SF am Ende...

Science Fiction in Buchform
Morgaine le Fey
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SF am Ende...

Ungelesener Beitrag von Morgaine le Fey »

oder wird sie nur bevorzugt über andere Vertriebswege verkauft?

Eine Beobachtung heute im hiesigen Karstadt. Man hat die Buchabteilung umgebaut, was dann letztendlich für SF gar nicht gut war. Früher gab ein Regal für Science Fiction, und eines für Fantasy. Gut, gut, bei Science Fiction war ein gutteil davon Produkte von Star Trek, Battle Tech, Shadow Run und Star Wars. Aber man bot dort auch viele andere Science Fiction-Bücher an.

Und nun? Ein halbes Regal Science Fiction, ein halbes Regal Fantasy. SF besteht zu fast 100% nur noch aus Star Trek, Star Wars, Battle Tech und Shadow Run. Andere Produkte muss man mit der Lupe suchen, sind so gut wie Fehlanzeige.

Nun meine Frage. Verkauft sich SF in Deutschland wirklich so mies, das selbst der hiesige Karstadt, dessen früheres Angebot halbwegs zufriedenstellend war, sein Angebot so gut wie einstellt? Oder wird SF im Gegensatz zu früher zum großen Teil über die Online-Händler verkauft, so das diese den fehlenden Verkauf der Buchhändler auffangen können? Oder ist SF in Deutschland wirklich so im Niedergang begriffen, das man wirklich gezwungen ist, Fremdsprachen zu erlernen, oder einfach auf andere Genre auszuweichen? Ich persönlich mache eigentlich weder noch, sondern fange an, SF-Filme auf DVD zu sammeln...

Remberee
Morgaine le Fey
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Marrak
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Ungelesener Beitrag von Marrak »

Tatsache ist, dass der Buchmarkt – und nicht nur der deutsche – zur Zeit von der größten Buchhandelskrise seit 50 Jahren geschüttelt wird, einer Krise, die viele immer noch schönzureden versuchen. Die Interessenverschiebung in Sachen Unterhaltungsmedien, die ideenmäßig ausgedünnte SF-Literatur, die Euro-Einführung, unsere lahmende Wirtschaft – Nischenliteratur und ein von den Verlagen so ungeliebtes Kind wie die SF muss dabei leider als erstes bluten.

Vom Rückzug der Verlage verunsichert, trauen sich viele Autoren auch nicht mehr, SF oder Phantastik zu schreiben, bzw. die Verlage, solche zu veröffentlichen. Sowohl von Verlagen (zum Glück nicht von allen!) als auch von Literaturagenten heißt es: „Bitte, bitte keine SF, das kriegen wir nicht an den Mann!“

Der SF-Boom der 80er Jahre ist passé, der Markt ist übersättigt. Ein erhofftes neues Interesse, wie es vor zwanzig Jahren durch gutes SF-Kino gefördert wurde, kann und wird es mit den aktuellen Filmen nicht geben. Was für einen Boom sollen sterile, computergenerierte SF- und Superheldenverfilmungen auslösen? Sie befriedigen nur die Wünsche der potentiellen neuen Lesergeneration. Superhelden werden gesucht, Identifikationspotential; Matrix, X-Men, Spiderman, Hulk, Yedi-Ritter und andere Alltagsproblem-Beseitiger. Bitte keine Langeweile, und bitte nicht so viel Anspruch! Lieber effektüberlastete Actionspektakel ohne Logik, aber dafür mit viel Bunt und Laut. Das schafft vielleicht einen Comic- und Computerspiele-Boom, aber keinen der SF-Literatur.

Das Problem ist die Quasi-Neulesergeneration – die jedoch nicht liest, sondern sich emsig anderen Unterhaltungsmedien zuwendet. Ein Buch zu lesen ist uncool, kleine und große technische Geräte dafür angesagt. Bildhandys, Internet, SMS, Chat-Foren, AOL-Messenger, Palmtops, DVDs, Computerspiele – vielleicht gerade noch E-Books, aber bitte nur geschenkt. Die bequeme, rasante Unterhaltung wird gesucht. Ein Buch kostet zuviel Zeit in unserer schnelllebigen Welt.

