Dystopien sind reaktionär!
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Dystopien sind reaktionär!
Der Titel dieses Posts ist bewusst provokant formuliert. Nein, nicht alle Dystopien sind mit der Absicht geschaffen worden, reaktionäres Gedankengut zu verbreiten. Tatsache sind es die meisten nicht. Autoren wie George Orwell (1984), Philip K. Dick (der die literarische Vorlage für den Film Blade Runner lieferte) oder William Gibson (Neuromancer) waren bzw. sind eher progressive Denker. Sie schrieben ihre Dystopien, um aufzuzeigen, wohin gewisse Fehlentwicklungen ihrer Zeit führen können, und diese Dystopien sind auch heute noch aktuell.
Aber die Dystopien haben eine Folge, die sicher nicht von diesen Autoren beabsichtigt war. Sie führen zu der Wahrnehmung, dass die Zukunft schlechter sei als die Gegenwart, wecken Ängste vor der Zukunft. Und sie beherrschen das gegenwärtig vorherrschende Bild zumindest von der nahen Zukunft. Jeder kennt Filme wie Blade Runner oder Matrix. Positive, progressive Zukunftsvisionen gibt es zwar, das Genre hat sogar einen Namen – Solarpunk heißt es – aber dieses Genre steckt noch in den Kinderschuhen. Mir sind ein paar Solarpunk-Romane, aber noch kein einziger Solarpunk-Film bekannt.
Und von der Vorstellung, dass die Zukunft düster und nicht lebenswert sei, ist es nur ein winzig kleiner Schritt zu der Haltung, die Vergangenheit sei besser gewesen, und es sei wünschenswert, zu dieser Vergangenheit zurückzukehren. Wer so empfindet, der wird auch empfänglich für die trügerischen Versprechungen reaktionärer Politiker, diese vermeintlich bessere Vergangenheit wieder herzustellen. In dieser Weise wirken Dystopien reaktionär.
Also geht mein Appell an alle Autoren, die sich mit der nahen Zukunft befassen: Schluss mit den Dystopien! Mehr positive Visionen! Denn die Zukunft ist zu wichtig, um sie den Pessimisten zu überlassen, und die Sehnsucht nach einer besseren Vergangenheit ist gefährlich. Nur wer die Hoffnung auf eine bessere Zukunft hat, engagiert sich für eine solche, und ist unempfänglich für rückwärtsgewandte Heilslehren. Also: Die Unke im Terrarium lassen! Visionen statt Bußpredigten! Raus aus dem Jutesack mit dem Spitzenprodukt!
(Von diesem Blogpost.)
Aber die Dystopien haben eine Folge, die sicher nicht von diesen Autoren beabsichtigt war. Sie führen zu der Wahrnehmung, dass die Zukunft schlechter sei als die Gegenwart, wecken Ängste vor der Zukunft. Und sie beherrschen das gegenwärtig vorherrschende Bild zumindest von der nahen Zukunft. Jeder kennt Filme wie Blade Runner oder Matrix. Positive, progressive Zukunftsvisionen gibt es zwar, das Genre hat sogar einen Namen – Solarpunk heißt es – aber dieses Genre steckt noch in den Kinderschuhen. Mir sind ein paar Solarpunk-Romane, aber noch kein einziger Solarpunk-Film bekannt.
Und von der Vorstellung, dass die Zukunft düster und nicht lebenswert sei, ist es nur ein winzig kleiner Schritt zu der Haltung, die Vergangenheit sei besser gewesen, und es sei wünschenswert, zu dieser Vergangenheit zurückzukehren. Wer so empfindet, der wird auch empfänglich für die trügerischen Versprechungen reaktionärer Politiker, diese vermeintlich bessere Vergangenheit wieder herzustellen. In dieser Weise wirken Dystopien reaktionär.
Also geht mein Appell an alle Autoren, die sich mit der nahen Zukunft befassen: Schluss mit den Dystopien! Mehr positive Visionen! Denn die Zukunft ist zu wichtig, um sie den Pessimisten zu überlassen, und die Sehnsucht nach einer besseren Vergangenheit ist gefährlich. Nur wer die Hoffnung auf eine bessere Zukunft hat, engagiert sich für eine solche, und ist unempfänglich für rückwärtsgewandte Heilslehren. Also: Die Unke im Terrarium lassen! Visionen statt Bußpredigten! Raus aus dem Jutesack mit dem Spitzenprodukt!
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Re: Dystopien sind reaktionär!
@WeepingElf: Bist du ernsthaft der Meinung, ein paar phantastische Kunstwerke seien verantwortlich für die deiner Meinung nach herrschende Zukunftsangst?!??!
