China Mieville - »Embassytown«
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Re: China Mieville spricht über »Embassytown«
Ich hatte die von Euch erwähnten Probleme mit "Embassytown" nicht.
Im Gegenteil fand ich gerade den Aufbau des Romanes sehr reizvoll.
A. Zuerst ein kleines Intro, eine wichtige Situation, die Ankunft des *unmöglichen* neuen Botschafters.
B. Dann drei Kapitel aus der Kindheit und Jugend von Avice.
C. Dann eine Strecke, in der zwischen einer Vergangenheitshandlung (*Formerly*) und einer Gegenwartshandlung, welche nach einer einschneidenen Krise den neuen Botschafter betreffend angesiedelt ist (*Latterday*), hin und her gewechselt wird.
D. Schließlich verbleibt der Roman etwa ab der Mitte bei der Gegenwartshandlung.
Mit diesem Wechsel der Kapitel- / Zeitstruktur geht ein langsames Ansteigen der *Äktschn* einher. Das mag sachte sein, aber wie ich finde, ist diese Steigerung gelungen gehandhabt.
Ich gebe zu, dass der imsense Ideenreichtum und die ungezähmte Originalität von Miévilles Weltenbau die leichte Lesbarkeit solcher Dinge wie Figuren-Zeichnung und Figuren-Beziehungen, einfache Erkennbarkeit dessen, was für die Handlung und Äktschn wichtig ist, erschweren. -- Vielleicht liegt es daran, dass ich bisher noch keinen Miéville für mau oder misslungen hielt, sondern immer gehörig angefixt wurde von seinen Stoffen, so dass ich im Zweifelsfall bei Orientungsbedarf eine Phase des Zurückblätterns einlege (so auch bei "Embassytown" eben bei Beginn von Abschnitt D).
Grüße
Alex / molo
Im Gegenteil fand ich gerade den Aufbau des Romanes sehr reizvoll.
A. Zuerst ein kleines Intro, eine wichtige Situation, die Ankunft des *unmöglichen* neuen Botschafters.
B. Dann drei Kapitel aus der Kindheit und Jugend von Avice.
C. Dann eine Strecke, in der zwischen einer Vergangenheitshandlung (*Formerly*) und einer Gegenwartshandlung, welche nach einer einschneidenen Krise den neuen Botschafter betreffend angesiedelt ist (*Latterday*), hin und her gewechselt wird.
D. Schließlich verbleibt der Roman etwa ab der Mitte bei der Gegenwartshandlung.
Mit diesem Wechsel der Kapitel- / Zeitstruktur geht ein langsames Ansteigen der *Äktschn* einher. Das mag sachte sein, aber wie ich finde, ist diese Steigerung gelungen gehandhabt.
Ich gebe zu, dass der imsense Ideenreichtum und die ungezähmte Originalität von Miévilles Weltenbau die leichte Lesbarkeit solcher Dinge wie Figuren-Zeichnung und Figuren-Beziehungen, einfache Erkennbarkeit dessen, was für die Handlung und Äktschn wichtig ist, erschweren. -- Vielleicht liegt es daran, dass ich bisher noch keinen Miéville für mau oder misslungen hielt, sondern immer gehörig angefixt wurde von seinen Stoffen, so dass ich im Zweifelsfall bei Orientungsbedarf eine Phase des Zurückblätterns einlege (so auch bei "Embassytown" eben bei Beginn von Abschnitt D).
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Zuletzt geändert von molosovsky am 26. Juni 2011 21:17, insgesamt 1-mal geändert.
MOLOSOVSKY IST DERZEIT IN DIESEM FORUM NICHT AKTIV STAND: 30. JANUAR 2013.
»Die Wirklichkeit ist überall gleich – nämlich unbekannt.« — Egon Friedell
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Re: China Mieville spricht über »Embassytown«
Nein, der Ideenreichtum ist zwar groß, aber ich habe schon Romane mit einem mehr an Ideen und gleichzeitig mehr Romanhandlung auf den ersten 100 Seiten erlebt. Natürlich hat es einen gewissen Reiz die Figurenentwicklung mitzuverfolgen, aber irgendwann lässt dieser nach, denn so komplex sind diese nun auch wieder nicht. Ich kenne nun seine Figuren, und ich habe dem Autor und der Hauptfigur langsam auch die Prinzipien seiner Romanwelt aus der erzählerischen Nase gezogen - aber langsam muss sich jetzt eben auch was tun in dieser bunten Kulisse...molosovsky hat geschrieben:Ich gebe zu, dass der imsense Ideenreichtum und die ungezähmte Originalität von Miévilles Weltenbau die leichte Lesbarkeit solcher Dinge wie Figuren-Zeichnung und Figuren-Beziehungen, einfache Erkennbarkeit dessen, was für die Handlung und Äktschn wichtig ist, erschweren.