Die amerikanische Filmbranche ist mittlerweile an dem Punkt angelangt, an dem die deutsche SF- und Phantastik-Literatur seit zehn Jahren herumkrebst: Sie konzentriert sich auf Serien und Sequels, traut sich kaum noch Neues zu produzieren. Nach diversen Flops grassiert die Angst, dass das Publikum keine neuen Ideen mehr akzeptiert, sondern lieber Bekanntes und vermeintlich Bewährtes konsumieren will. So wird Alteinhergebrachtes wieder und wieder mit neuen Gewürzen aufgekocht, bis es letztendlich ungenießbar ist. Aber selbst das hartgesottenste Publikum ist es eben irgendwann satt, immer dasselbe in neuer Verpackung vorgelegt zu bekommen.

Ob Battletech, Shadowrun, Star Trek oder all die unsäglichen Versuche der Heftromanszene, im Kielwasser von Serienerfolgen mit schlechtem Abklatsch das schnelle Geld zu machen – seit fünfzig Jahren schwimmen wir genügsam auf angloamerikanischen Wellen mit.

An dem jetzigen Buchhandelsdilemma sind wir größtenteils selbst schuld; die Autoren, die sich dazu hinreißen ließen, die Verlage, die es veröffentlichten, und die kaufhungrigen Leser, die die Herausgeber in trügerische Sicherheit wiegten und zu noch mehr seichter Massenware beflügelten. Die wenigen Leser, die Qualität bevorzugten, konnten den Kahn leider nicht vorm Sinken bewahren.

Es wird langsam wieder besser, aber bis alles wieder "normal" ist, werden noch ein paar Jahre ins Land ziehen ... Also: Prinzip Hoffnung.

M.
Zuletzt geändert von Marrak am 26. September 2003 18:48, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: SF am Ende...

Ungelesener Beitrag von breitsameter »

Anonymous hat geschrieben:Nun meine Frage. Verkauft sich SF in Deutschland wirklich so mies, das selbst der hiesige Karstadt, dessen früheres Angebot halbwegs zufriedenstellend war, sein Angebot so gut wie einstellt?
Keine Ahnung, wie das hier (München) im Karstadt aussieht. Aber ich halte das für einen Einzelfall, denn im Hugendubel (einem sehr großen Buchladen Münchens) ist in den letzten Jahren die SF-Abteilung nicht nur erheblich angewachsen, sondern die SF- und Fantasy-Literatur wird nun auch deutlich besser und offener als früher präsentiert.
Anonymous hat geschrieben:Oder ist SF in Deutschland wirklich so im Niedergang begriffen, das man wirklich gezwungen ist, Fremdsprachen zu erlernen, oder einfach auf andere Genre auszuweichen? Ich persönlich mache eigentlich weder noch, sondern fange an, SF-Filme auf DVD zu sammeln...
Nun ja, wenn Du statt Bücher zu kaufen, nur noch DVDs guckst, dann förderst Du damit die SF-Literatur in Deutschland auch nicht gerade sonderlich. :wink:
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Ungelesener Beitrag von breitsameter »

Marrak hat geschrieben:Was für einen Boom sollen sterile, computergenerierte SF- und Superheldenverfilmungen auslösen?
(...)
Das schafft vielleicht einen Comic- und Computerspiele-Boom, aber keinen der SF-Literatur.
Es gibt leider keinen Boom im Bereich der Superhelden-Comics, eher im Gegenteil: seit zwei, drei Jahren sinken die Verkaufszahlen kontinuierlich.
Die zahlreichen, zum Teil auch hierzulande erfolgreichen Superhelden-Filme, hatten keine Auswirkungen auf den Comicmarkt.

