Iain Banks

Science Fiction in Buchform
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Mort
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Re: Iain Banks

Ungelesener Beitrag von Mort »

Bully hat geschrieben:[...] wenn er in ernsthafte Lebensgefahr gerät, haut ihn sein Raumschiff heraus, wenn er scheitert, versuchen es BU später anders, sie haben ja Zeit. Was haben also Gurgeh oder die Kultur zu verlieren? Worüber muss ich mir als LESER denn Sorgen machen? Ohne Sorgen keine Spannung.
Aber das ist doch des Pudels Kern. So eine gute Gelegenheit, mit einer einzigen Aktion dermaßen Einfluß auf das Imperium nehmen zu können, wird die Kultur nie wieder bekommen. Dies ist ihre erste und letzte Chance. Nach Gurgehs Auftritt wird garantiert nie wieder ein Fremdweltler am Spiel teilnehmen dürfen. Und Alternativen bestehen zwar, sind aber viel schwieriger und umständlicher
Bully hat geschrieben:Dass die Azadianer irgendwann die Kultur angreifen würden, und daraufhin vernichtet werden müssten, ist erstens so, als ob man Somalia vernichten müsste, weil es da Piraten gibt, und zweitens frage ich mich, wie der tatsächliche Ausgang aus Sicht der Azadianer aussieht. Nicht viel anders, würde ich sagen - wenn sie sich je wieder erholen, müsste die Kultur sie wieder fertigmachen, um zu verhindern, dass sie sie irgendwann vernichten müssen, wenn nicht, dann sind sie effektiv vernichtet worden.
Die Begründung überzeugt mich nicht besonders, eher folgende: "Weil wir sie früher oder später platt machen müssen, tun wir das auf die einfachste und subtilste Weise, die möglich ist."
:teufel:
Aber das Ziel der Kultur ist es ja nicht das Imperium Azad zu vernichten oder zu unterwerfen. Nein, das Ziel ist es doch dafür zu sorgen, daß Azad sich ändert, den Wandel von einer quasi-feudalistischen Kastengesellschaft hin zum aufgeklärten Humanismus vollzieht.
Happiness and Sunshine for all! :party2:

Und zwar vorzugsweise aus "eigenen" Antrieb heraus. Die Kultur spekuliert hier ja darauf, daß nach
dem Wegfall des Spiels als sozialen Kontrollmechanismus und der Vernichtung der alten Führungsriege eine Chance auf Reformation oder Revolution
besteht; diese Entwicklungen würde die Kultur auch sicherlich aus dem Hintergrund unterstützen, wenn nicht gar steuern.

Würde die Kultur aber direkt eingreifen - also Azad militärisch platt machen - wäre dieser (Wille zum) Wandel ungleich schwerer zu erreichen. Denn verständlicherweise würde eine äußere Bedrohung Azad innenpolitisch einigen und den reaktionären Kräften noch mehr Zulauf verschaffen. Wer sympathisiert schon mit den Wertvorstellungen des Todfeindes?

Die Kultur müsste nach dem - sicheren - militärischen Sieg auf unbestimmte Zeit als Besatzungsmacht fungieren und den Wertewandel erst langwierig durch Propaganda und Indoktrination über Generationen erwirken. Die Nachteile gegenüber der hier tatsächlich gewählten Vorgehensweise liegen auf der Hand, zumal die Hippiefraktion der Kultur sowas kaum mittragen würde.

Auch aus Sicht der Azadianer macht es einen Riesenunterschied, ob sie diesen Wandel "selber" bewirken
- im Idealfall finden sie wie Gurgeh nie heraus, daß sie manipuliert worden waren -
oder er ihnen aufgezwungen würde. (Genau diese Problematik behandelt Banks am Beispiel einer anderen Zivilisation in Blicke windwärts )
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Bully
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Re: Iain Banks

Ungelesener Beitrag von Bully »