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Re: China Mieville spricht über »Embassytown«
Da ich den Roman im Augenblick nicht zur Hand habe, kann ich nicht genauer auf Deine Klage reagieren, Florian.
Ich guck heute Abend mal nach, auf welchem *Plateau* die Handlung auf ca. Seite 100 ruht (bzw. für Dich: abhängt).
Grüße
Alex / molo
Ich guck heute Abend mal nach, auf welchem *Plateau* die Handlung auf ca. Seite 100 ruht (bzw. für Dich: abhängt).
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Re: China Mieville spricht über »Embassytown«
Schon weiter?
Die ›Es tut sich was‹-Handlung steigert sich langsam, oder?
Allerspätestens wenn die Wechsel zwischen Rückblenden- und Gegenwarts-Handlung endet, ist man im großen Huii der Ereignisse … oder bleibts bei (gefühlter) Handlungslosigkeit.
Grüße
Alex / molo
Die ›Es tut sich was‹-Handlung steigert sich langsam, oder?
Allerspätestens wenn die Wechsel zwischen Rückblenden- und Gegenwarts-Handlung endet, ist man im großen Huii der Ereignisse … oder bleibts bei (gefühlter) Handlungslosigkeit.
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Re: China Mieville spricht über »Embassytown«
Ja, es hat sich etwas getan. EzRa hat gesprochen.molosovsky hat geschrieben:Schon weiter?
Die ›Es tut sich was‹-Handlung steigert sich langsam, oder?

Was immer noch nervt, ist dieses immer noch ständig vorhandene Hin- und Herspringen zwischen den Zeiten. Letztlich dient das aber vor allem dazu, um immer mehr Hintergrund zu erzeugen, was ich zumindest erzählerisch etwas fragwürdig finde: warum präsentiert uns der Autor vieles davon nicht sofort und schnell in den ersten 50 Seiten? Soviel spannendes ist dort nun ja auch nicht gerade passiert... und nach dem Zwischenfall bremst es die Handlung doch wieder aus.
Es ist jetzt nicht so, dass ich das Buch schlecht finde, aber ich finde es auch momentan nur bedingt spannend. Die Hauptfigur bleibt mir letztlich fremd, und die Welt und das Konzept der Sprache ist interessant, aber es bringt das Buch eben nur sehr langsam voran.
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Re: China Mieville spricht über »Embassytown«
Habe ich etwa einen Fehler in »Embassytown« gefunden? Oder wie ist Folgendes zu verstehen?
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Re: China Mieville spricht über »Embassytown«
Wegen der angeführten Unklarheit. Im Laufe des Romanes wird immer angeschnitten, dass…
Grüße
Alex / molo
Miéville legt nur eine Eigenart an den Tag (die auch die ›Culture‹-Romane von Banks auszeichnet), die ich mag: ich werde zum Mitdenken und Vorstellungskraft einsetzten ermuntert, statt dass mir dauernd alles haarklein erklärt wird

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Re: China Mieville spricht über »Embassytown«
Das ist bei vielen anderen Autoren auch der Fall. Aber verzeih noch einmal die Nachfrage - wenn es diese Schnittstelle gibt: Wozu braucht man dann noch die Botschafter?molosovsky hat geschrieben:Wegen der angeführten Unklarheit. Im Laufe des Romanes wird immer angeschnitten, dass…Miéville legt nur eine Eigenart an den Tag (die auch die ›Culture‹-Romane von Banks auszeichnet), die ich mag: ich werde zum Mitdenken und Vorstellungskraft einsetzten ermuntert, statt dass mir dauernd alles haarklein erklärt wird![]()

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Re: China Mieville spricht über »Embassytown«
Ich verspoilere die Antwort mal besser:
Alex / molo
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Re: China Mieville spricht über »Embassytown«
Meine Kritik zu »Embassytown«ist jetzt online:
http://www.sf-fan.de/rezensionen/china- ... ytown.html
http://www.sf-fan.de/rezensionen/china- ... ytown.html
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Re: China Mieville - »Embassytown«
Ich habe den Roman jetzt auf Deutsch gelesen ("Stadt der Fremden").