Was boomt sind dort einzig und allein immer noch Mangas.
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Ungelesener Beitrag von Marrak »

@breitsameter
Es gibt leider keinen Boom im Bereich der Superhelden-Comics, eher im Gegenteil: seit zwei, drei Jahren sinken die Verkaufszahlen kontinuierlich.
Ich schrieb ja auch: vielleicht ... :smokin

M.
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Ungelesener Beitrag von Khaanara »

breitsameter hat geschrieben:
Marrak hat geschrieben:Was für einen Boom sollen sterile, computergenerierte SF- und Superheldenverfilmungen auslösen?
(...)
Das schafft vielleicht einen Comic- und Computerspiele-Boom, aber keinen der SF-Literatur.
Es gibt leider keinen Boom im Bereich der Superhelden-Comics, eher im Gegenteil: seit zwei, drei Jahren sinken die Verkaufszahlen kontinuierlich.
Die zahlreichen, zum Teil auch hierzulande erfolgreichen Superhelden-Filme, hatten keine Auswirkungen auf den Comicmarkt.

Was boomt sind dort einzig und allein immer noch Mangas.
In der Zeit der Heftchenrevival konnte man die Comics auch überall kaufen, heute sind die meisten wieder nur im Comicladen zu finden. Und da komme ich kaum hin.
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Ungelesener Beitrag von Oliver »

Hi Marrak (Michael?), sehr interessantes Posting von Dir.

Einige Deiner Analysen teile ich in Ihrer negativen Aussage nicht. Nicht, weil ich Optimist bin, sondern weil ich andere Beobachtungen gemacht habe. Aber dafür sind wir ja hier, um das zu diskutieren.
Marrak hat geschrieben:Die Interessenverschiebung in Sachen Unterhaltungsmedien, die ideenmäßig ausgedünnte SF-Literatur, die Euro-Einführung, unsere lahmende Wirtschaft
Sicher richtig. Und man sollte vielleicht auch einmal erwähnen, dass man heute für ein Taschenbuch 12 Euro bezahlt, was noch vor zwanzig Jahren vielleicht DM 7,80-9,80 gekostet hätte. Da reicht die Inflation als Argument nicht.
Vom Rückzug der Verlage verunsichert, trauen sich viele Autoren auch nicht mehr, SF oder Phantastik zu schreiben, bzw. die Verlage, solche zu veröffentlichen. Sowohl von Verlagen (zum Glück nicht von allen!) als auch von Literaturagenten heißt es: „Bitte, bitte keine SF, das kriegen wir nicht an den Mann!“
Trotzdem wird heute mehr deutsche Phantastik (SF+F) veröffentlicht, als noch vor zehn Jahren. Ich denke da an Klein, Heitz, Evers, Pansi, Marrak u.a.. :smokin
Von den Kleinverlagen, die es damals auch nicht in dem Maße gab, ganz zu schweigen.
Ein erhofftes neues Interesse, wie es vor zwanzig Jahren durch gutes SF-Kino gefördert wurde, kann und wird es mit den aktuellen Filmen nicht geben.
Meinst Du wirklich gutes oder erfolgreiches Kino? Der Boom vor 20 Jahren war Star Wars geschuldet und im Kielwasser dieser SF-Welle konnten auch anspruchsvollere Bücher verkauft werden.
Nein, ich würde niemals Star Wars als schlecht bezeichnen, aber da Du nachher noch das Wort "anspruchsvoll" benutzt...
Bitte keine Langeweile, und bitte nicht so viel Anspruch!
Och, es gab aber in den letzten Jahren auch einige qualitativ hervorragende SF-Filme wie z.B. Dark City und Gattaca. Lichtblicke sind immer ersichtlich. Früher war da auch nicht alles besser, es war noch zu keiner Zeit so, dass wir mit guten SF-Filmen erschlagen wurden.
Das Problem ist die Quasi-Neulesergeneration – die jedoch nicht liest, sondern sich emsig anderen Unterhaltungsmedien zuwendet.
Da sind wir uns einig, das ist das Problem. Wenn man einen Schuldigen sucht, ist das nicht die Qualität des SF-Films, sondern die Ablenkungsmöglichkeiten insbesondere durch Computerspiele und das Internet - wo ich auch im Moment sitze, anstatt etwas zu lesen. 8)
Die bequeme, rasante Unterhaltung wird gesucht. Ein Buch kostet zuviel Zeit in unserer schnelllebigen Welt.
Ja, auch ich höre immer wieder das Argument, dass die Leute angeblich keine Zeit mehr zum lesen haben. Wenn man dann nachfragt, was sie denn anstelle dessen tun, hört man nichts. Wenn man nachbohrt, lautet die deprimierende Antwort oft: TV sehen. :(
So wird Alteinhergebrachtes wieder und wieder mit neuen Gewürzen aufgekocht, bis es letztendlich ungenießbar ist. Aber selbst das hartgesottenste Publikum ist es eben irgendwann satt, immer dasselbe in neuer Verpackung vorgelegt zu bekommen.
Glaube ich nicht, denn: Viele Leute wollen eigentlich genau das, das Althergebrachte. Zwar leicht anders verpackt, aber trotzdem. Führt man ihnen Sachen vor, die zu neu sind, wird verschreckt mit Ablehnung reagiert.