Mort hat geschrieben: ...So eine gute Gelegenheit, mit einer einzigen Aktion dermaßen Einfluß auf das Imperium nehmen zu können, wird die Kultur nie wieder bekommen. Dies ist ihre erste und letzte Chance. Nach Gurgehs Auftritt wird garantiert nie wieder ein Fremdweltler am Spiel teilnehmen dürfen.
Wieso sollte kein Fremder mehr mitmachen dürfen, wenn der eine, der´s mal versuchte, gescheitert wäre? Falls das mal so da stand, muss ich es wohl überlesen haben. Jedenfalls vermittelte sich für mich keinesfalls das Gefühl der Dringlichkeit.
Und Alternativen bestehen zwar, sind aber viel schwieriger und umständlicher ...
Wenn Banks einem ständig erzählt, wie unglaublich überlegen die Kultur doch ist, ist "viel schwieriger" immer noch bloß "ziemlich lästig". :D
Aber das Ziel der Kultur ist es ja nicht das Imperium Azad zu vernichten oder zu unterwerfen. Nein, das Ziel ist es doch dafür zu sorgen, daß Azad sich ändert, den Wandel von einer quasi-feudalistischen Kastengesellschaft hin zum aufgeklärten Humanismus vollzieht.
Happiness and Sunshine for all! :party2:
Wenn ich das richtig im Kopf habe, war das Ergebnis
ein Bürgerkrieg unter den Resten des Imperiums
, so dass ich die Happiness nicht ganz nachvollziehen kann. :wink:
Und zwar vorzugsweise aus "eigenen" Antrieb heraus. Die Kultur spekuliert hier ja darauf, daß ... diese Entwicklungen würde die Kultur auch sicherlich aus dem Hintergrund unterstützen, wenn nicht gar steuern.
Einen guten Dialog zu dem Thema gab´s in der Neuverfilmung von "Der Tag, an dem die Erde stillstand..."
...Die Kultur müsste nach dem - sicheren - militärischen Sieg auf unbestimmte Zeit als Besatzungsmacht fungieren und den Wertewandel erst langwierig durch Propaganda und Indoktrination über Generationen erwirken.
Hat keinen Bock, oder was? :lol:
Die Nachteile gegenüber der hier tatsächlich gewählten Vorgehensweise liegen auf der Hand, zumal die Hippiefraktion der Kultur sowas kaum mittragen würde.
Aus guten Grund; weil die Kultur es nämlich genausogut ganz lassen könnte - bis die Azadianer zu stark für die Kultur sind, haben sie vermutlich auch die moralische Reife. Abgesehen davon habe ich nichts von irgendeinem positiven Entwicklungsschub gelesen...

Auch aus Sicht der Azadianer macht es einen Riesenunterschied, ob sie diesen Wandel "selber" bewirken ... oder er ihnen aufgezwungen würde. ...
Ein so humaner Gegner wie die Kultur erzeugt bestimmt viel weniger Tote/1000Einwohner als ein Bürgerkrieg, welche bekanntlich die grausamsten von allen sind...
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Mort
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Re: Iain Banks

Ungelesener Beitrag von Mort »

Bully hat geschrieben: Wieso sollte kein Fremder mehr mitmachen dürfen, wenn der eine, der´s mal versuchte, gescheitert wäre?
Aber Gurgeh ist doch gar nicht gescheitert, sondern hat gewonnen. Diese Gefahr wäre das Imperium doch nie wieder eingegangen. Man hat ja gesehen, wie sehr dem Kaiser die Niederlage aufs Gemüt geschlagen ist. Und das, obwohl das Ergebnis nur inoffiziell war.

Bully hat geschrieben:Hat keinen Bock, oder was?
Natürlich nicht. Die Kultur macht sich nur ungern selbst die Hände schmutzig. Das passt halt so gar nicht in deren Selbstbild.
Bully hat geschrieben:Aus guten Grund; weil die Kultur es nämlich genausogut ganz lassen könnte - bis die Azadianer zu stark für die Kultur sind, haben sie vermutlich auch die moralische Reife. Abgesehen davon habe ich nichts von irgendeinem positiven Entwicklungsschub gelesen...
Nun, die Kultur war offensichtlich nicht der Meinung, daß Azad jemals ohne einen kleinen Schubs einen der Kultur genehmen Grad der moralischen Reife ereicht hätte.
Zudem hat das Banks das Ende wohl absichtlich offen gelassen; der Leser erfährt nie, ob das jetzt wirklich die beste Idee der Kultur war. (Wie gesagt, in Blicke windwärts wird die Kehrseite dieser Art von Außenpolitik gezeigt).
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Bully
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Re: Iain Banks

Ungelesener Beitrag von Bully »

Mort hat geschrieben:
Bully hat geschrieben: Wieso sollte kein Fremder mehr mitmachen dürfen, wenn der eine, der´s mal versuchte, gescheitert wäre?
...
Was ich damit meinte, ist, dass es an sich spannender gewesen wäre, ob er gewinnt oder verliert, wenn davon etwas entscheidend abhängt, aber tut´s ja nicht, entweder er gewinnt, dann ist das Spiel Azad für alle Zeit witzlos geworden, oder er verliert, dann wird man dem nächten Kulturbürger gerne erlauben, sie auf´s neue zu blamieren. Die Kultur hätte das hunderte von Malen durchziehen können, bis das Spiel entgültig ad absurdum geführt worden ist.