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Ralf,
verblüfft ob WeepingElfs Vertrauen in die Wirkmächtigkeit von Kunst
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Re: Dystopien sind reaktionär!
Ich habe, tatsächlich, kein Witz, folgendes Buch immer noch im Handapparat stehen:

Glaube: noch nie benutzt.
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Re: Dystopien sind reaktionär!
Flossensauger hat grad bei den vergessenen Filmen nen Verleser gehabt, und ich hab hier grad Toffee gelesen und will jetzt sofort britisches Toffee!!!!

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Re: Dystopien sind reaktionär!
@WeepingElf: Im Leben glaube ich nicht, dass Dystopien Zukunftsängste schüren oder schaffen. Nicht eine einzige.
Dafür sorgt allein die Realität.
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Re: Dystopien sind reaktionär!
Nein. Dystopien sind nicht die alleinige Ursache für Zukunftsängste, die wiederum nicht die alleinige Ursache für das Erstarken von AfD & Co. sind. Aber sie tragen dazu bei, solche Stimmungen zu erzeugen. Ich glaube schon, dass Filme wie Blade Runner die Vorstellungen vieler Menschen von der Zukunft mitgeprägt haben. Aber natürlich sind besorgniserregende Nachrichten aus der Realität da von größerer Bedeutung.
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Re: Dystopien sind reaktionär!
Ich widerspreche weiterhin. Gerade bei dem Beispiel Blade Runner. Wir haben damals den Film gesehen, als er neu rauskam. Reingegangen sind da nur SF-Fans, "Normalleute" haben den gar nicht angeschaut, weil sie ihn a) nicht verstehen konnten und b) kein Interesse an solchem illusionärem Zukunftsschmarrn hatten. Aber natürlich haben sie sich die Infos dazu angesehen, meine Mutter eingeschlossen, die in ihrem Leben nichts mit SF zu tun haben wollte. Aber sie konnte dadurch trotzdem mitreden. Und auch sie hat das nicht als Zukunftsvorstellung gesehen, wie es werden könnte.
Von denen, die ihn gesehen haben (und in meinem studentischen Umfeld waren das viele), hat keiner gesagt "ogott, wenn unsere Zukunft so wird ...", sondern "was für geile Action, was für geile Bilder, was für geile Musik! Ein Meilenstein!" Als mögliches Zukunftsszenario hat das keiner von uns gesehen, wir eingeschlossen nicht. Auch in den Rezensionen, egal ob im TV, Cinema oder sonstwo, ist nirgends jemand darauf eingegangen, dass es eine dystopische Vorstellung unserer Zukunft sein könnte. Dafür ist das einfach viel zu weit weg.
Man hat es als das gesehen, was es war: Kintopp.
Ich extrapoliere mal auf ein anderes Genre: Sich ständig Krimis reinzuziehen, die im Hier und Jetzt spielen, fördern nicht die Angst, ermordet zu werden.
Von denen, die ihn gesehen haben (und in meinem studentischen Umfeld waren das viele), hat keiner gesagt "ogott, wenn unsere Zukunft so wird ...", sondern "was für geile Action, was für geile Bilder, was für geile Musik! Ein Meilenstein!" Als mögliches Zukunftsszenario hat das keiner von uns gesehen, wir eingeschlossen nicht. Auch in den Rezensionen, egal ob im TV, Cinema oder sonstwo, ist nirgends jemand darauf eingegangen, dass es eine dystopische Vorstellung unserer Zukunft sein könnte. Dafür ist das einfach viel zu weit weg.
Man hat es als das gesehen, was es war: Kintopp.
Ich extrapoliere mal auf ein anderes Genre: Sich ständig Krimis reinzuziehen, die im Hier und Jetzt spielen, fördern nicht die Angst, ermordet zu werden.
Zuletzt geändert von Uschi Zietsch am 29. Oktober 2024 08:30, insgesamt 1-mal geändert.

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- Andreas Eschbach
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Re: Dystopien sind reaktionär!
Zu glauben, dass Dystopien Zukunftsangst erzeugen, ist wie zu glauben, dass Thermometer die Hitze verursachen.
Zuletzt geändert von Andreas Eschbach am 29. Oktober 2024 06:41, insgesamt 1-mal geändert.
- L.N. Muhr
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Re: Dystopien sind reaktionär!
Literatur ihre Warnfunktion zu verbieten ist, wie Bergleuten zu verbieten, dass sie Vögel mit untertage nehmen.
