Solaris ?

heino
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Ungelesener Beitrag von heino »

ich hatte mir gestern endlich mal Solaris ausgeliehen und dann bin ich doch beim anschauen tatsächlich eingeschlafen. Peinlich, peinlich :oops:
Ich kannte weder das Buch noch die erste Verfilmung und kann deswegen auch ganz unvoreingenommen sagen, daß ich den Film einfach nur todlangweilig fand. Einfach nicht mein Fall..........
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breitsameter
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Ungelesener Beitrag von breitsameter »

Da MUSS ich einfach gleich etwas entgegensetzen. Habe den Film soeben gesehen und ich bin - wider Erwarten - sehr begeistert davon (die russische Verfilmung von 1972 hebe ich mich auf, falls ich mal wieder Schlafstörungen haben sollte).

Der Film ist nicht nur fast perfekt erzählt und fotografiert (was für traumhaft schöne Einstellungen), sondern er macht auch aus einem unausgewogenen Roman eine runde und glaubhafte Geschichte. Nein, ich bin kein Fan von Stanislaw Lem, aber ich könnte nach diesem Film zu einem Fan von Soderbergh werden.
Es ist sehr schade, dass dieser Film, der ähnliche Qualitäten wie Blade Runner besitzt, so gefloppt ist. Aber es ist, sind wir mal ehrlich, auch verständlich. Auch ich habe sehr gezögert, mir den Film anzusehen, und nein, auch ich werde mir den Film so schnell nicht wieder anschauen. Und doch bin ich sehr froh, dass ich ihn nun endlich gesehen habe (er lag hier schon längere Zeit 'rum).

Fazit: :prima:
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Ungelesener Beitrag von heino »

das mußt du mir jetzt näher erklären. Wo siehst du denn da parallelen zu Blade Runner?
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breitsameter
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Ungelesener Beitrag von breitsameter »

heino hat geschrieben:das mußt du mir jetzt näher erklären. Wo siehst du denn da parallelen zu Blade Runner?
Ich schrieb: "er besitzt ähnliche Qualitäten wie Blade Runner". Mal abgesehen von der Tatsache, dass es bei allen Szenen auf der Erde regnet, ist er ähnlich wie Blade Runner intelligent erzählt, er hat gefloppt und er geht einer ähnlichen Frage nach. Bei Blade Runner heisst die Frage, ob Replikanten dem Menschen ebenbürtig sind, oder nur Maschinen. Bei Solaris taucht die Frage auf, ob die "Besucher" nur Kopien nach den Erinnerungen sind und deshalb zwangsläufig immer in ihren Fehlern gefangen, oder ob das ein nebensächlicher Problem ist, dass überwunden werden kann. Für Kelvin ist die Frage: will ich Rheya endgültig aufgeben und Solaris verlassen, oder bin ich auch mit einer "Kopie" zufrieden?
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Ungelesener Beitrag von heino »

Da ich den Film nicht ganz angeschaut habe, kann ich natürlich nichts über die gesamte Handlung sagen. Insofern kein Kommentar von mir über die Frage, die sich Kelvin da stellt. Aber ist Regen in jeder Szene wirklich ein Qualitätsmerkmal oder doch nicht einfach nur ein seit Blade Runner überstrapaziertes Stilmittel? Ich tendiere da eher zu letzterer Ansicht. Und daß er gefloppt ist, ist zwar schade, aber auch kein Qualitätsmerkmal, sondern nur traurige Tatsache. Daß Soderbergh ein intelligenter Erzähler ist, bezweifle ich gar nicht. Leider ist er meiner Meinung nach kein unterhaltsamer Erzähler.
Zuletzt geändert von heino am 17. August 2003 20:18, insgesamt 1-mal geändert.
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Oliver
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Ungelesener Beitrag von Oliver »

Florian,

ich kann Dein Statement zu Solaris vollkommen unterschreiben, ich habe ihn genauso gesehen wie Du. :bier:

Mir hat der Film auch sehr gefallen, aus den gleichen Gründen, trotzdem ist es keiner, den ich mir zwanzig mal ansehen könnte.