Im Unterschied zu Frodos Mission bspw., wo es genau einen Versuch gab. :lehrer:
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Stormking
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Re: Iain Banks

Ungelesener Beitrag von Stormking »

Bully hat geschrieben:
Mort hat geschrieben:
Bully hat geschrieben: Wieso sollte kein Fremder mehr mitmachen dürfen, wenn der eine, der´s mal versuchte, gescheitert wäre?
...
Was ich damit meinte, ist, dass es an sich spannender gewesen wäre, ob er gewinnt oder verliert, wenn davon etwas entscheidend abhängt, aber tut´s ja nicht, entweder er gewinnt, dann ist das Spiel Azad für alle Zeit witzlos geworden, oder er verliert, dann wird man dem nächten Kulturbürger gerne erlauben, sie auf´s neue zu blamieren. Die Kultur hätte das hunderte von Malen durchziehen können, bis das Spiel entgültig ad absurdum geführt worden ist.
Lies Dir Morts Beitrag doch bitte nocheinmal durch. Denn nein, nach Gurgeh hätte *kein* Kulturbürger mehr an dem Spiel teilnehmen dürfen.
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Bully
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Re: Iain Banks

Ungelesener Beitrag von Bully »

Stormking hat geschrieben: ...
Lies Dir Morts Beitrag doch bitte nocheinmal durch. Denn nein, nach Gurgeh hätte *kein* Kulturbürger mehr an dem Spiel teilnehmen dürfen.
Mal abgesehn, dass ihr mit Hilfe des Ausgangs der Geschichte erklären wollt, warum die Geschichte für den Leser, der das Ende noch nicht kennt, spannend sein soll - Warum hätte kein 2. Kulturbürger mehr teilnehmen dürfen?
Weil er gewonnen hat. Und weil dadurch das Spiel Azad diskreditiert wurde. Und weil dadurch das Imperium zerstört wurde. Was Sinn der ganzen Übung war.
Im Falle, dass er NICHT gewonnen hätte, wäre das Spiel nicht diskreditiert worden und das Imperium hätte weiterexistiert. Es ist mir nach wie vor nicht einsichtig, warum das Imperium in diesem Falle weiteren Kulturbürgern die Teilnahme verbieten sollte. Wurde das in dem Buch mal ausgesagt? BU könnte das gleiche einfach nochmal versuchen, und nochmal, und dann nochmal, bis ein Kulturbürger gewonnen hat, und das Imperium Azad daran zugrunde geht.

Es wäre evt. interessant, was passiert wäre, wenn Gurgeh gewonnen hätte, und zum Imperator gekrönt worde wäre, aber das war ja weder der Plan noch wurde dergleichen angedeutet, iirc.
Es war ja die Frage, wieso das spannend ist. In den Geschichten, die ich so spannend finde, gibt es nur genau eine Gelegenheit. Hier wurde das weder explizit ausgesagt, noch ergab sich aus anderen Faktoren ein Gefühl der Dringlichkeit. Und die Spiele waren anteilig zu kurz, als dass sie´s wieder rausreißen.
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Stormking
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Re: Iain Banks

Ungelesener Beitrag von Stormking »

Bully hat geschrieben:Warum hätte kein 2. Kulturbürger mehr teilnehmen dürfen?
Weil die Azadianer davon ausgegangen sind, daß er schon in einer der Vorrunden ausscheidet. Schon allein dadurch, daß er es in die "Bundesliga" geschafft hat, wurde er für's Imperium eine ideologische Bedrohung. Das Risiko wäre man kein zweites Mal eingegangen, selbst wenn er letztendlich tatsächlich vom Imperator besiegt worden wäre.

