Erwartungen an einen SF Roman
- Uschi Zietsch
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Re: Erwartungen an einen SF Roman
Hm, also ich fand das mit dem Big Brother, der in jedem Fernseher steckt, damals schon eine Zukunftsvision. (Ich habs Mitte/Ende der 70er gelesen) Die totale Kontrolle an sich war für mich etwas sehr Fremdes. Für mich ist 1984 kein Gleichnis, sondern eine reinrassige Dystopie. Vor allem angesichts dessen, wann das Buch geschrieben wurde. (Ohne den hier verlinkten Artikel gelesen zu haben, es geht ja um die Wirkung auf mich)

Uschi
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Re: Erwartungen an einen SF Roman
Ich dachte eigentlich würde es darum gehen,was einen guten SF-Roman ausmacht, und weniger darum,was nun SF ist und was nicht
Für mich ist ein Bestandteil guter SF immer ein innovativer,wenigstens aber orgineller Pseudokosmos.Wenn der Background stimmt,kommt meist auch eine recht nette Geschichte zustande.
Das Zweite was ich erwarte,ist weniger eine belehrende,als vielmehr dramatisch gelungene Handlung.
Außerdem gehören überzeugende Protagonisten dazu.Ohne glaubhafte Charaktere,keine mitreißende Geschichte.
Beispiele:
-Dune-Zyklus von F. Herbert (nicht die Epigonen und Nachfolger)
-Paratwa (nur der 1. Band "Killer aus dem Eis")
-Gap-Zyklus (AMNION) v. Stephen R. Donaldson
Diese 3 Beispiele sollen lediglich zumindest meinen Geschmack veranschaulichen.Sie sind nicht die besten SF-Romane aller Zeiten...aber sie gehören dazu
Ansonsten ist all das gute SF,was mir gefällt

Für mich ist ein Bestandteil guter SF immer ein innovativer,wenigstens aber orgineller Pseudokosmos.Wenn der Background stimmt,kommt meist auch eine recht nette Geschichte zustande.
Das Zweite was ich erwarte,ist weniger eine belehrende,als vielmehr dramatisch gelungene Handlung.
Außerdem gehören überzeugende Protagonisten dazu.Ohne glaubhafte Charaktere,keine mitreißende Geschichte.
Beispiele:
-Dune-Zyklus von F. Herbert (nicht die Epigonen und Nachfolger)
-Paratwa (nur der 1. Band "Killer aus dem Eis")
-Gap-Zyklus (AMNION) v. Stephen R. Donaldson
Diese 3 Beispiele sollen lediglich zumindest meinen Geschmack veranschaulichen.Sie sind nicht die besten SF-Romane aller Zeiten...aber sie gehören dazu

Ansonsten ist all das gute SF,was mir gefällt

- gernot1610
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Re: Erwartungen an einen SF Roman
... und ich dachte PARATWA kennt außer mir keiner ...
Re: Erwartungen an einen SF Roman
Ein total unterschätztes Buch.gernot1610 hat geschrieben:... und ich dachte PARATWA kennt außer mir keiner ...
Obwohl ich lediglich den 1. Band für erstklassig halte. Die beiden Folge-Titel sind nur noch zufriedenstellend.
Schade!Ich meine,das eine Verfilmung sich sehr gelohnt hätte.
- Bungle
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Re: Erwartungen an einen SF Roman
Dann könnte gute SF theoretisch überall auftauchen.Des_Orphan hat geschrieben: Ansonsten ist all das gute SF,was mir gefällt

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Re: Erwartungen an einen SF Roman
Helge hat geschrieben: Die Zeitmaschine als solche war eine neue Idee und auch Vorstellung der Rollenumkehr in der weitergedachten Klassengesellschaft war völlig neu und höchst originell. Und auch das Thema von Aliens, die als Eroberer zur Erde kommen, war als solches neu - Wells war der allererste Autor, der aus solchen Ideen einen Roman strickte. Das ist mir durchaus Originalität genug.
