So, ich bin jetzt auch durch. Mein Eindruck deckt sich mit den ersten Vorposte(r)n.
Obacht,
hier seyen Spoiler.
Zu den drei Haupthandlungssträngen fällt mir Achim Hiltrops Rezi-Einteilung ‚The Good, the Bad & the Ugly’ ein: Klasse fand ich den Survivalist-Handlungsstrang um Leon und Clara, da stimmten Identifikationsmöglichkeiten, Ausmalung des Chaos, wuchtige Action-Szenen, angebrachtes Pathos und Spannung. Da rannte man bei mir aber auch offene Türen ein, so was lese ich eh gerne.
Eher mäßig fand ich den Weltraum-Handlungsstrang, der so müde wirkte wie sein Held, der
Leider gab es hier keinerlei Überraschungen, so dass das Ende arg vorhersehbar war und damit diese Episode wenig spannend.
Nur mit Mühe konnte ich diesmal die Rachel Tooma-Handlung um dieses Hauptquartier lesen, weil ich einfach keine Funktion dieses Handlungsstrangs erkannte. Natürlich, es gibt eine dramaturgische und in der Handlung auch eine strategische, das wurde mir aber nur zu abstrakt vermittelt. Mir war es deshalb reichlich wurscht, ob dieses HQ und die Personen darin fällt oder nicht und ich musste mich zwingen, nicht diagonal zu lesen. Die arme Rachel hat es übel erwischt über die Trilogie: Stand sie im ersten Teil noch im Zentrum eines spannenden Handlungsstrangs, war sie im zweiten schon nur noch eine Kanonen-Bedienerin, um nun nur noch ein Zeichen zu sein. Das hat sie nicht verdient.
Allgemein: Da ich beim ersten Teil zu den Meckerern der Tentakel-aus-ihrer-Sicht-Szenen gehörte, begrüße ich es natürlich, dass Dirk den Platz in diesem Band für etwas anderes verwendet hat; so blieben die Tentakel bedrohlicher. Stilistisch, wie gesagt, hätte ich mir etwas mehr Feilen an den Sätzen gewünscht. Den Zynismus und die Weltuntergangsstimmung fand ich der Handlung entsprechend angemessen und passend, ziemliche Probleme hatte ich aber mit der vor allem gegen Ende durchbrechenden Stimmung aus Opfergang und Todessehnsucht, das stößt mich eher ab und beißt sich dann am Ende auch ein wenig mit dem aufglimmenden Hoffnungsschimmer. Wenn Thomas Harbach hier schreibt, dass der Kontrast zwischen beschriebener Überlegenheit der Aliens und dem Trotzdem-Siegen der Menschheit zu groß ist, hat er recht. Geschickt hingegen und gelungen fand ich, dass die Handlung nicht auf engstem Seitenraum epische Weite versuchte (woran sie auch gescheitert wäre), sondern sich auf Ausschnittsbeschreibungen der Invasion konzentrierte, das funktionierte für mich ziemlich gut. Einige aufblitzende menschliche Beobachtungen und gelungene Dialoge waren ein nettes Sahnehäubchen. Dirks Weltsicht in diesem Buch ist aber pechschwarz: Bricht die Ordnung zusammen, gilt lupus est homo homini. Ich würde Dirk da gerne widersprechen, fürchte aber, dass er recht hat. Die Idee, die ganze Weltbevölkerung zu bewaffnen (das mit der höflichen Gesellschaft) hätte erzählerisch übrigens noch so einiges hergegeben. Vielleicht für einen Spin-Of oder eine/die Fortsetzung?
Phasenweise enthält auch dieser Band ordentlich Tempo, erzählerische Kraft und gelungene Einzelszenen, aber nicht durchgehend. Mir haben aber auch die beiden Vorgängerbände besser gefallen.