Utopien des 20. Jahrhunderts

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Petra Mayerhofer

Ungelesener Beitrag von Petra Mayerhofer »

Es wurden schon so viele Bücher genannt (und viele, von denen ich noch nie gehört hatte), ich will trotzdem noch ein paar hinzufügen. Die meisten davon sind feministische Utopien oder Dystopien (ich mache die Website Feministische phantastisch-utopische Literatur, da ergibt sich das), es sind auch ein paar aus dem 19. Jht. dabei.

Utopien:

* Always Coming Home von Ursula K. Le Guin (keine deutsche Ausgabe)
Gesellschaft, deren Sitten und Gebräuche stark von den amerikanischen UreinwohnerInnen übernommen sind

* The Dazzle of Day von Molly Gloss (keine deutsche Ausgabe)
Quäker-Gesellschaft, das in einem Mehr-Generationen-Schiff zu einem neuen Planeten fliegt

* Die Demeter-Blume (The Demeter Flower) von Rochelle Singer

* A Door Into Ocean von Joan Slonczewski (keine deutsche Ausgabe)
Das Ökosystem des Planeten Shora wird von den Sharern bewohnt, eine nur aus Frauen bestehende Rasse, die sich ohne Männer mittels Parthenogenese fortpflanzt. Die Sharer sind weit fortgeschritten in den biologischen Wissenschaften, unterlassen aber alle unnatürlichen Techniken. Während einer mehrtausendjährigen Isolation haben sie ein komplexes philosophisches und ethisches System entwickelt - idealistisch, kommunal und pazifistisch.

* Frau am Abgrund der Zeit (Woman on the Edge of Time) von Margy Piercy
Connie, eine hilflose, unter Drogen gehaltene Patientin einer Nervenheilanstalt findet einen Weg aus der unerträglich gewordenen Wirklichkeit, indem sie telepathischen Kontakt aufnimmt mit einer Frau im 22. Jahrhundert, die ine einer Gesellschaft lebt, in der die Rollen der Geschlechter aufgegeben wurden zugunsten einer neuen, breiteren Konzepte der Familie, das jeden Menschen die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit erlaubt.

* Das fünfte Geheimnis (The Fifth Sacred Thing) von Starhawk
Eine ideale (streng pazifistisch, gleichberechtigt, demokratisch, spirituell, ...) Gesellschaft wird von einer gewalttätigen, sexistischen, hierarchischen ... Gesellschaft angegriffen. Wie sollen PazifistInnen einen Krieg gewinnen?

* Herland von Charlotte Perkins Gilman
Frauen-Utopie aus dem 19. Jahrhundert

* Die Insel der Anderen (The Other) von Margaret Wander Bonanno

* Die Insel der Ata (The Kin of Ata Are Waiting for You) von Dorothy Bryant
eine “spirituelle” Utopie. Die ATAs leben für den Traum. Ihre Arbeit, ihre Kunst, ihre Lieben entstehen in und durch ihre Träume. Ihr einziges Ziel ist es, "höhere" Träume zu träumen.

* Kinder der Mutter Erde (Kinderen van Moeder Aarde) von Thea Beckman
Nach der Apokalypse hat sich auf Grönland (Thule) ein friedliches Matriarchat entwickelt. Nun kommt ein Expeditionstrupp aus dem früheren Europa.

* Lösung Drei (Solution Three) von Naomi Mitchison

* Mama Moneta oder die Frauenfolge von Wera Wendnagel

* Mizora von Mary E. Bradley Lane (keine deutsche Ausgabe)
Frauen-Utopie aus dem 19. Jahrhundert

* Roter Mars (Red Mars) von Kim Stanley Robinson

* Die Stadt, nicht lange danach (The City Not Long After) von Pat Murphy

* Sweet America von Marockh Lautenschlag

* Unveiling a Parallel von Alice Ilgenfritz Jones und Ella Merchant (keine deutsche Ausgabe)
Frauen-Utopie aus dem 19. Jahrhundert