Auch wenn es ein Sakrileg ist, so etwas zu äußern, aber ich konnte mich für "1984" nie besonders begeistern, und zwar genau wegen der Ideenarmut dieses Romans. Die Handlung besteht aus nichts anderem als der Extrapolation der damals weltweit populären faschistischen Ideen. Mag sein, dass "1984" ein wichtiger philosophischer Roman ist, aber gute SF ist er nicht.
Volle Zustimmung. Wobei für mich das Problem nicht die Weltflucht ist (ich finde durchaus, dass die in gute Fantastik aller Art zu einem gewissen Maß reingehört), sondern die Fantasielosigkeit.
Zu Punkt 1:wo habe ich was gegen Originalität gesagt? Natürlich war das damals neu, aber das ändert ja nichts daran, dass solche "Gleichnisse" (die Anführungsstriche benutze ich in beiden Fällen, weil Michael diesen Begriff gewählt hat. Ich würde dieses Wort nicht benutzen, aber mir fällt dazu momentan kei besseres ein) immer wieder benutzt werden, weil sie gut funktionieren und seitdem auch zum festen Bestandteil der SF gehören.
Zu Punkt 2:für mich ist das kein Sakrileg. Man kann das Buch mögen, man muss nicht. Ich mag es, weil ich auf düstere Stoffe stehe und viel düsterer geht es ja kaum noch. Ist das Buch gute SF? Kommt wohl auf die Erwartungshaltung an. Asimov hat mal in einer Kritik sämtliche Logikfehler des Buches aufgezählt und es als schlechte SF bezeichnet, weil es eben nicht auf jede Frage eine Antwort hat, aber darum ging es Orwell vermutlich auch gar nicht. Was er mMn sehr gut vermittelt, sind die zermürbenden Auswirkungen eines totalitären Regimes auf den machtlosen Büger und da funktioniert der Roman hervorragend. Ähnliches gilt für "Fahrenheit 451", das aber seltsamerwiese nie als schlechte SF bezeichnet wurde.
Zu Punkt 3:das hast du besser ausgedrückt als ich. Klar gibt es gute Space Operas (Eschbachs Quest hat mir recht gut gefallen), aber die meisten sind vor Stereotypen kaum zu ertragen.
Lese zur Zeit:
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Re: Erwartungen an einen SF Roman
Hallo Michael,Michael Schmidt hat geschrieben: Hallo heino,
genau das sehe ich ein wenig anders. 1984 bietet kein Gleichnis. 1984 ist Spekulation. George Orwell nimmt eine Situation und entwickelt ein Szenario, was sich daraus entwickeln kann und welche Auswirkungen hat. Das ist für mich ein Unterschied zum reinen "Gleichnis", wie es mir nach den ersten 100 Seiten in "Julian Comstock" vorgekommen ist.
1984 bietet gerade die Vision oder Idee, die für mich SF ausmacht im Gegensatz zu einer reinen Analyse der jetzigen Gesellschaft, die man anhand eines Parallelwelt oder Zukunftsweltszenario anprangern will.
Bis bald,
Michael
wie ich schon weiter oben schrieb, verwende ich das Wort Gleichnisse in diesem Zusammenhang nur, weil du es benutzt hast und ich dachte, dass wir so schonmal nicht aneinander vorbei reden

Natürlich ist 1984 Spekulation, aber das wird der von dir angeführte Roman von Roberts wohl auch sein. Wenn ich dich recht verstanden habe, hast du deinen Eindruck nach den ersten 100 Seiten geschildert und der kann sich ja durchaus noch ändern. Und ich denke nicht, dass Orwell eine solche Vision im Sinn hatte. Er hat nur die damaligen Verhältnisse aus seiner Sicht auf die Spitze getrieben, weil er von Stalins Regime enbttäuscht war (hat er selbst so in seinen Reportagen geschrieben, die hab ich mal vor Ewigkeiten gelesen). Aber ist das nicht letztlich der Kern jedes SF-Romans, der eine zukünftige oder fremde Gesellschaft darstellen will? Meist nimmt der Autor doch ein Modell, das aktuell oder zumindest allgemein geläufig ist und entwickelt es weiter zur für seine Zwecke denkbaren Version. Ich kann mich hier an viele Diskussionen über Autoren erinnern, die daran scheitern, eine wirklich fremde Gesellschaft überzeugend darzustellen, von daher halte ich es nur für logisch, von etwas Bekanntem auszugehen.