Ansonsten haben wir hier ein typisches Problem von Rezensionen. *Du* fandest das Buch nicht spannend und nun versuchst Du, auf Biegen und Brechen nachzuweisen, daß das Buch auch "objektiv" gar nicht spannend sein kann.
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Bully
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Re: Iain Banks

Ungelesener Beitrag von Bully »

Stormking hat geschrieben:...Ansonsten haben wir hier ein typisches Problem von Rezensionen. *Du* fandest das Buch nicht spannend und nun versuchst Du, auf Biegen und Brechen nachzuweisen, daß das Buch auch "objektiv" gar nicht spannend sein kann.
"Objektiv" mal gar nicht - dass die Azadianer keine Kulturbürger mehr zugelassen hätten, nachdem einer die Vorrunde überlebte, hat sich mir persönlich jedenfalls nicht erschlossen. Auch sonst wurde mir persönlich keine besondere Dringlichkeit/Gefahr/Spannung vermittelt*, so dass es mir persönlich eben nicht spannend vorkam. Und dieses Gefühl der fehlenden Spannung wollte ich (s. oben) eben nicht auf eine reine Geschmacksfrage reduzieren, sondern darlegen, dass sich das am Text festmachen lässt (und ich nicht einfach Sachen/Leute bashe, die mir irgendwie nicht gefallen).
Wobei Du jetzt natürlich erwidern könntest, dass alles eine Geschmacksfrage ist. :wink: Ein typisches Problem bei allem: wenn man sagt, etwas gefällt einem einfach nicht, ist man zu "subjektiv". Wenn man versucht, seinen eigenen Standpunkt darzustellen, will man "auf Biegen und Brechen nachzuweisen, dass das Buch/der Film/die Musik auch "objektiv" gar nicht spannend/lustig/schön sein kann", was für mich jetzt sehr viel mehr nach Totschlagargument klingt als "Geschmackssache".


* "objektiv" war das Risiko für Gurgeh (offenbar) gering, ebenso für die Kultur, ebenso für BU. Das schlimmste, was hätte passieren können, war, dass die Kultur jemanden hätte bekriegen müssen, den sie doch eh´ zum Frühstück verspeist, wie in subjektiv gefühlten endlosen langen Absätzen ausgeführt wurde.
Die hätte man meiner persönlichen Meinung nach besser weggelassen. :wink:
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Lemmy
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Re: Iain Banks

Ungelesener Beitrag von Lemmy »

Auch der neue Banks-" In Search of the Perfect Dram"- ist wieder ein Kulturbuch. Allerdings gehts um Trinkkultur, genauer gesagt um Whisky. Leider gibts noch keine deutschsprachige Ausgabe, ich hoffe, die kommt noch. Wenn diese Suche nach dem perfekten Whisky, dann noch durch kulturelle Anekdoten, Reiseerinnerungenund was sich Banks vielleicht sonst noch so einfallen läßt, abgerundet wird, hört sich das für mich viel versprechend an. Freu mich jetzt schon auf die Lektüre, zusammen mit einem guten Schluck Ardbeg Uigeadail oder nen Bowmore Port Matured. Oder doch lieber nen Laphroaig 18yrs oder, oder ? :kopfkratz:
Bin mal gespannt, was Banks als ultimativen Whisky benennt.
Lese gerade: Brian W. Aldiss: Helliconia
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Re: Iain Banks

Ungelesener Beitrag von stolle »

Lemmy hat geschrieben:Auch der neue Banks-" In Search of the Perfect Dram"- ist wieder ein Kulturbuch. Allerdings gehts um Trinkkultur, genauer gesagt um Whisky. Leider gibts noch keine deutschsprachige Ausgabe, ich hoffe, die kommt noch. Wenn diese Suche nach dem perfekten Whisky, dann noch durch kulturelle Anekdoten, Reiseerinnerungenund was sich Banks vielleicht sonst noch so einfallen läßt, abgerundet wird, hört sich das für mich viel versprechend an. Freu mich jetzt schon auf die Lektüre, zusammen mit einem guten Schluck Ardbeg Uigeadail oder nen Bowmore Port Matured. Oder doch lieber nen Laphroaig 18yrs oder, oder ? :kopfkratz:
Bin mal gespannt, was Banks als ultimativen Whisky benennt.
ähm... das Buch ist von 2003, also schon ein bisserl älter, ein tolles Buch für Whisky-Fans. Ich habs damals gleich gelesen, aber wenn ich mich recht erinnere, sind die Islays seine Lieblinge, vor allem Ardbeg, Laphroig und Lagavulin. (Geht mir übrigens genauso :bier: ). Das Buch war ziemlich gut, ich hatte das Gefühl, Banksy wesentlich näher zu kommen. Ich erinnere mich auch an die köstliche Beschreibung eines SF-Cons darin.
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Re: Iain Banks