* Venus Plus X von Theodore Sturgeon

* Das Wanderland (The Wanderground) von Sally Miller Gearhart

* Eine Weile entfernt / Planet der Frauen (The Female Man) von Joanna Russ


Dystopien:
* Amerika der Männer (Native Tongue) von Suzette Haden Elgin
geschrieben kurz nachdem der Zusatz zur amerikanischen Verfassung zur Gleichberechtigung von Mann und Frau abgelehnt wurde (um 1980 herum), Extrapolation, was geschieht, wenn Frauen wieder alle bis dahin gesetzlich zugestandenen Rechte genommen werden

* Der Frauenturm: eine Apokalypse (Benefits) von Zoë Ann Fairbairns

* In the Garden of Dead Cars von Sybil Claiborne (keine deutsche Ausgabe)

* Die Judasrose (The Judas Rose) von Suzette Haden Elgin
Fortsetzung von Native Tongue

* The Misconceiver von Lucy Ferriss (keine deutsche Ausgabe)
hierin soll es um Abtreibungen gehen

* The Psalms of Herod von Esther M. Friesner (keine deutsche Ausgabe)

* Die schweigende Stadt (Le Silence de la Cité) von Elisabeth Vonarburg
post-apokalyptische Welt, es gibt noch eine hoch-technologische Stadt, in der einige wenige Menschen leben

* The Sword of Mary von Esther M. Friesner (keine deutsche Ausgabe)

* Tochter der Apokalypse (Walk to the End of the World) von Suzy McKee Charnas
Nach einer zivilisationszerstörenden Katastrophe ("The Wasting") herrschen in einer Enklave (Holdfast) die älteren Männer (die Senioren), die jüngeren Männer (die Junioren) arbeiten und die Frauen (Fems) sind ausgebeutete Sklaven, die als Untermenschen gesehen werden. In dieser post-apokalyptischen Welt sind Homosexualität, Drogenkonsum und Kommunalismus die Norm.

* Das Ufer der Frauen (The Shore of Women) von Pamela Sargent
Nach der Apokalypse haben sich die Frauen in die Städte zurückgezogen, die Männer leben in Stämmen in der Wildnis. Für sie sind die Frauen unerreichbare Göttinnen. Am Anfang werden zwei Frauen aus den Städten verstoßen.

Jemand hatte Die Töchter Egalias von Gerd Brantenberg als feministische Utopie genannt. Meiner Ansicht nach ist das keine Utopie sondern eine Rollentausch-Geschichte, die die Absurdität der bestehenden Verhältnisse vorführt. Auch der Begriff Dystopie trifft hier nicht ganz.


Mit Utopien ist es so eine Sache. Was für den einen eine Utopie, ist für andere eher abschreckend. Ich habe noch keine Utopie gelesen, in deren Gesellschaft ich wirklich leben wollte.


Weitere Infos zu den genannten Werken gibt es auf der Website Feministische phantastisch-utopische Literatur (ja,ja Eigenwerbung :-? ) (http://www.feministische-sf.de/kategori ... eg_ut.html für Utopien, http://www.feministische-sf.de/kategori ... g_dys.html für Dystopien).

Gruß

Petra
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Ungelesener Beitrag von Shock Wave Rider »

Hallo Petra,
vielen Dank für den Beitrag aus ungewohnter Ecke!
Ich würde mich freuen, wenn Du Dich registrieren und hier öfter posten würdest. Ich habe das Gefühl, Du könntest hier viel beitragen.
Petra Mayerhofer hat geschrieben:Mit Utopien ist es so eine Sache. Was für den einen eine Utopie, ist für andere eher abschreckend. Ich habe noch keine Utopie gelesen, in deren Gesellschaft ich wirklich leben wollte.
In leichter Abwandlung eines Zitats:
Wenn Person X sagt: "A ist eine Utopie.", dann erfährt man damit herzlich wenig über A.
Aber eine ganze Menge über X!
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Re: Utopien des 20. Jahrhunderts

Ungelesener Beitrag von Shock Wave Rider »

Patrick hat geschrieben:Es gibt ein Buch über den SWR?! Wow!
Jau. Ich konnte John Brunner dazu gewinnen, meine Biographie zu schreiben. Und das sogar prospektiv!
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Re: Utopien des 20. Jahrhunderts

Ungelesener Beitrag von Ulrich »