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Re: Erwartungen an einen SF Roman
Tja,könnte...tut's aber nicht.Aber wenn Du wissen willst,ob etwas "gute SF" ist,kannst Du mich ja fragenBungle hat geschrieben:Dann könnte gute SF theoretisch überall auftauchen.Des_Orphan hat geschrieben: Ansonsten ist all das gute SF,was mir gefällt

Re: Erwartungen an einen SF Roman
Hallo Heino,
wahrscheinlich habe ich mich einfach undeutlich ausgedrückt. Mir ging es eher darum, ob die Idee, die geschildert wird, aus meiner Sicht konventionell ist und nichts Neues bietet oder mir neue Perspektiven bietet. Das hängt natürlich auch am eigenen Bezugsrahmen.
Wie man sieht, kann man da durchaus geteilter Meinung sein wie man das bei uns beiden anhand 1984 erkennen kann. Der gleiche Text, trotzdem kommen wir beide zu unterschiedlichen Ergebnissen. Die komplette Veränderung allein anhand der Sprache (Neusprech hieß es glaube ich) finde ich sehr faszinierend. Ebenso, dass beide Seiten (das System und sein Gegner) eins sind. Die Veränderung der Gesellschaft und ihre Darstellung ist doch nicht ideenarm.
Die unterschiedlichen Bewertungen zu SF Romanen kommen aus meiner Sicht auch aus den unterschiedlichen Erwartungen, die man an einen SF Roman hat. Will man ein faszinierendes Abenteuer, eine mögliche Zukunft, technische Spekulation oder ein weitergesponnener Gesellschaftsentwurf.
Das hat auch nichts mit gut oder schlecht zu tun.
Quest hat für mich durch seinen Sense of wonder gepunktet. Da war nichts wirklich Neues, aber fasziniert hatte es mich total.
Bis bald,
Michael
wahrscheinlich habe ich mich einfach undeutlich ausgedrückt. Mir ging es eher darum, ob die Idee, die geschildert wird, aus meiner Sicht konventionell ist und nichts Neues bietet oder mir neue Perspektiven bietet. Das hängt natürlich auch am eigenen Bezugsrahmen.
Wie man sieht, kann man da durchaus geteilter Meinung sein wie man das bei uns beiden anhand 1984 erkennen kann. Der gleiche Text, trotzdem kommen wir beide zu unterschiedlichen Ergebnissen. Die komplette Veränderung allein anhand der Sprache (Neusprech hieß es glaube ich) finde ich sehr faszinierend. Ebenso, dass beide Seiten (das System und sein Gegner) eins sind. Die Veränderung der Gesellschaft und ihre Darstellung ist doch nicht ideenarm.
Die unterschiedlichen Bewertungen zu SF Romanen kommen aus meiner Sicht auch aus den unterschiedlichen Erwartungen, die man an einen SF Roman hat. Will man ein faszinierendes Abenteuer, eine mögliche Zukunft, technische Spekulation oder ein weitergesponnener Gesellschaftsentwurf.
Das hat auch nichts mit gut oder schlecht zu tun.
Quest hat für mich durch seinen Sense of wonder gepunktet. Da war nichts wirklich Neues, aber fasziniert hatte es mich total.
