheint, schnell und unbürokratisch abgeschafft wird, um dieses Hörspiel zu nominieren? Na, das wollen wir uns doch mal merken für die nächsten paar Jahre ...
Nebenbei bemerkt gibt es so eine komische und für mich nicht nachvollziehbare Regelung auch für SF-Kunst; da reicht es nämlich keineswegs, dass diese SF und gut sind, sondern es dürfen nur Werke nominiert werden, die ein SF-Werk illustrieren. Kein noch so gutes SF-Gemälde, das lediglich in einer Mainstream-Illustrierten, als CD-Cover oder sonstwo erscheint, hätte also eine Chance auf den KLP.
Ausreichend hochentwickelte Magie ist nicht von Technologie zu unterscheiden.
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Andreas Simon
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Re:

Ungelesener Beitrag von Andreas Simon »

Helge hat geschrieben:Wenn ich die Antwort richtig verstanden habe, dann ist also zu erwarten, dass diese Ausschlussregelung in dem Moment, wo ein richtig gutes Hörspiel außerhalb des Rundfunks erscheint, schnell und unbürokratisch abgeschafft wird, um dieses Hörspiel zu nominieren? Na, das wollen wir uns doch mal merken für die nächsten paar Jahre ...
Also, diesmal scheint es ja weder im Rundfunk noch auf dem Hörspielmarkt irgendetwas gegeben zu haben, was preiswürdig erscheint. Ich finde, an dieser Stelle wäre doch ein Statement hilfreich, in dem die Jury erklärt, warum nicht nominiert wurde: keine Hörspiele da? Alle Kandidaten zu schlecht?
Helge hat geschrieben:Nebenbei bemerkt gibt es so eine komische und für mich nicht nachvollziehbare Regelung auch für SF-Kunst; da reicht es nämlich keineswegs, dass diese SF und gut sind, sondern es dürfen nur Werke nominiert werden, die ein SF-Werk illustrieren. Kein noch so gutes SF-Gemälde, das lediglich in einer Mainstream-Illustrierten, als CD-Cover oder sonstwo erscheint, hätte also eine Chance auf den KLP.
Das wäre allerdings in der Tat eine Reformidee. Aus Deutschland habe ich schon einige innovative SF-Bilder gesehen in den letzten Jahren - sogar in professioneller Veröffentlichungsform, nicht nur auf Websites.

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Zuletzt geändert von Andreas Simon am 30. März 2008 19:48, insgesamt 1-mal geändert.
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Michael Helemann

Re: Re:

Ungelesener Beitrag von Michael Helemann »

Andreas Simon hat geschrieben:Also, diesmal scheint es ja weder im Rundfunk noch auf dem Hörspielmarkt irgendetwas gegeben zu haben, was preiswürdig erscheint.
Jaja, seit Herr Hasselblatt tot ist, gibt es ja auch keine gute Hör-SF im Radio mehr... und das, was ausserhalb des Radios stattfindet... igitt ...
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Andreas Simon
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Re: Ist der Kurd-Laßwitz-Preis reformierbar?

Ungelesener Beitrag von Andreas Simon »

Erfreulich, dass zumindest Dirk van den Boom in das gleiche Horn pustet...
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Re: Ist der Kurd-Laßwitz-Preis reformierbar?

Ungelesener Beitrag von Khaanara »

Andreas Simon hat geschrieben:Erfreulich, dass zumindest Dirk van den Boom in das gleiche Horn pustet...
Gerade an "Mark Brandis" habe ich auch hier gedacht, das ist doch schon besser und spannender als manche Rundfunkproduktionen ! Wohl, wie die aktuellen Rhodan-Hörspiele zu Trivial für den KLP ! :)
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a3kHH
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Re: Ist der Kurd-Laßwitz-Preis reformierbar?

Ungelesener Beitrag von a3kHH »

Andererseits : Wo will man die Grenze zwischen Hörspiel und Hörbuch ziehen ? Und Hörbücher sind heutzutage viel stärker gefragt als Hörspiele (was mir persönlich mißfällt), müßte man sie nicht hier auch einbeziehen ?
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Andreas Simon
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Re: Ist der Kurd-Laßwitz-Preis reformierbar?

Ungelesener Beitrag von Andreas Simon »

a3kHH hat geschrieben:Andererseits : Wo will man die Grenze zwischen Hörspiel und Hörbuch ziehen ? Und Hörbücher sind heutzutage viel stärker gefragt als Hörspiele (was mir persönlich mißfällt), müßte man sie nicht hier auch einbeziehen ?
Hmm... In einem Hörbuch kann man doch eigentlich nur die Interpretation (Sprecherleistung) und die (eventuelle) Kürzung (Redaktionsleistung) auszeichnen. Hier ist vielleicht die Schaffenshöhe nicht groß genug für eine spezielle Auszeichnung im SF-Bereich. Eine Hörspielbearbeitung -- wenn es sich denn um eine Adaption handelt, und mehr noch, wenn es ein Originalstoff ist -- ist schon eine eher eigene Literaturform.
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Re: Ist der Kurd-Laßwitz-Preis reformierbar?