Ja, die Einstellungen sind teilweise traumhaft schön und mir hat auch die Musik sehr gefallen.
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Ungelesener Beitrag von heino »

was die Musik angeht, kann ich euch beiden nur beipflichten. Die war wirklich sehr schön und das ist ja inzwischen doch eher die Ausnahme
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Ungelesener Beitrag von breitsameter »

Das stimmt leider. Da wird oft sehr, sehr viel Geld bei Hollywood-Produktionen für CGI-Effekte und bekannte Schauspieler ausgegeben, aber die Filmmusik wird mehr und mehr vernachlässigt und ist oftmals nur ein "Klangbrei", der sich indifferent über den gesamten Film legt.

Aber das ist es, was ich oben auch sagen wollte: "Solaris" ist eine wunderbare Produktion, weil eben soviel wert auf alles gelegt wurde. Auf den Ton, das Bild und auch auf die Musik. Eigentlich fast schade, dass es trotzdem noch ein so schwieriger Film geworden ist, den man sich nicht so oft anschauen kann. :roll:

Habe ich schon erwähnt, dass "Children of Dune" eine doch sehr schöne Filmmusik hat, die obwohl wesentlich schwungvoller und von einem anderen Komponisten, auch Elemente vom Score Graeme Revells aufgreift?
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Ungelesener Beitrag von heino »

okay, da kann ich dir uneingeschränkt zustimmen :bier: gut gemacht in technischer Hinsicht ist Solaris auf jeden Fall. Ich sehe übrigens eine Parallele zwischen Soderbergh und Kubrick. Bevor jetzt alle schreien:ich meine damit, daß beide Regisseure technisch extrem gute, aber leider auch oft sehr unzugängliche Filme produzieren/produziert haben.

"Children of Dune" werde ich auf jeden Fall eine Chance geben, wenn es im TV läuft. Kann ja eigentlich nur besser sein als der Vorgänger.
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Oliver
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Ungelesener Beitrag von Oliver »

heino hat geschrieben:okay, da kann ich dir uneingeschränkt zustimmen :bier: gut gemacht in technischer Hinsicht ist Solaris auf jeden Fall. Ich sehe übrigens eine Parallele zwischen Soderbergh und Kubrick. Bevor jetzt alle schreien:ich meine damit, daß beide Regisseure technisch extrem gute, aber leider auch oft sehr unzugängliche Filme produzieren/produziert haben.
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Jorge

Lems Meinung zur Neuverfilmung

Ungelesener Beitrag von Jorge »

Hab folgenden Artikel entdeckt:

Fünfundreißig Jahre nachdem Sie Ihren Roman "Solaris" veröffentlicht haben, hat der amerikanische Regisseur Steven Soderbergh nun eine zweite Verfilmung angefertigt. Was halten Sie davon ?

Ich habe bisher nur Rezensionen gelesen. Die Streuung zwischen Ablehnung und Bewunderung ist enorm. Man wird daraus nicht klug. Was ich Ihnen sagen kann, ist, wie ich das Buch vor vierzig Jahren konzipiert habe: nämlich nicht als eine Romanze im Weltall. So etwas hätte mich überhaupt nicht interessiert.

Was ist das wesentliche an "Solaris" ?