Ich weiß nicht, ob das Unterhaltungskino so viel schlechter geworden ist, obwohl man schon einen gewissen Trend dahingehend beobachten kann, dass sich bei der Ausarbeitung der Geschichten nicht mehr so viel Mühe gegeben wird.
Ob Battletech, Shadowrun, Star Trek
Ach komm, ist doch nicht mehr der Rede wert. Star Trek ist so gut wie weg vom Fenster, zumindest bei uns. Während in den USA immer noch so um die 4 Titel im Monat publiziert werden, plant Heyne gerade mal 2 in einem halben Jahr ein. He's dead, Jim.
oder all die unsäglichen Versuche der Heftromanszene, im Kielwasser von Serienerfolgen mit schlechtem Abklatsch das schnelle Geld zu machen
Das waren doch gar nicht so viele, mir fallen im Moment nur "Dino Land", die "Ufo-Akten" und "Die Abenteurer" ein. Habe ich jetzt welche vergessen?
– seit fünfzig Jahren schwimmen wir genügsam auf angloamerikanischen Wellen mit.
Gerade für den Heftromanmarkt möchte ich das so nicht stehen lassen; man mag z.B. über die diversen Geister- und Dämonenjäger denken was man will, aber sie sind schon eigene Kreationen ohne angloamerikanisches Äquivalent.
Und sowas wie PR gibt es in den USA auch nicht, obwohl die Serie natürlich Motive und Handlungsmuster auch aus der US-SF verarbeitet.

Das Problem ist wohl eher, dass wir Deutschen derartig auf angloamerikanische Stoffe konditioniert sind, dass wir phantastische Storys in Deutschland kaum akzeptieren und die meisten deutschen Autoren dann wieder in ihren Texten in andere Länder (nicht immer USA, aber oft) ausweichen.

Eine eigene deutsche Phantastik-Tradition sehe ich somit schon, aber natürlich lässt sich nicht leugnen, dass deutsche Autoren sich in der Mehrzahl von US-Kollegen inspirieren lassen.
trügerische Sicherheit wiegten und zu noch mehr seichter Massenware beflügelten. Die wenigen Leser, die Qualität bevorzugten, konnten den Kahn leider nicht vorm Sinken bewahren.
Das war aber doch nie anders. Die leichte Massenware trug halt qualitativ hochwertige Stoffe mit.
DIESE Gleichung scheint irgendwie nicht mehr aufzugehen. :(
Schau Dir das Heyne-Programm an: Bei 10-12 Titeln im Monat kann man ruhig auch mal 1-2 anspruchsvolle Bücher veröffentlichen.
Bei 2 Titeln im Monat ist das ungleich schwieriger, bzw. unmöglich.