Shock Wave Rider hat geschrieben:
Patrick hat geschrieben:Es gibt ein Buch über den SWR?! Wow!
Jau. Ich konnte John Brunner dazu gewinnen, meine Biographie zu schreiben. Und das sogar prospektiv!
Das Buch "Der Schockwellenreiter" (engl. Shockwaverider) ist sogar eine Utopie zur Datengesellschaft, also sehr nützlich.
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Ungelesener Beitrag von Ulrich »

Petra Mayerhofer hat geschrieben:Mit Utopien ist es so eine Sache. Was für den einen eine Utopie, ist für andere eher abschreckend. Ich habe noch keine Utopie gelesen, in deren Gesellschaft ich wirklich leben wollte.
Vielleicht wäre das Steben nach einem Utopia oder utopischer Ideale besser. Eine Utopie muss sich in der Realität wandlungsfähig gegenüber ihrer komplexen Umwelt und Innenwelt zeigen.
Morus’ Utopia war eine geschlossene Systemutopie, die der Vorstellung der Freiheit des Individuums gegenübertritt. Die Morussche Vorstellung eines Utopias könnte aus heutiger Sicht durchaus als totalitär bezeichnet werden.
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Frank Böhmert

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Ungelesener Beitrag von Frank Böhmert »

Petra Mayerhofer hat geschrieben: * Die Insel der Ata (The Kin of Ata Are Waiting for You) von Dorothy Bryant
eine "spirituelle" Utopie. Die ATAs leben für den Traum. Ihre Arbeit, ihre Kunst, ihre Lieben entstehen in und durch ihre Träume. Ihr einziges Ziel ist es, "höhere" Träume zu träumen.
Oh ja, das war ein Buch, das mich damals ziemlich beeindruckt hat. Obwohl ich es nie wieder gelesen habe, steht es immer noch in meinem Regal, weil ich mich bislang nicht davon trennen wollte.

Knaur TB 1325 o. J.; Original 1971

Ich dachte bis jetzt immer, ich wäre der einzige, der es überhaupt kennt. :wink:
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Re: Zustimmung

Ungelesener Beitrag von Petra »

Frank Böhmert hat geschrieben:
Petra Mayerhofer hat geschrieben: * Die Insel der Ata (The Kin of Ata Are Waiting for You) von Dorothy Bryant
eine "spirituelle" Utopie. Die ATAs leben für den Traum. Ihre Arbeit, ihre Kunst, ihre Lieben entstehen in und durch ihre Träume. Ihr einziges Ziel ist es, "höhere" Träume zu träumen.
Oh ja, das war ein Buch, das mich damals ziemlich beeindruckt hat.
<SNIP>
Ich dachte bis jetzt immer, ich wäre der einzige, der es überhaupt kennt. :wink:
Das geht mir auch so, trifft aber leider auf fast alle Bücher zu, die ich lese, da ich in meinem Bekanntenkreis die einzige SF-Enthusiastin bin :( .

Ich interessiere mich für feministische Utopie und ich habe eine Zeitlang ziemlich viel Energie darauf verwendet, die „Klassiker“ aus den 70er Jahren aufzutreiben und zu lesen.

Ata hat mir am Anfang gar nicht gefallen. Wenn man – wie ich damals – das Buch mit der Erwartungshaltung liest, einen „politischen“ Ansatz für einen Gesellschaftsentwurf dargestellt zu bekommen, gibt es daran viel, woran man sich reiben kann. Eine Welt (hier Insel), die man nur in seinen Träumen erreicht, Menschen, für die die wahre Realität in ihren Träumen steckt, die bei der Vergewaltigung einer Frau einfach nur zuschauen, anstatt einzugreifen. Was sollte das? Restlos lebensfremd.

Doch mit der Zeit hat mich das Buch gepackt, ich begann es aus einem anderen Blickwinkel zu lesen. Selbst die Selbstaufopferung von Augustine – sie verlässt die „ideale“ Gesellschaft, um das Leid in unserer Welt durch ihre Anwesenheit, ihr Mitleiden zu lindern - schien mir am Ende akzeptabel und folgerichtig.