Im Wesentlichen finde ich sowohl Breitsameters als auch Molosowskys Argumente stichhaltig, in Summe überwiegt bei mir aber der positive Eindruck. Der "Ich-kann-das-Buch-nicht-aus-der-Hand-legen"-Faktor war im oberen Bereich von dem, was ich bisher gelesen habe. Vor allem der Weltentwurf hat mich begeistert, in dieses bizarre Umfeld bin ich immer wieder gern eingetaucht. Dass sich die Handlung anfangs nur langsam entwickelt, hat mich nicht so gestört, dann diese Langsamkeit und Action-Armut passiert zugunsten der Vorstellung des Weltenwurfs einerseits und der Protagonistin andererseits, und diese Inhalte sind für sich schon das Lesen wert. Wie Miéville die Sprech- und Denkweise dieser Außerirdischen beschreibt, hat mich sehr fasziniert. Ganz besonders hat mir die Idee gefallen, dass Sprache von entscheidender Bedeutung für das Sein oder Nichtsein einer ganzen Welt sein kann, dass allein durch sprachliche Aktionen weltgefährdende Krisen ausgelöst, aber auch bewältigt werden können.
Abgesehen davon kommt die Handlung im zweiten Teil des Buchs doch noch ziemlich in Schwung.
Es ist natürlich immer ein Risiko, eine einzige Person so sehr in den Mittelpunkt zu stellen wie in diesem Roman, der sogar als Ich-Erzählung abgefasst ist. Wenn man mit dieser Hauptperson nicht so recht warm wird - was sowohl bei realen als auch bei erdachten Menschen immer wieder passiert - fehlt der menschliche Bezug. In dieser Hinsicht hatte ich Glück. Allein der Name dieser Hyperraum-Pilotin (ein Beruf, der im Roman sehr poetisch "Immer-Eintaucherin" heißt): Eine Frau, die Avice Benner Cho heißt, kann ich nur interessant finden, auch wenn ich sonst noch nichts von ihr weiß. Ich schätze es generell, wenn Autoren den Namen der von ihnen erfundenen Personen große Sorgfalt widmen. Und nachdem ich Avice kennengelernt hatte, fühlte ich mich ihr nahe genug, um Anteil an ihrem Schicksal zu nehmen - ein Schicksal, das sonst ein beliebtes Motiv in Fantasy-Geschichten ist: Unverhofft findet sich ein Mensch, der nie ein Held sein wollte, in einer Situation, in der seine Entscheidungen die Rettung oder Vernichtung einer ganzen Welt zur Folge haben könnten.
Fazit: Wer einen Action-Reißer erwartet, wird enttäuscht sein. Aber allen, die sich gern in ausführlich beschriebene, völlig fremde Welten entführen lassem und auch bereit sind, über faktische Zusammenhänge und moralische Konsequenzen in solchen andersartigen Weltentwürfen zu philosophieren, kann ich das Buch sehr ans Herz legen.
Im Wesentlichen finde ich sowohl Breitsameters als auch Molosowskys Argumente stichhaltig, in Summe überwiegt bei mir aber der positive Eindruck. Der "Ich-kann-das-Buch-nicht-aus-der-Hand-legen"-Faktor war im oberen Bereich von dem, was ich bisher gelesen habe. Vor allem der Weltentwurf hat mich begeistert, in dieses bizarre Umfeld bin ich immer wieder gern eingetaucht. Dass sich die Handlung anfangs nur langsam entwickelt, hat mich nicht so gestört, dann diese Langsamkeit und Action-Armut passiert zugunsten der Vorstellung des Weltenwurfs einerseits und der Protagonistin andererseits, und diese Inhalte sind für sich schon das Lesen wert. Wie Miéville die Sprech- und Denkweise dieser Außerirdischen beschreibt, hat mich sehr fasziniert. Ganz besonders hat mir die Idee gefallen, dass Sprache von entscheidender Bedeutung für das Sein oder Nichtsein einer ganzen Welt sein kann, dass allein durch sprachliche Aktionen weltgefährdende Krisen ausgelöst, aber auch bewältigt werden können.
Abgesehen davon kommt die Handlung im zweiten Teil des Buchs doch noch ziemlich in Schwung.