Da liegt, denke ich, das Problem, und dann sind wir wohl doch nicht mehr so weit auseinander: Der Markt ist inzwischen so klein, dass halt auf Nummer Sicher gegangen werden muss, und dadurch halt auch Kunden vergrault werden.
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Ungelesener Beitrag von heino »

ich weiß von einer Bekannten, die vor gar nicht langer Zeit bei Karstadt gearbeitet hat, daß die damals neue Geschäftsleitung das gesamte Sortiment um ein paar Zöpfe erleichtert hat. Das betrifft nicht nur die SF.
Und wenn ich in der Straßenbahn so um mich schaue, sind da durchaus etliche Leute, die ein Buch in der hand halten. Natürlich gibt es eine Menge neuer Medien, die davon ablenken, aber die nutzen wir schließlich auch alle und lesen trotzdem noch. Der SF-Markt war schon öfter in der Krise und er wird sich auch wieder erholen, da bin ich sehr optimistisch :D
Außerdem gibt es - zumindest in Köln - etliche Buchhandlungen mit gut gefüllten SF-Abteilungen.
Lese zur Zeit:

Isaac Asimov - Die Foundation-Trilogie
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Marrak
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Ungelesener Beitrag von Marrak »

@Oliver

Ojeojeoje ... :o Das ist 'ne ganz schöne Liste. Okay, ich fang mal oben an ...
Hi Marrak (Michael?)
Yapp!
man sollte vielleicht auch einmal erwähnen, dass man heute für ein Taschenbuch 12 Euro bezahlt, was noch vor zwanzig Jahren vielleicht DM 7,80-9,80 gekostet hätte.
Da kostete der Liter Diesel ja auch noch 49 Pfennige ... :wink: Kosten und Gehälter stiegen relativ gleichmäßig. Damals war scheinbar alles billiger, aber man verdiente auch weniger. Und was den TB-Preis betrifft, sind wir hier in Deutschland mit 7% MwSt. noch relativ gut dran. Das französische "Lord Gamma"-TB beispielsweise kostet 19,50 Euro! TB, wohlgemerkt, nicht Hardcover!
Trotzdem wird heute mehr deutsche Phantastik (SF+F) veröffentlicht, als noch vor zehn Jahren.
Deutsche möglicherweise, aber nur, weil immer weniger Verlage es sich leisten können, die immer rasanter steigenden Kosten für die ausländischen Übersetzungsrechte zu zahlen (vor allem die für amerikanische Romane, was ein Hauptgrund für die teureren Bücher ist). Daher suchen deutsche Verlage momentan auch händeringend nach inländischen Autoren. Für unsereins ist die Situation momentan recht gut, wennauch es deutliche Abstriche der großen Verlage gibt, was das Genre betrifft. Die Kleinverlagsszene blüht (dank BoD und stabilen Stammkundenzahlen) dagegen (oder gerade deshalb) auf. Aber insgesammt findet man deutlich weniger SF- + Phantastik in den Regalen.
Der Boom vor 20 Jahren war Star Wars geschuldet und im Kielwasser dieser SF-Welle konnten auch anspruchsvollere Bücher verkauft werden.
Auch Alien, Blade Runner und die (relativ guten) ersten Star-Trek-Kinofilme gehören dazu.
es gab aber in den letzten Jahren auch einige qualitativ hervorragende SF-Filme wie z.B. Dark City und Gattaca. Lichtblicke sind immer ersichtlich.
Ja, hervorragende Filme, die beiden (auch wenn Dark City wieder nah am Scanners-Trash vorbeigeschrammt war). Aber es sind eindeutig zu wenige innovative Filme. Sonderberghs "Solaris" beispielsweise, ein m. E. absolut genialer Film, ging nur deshalb als Blockbuster unter, weil er zu anspruchsvoll, zu subtil, zu ruhig war. Zudem haben sich mit James Cameon und Ridley Scott damals gleich zwei hervorragende SF-Regisseure vom Genre abgewandt. Jene, die in ihre Fußstapfen zu treten versuchten, scheiterten.