Was das Buch soll, hat mich bis zum Schluss verwirrt. Es ist kein Buch, nachdem man aufbricht, um eine andere Gesellschaft zu schaffen (wer wollte die darin beschriebene Gesellschaft schon haben). Doch es erinnert daran, dass die äußeren Umstände das eine sind. Das andere, genauso wichtig, ist die „Seele“ des Menschen, deren „Integrität“, „Wohlbeschaffenheit“ ebenso zu pflegen und zu fördern ist. Deswegen der Begriff „spirituelle“ Utopie, mit dem ich Ata i.a. bezeichne.
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Dorothy Bryants The Kin of ATA Are Waiting for You

Ungelesener Beitrag von Petra »

Noch einmal zu Kin of ATA. Ich bin gerade auf einen Artikel mit dem Titel „Dorothy Bryant: Why Self-Publish“ gestoßen (siehe http://www.holtuncensored.com/members/column311.html). Laut diesem Artikel hat Bryant Ata selbst als religiöse Allegorie bezeichnet. Diese Kategorie schreckte die meisten Buchhändler ab und das Buch, 1970 von Moon Books/Random House veröffentlicht, verkaufte sich schlecht.

Bryants Ehemann traf dann einen Pastor, dessen Gemeindemitglieder das Buch alle mit Begeisterung gelesen hatten. Das veranlasste die Bryants den Kleinverlag Ata Books zu gründen, über den sie in den folgenden Jahren die meisten von Bryants Büchern vertrieben, die meistens nicht der Erwartungshaltung der Verleger entsprachen. Mit ziemlichen Erfolg, obwohl sie sich beim Marketing anscheinend fast nur auf Mund-zu-Mund-Propaganda verließen: : im Laufe der nächsten 30 Jahre wurden insgesamt ca. 150.000 Exemplare von Bryants Büchern abgesetzt.
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Frank Böhmert

Re: Zustimmung

Ungelesener Beitrag von Frank Böhmert »

Petra hat geschrieben:
Frank Böhmert hat geschrieben:Ich dachte bis jetzt immer, ich wäre der einzige, der es überhaupt kennt. :wink:
Das geht mir auch so, trifft aber leider auf fast alle Bücher zu, die ich lese, da ich in meinem Bekanntenkreis die einzige SF-Enthusiastin bin :( .
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es immer wieder SF-Bücher gibt, die auch "außerhalb" verstanden und genossen werden können. Ian McDonalds "Narrenopfer" war der letzte Roman, den ich erfolgreich Nicht-SF-Lesern nahe bringen konnte (von meinem Perry-Rhodan-Andromeda-Teil mal abgesehen). Es sind zumeist die erwachseneren Titel mit einem deutlichen Realitätsbezug, bei denen das geht, und insofern hat es mich schwer gewundert, dass nie jemand um mich herum "Die Insel der Ata" kannte.
Petra hat geschrieben:Ata hat mir am Anfang gar nicht gefallen. Wenn man - wie ich damals - das Buch mit der Erwartungshaltung liest, einen "politischen" Ansatz für einen Gesellschaftsentwurf dargestellt zu bekommen, gibt es daran viel, woran man sich reiben kann. Eine Welt (hier Insel), die man nur in seinen Träumen erreicht, Menschen, für die die wahre Realität in ihren Träumen steckt, die bei der Vergewaltigung einer Frau einfach nur zuschauen, anstatt einzugreifen. Was sollte das? Restlos lebensfremd.

Doch mit der Zeit hat mich das Buch gepackt, ich begann es aus einem anderen Blickwinkel zu lesen. Selbst die Selbstaufopferung von Augustine - sie verlässt die "ideale" Gesellschaft, um das Leid in unserer Welt durch ihre Anwesenheit, ihr Mitleiden zu lindern - schien mir am Ende akzeptabel und folgerichtig.

Was das Buch soll, hat mich bis zum Schluss verwirrt. Es ist kein Buch, nachdem man aufbricht, um eine andere Gesellschaft zu schaffen (wer wollte die darin beschriebene Gesellschaft schon haben). Doch es erinnert daran, dass die äußeren Umstände das eine sind. Das andere, genauso wichtig, ist die "Seele" des Menschen, deren "Integrität", "Wohlbeschaffenheit" ebenso zu pflegen und zu fördern ist. Deswegen der Begriff "spirituelle" Utopie, mit dem ich Ata i.a. bezeichne.
Das Reibflächenartige und Verwirrende könnte auch daher rühren, dass die geschilderte Kultur zwar utopische Züge hat, aber andererseits auch einfach eine Verkehrung der Gedankenwelt des männlichen "Helden" darstellt. Was er an Seelenpflege zuwenig betreibt, betreiben die Insulaner quasi zuviel. Es ist ein Gegenmodell vielleicht nicht unbedingt nur zur amerikanischen Gesellschaft der Endsechziger, sondern zum Denken und (Mangel)Fühlen eines Playboy-Typen.