Bis bald,
Michael
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Re: Erwartungen an einen SF Roman
Ich habe keine allgemeinen Erwartungen an einen SF Roman. Ich habe höchstens Erwartungen, wenn es um spezielle Themen geht. Nach dem ich eine Doku über den Mars gesehen hatte, bekam ich Lust auf eine Roman zu diesem Thema, und habe mir Ben Bovas "Mars" gekauft, in der Erwartung (Hoffnung), eine Geschichte über eine möglichst realistisch geschilderte Marsmission zu lesen.
Meine Internetseite (mit Buchbesprechungen): http://lesenswelt.de/
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Re: Erwartungen an einen SF Roman
Also, wenn ich die Bücher, die ich so lese in phantastische und nicht-phantastische Bücher einteile, dann weiß ich bei den nicht-phantastischen Büchern genau, was ich mir davon erwarte: Das Element der Überraschung !
Bei den phantastischen Büchern ist das ein bischen komplizierter, weil die Überraschung ja schon in der Kulisse eingbaut ist.
Bei den phantastischen Büchern ist das ein bischen komplizierter, weil die Überraschung ja schon in der Kulisse eingbaut ist.
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Re: Erwartungen an einen SF Roman
Ja, so würde ich dir da eher zustimmen. Und ich habe ja auch nicht gesagt, dass 1984 ideenarm wäre. Nur, dass Orwell vermutlich nicht das Schreiben eines SF-Romans im Sinn hatte, sondern eher die Auswirkungen des Totalitarismus zeigen wollte. Wenn dem so war, ist der SF-gehlt quasi ein Unfall gewesenMichael Schmidt hat geschrieben:Hallo Heino,
wahrscheinlich habe ich mich einfach undeutlich ausgedrückt. Mir ging es eher darum, ob die Idee, die geschildert wird, aus meiner Sicht konventionell ist und nichts Neues bietet oder mir neue Perspektiven bietet. Das hängt natürlich auch am eigenen Bezugsrahmen.
Wie man sieht, kann man da durchaus geteilter Meinung sein wie man das bei uns beiden anhand 1984 erkennen kann. Der gleiche Text, trotzdem kommen wir beide zu unterschiedlichen Ergebnissen. Die komplette Veränderung allein anhand der Sprache (Neusprech hieß es glaube ich) finde ich sehr faszinierend. Ebenso, dass beide Seiten (das System und sein Gegner) eins sind. Die Veränderung der Gesellschaft und ihre Darstellung ist doch nicht ideenarm.
Die unterschiedlichen Bewertungen zu SF Romanen kommen aus meiner Sicht auch aus den unterschiedlichen Erwartungen, die man an einen SF Roman hat. Will man ein faszinierendes Abenteuer, eine mögliche Zukunft, technische Spekulation oder ein weitergesponnener Gesellschaftsentwurf.
Das hat auch nichts mit gut oder schlecht zu tun.
Quest hat für mich durch seinen Sense of wonder gepunktet. Da war nichts wirklich Neues, aber fasziniert hatte es mich total.
Bis bald,
Michael

Um zum Thema zurückzukommen:ich erwarte grundsätzlich von einem SF-Roman nichts anderes als von jeden anderen Roman auch, nämlich auf anregende Weise gut unterhalten zu werden. Wie der Autor das anstellt, ist beinah egal, solange die Geschichte nur nicht dumm oder langweilig ist. Und ich habe einen ziemlichen Hang zu düsteren Geschichten mit bösem Humor. Autoren dieser Richtung haben es bei mir deutlich einfacher. Was ich gar nicht mag, sind Romane nach Schema F, da spielt das Genre keine Rolle. Ist im Thriller und in der Fantasy genau so schlimm wie in der SF.
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Re: Erwartungen an einen SF Roman
Ich habe mich mal ein Bisschen durchs Forum gewühlt (nachdem ich ganz verpeilt hatte, hier schon seit 2007 angemeldet zu sein) und möchte doch auch noch einmal meinen Senf hierzu geben.