Oder als würde man an Flüssen die Wasserstandsmelder abschaffen.
Oder die Leuchttürme am Meer.
Strikte Gegenaussage: Dystopien sind nicht reaktionär, denn wenn es reaktionär ist, ist es keine Dystopie. Zukunftsentwürfe, die die formalen Muster der Dystopie übernehmen, aber für Humbug vergeuden: something-something mit Weltuntergang, um eine Junge-rettet-Mädchen-Geschichte drüberzuklatschen, kann jeder. Das ist keinWeltenentwurf, das ist alte Milch in neuer Verpackung.
Tatsächliche Dystopien schauen strikt nach vorne, sie sind zwingend progressiv, egal was Konsumenten daraus machen. Sie sind nur nicht auf die Art progressiv, wie es am kommodesten wäre.
Ganz ohne Frage würden Bergleute auch lieber untertage gehen, ohne Vögel mitzunehmen, und Seefahrer lieber am Ufer schippern, ohne auf Leuchttürme zu achten - weil das ebenfalls am kommodesten wäre.
Das Motto des Dystopie-Schaffenden lautet: here be dragons.
Oder als würde man an Flüssen die Wasserstandsmelder abschaffen.
Oder die Leuchttürme am Meer.
Strikte Gegenaussage: Dystopien sind nicht reaktionär, denn wenn es reaktionär ist, ist es keine Dystopie. Zukunftsentwürfe, die die formalen Muster der Dystopie übernehmen, aber für Humbug vergeuden: something-something mit Weltuntergang, um eine Junge-rettet-Mädchen-Geschichte drüberzuklatschen, kann jeder. Das ist keinWeltenentwurf, das ist alte Milch in neuer Verpackung.
Tatsächliche Dystopien schauen strikt nach vorne, sie sind zwingend progressiv, egal was Konsumenten daraus machen. Sie sind nur nicht auf die Art progressiv, wie es am kommodesten wäre.
Ganz ohne Frage würden Bergleute auch lieber untertage gehen, ohne Vögel mitzunehmen, und Seefahrer lieber am Ufer schippern, ohne auf Leuchttürme zu achten - weil das ebenfalls am kommodesten wäre.
Das Motto des Dystopie-Schaffenden lautet: here be dragons.
http://www.pannor.de
'nuff said.
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Re: Dystopien sind reaktionär!
Das ist eine ziemliche Steilvorlage für Uschis Argument. Die heimische Unke ist stark bedroht durch Landnutzungswandel, eine industrielle Landwirtschaft und ein Austrocknen der Laichgewässer im Zuge des Klimawandels. Da brauche ich nicht einen Kinofilm oder ein Buch, um Angst zu bekommen.
Aber ich verstehe, was du sagen willst. Es ist nur so, dass Dystopien von vorn herein einen äußeren Konflikt inne haben. Jedenfalls eher als Utopien. Und so ein Konflikt ist schon eine gar nicht so schlechte Sache, wenn man eine Geschichte erzählen will.
- Uschi Zietsch
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Re: Dystopien sind reaktionär!
Könnte man. Genauso wie Wettervorhersagen. Am Beispiel Ahrtal hat man gesehen, dass das keinen interessiert. Die deutlichen und rechtzeitigen Vorwarnungen, die Menschen hätten retten können, hat man geflissentlich ignoriert. Die Augen mit den Händen zuhalten und sagen: "Ich bin ein Blinder Passagier, niemand kann mich sehen!" ist beliebter denn je.L.N. Muhr hat geschrieben: 28. Oktober 2024 22:52 Oder als würde man an Flüssen die Wasserstandsmelder abschaffen.
Und das macht mir angst.

Uschi
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Re: Dystopien sind reaktionär!
Auch wenn ich vermute, dass WeepingElf das vielleicht nicht (ganz) so meinte: Die Vorstellung "X verursacht Y" ist in den Sozialwissenschaften meist naiv, oft sogar falsch. Kunst ist wie alle sozialen Prozesse eine Form von Kommunikation, und Kommunikation ist vielschichtig, rückgekoppelt und diskusiv. So auch jede Form von Dytopien (sogar die blöden, die nur als Vorwand für eine Lovestory dienen).
Außerdem hat Uschi das schon ganz treffend beschrieben: Wie sollte "Blade Runner" auf irgendjemanden einwirken, wenn die meisten Menschen damals (und vielleicht sogar noch heute) gar nicht den popkulturellen Bezugsrahmen haben, um den Film zu verstehen? Als ich den Film erstmals sah, war ich geflasht von der Bilderwelt, aber das war ja schon ein paar Jahre später. Für die meisten meiner Nachbarn ist das bis heute einfach ein sehr schlecht ausgeleuchteter Film mit Flugtaxis.