Wenn man einen Schuldigen sucht, ist das nicht die Qualität des SF-Films, sondern die Ablenkungsmöglichkeiten
Es ist die Ablenkung an sich! Effekte auf Kosten der Story. Das geht manchmal gut (Matrix, Event Horizon, Pitch Black), aber in jüngster Vergangenheit gab es eine ganze Reihe mittelschwerer Katastrophen, deren Konzept scheinbar zum Blockbuster-Standard zu werden droht(Armageddon, The Core, Mission to Mars, etc.)
Viele Leute wollen eigentlich genau das, das Althergebrachte.
Wirklich? Hätte denn z. B. eine 5. Generation von Star-Trek-Serie wirklich sein müssen? Ganz zu schweigen von den Büchern zur Serie?
Star Trek ist so gut wie weg vom Fenster, zumindest bei uns. Während in den USA immer noch so um die 4 Titel im Monat publiziert werden, plant Heyne gerade mal 2 in einem halben Jahr ein.
So, so, Heyne ... Na, rate mal, warum? Solange Heyne keine Perspektive hat, was die Zukunft des Verlages angeht, birngen sie kein aktives Programm. Das zumindest weiß ich aus verlässlicher Quelle. Sobald Heyne wieder stabil steht, werden sie auch das SF-Programm wieder hochfahren.
Das Problem ist wohl eher, dass wir Deutschen derartig auf angloamerikanische Stoffe konditioniert sind, dass wir phantastische Storys in Deutschland kaum akzeptieren
Das Problem ist ein anderes: In kaum einem anderen europäischen Land gab es nach dem Krieg einen so brachialen Schnitt zwischen Hoch- und Trivialliteratur wie in Deutschland. Die Trivialliteratur entstand aus der sogenannten Trümmerliteratur, kleinen Heftchen mit seichten Geschichten zur Unterhaltung der Arbeiter (woraus sich bald die Heftchenromaszene entwickelte). Während sich hierzulande die Kluft zwischen Hoch- und Trivialliteratur immer weiter vertiefte, waren sich z. B. in Frankreich renommierte Autoren nicht zu schade, auch einen anspruchvollen SF-Roman zu schreiben. Andererseits blieben die damaligen französischen SF-Autoren nicht allein in ihrem Genre, sondern schrieben auch "Hochliteratur". Dadurch besaß die SF in Frankreich und natürlich auch in GB weiterhin einen ganz anderen Stellenwert. Man respektierte sie, während man in Deutschland darüber nur die Nase rümpfte und das "Zeug" eher verstohlen las. Schau dir Iain Banks an. Ob er SF oder Mainstream schreibt, beide Genres landen in der britischen Bestsellerliste.

Zu guter letzt: Der Trend geht eindeutig in Richtung Online-Versandbuchhandel, was mit ein Grund für die immer leereren Regale sein mag. Und mit dafür, daß immer mehr Buchläden schließen, weil sie die Zeichen der Zeit nicht erkennen, nicht verstehen oder ignorieren. Das Internet wird den gesamten Buchmarkt verändern. Als ich vor ein paar Wochen mal wieder in Stuttgart die Königsstraße rauf und ruter schlenderte, fiel mir auf, das innerhalb eines Jahres drei alteingesessene und nicht gerade kleine Buchläden verschwunden waren. Und die verkäufer in meinem Lieblings-SF-Comic-Buchladen "Heinzelmännchen" stöhnen auch schon und machen betrübte Gesichter, und es gibt (was früher nie der Fall war) große Lücken in den Regalen. Ich befürchte das Schlimmste, wenn ich in ein paar Monaten wieder vorbeischaue ...