Ungelesener Beitrag von breitsameter »

Hier gibt's ein aktuelles Interview mit Ian Banks - u.a. über seinen neuen Roman »Transition«:

http://www.newstatesman.com/books/2009/ ... ew-culture

Das faszinierende daran ist u.a. daß das Interview von Ken Livingston geführt wurde, der immerhin bis letztes Jahr Bürgermeister von London war. Livingstone erweist sich als Kenner der Romane von Banks und es geht im Interview auch um Politik:
IB: I've always loved Scotland, and I'm not a huge fan of big cities, to be honest. I like them to dip into for a bit, but I'm not sure I would want to live in one again. I quite like being able just to walk out of the house and go to a loch. Edinburgh's a nice sort of size, and we live just 20 minutes away from there by train.

KL: When we get this referendum on independence, how are you going to vote?

IB: I'm going to vote pro. I'm going to vote for independence. Partly, I kind of despair, because I can see a chance for some sort of left-wing, vaguely socialist way for Scotland. But you see the amount of Europhobia in England and you wonder, why would you want to stay? The Scots would make quite good Europeans, I think; and it would be better to hitch ourselves to that star than deal with the morass that England might very well descend into. It's not what I'd like to see - I'd rather see a socialist Britain, but I think the chances of a socialist Scotland are slightly better.

KL: One day, the circumstances will be exactly right and the Scots will find themselves at complete loggerheads with an English government. You will get independence. That is inevitable.

IB: We're banking on that a couple of years into a Cameron government.
Echte Vampire schillern nicht im Sonnenlicht, sie explodieren. Echte Helden küssen keinen Vampir, sie töten ihn.
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Re: Iain Banks

Ungelesener Beitrag von Beverly »

Lange Zeit habe ich aus dem Kultur-Universum nichts Neues gelesen. Schade, weil die Gesellschaft der Kultur zu meinen Lieblingsutopien gehört (allenfalls zu perfekt, die KI's bestimmen zu viel und die meisten Menschen zu wenig).
Als ich den Rezensionen entnahm, dass Banks' neuer Roman "Krieg der Seelen" im Kultur-Universum spielt, habe ich ihn deshalb gleich bestellt. Trotz der durchwachsenen Kundenrezensionen bei Amazon habe ich auch "Die Sphären" bestellt (allerdings für fünf Euro im Antiquariat). Mal sehen - wenn das Setting stimmt, nehme ich auch erzählerische Schwächen in Kauf und gespannt bin ich allemal.
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Bully
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Re: Iain Banks

Ungelesener Beitrag von Bully »

Bully hat geschrieben:...Ich habe iirc noch irgendwo die Wahl der Waffen.
Vllt. fange ich das mal an...
Hab ich zu Ende.
Ob der experimentelle Erzählstil notwendig war, sei mal dahingestellt, aber es ging diesmal um einen Nicht-Kultur-Bürger, der von der Kultur fürs Grobe angeheurt wird, und als Geheimagent irgendwelche politischen Direktiven umsetzt. Und manchmal Eigeninitiative ergreift.
Definitiv ein interessanter Mistkerl. :wink:
Gegen Ende dachte ich, man hätte sich mit den Pronomen vertan, aber das war schon richtig.
Stellenweise hatte er interessante philosophische Unterhaltungen mit Kulturbürgern. Z.B. wundert er sich, warum die superintelligenten Kulturraumschiffe von Menschen gebaut werden, statt von anderen Kulturmaschinen, die das doch besser könnten.
Antwort: "Macht es weniger Spaß, zu schwimmen oder zu fliegen, bloß weil man weiß, dass Fische und Vögel das besser können?"
Irgendwie glaube ich, dass die Frage auf die Sinnhaftigkeit durch Effektivität der Tätigkeit und nicht auf die Sinnhaftigkeit durch Lustgewinn und Spaßfaktor abzielte, aber so denken die Kulturbürger nicht. Man könnte natürlich auch fragen, ob Sägespäne nur deshalb weniger lecker schmeckt, weil man weiß, dass Termiten die besser verdauen können, aber gut...