Gibt es reaktionäre Dystopien? Ja klar! Viele Romantisierungen als eine Art Neo-Neo-Western sind bestimmt so etwas.
Verursachen Dystopien Zukunftsangst? Sicher nicht. Dann schon eher Zeitungsartikel über Flutkatatrophen, Krieg und Geldentwertung - und die verursachen ja nicht die Zukunftsangst, sondern die Phänomene, die dort beschrieben werden.
Außerdem hat Uschi das schon ganz treffend beschrieben: Wie sollte "Blade Runner" auf irgendjemanden einwirken, wenn die meisten Menschen damals (und vielleicht sogar noch heute) gar nicht den popkulturellen Bezugsrahmen haben, um den Film zu verstehen? Als ich den Film erstmals sah, war ich geflasht von der Bilderwelt, aber das war ja schon ein paar Jahre später. Für die meisten meiner Nachbarn ist das bis heute einfach ein sehr schlecht ausgeleuchteter Film mit Flugtaxis.
Gibt es reaktionäre Dystopien? Ja klar! Viele Romantisierungen als eine Art Neo-Neo-Western sind bestimmt so etwas.
Verursachen Dystopien Zukunftsangst? Sicher nicht. Dann schon eher Zeitungsartikel über Flutkatatrophen, Krieg und Geldentwertung - und die verursachen ja nicht die Zukunftsangst, sondern die Phänomene, die dort beschrieben werden.
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Re: Dystopien sind reaktionär!
Ich bin Uschis und LNs Meinung, muss aber zugeben, dass ich Dystopien seit ein paar Jahren nicht mehr so gern sehe / lese wie früher. Happy End muss schon sein, sonst bin ich traurig.
- Ender
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Re: Dystopien sind reaktionär!
Dass WeepingElfs Threadtitel nicht wörtlich zu nehmen und bewusst überspitzt ist, versteht sich doch von selbst - und wird von ihm selbst ja auch direkt betont. Trotzdem finde ich die grundsätzliche Überlegung dahinter nicht so abwegig. Denn dass Popkultur unsere Wahrnehmung und unser Weltbild durchaus beeinflusst und in gewissem Maße (mit) prägt, ist doch zweifellos richtig.
Das heißt natürlich nicht, dass man nach Sicht eines einzigen Weltuntergangsfilms direkt stramm reaktionär wird. Aber das Bild, dass auch und gerade in den fiktiven Geschichten, die wir uns erzählen, von der Zukunft gezeichnet wird, ist nun mal größtenteils düster und negativ. Dass die meisten (gut gemachten) Dystopien damit auf Gefahren und Fehlentwicklungen hinweisen - also warnen - wollen, ist eine Sache. Aber bei den normalen Film-, Games- und Buchkonsumenten (also uns allen) bleibt doch, mindestens unbewusst, irgendwie hängen: Zukunft = das wird übel. Dass daher - vermutlich ebenfalls unbewusst - ein gewisses "Lassen wir es lieber wie es ist"-Gefühl aufkommen kann, finde ich schon irgendwie plausibel.
Das Problem sind aber meiner Meinung nach weniger die Dystopien an sich, sondern v.a. die Tatsache, dass vieles, was als Warnung gedacht war, derzeit von einigen als Anleitung genommen wird. Und dass sie damit durchkommen.
Das heißt natürlich nicht, dass man nach Sicht eines einzigen Weltuntergangsfilms direkt stramm reaktionär wird. Aber das Bild, dass auch und gerade in den fiktiven Geschichten, die wir uns erzählen, von der Zukunft gezeichnet wird, ist nun mal größtenteils düster und negativ. Dass die meisten (gut gemachten) Dystopien damit auf Gefahren und Fehlentwicklungen hinweisen - also warnen - wollen, ist eine Sache. Aber bei den normalen Film-, Games- und Buchkonsumenten (also uns allen) bleibt doch, mindestens unbewusst, irgendwie hängen: Zukunft = das wird übel. Dass daher - vermutlich ebenfalls unbewusst - ein gewisses "Lassen wir es lieber wie es ist"-Gefühl aufkommen kann, finde ich schon irgendwie plausibel.
Das Problem sind aber meiner Meinung nach weniger die Dystopien an sich, sondern v.a. die Tatsache, dass vieles, was als Warnung gedacht war, derzeit von einigen als Anleitung genommen wird. Und dass sie damit durchkommen.