Es ist natürlich immer ein Risiko, eine einzige Person so sehr in den Mittelpunkt zu stellen wie in diesem Roman, der sogar als Ich-Erzählung abgefasst ist. Wenn man mit dieser Hauptperson nicht so recht warm wird - was sowohl bei realen als auch bei erdachten Menschen immer wieder passiert - fehlt der menschliche Bezug. In dieser Hinsicht hatte ich Glück. Allein der Name dieser Hyperraum-Pilotin (ein Beruf, der im Roman sehr poetisch "Immer-Eintaucherin" heißt): Eine Frau, die Avice Benner Cho heißt, kann ich nur interessant finden, auch wenn ich sonst noch nichts von ihr weiß. Ich schätze es generell, wenn Autoren den Namen der von ihnen erfundenen Personen große Sorgfalt widmen. Und nachdem ich Avice kennengelernt hatte, fühlte ich mich ihr nahe genug, um Anteil an ihrem Schicksal zu nehmen - ein Schicksal, das sonst ein beliebtes Motiv in Fantasy-Geschichten ist: Unverhofft findet sich ein Mensch, der nie ein Held sein wollte, in einer Situation, in der seine Entscheidungen die Rettung oder Vernichtung einer ganzen Welt zur Folge haben könnten.
Fazit: Wer einen Action-Reißer erwartet, wird enttäuscht sein. Aber allen, die sich gern in ausführlich beschriebene, völlig fremde Welten entführen lassem und auch bereit sind, über faktische Zusammenhänge und moralische Konsequenzen in solchen andersartigen Weltentwürfen zu philosophieren, kann ich das Buch sehr ans Herz legen.
Das Fliegen wird erst möglich, wenn zuvor vom Fliegen geträumt wurde. (Stanislaw Lem)
https://schatzdorfer-graz.at/Gernot
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Re: China Mieville - »Embassytown«
Ich fand es einfach nur unsagbar langweilig. Es ist schon Jahre her das ich ein Buch vor dem Ende abgebrochen
habe (das einzige überhaupt), aber dies wäre Kandidat Nummer zwei gewesen. Leider, leider war es ein Rezen-
sionsexemplar und ich mußte mich durch die Seiten bis zum Ende quälen.
Die von dir so hoch geschätzte Protagonistin ging mir einfach nur am Allerwertesten vorbei. Sie tat das, sie tat
jenes, sie schneuzte sich, redete da, redete dort, kratzte sich hier, kratzte sich da, schlief mit jenem, schlief
mit diesem, besuchte diese Versammlung, besuchte jene Versammlung, ... so zieht sich die Langeweile durch
das ganze Buch. Mievilles Zermürbungstaktik des Lesers, durch eine nicht enden wollende und nichtssagende
Handlung, ist ein Klasse für sich.
Dieses Buch dürfte es nur als E-Book geben, man sollte dafür definitiv keinen Baum fällen dürfen.
Es steht für mich auf einer Stufe mit solch grottigen Werken wie Der Sonnenheld von Philip Jose Farmer.
habe (das einzige überhaupt), aber dies wäre Kandidat Nummer zwei gewesen. Leider, leider war es ein Rezen-
sionsexemplar und ich mußte mich durch die Seiten bis zum Ende quälen.
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jenes, sie schneuzte sich, redete da, redete dort, kratzte sich hier, kratzte sich da, schlief mit jenem, schlief
mit diesem, besuchte diese Versammlung, besuchte jene Versammlung, ... so zieht sich die Langeweile durch
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"Dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Weg."
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Re: China Mieville - »Embassytown«
Ich finde es immer wieder bemerkenswert und etwas rätselhaft, wie unterschiedlich Wahrnehmungen sein können. 

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Re: China Mieville - »Embassytown«
Gerade bei diesem Buch von Mieville scheinen sich die Geister zu scheiden. War auch im LesekreisGernot hat geschrieben:Ich finde es immer wieder bemerkenswert und etwas rätselhaft, wie unterschiedlich Wahrnehmungen sein können.
vom Netzwerk so. Die einen lieben es, die anderen hassen es. Ich hasse es vermutlich darum, weil
ich weiß, dass Mieville erheblich besser, spannender und unterhaltsamer schreiben kann.
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Re: China Mieville - »Embassytown«
Dann muss ich ja unbedingt noch etwas von Miéville probieren! "Stadt der Fremden" war das erste Buch, das ich von ihm gelesen habe. Gibt's etwas Empfehlenswertes? (... für jemanden, dem "Stadt der Fremden" gut gefallen hat)deval hat geschrieben:... dass Mieville erheblich besser, spannender und unterhaltsamer schreiben kann.
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