Ich finde es interessant, wie breit das Interesse auseinander geht. Klar muss man die Definition eines "richtigen" SF-Romans für sich selbst finden, aber einige von den Dingen, die ich hier lese, würde ich gar nicht so sagen.
Bei mir gilt, wenn es zu bunt ist (mit Aliens, Zeitreise etc.) stößt es mich eher ab. Natürlich existiert bei "realeren" Romanen die Parallelität zur Geschichte, aber das finde ich gerade gut. In der Tat kann der Autor sich nicht von den "Zwängen der Zeit in der er lebt" lösen. Beim Schreiben projeziert man eigene Eindrücke, Gedanken oder auch das, was man in den Medien aus den Nachrichten aufnimmt, ins Buch hinein. Natürlich kann man es auch bewusst ganz anders machen, aber das tun wohl die wenigsten. Ich habe es stattdessen eigentlich immer so gesehen, dass ein Science Fiction-Roman irgendwo die Vorstellungswelt, die Denkschule, die Weltsicht und die Interessen des Autors wiederspiegelt. Auf das Basis des heutigen versucht er eine Zukunft zu projizieren und eigene Schwerpunkte zu setzen. Für mich definiert sich Science Fiction als ein Schaubild, wie die Zukunft aussehen könnte. Technisch, politisch, gesellschaftlich.
Die überwiegend Fan Fiction-orientierten Stories, die ich wenig fachmännisch, aber mit Leidenschaft in tausenden Stunden zu Hause abfasse, spiegeln jedenfalls genau das wieder wie ich bereits vor Jahren gemerkt habe. Ich würde mich zwar keinesfalls professionell nennen, aber Erfahrung mit dem Schreiben eigener auf einem vorgegebenen Universum basierenden "Büchern" habe ich (auch wenn kaum fünf Leute inklusive mir selbst jene lesen - ich schreibe halt vorwiegend für mich und habe Spass dabei, alles andere ist Zugabe).
Für mich persönlich machen Interaktionen und Glaubwürdigkeit der Charaktere alles aus. Menschen sind in subjektiv guten Romanen das Wesentliche, auch wenn sie häufig bei männlichen Autoren viel zu kurz kommen. Das Universum sollte bei guten Büchern in sich natürlich irgendwo konsistent sein, aber ich muss mich mit den Handelnden identifizieren bzw. sie verstehen können. Das ist mir wichtig und driftet wohl vom Grundverständnis hier ziemlich ab. Ich schätze, manche würden genau diese Bücher wohl als "Massenware", die auch ein Historienroman oder sonstwas sein könnte, einordnen. Gerade weil ich eben nur Geschichte studiere und nicht Physik (mathematisch bin ich eine Niete und gebe das auch zu).
Um es genauer zu fassen, lese ich tatsächlich auch am liebsten Bücher, die auf abgeschlossenen Einheiten spielen. Halt die alte Nummer von "x Menschen in einem Blechkörper, der durchs All fliegt". Aber bitte ohne Aliens, denn wenn von denen bereits einer untot, einer ein Cyborg und einer eine außerirdische Schwabbelmasse ist, dann nehme ich das Ding gar nicht erst in die Hand.
Da sind wir eben wieder beim Unterhaltungsaspekt angekommen, aber dafür ist es ja auch ein Roman.
Ich finde es interessant, wie breit das Interesse auseinander geht. Klar muss man die Definition eines "richtigen" SF-Romans für sich selbst finden, aber einige von den Dingen, die ich hier lese, würde ich gar nicht so sagen.