Ich habe, ausgehend von meinem Interesse an fremden Zivilisationen, mich gegen die von den Amerikanern verbreitete Vorstellung gewandt, daß es entweder humanoide Kulturen gibt oder niemanden. Da wollte ich etwas anderes dagegenstellen. Solaris ist ein Planet, auf dem eine gallertartige, ozeanartige Masse entstanden ist, die von einem Teil der Wissenschaft als lebendig und vom anderen Teil als etwas anderes angesehen wird. Es sollte nicht zu einem Kontakt kommen, weil dieser gar nicht möglich ist. Das Problem im amerikanischen SF ist, daß das ganze Weltall Englisch spricht. Schauen Sie sich "Star Trek" und diesen ganzen Schwachsinn mit langen Nasen und spitzen Ohren an, das konnte ich nie ertragen. Dieser Ozean mußte also Verhaltensweisen aufzeigen, weil er keine tote Materie ist. Deshalb habe ich Muster erfunden, die Mimoide, Symmetriaden, Längichte und so weiter. Wie der Ozean sie herstellt, das können die Menschen nicht begreifen. Sie interessieren den Ozean sowieso nur so viel, wie uns Ameisen interessieren. Die Ameisenmenschen versuchen in "Solaris" aber trotzdem Kontakt aufzunehmen, doch der Ozean reagiert nicht, denn er kennt keine Sprache. Er versucht aber, auf seine Weise an die Menschen zu gelangen, an die verdrängten Inhalte menschlicher Seelen, an sehr peinliche Erlebnisse, die tief vor der Welt verborgen sind. Bei Sartorius ist das ein Kind. Und in Kelvin verbirgt sich seine Frau, die Selbstmord begangen hat. Das ist alles.

In früheren Interviews haben Sie Ihr Mißfallen an Andrej Tarkowskis Verfilmung von 1972 geäußert. Warum mochten Sie Tarkowskis Film nicht ?

Bei der Arbeit mit Tarkowski habe ich mit dem Kerl mächtig gestritten, denn er wollte eine große Familie in dem Film haben, mit Babuschkas und Tanten und allem Drum und Dran - er war eben ein Russe. Ich habe eine Figur nach der anderen rausgeschmissen, aber es ist trotzdem ein ziemlich langer Film geblieben, dem es an den technischen Möglichkeiten fehlte, den Ozean visuell auszugestalten. Es mußte also ein psychologisches Drama bleiben. Ich muß bekennen, daß ich nicht die Ausdauer hatte, den Film zu Ende anzusehen. Als ich gelesen habe, daß Soderbergh ein Mittelding zwischen "Der letzte Tango" und "Odyssee im Weltraum" gemacht hat, war ich sehr erstaunt, denn ich sehe da keine Wahlverwandtschaft. Ich erhoffte mir, daß Soderbergh gewisse Möglichkeiten des modernen Films nutzen würde, um den Planeten zu animieren, also das, was Tarkowski nicht machen konnte. Ich höre aber, daß das nicht geschieht.

Bei Soderbergh ist der Planet eigentlich nur eine Art Bildschirmschoner, der keine eigene Rolle spielt...

Einige amerikanische Regisseure hat es wohl entäuscht, daß aus Harey kein Wurm oder Monster kriecht, das ist ja typisch. Bei mir gab es keine Monster.

Der Film ist eigentlich eher ein Kammerspiel. Er zeigt drei, vier Personen auf engstem Raum, die sich mehr oder minder über Dialoge verständigen. Und draußen schwebt die Masse des Planeten Solaris....

Aus meinem Roman sind erstaunliche Dinge gemacht worden, ein Ballett zum Beispiel, das hielt ich für absoluten Unsinn, aber ich hatte keine Chance, das zu verhindern.
Eigentlich war ich immer ein Gegner von Verfilmungen. Wenn ich etwas schreibe, dann verantworte ich jedes Wort und Komma, aber im Film bin ich als Autor ohnmächtig. Haben Sie schon von einem Romanautor gehört, der mit seiner Verfilmung zufrieden war ? Kinobilder haben eben ganz andere Begrenzungen als Prosa.

Wie ist es dann zu Soderberghs Verfilmung gekommen ?

Ich habe mich lange Zeit gegen das Projekt gewehrt. Aber dann habe ich mir gesagt, Mensch, du bist über 80 Jahre alt, du warst mit Tarkowski unzufrieden, Soderbergh gehört der neuen Generation amerikanischer Regisseure an, er ist nicht durch Hollywood vergiftet. So hatte es mir zumindest sein Agent erzählt. Ansonsten war mir nur bekannt, daß der Film erfreulicherweise erheblich kürzer als der von Tarkowski sein würde, daß man mir erhebliche Summen zahlen würde und daß ich allerlei Versprechen abgeben mußte, niemandem etwas zu erzählen, nichts gegen die politisch korrekte Besetzung mit einer Schwarzen zu sagen, also das Maul zu halten. Ich dachte miralso, was soll das, einmal ist keinmal, nicht wahr.