Die Diskussion über KI-Persönlichkeiten fand ich aufgesetzt.

Die Kultur finde ich immer noch doof, aber auf der Basis ist das ok.
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Re: Iain Banks

Ungelesener Beitrag von Beverly »

Ich habe mit "Die Sphären" begonnen. Wegen des Umfangs - fast 800 Seiten - und dem Erzählstil mit vielen Rückblenden und Beschreibungen eignet sich das Buch nur für Leser, die das Kultur-Universum bzw. bizarre Weltentwürfe mögen, superschnell lesen oder Geduld beim Lesen mitbringen. Für Einsteiger in das Kultur-Universum ist das Buch nicht zu empfehlen.
Bully hat geschrieben:Die Kultur finde ich immer noch doof (...)
Ich würde gern in einem Allgemeinen-System-Fahrzeug durch die Milchstraße gondeln, die Nachrichten von der Erde hören und mich freuen, dass mich das nicht mehr betrifft.
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Re: Iain Banks

Ungelesener Beitrag von Bully »

Beverly hat geschrieben:Ich habe mit "Die Sphären" begonnen. Wegen des Umfangs - fast 800 Seiten - und dem Erzählstil mit vielen Rückblenden und Beschreibungen eignet sich das Buch nur für Leser, die das Kultur-Universum bzw. bizarre Weltentwürfe mögen, superschnell lesen oder Geduld beim Lesen mitbringen. Für Einsteiger in das Kultur-Universum ist das Buch nicht zu empfehlen.
Bully hat geschrieben:Die Kultur finde ich immer noch doof (...)
Ich würde gern in einem Allgemeinen-System-Fahrzeug durch die Milchstraße gondeln, die Nachrichten von der Erde hören und mich freuen, dass mich das nicht mehr betrifft.
Da sind wir offenbar unterschiedlicher Ansicht. :wink:

Also, um es zu präzisieren - in einem Rundum-Sorglos-Paket zu leben, von tatsächlich wohlmeinenden Maschinen umsorgt, und nur machen, wozu man lustig ist, ist der Traum der Menschheit: ewiger Urlaub. Ok soweit.
Unbeschränkten Zugang zu den Glücklichmachern seiner Wahl durch willentlich kontrollierbare Drüsen halte ich für eine schlechte Idee. Ist so, als hätte man einen Endlosvorrat Morphium dabei. Warum etwas tun, was einen glücklich macht, wenn man auch so glücklich werden kann? Für mich eine Einladung zur Abhängigkeit, der man sich kaum entziehen kann.
Ich bezweifele also, dass das so funktionieren kann, wie Banks das darstellt, aber gut, angenommmen ich irrte mich (bevor ich hier wieder einen drüber kriege), dann lebten die Kulturbürger in einem ewigen Urlaub. Schön.

Aber als Leser - nicht als potentieller Bewohner - finde ich das Konzept trotzdem doof. Diese Utopie beruht insgesamt auf Voraussetzungen, die wir im richtigen Leben nicht annähernd haben (quasi unfehlbare Intelligenzen, die unsere Politik und Entwicklung leiten, quasi unerschöpfliche Ressourcen an Material, Energie, Personal und von Geld redet keiner mehr, quasi unaufhaltsame technische Weiterentwicklung, quasi Unsterblichkeit, quasi ewige Glückseligkeit), so dass man daraus nichts lernen kann. Außer, dass unsere beschränkten Möglichkeiten, unsere Dummheit und unsere Angst vor dem Tod uns zu den unglücklichen Gestalten macht, die wir sind. Toll, darauf wären wir ja nie gekommen. Als Utopie ist das eher nutzlos.

Und wenn man annimmt, dass das keine Utopie sein soll, sondern einfach ein Szenario für interessante Geschichten, hey, dann habe ich bisher keinen Kulturroman gelesen, der nicht mindestens genauso gut gewesen wäre, wenn die Kultur als nicht so unfahlbar dargestellt worden wäre. Und das ist das eigentlich doofe daran.
Niemand, der die Kultur in einer Diskussion schlägt. Niemand, der der Kultur technisch überlegen ist. Niemand, der die Kultur besiegen kann. Gähn.
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