:(
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Ungelesener Beitrag von Rusch »

Marrak hat geschrieben:So, so, Heyne ... Na, rate mal, warum? Solange Heyne keine Perspektive hat, was die Zukunft des Verlages angeht, birngen sie kein aktives Programm. Das zumindest weiß ich aus verlässlicher Quelle. Sobald Heyne wieder stabil steht, werden sie auch das SF-Programm wieder hochfahren.

Zu guter letzt: Der Trend geht eindeutig in Richtung Online-Versandbuchhandel, was mit ein Grund für die immer leereren Regale sein mag. Und mit dafür, daß immer mehr Buchläden schließen, weil sie die Zeichen der Zeit nicht erkennen, nicht verstehen oder ignorieren. Das Internet wird den gesamten Buchmarkt verändern. Als ich vor ein paar Wochen mal wieder in Stuttgart die Königsstraße rauf und ruter schlenderte, fiel mir auf, das innerhalb eines Jahres drei alteingesessene und nicht gerade kleine Buchläden verschwunden waren. Und die verkäufer in meinem Lieblings-SF-Comic-Buchladen "Heinzelmännchen" stöhnen auch schon und machen betrübte Gesichter, und es gibt (was früher nie der Fall war) große Lücken in den Regalen. Ich befürchte das Schlimmste, wenn ich in ein paar Monaten wieder vorbeischaue ...

:(
Ich hoffe, Du hast Recht, was den Heyne Verlag betrifft. Immerhin ist der die Hauptstütze für die Deutsche SF Ausgaben gewesen.

Das mit den Onlineverkauf stimmt natürlich. Ich habe mir schon lange keine SF Buch mehr im Bücherladen gekauft (was auch daran liegt, dass die Sortierung immer mieser wird). Da steht dann der 2. Band eines Zyklus rum, aber der erste ist nicht da. Und das ist keine Einzelfall. Irgendwann hat es mir gereicht und ich bin zu Amazon gegangen.

Ich denke auch, dass Phantastik Fans zu den Leuten gehören, die besonders viel im Netz einkaufen. Es gibt nur noch ganz wenige Dinge, die nicht zu den Sachen des täglichen Bedarfs gehören, die ich nicht im Internet kaufe. Und ich bin bestimmt kein Einzelfall.
Ulrich
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Ungelesener Beitrag von Ulrich »

Marrak hat geschrieben:Das Problem ist ein anderes: In kaum einem anderen europäischen Land gab es nach dem Krieg einen so brachialen Schnitt zwischen Hoch- und Trivialliteratur wie in Deutschland. Die Trivialliteratur entstand aus der sogenannten Trümmerliteratur, kleinen Heftchen mit seichten Geschichten zur Unterhaltung der Arbeiter (woraus sich bald die Heftchenromaszene entwickelte).
Wie sehr die heile Welt der Heftromane beliebt, zeigt ein Artikel des Handelsblattes.
http://www.handelsblatt.com/hbiwwwangeb ... index.html
DÜSSELDORF/KÖLN. Das Geschäft mit der heilen Welt läuft gut. Die Sehnsucht nach dem Leseglück mit „Dr. Norden“, „Baccara“ , „Julia“ und all den anderen Groschenromanen beschert den Verlagen trotz schwieriger Konjunktur Umsatz- und Renditezuwächse. „Die Heile-Welt-Verlage liegen im Umsatz glänzend“, beschreibt Gerhard Melchert, Geschäftsführer und Gesellschafter des Martin-Kelter-Verlages in Hamburg, die Situation.