Diesen Eindruck erinnere ich jedenfalls noch. Die Lektüre ist aber lange her.

Ansonsten wollte ich mal fragen, ob Du eigentlich Keri Hulmes "Unter dem Tagmond" kennst? Das ist ein Gegenwartsroman, der aber eindeutig utopische Züge entwickelt und auch spirituell unterfüttert ist - eines meiner Lieblingsbücher und sozusagen ein Belletristikroman, den man auch Leuten empfehlen kann, die fantastische Literatur bevorzugen.
Petra
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Re: Zustimmung

Ungelesener Beitrag von Petra »

Frank Böhmert hat geschrieben: Diesen Eindruck erinnere ich jedenfalls noch. Die Lektüre ist aber lange her.
Eine interessante Interpretation. Leider ist es auch bei mir zu lange her, als dass ich hier mehr hinzufügen könnte.
Ansonsten wollte ich mal fragen, ob Du eigentlich Keri Hulmes "Unter dem Tagmond" kennst? Das ist ein Gegenwartsroman, der aber eindeutig utopische Züge entwickelt und auch spirituell unterfüttert ist - eines meiner Lieblingsbücher und sozusagen ein Belletristikroman, den man auch Leuten empfehlen kann, die fantastische Literatur bevorzugen.
Nein, von dem Roman hatte ich noch nichts gehört. Ich werde dazu etwas recherchieren und es mir dann eventuell besorgen (ich habe einen Stapel mit 60 Büchern, die ich irgendwann lesen will, deswegen bin ich hier etwas zurückhaltend. Ich habe mich immer gefragt, wie John Clute & Co. es machen, anscheinend alle interessanten und relevanten Bücher gelesen zu haben).
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es immer wieder SF-Bücher gibt, die auch "außerhalb" verstanden und genossen werden können. Ian McDonalds "Narrenopfer" war der letzte Roman, den ich erfolgreich Nicht-SF-Lesern nahe bringen konnte (von meinem Perry-Rhodan-Andromeda-Teil mal abgesehen). Es sind zumeist die erwachseneren Titel mit einem deutlichen Realitätsbezug, bei denen das geht, und insofern hat es mich schwer gewundert, dass nie jemand um mich herum "Die Insel der Ata" kannte.
Ich habe in dieser Hinsicht mit feministischen Utopien und „literarischer“ SF bei meinen Freundinnen Erfolg gehabt. Ich habe sie damit jedoch nicht zur SF bekehrt, für sie sind das dann die große Ausnahmen. Leider.

Petra
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Frank Böhmert

Ungelesener Beitrag von Frank Böhmert »

Petra hat geschrieben:Ich habe in dieser Hinsicht mit feministischen Utopien und ?literarischer? SF bei meinen Freundinnen Erfolg gehabt. Ich habe sie damit jedoch nicht zur SF bekehrt, für sie sind das dann die große Ausnahmen. Leider.
Na, "bekehren" muss ja auch nicht unbedingt sein. Deine Freundinnen haben dann den großen Vorteil, die Perlen lesen zu können, ohne im Dreck wühlen zu müssen. So halte ich das immer gern mit allen möglichen Genres, gerade mit dem Krimi beispielsweise.
Ulrich
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Ungelesener Beitrag von Ulrich »

Es ist eine großartige Liste zusammengekommen. Manche der Bücher sind zwar keine Utopien (The Stand, Die Triffids, On the Beach). Aber, das beurteile ich nicht negativ. Manches Buch ist sehr diskussionswürdig, was oder was nicht utopisch an ihm ist. An alle Beitragsgschreiber einen netten Dank.

Bei Dicks "Eine andere Welt" bin ich noch am Überlegen. Das Science Fiction Element des Wechselns in eine Parallelwelt ist dafür nicht ausschlaggebend. Schon das Morussche Utopia war unerreichbar fern angesiedelt, wie Dicks andere Welt. Zumindest hat "Eine andere Welt" dystopische Merkmale.
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