Ungelesener Beitrag von Khaanara »

a3kHH hat geschrieben:Andererseits : Wo will man die Grenze zwischen Hörspiel und Hörbuch ziehen ? Und Hörbücher sind heutzutage viel stärker gefragt als Hörspiele (was mir persönlich mißfällt), müßte man sie nicht hier auch einbeziehen ?
Es gibt da eigentlich keine Grenze !
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Andreas Simon
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Re: Ist der Kurd-Laßwitz-Preis reformierbar?

Ungelesener Beitrag von Andreas Simon »

Khaanara hat geschrieben:Gerade an "Mark Brandis" habe ich auch hier gedacht, das ist doch schon besser und spannender als manche Rundfunkproduktionen ! Wohl, wie die aktuellen Rhodan-Hörspiele zu Trivial für den KLP ! :)
Man kann davon ausgehen, dass sie Rhodan und Brandis nicht angehört haben, weil die Jury "gute SF" mit "im ö/r Rundfunk gesendet" gleichsetzt.

Es kann aber auch sein, dass sie sie einfach nur grottenschlecht finden:
Die Hörspieljury pausiert dieses Jahr, denn in der Kategorie Hörspiel konnte auch von den Juroren in diesem Jahr kein Werk genannt werden, dass einen SF-Preis verdient hätte (und keines der herausragenden Werke konnte der SF zugeordnet werden).
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breitsameter
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Re: Ist der Kurd-Laßwitz-Preis reformierbar?

Ungelesener Beitrag von breitsameter »

Andreas Simon hat geschrieben:Man kann davon ausgehen, dass sie Rhodan und Brandis nicht angehört haben, weil die Jury "gute SF" mit "im ö/r Rundfunk gesendet" gleichsetzt.
Die Frage ist, was man dagegen tun kann. Vielleicht sollte man mal den Putsch wagen und Udo Klotz und Horst Tröster explizit nach den Mitgliedern der Jury fragen (oder sind diese bekannt?), und außerdem mal eruieren, warum diese Maßstäbe so angesetzt werden.
Oder man geht gleich anders vor und ignoriert diese Sparte, die Dank dieser Jury völlig an Bedeutung verloren hat. Irgendwie traurig, denn eigentlich sollte die Jury ja genau das Gegenteil bewirken...
Echte Vampire schillern nicht im Sonnenlicht, sie explodieren. Echte Helden küssen keinen Vampir, sie töten ihn.
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Frank Böhmert

Re: Ist der Kurd-Laßwitz-Preis reformierbar?

Ungelesener Beitrag von Frank Böhmert »

breitsameter hat geschrieben:Die Frage ist, was man dagegen tun kann. Vielleicht sollte man mal den Putsch wagen und Udo Klotz und Horst Tröster explizit nach den Mitgliedern der Jury fragen (oder sind diese bekannt?), und außerdem mal eruieren, warum diese Maßstäbe so angesetzt werden.
Ich wüsste nicht, wieso man da putschen muss. Wer zum Kreis der Abstimmungsberechtigten gehört und an Hörspielen Interesse hat, braucht sich ja bloß für die Hörspieljury anzumelden.

Frank, der das aber ganz gewiss nicht tun wird
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Andreas Simon
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Re: Ist der Kurd-Laßwitz-Preis reformierbar?

Ungelesener Beitrag von Andreas Simon »

breitsameter hat geschrieben:
Andreas Simon hat geschrieben:Man kann davon ausgehen, dass sie Rhodan und Brandis nicht angehört haben, weil die Jury "gute SF" mit "im ö/r Rundfunk gesendet" gleichsetzt.
Die Frage ist, was man dagegen tun kann. Vielleicht sollte man mal den Putsch wagen und Udo Klotz und Horst Tröster explizit nach den Mitgliedern der Jury fragen (oder sind diese bekannt?), und außerdem mal eruieren, warum diese Maßstäbe so angesetzt werden.
Naja, das wird ja oben umfassend erklärt. Und natürlich lässt sich über Geschmack (nicht/trefflich) streiten. Wenn die Jury also feststellt, dass ihrer Meinung nach 2008 überhaupt keine Produktion und jenseits des ö/r Rundfunks grundsätzlich keine Produktion gut genug ist für eine Nominierung -- was soll man dagegenhalten?
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Interplanar
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Re: Ist der Kurd-Laßwitz-Preis reformierbar?

Ungelesener Beitrag von Interplanar »

Als die Brandis-Hörspielserie jetzt zuende ging, gab's erfreulicherweise auf MDR Figaro jetzt einmal einen fünfminütigen Bericht über ihren Inhalt, Buchautor und Unterhaltungswert -- die Abgrenzung des "kommerziellen Hörspiels" zur "reinen Lehre" scheint jedenfalls radioseits manchmal nicht ganz so streng gesehen zu werden.

http://www.markbrandis.de/assets/MarkBr ... assung.mp3
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