Bei mir gilt, wenn es zu bunt ist (mit Aliens, Zeitreise etc.) stößt es mich eher ab. Natürlich existiert bei "realeren" Romanen die Parallelität zur Geschichte, aber das finde ich gerade gut. In der Tat kann der Autor sich nicht von den "Zwängen der Zeit in der er lebt" lösen. Beim Schreiben projeziert man eigene Eindrücke, Gedanken oder auch das, was man in den Medien aus den Nachrichten aufnimmt, ins Buch hinein. Natürlich kann man es auch bewusst ganz anders machen, aber das tun wohl die wenigsten. Ich habe es stattdessen eigentlich immer so gesehen, dass ein Science Fiction-Roman irgendwo die Vorstellungswelt, die Denkschule, die Weltsicht und die Interessen des Autors wiederspiegelt. Auf das Basis des heutigen versucht er eine Zukunft zu projizieren und eigene Schwerpunkte zu setzen. Für mich definiert sich Science Fiction als ein Schaubild, wie die Zukunft aussehen könnte. Technisch, politisch, gesellschaftlich.
Die überwiegend Fan Fiction-orientierten Stories, die ich wenig fachmännisch, aber mit Leidenschaft in tausenden Stunden zu Hause abfasse, spiegeln jedenfalls genau das wieder wie ich bereits vor Jahren gemerkt habe. Ich würde mich zwar keinesfalls professionell nennen, aber Erfahrung mit dem Schreiben eigener auf einem vorgegebenen Universum basierenden "Büchern" habe ich (auch wenn kaum fünf Leute inklusive mir selbst jene lesen - ich schreibe halt vorwiegend für mich und habe Spass dabei, alles andere ist Zugabe).
Für mich persönlich machen Interaktionen und Glaubwürdigkeit der Charaktere alles aus. Menschen sind in subjektiv guten Romanen das Wesentliche, auch wenn sie häufig bei männlichen Autoren viel zu kurz kommen. Das Universum sollte bei guten Büchern in sich natürlich irgendwo konsistent sein, aber ich muss mich mit den Handelnden identifizieren bzw. sie verstehen können. Das ist mir wichtig und driftet wohl vom Grundverständnis hier ziemlich ab. Ich schätze, manche würden genau diese Bücher wohl als "Massenware", die auch ein Historienroman oder sonstwas sein könnte, einordnen. Gerade weil ich eben nur Geschichte studiere und nicht Physik (mathematisch bin ich eine Niete und gebe das auch zu).
Um es genauer zu fassen, lese ich tatsächlich auch am liebsten Bücher, die auf abgeschlossenen Einheiten spielen. Halt die alte Nummer von "x Menschen in einem Blechkörper, der durchs All fliegt". Aber bitte ohne Aliens, denn wenn von denen bereits einer untot, einer ein Cyborg und einer eine außerirdische Schwabbelmasse ist, dann nehme ich das Ding gar nicht erst in die Hand.

Da sind wir eben wieder beim Unterhaltungsaspekt angekommen, aber dafür ist es ja auch ein Roman.
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Re: Erwartungen an einen SF Roman
Ich erwarte von einem SF-Roman zuerst einmal dasselbe, wie von jedem Roman: er muß vor allem gut geschrieben sein, d.h. der Autor muß ein guter Erzähler sein. Das heißt, er hat mir tatsächlich etwas zu erzählen, und er weiß auch, wie er mir seine Geschichte zu erzählen hat. Das ist leider ein Punkt, den so mancher Autor nicht immer erfüllen kann: mancher hat einfach nichts zu sagen, versucht das aber durch eine komplexe Weltenschöpfung zu verstecken. Andere können nicht erzählen, sondern bombadieren mich mit Schachtelsätzen, Monologen und Neologismen - aber literarische Kunstfertigkeiten können keinen Inhalt ersetzen.
Was noch schwerwiegender ist: die Charaktere des Romans müssen mir zusagen. Sie müssen mir nicht unbedingt symphatisch sein, aber ich muß sie "verstehen" können. Klappt das nicht, so bleibt der Roman steril und mir letztlich fremd.