Während der Umsatz mit Büchern nach Einschätzung des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels in diesem Jahr weiter zurückgeht, herrscht bei den Verlegern von Arzt-, Adels- und Liebesromanen wie Lübbe, Keller oder Cora Optimismus. „Wir haben im Vergleich zum Vorjahr ein Umsatzplus“, sagt Cora-Geschäftsführer Thomas Beckmann. „Gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten sind Groschenromane und Taschenbücher gefragt“, bestätigt auch Karlheinz Jungbeck, Sprecher der Geschäftsführung beim Lübbe-Verlag („Perry Rhodan“) im nordrhein-westfälischen Bergisch-Gladbach.(...)
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Ungelesener Beitrag von Callibso »

Sorry, aber wenn schon Perry dem Lübbe-Verlag gutgeschrieben wird, weiß ich nicht wie es um die anderen "Fakten" in diesem Artikel steht... ;)
Ulrich
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Ungelesener Beitrag von Ulrich »

Callibso hat geschrieben:Sorry, aber wenn schon Perry dem Lübbe-Verlag gutgeschrieben wird, weiß ich nicht wie es um die anderen "Fakten" in diesem Artikel steht... ;)
Ja, das stimmt.
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andreas
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Ungelesener Beitrag von andreas »

Rusch hat geschrieben:
Marrak hat geschrieben: Zu guter letzt: Der Trend geht eindeutig in Richtung Online-Versandbuchhandel, was mit ein Grund für die immer leereren Regale sein mag. Und mit dafür, daß immer mehr Buchläden schließen, weil sie die Zeichen der Zeit nicht erkennen, nicht verstehen oder ignorieren. Das Internet wird den gesamten Buchmarkt verändern. Als ich vor ein paar Wochen mal wieder in Stuttgart die Königsstraße rauf und ruter schlenderte, fiel mir auf, das innerhalb eines Jahres drei alteingesessene und nicht gerade kleine Buchläden verschwunden waren. Und die verkäufer in meinem Lieblings-SF-Comic-Buchladen "Heinzelmännchen" stöhnen auch schon und machen betrübte Gesichter, und es gibt (was früher nie der Fall war) große Lücken in den Regalen. Ich befürchte das Schlimmste, wenn ich in ein paar Monaten wieder vorbeischaue ...

:(
Das mit den Onlineverkauf stimmt natürlich. Ich habe mir schon lange keine SF Buch mehr im Bücherladen gekauft (was auch daran liegt, dass die Sortierung immer mieser wird). Da steht dann der 2. Band eines Zyklus rum, aber der erste ist nicht da. Und das ist keine Einzelfall. Irgendwann hat es mir gereicht und ich bin zu Amazon gegangen.

Ich denke auch, dass Phantastik Fans zu den Leuten gehören, die besonders viel im Netz einkaufen. Es gibt nur noch ganz wenige Dinge, die nicht zu den Sachen des täglichen Bedarfs gehören, die ich nicht im Internet kaufe. Und ich bin bestimmt kein Einzelfall.
Tja Freunde dann jammert nicht und kauft eure Bücher wie ich bei dem Buchhändler deines Vertrauens. Unterstützt den kleinen Buchladen. Ich schmöker zwar auch ständig bei amazon (ist ja auch toll), nehme dann aber den Telefonhörer und bestelle sie dort. Kämpft für das Preisbindungsgesetz. In England sieht man ja was die Aufhebung dort angestellt hat mit den kleine Buchläden und man bereut auch schon wie ich gehört habe.
Zuletzt geändert von andreas am 27. September 2003 18:12, insgesamt 1-mal geändert.
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Ungelesener Beitrag von heino »

also, ich nutze den Internet-Bestellservice nur für Sachen, die ich definitiv nicht in normalen Geschäften bekommen kann. Alles andere kaufe ich auf die althergebrachte Art. Ist vielleicht altmodisch, aber das Flair einer guten Buchhandlung finde ich unersetzlich.
Daß namhafte Mainstream-Autoren auch schon mal SF schreiben, gibt es aber gelegentlich auch hier. Ich denke da an "Die Rättin" von Günter Grass. Ich selber habe es noch nicht gelesen und es mag auch kein gutes Buch sein, aber es ist zumindest ein gutes Beispiel.
Lese zur Zeit:

Isaac Asimov - Die Foundation-Trilogie
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