Gibt es überhaupt SF-Filme, die Ihnen gefallen ?

Das ist eine delikate Frage. Einzelne Stücke der "Odyssee im Weltraum" von Stanley Kubrick haben mir gefallen, allerdings nicht das unsinnige Ende. Aber nein, beglückt hat mich kein solcher Film. SF-Filme sind modisch geworden, aber sie enden immer mit Prügeleien und Laserkanonen, und das ist alles sehr langweilig. Auch "Herr der Ringe" und dergleichen läßt mich kalt.

Unter welchen Umständen ist Ihnen die Idee zu "Solaris" gekommen ?

Damals wußte ich nicht, was ich schreiben würde, es war nichts konzipiert. Die Idee des Planeten ist auf dem Papier vor mir erschienen. Ich war allein und ziemlich erstaunt. Das ist wie mit dem Träumen. Man weiß auch nicht, woher ein Traum kommt, warum man dieses Thema anpackt und nicht ein anderes.

Hat es die Idee eines intelligenten Planeten irgendwo anders gegeben ?

Davon wüßte ich nichts. Ich bin aber kein fleißiger Mann, der jede Zeile SF studiert hätte.

Wenn Sie "Solaris" heute noch einmal schrieben, würden Sie das Buch dann anders konzipieren ?

Das größte Rätsel ist doch: Wo soll man intelligente Leser finden ?

FAZ, 19.02.03
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Ungelesener Beitrag von Sven www.rechenkraft.de »

Der Mann ist doch einfach klasse, jetzt weiß ich auch, warum hier relativ wenige Lem Fans rumgeistern. :)


Wenn ich Eure Kommentare und die Besprechungen so lese, dann sind Buch und Film ganz schön auseinander gedriftet. Na schön, das kennt man ja zur Genüge. Schade das der alte Mann dem nicht einen Riegel vorgeschoben hat, na egal.

Zum :kotzen: finde ich aber (auch wieder mal), daß der Kunde teilweise schlicht betrogen wird ((...und die dritte Gruppe, die den Fehler machte und sich eine direkte 1:1-Romanverfilmung erwartete...) aus der o.a. Rezession, was denn das für ein Unsinn :evil: ).

Wenn Solaris, dann Lem.

Was es aber tatsächlich gibt, verdient maximal den Zusatz "frei nach Lem" tragen oder sollte besser gleich "Soderbergh´s Solaris" heissen.
Dann gibt es auch keine "falschen" Erwartungen.
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Kringel
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Ungelesener Beitrag von Kringel »

Jetzt habe ich den Film endlich auch gesehen und möchte Florian im wesentlichen beipflichten. Wichtig ist, daß man sich klarmacht: Der Film ist kein Remake von Tarkowskis Werk und als Romanverfilmung greift er nur die "menschliche Seite" der Geschichte auf.

Optisch ist er wunderschön, die Musik ist ebenfalls gut (hat mich ein wenig an den Soundtrack zu dem Spiel "Myst" erinnert). Jedenfalls ist es mal ein SF-Film, der ganz ohne Action auskommt. Ich würde ihn auch nicht als langweilig bezeichnen. Er befriedigt allerdings nicht die durch aktuelle Blockbuster entstandenen Sehgewohnheiten, aber das ist nicht unbedingt ein Mangel. Schade - wäre ich mal ins Kino gegangen, da hätte er noch besser gewirkt.
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Ungelesener Beitrag von Fjunch-Klick »

mich hat er an eine kubrick-produktion erinnert, so dass ich tatsächlich einigen bekannten weismachen konnte, dass stanley kubrick der macher ist ;-)
auf jeden fall ein sehr gelungener film!
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