Was noch schwerwiegender ist: die Charaktere des Romans müssen mir zusagen. Sie müssen mir nicht unbedingt symphatisch sein, aber ich muß sie "verstehen" können. Klappt das nicht, so bleibt der Roman steril und mir letztlich fremd.
Das würde ich so streng nicht sehen: Science Fiction ist keine Futurologie! Er kann und sollte mir interessante Denkanstöße durch Extrapolationen oder scheinbar fremde Welten geben, aber das kann und darf nicht die Geschichte ersetzen.Yuven hat geschrieben:Ich habe es stattdessen eigentlich immer so gesehen, dass ein Science Fiction-Roman irgendwo die Vorstellungswelt, die Denkschule, die Weltsicht und die Interessen des Autors wiederspiegelt. Auf das Basis des heutigen versucht er eine Zukunft zu projizieren und eigene Schwerpunkte zu setzen. Für mich definiert sich Science Fiction als ein Schaubild, wie die Zukunft aussehen könnte. Technisch, politisch, gesellschaftlich.
Das sehe ich ähnlich. Wobei ich den männlichen Autoren nicht unterstellen würde, daß sie den Menschen generell vernachlässigen. Vielleicht erscheint Dir das oftmals nur so, weil Du eben noch mehr erwartest.Yuven hat geschrieben:Für mich persönlich machen Interaktionen und Glaubwürdigkeit der Charaktere alles aus. Menschen sind in subjektiv guten Romanen das Wesentliche, auch wenn sie häufig bei männlichen Autoren viel zu kurz kommen. Das Universum sollte bei guten Büchern in sich natürlich irgendwo konsistent sein, aber ich muss mich mit den Handelnden identifizieren bzw. sie verstehen können. Das ist mir wichtig und driftet wohl vom Grundverständnis hier ziemlich ab.
Echte Vampire schillern nicht im Sonnenlicht, sie explodieren. Echte Helden küssen keinen Vampir, sie töten ihn.
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Re: Erwartungen an einen SF Roman
Ich würde ja auch gerne antworten: »Ich erwarte von einem SF-Roman zuerst einmal, dass er mich unterhält«.
Leider aber ist ›unterhalten‹ ein Nullbegriff, denn damit wird die Frage »Was erwartetst Du von einem SF-Roman« lediglich umgemodelt in »Was für SF-Romane unterhalten Dich?«.
Ich selbst stelle keine anderen / besonderen Anspürche an SF-Romane.
Sprache sollte dem Inhalt und der Handlung angemessen sein. Mehr Ideen als Klischees wären doll. Ebenso wenn es mehr glaubwürdige Figuren statt Pappkammeraden gibt.
Ansonsten bevorzuge ich abgeschlossene Einzelbände.
Die ganze Diskussion oben, ob Orwell SF ist oder nicht ist mir zu kindisch. Ich bin kein Essentialist.
(Natürlich ist »1984« SF.)
Grüße
Alex / molo
Leider aber ist ›unterhalten‹ ein Nullbegriff, denn damit wird die Frage »Was erwartetst Du von einem SF-Roman« lediglich umgemodelt in »Was für SF-Romane unterhalten Dich?«.
Ich selbst stelle keine anderen / besonderen Anspürche an SF-Romane.
Sprache sollte dem Inhalt und der Handlung angemessen sein. Mehr Ideen als Klischees wären doll. Ebenso wenn es mehr glaubwürdige Figuren statt Pappkammeraden gibt.
Ansonsten bevorzuge ich abgeschlossene Einzelbände.
Die ganze Diskussion oben, ob Orwell SF ist oder nicht ist mir zu kindisch. Ich bin kein Essentialist.
(Natürlich ist »1984« SF.)
Grüße
Alex / molo
MOLOSOVSKY IST DERZEIT IN DIESEM FORUM NICHT AKTIV STAND: 30. JANUAR 2013.
»Die Wirklichkeit ist überall gleich – nämlich unbekannt.« — Egon Friedell
(Ich weiß es im moment schlicht nicht besser.)
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