"Game of Thrones" . warum sind Mittelalter-Remakes so toll?

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Bully
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Re: "Game of Thrones" . warum sind Mittelalter-Remakes so to

Ungelesener Beitrag von Bully »

@ LN: Für diese gewiss völlig unlaunische Frage gibt es gleich einen ganzen Aufsatz: :wink:

1. "In erster Linie" =! "ausschließlich".

2. Fiktive Geschichten sind insofern keine Lügen, weil bzw. wenn der Geschichtenerzähler nicht die Absicht hat, sein Publikum glauben zu lassen, sie sei NICHT fiktiv.
Meinst Du, das sei bei Emmerich der Fall?
Wenn nicht, ist er nicht schuldig. Erwachsene Menschen sind für ihre Fehler selbst verantwortlich.

3. Gemeinhin erwartet man von Menschen, dass sie fiktive Geschichten und Tatsachen auseinanderhalten können, lange, bevor man ihnen Sex, Alkohol und Autofahren erlaubt. Wenn Emmerich für andere erwachsene Menschen (mit)verantwortlich sein soll, um hier von Schuld sprechen zu können, dann wären auch die Macher von James Bond, der Saw-Reihe, den Tudors sowieso, Krimis und Historischen Romane generell, Akte X und zig anderen fiktiven Sachen schuldig, welche den Eindruck erwecken könnten, sie stellten nur die Wirklichkeit dar, weil sie zum Teil die Wirklichkeit darstellten, denn niemand von denen kann ausschließen, dass irgendwer dadurch etwas für wahr hält, was fiktiv ist.
Genauso wären Autohändler an Autounfällen schuld. Die verbreiten Autos, die Unfälle haben könnten, so wie Emmerich eine Shakespeare-Legende verbreitet, die geglaubt werden könnte.

4. Um das auszuschließen, müsste man Autos und fiktive Geschichten ganz verbieten, so wie man Drogen verbietet.

5. Fiktive Geschichten sind Teil unserer Kultur, und manche sagen sogar, der wichtigste Teil. Ich für meinen Teil würde eher auf Autos und Drogen verzichten.
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breitsameter
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Re: "Game of Thrones" . warum sind Mittelalter-Remakes so to

Ungelesener Beitrag von breitsameter »

Bully hat geschrieben:Fiktive Geschichten sind Teil unserer Kultur, und manche sagen sogar, der wichtigste Teil. Ich für meinen Teil würde eher auf Autos und Drogen verzichten.
Die Möglichkeit Geschichten zu erfinden, hängt direkt mit der urmenschlichen Fähigkeit zusammen, mögliche Szenarien im Gedanken durchzuspielen. Das ist eines der grundlegenden Merkmale der Intelligenz. Ob deren Realitätsgrad nun hoch oder etwas niedriger ist, ist dabei erst einmal egal. Jede erfundene Geschichte ist per definitionem fiktiv.
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Pogopuschel
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Re: "Game of Thrones" . warum sind Mittelalter-Remakes so to

Ungelesener Beitrag von Pogopuschel »

Die historischen Abweichungen haben mich nicht gestört. Wenn es der Dramaturgie dient, können die von mir aus so viel verfälschen, wie sie wollen. Trotzdem freue mich immer, wenn das Leben in der jeweiligen Zeit möglichst realistisch dargestellt wird bzw. mit kleinen Details bereichert wird, die jemandem, der sich mit der Zeit nicht so auskennt, gar nicht auffallen. Mir fällt gerade kein Mittelalterbeispiel ein, aber wenn Nucky Thompson in »Boardwalk Empire« Dale Carnegies »How to Influence People and Win Friends« liest, dann schlägt mein Amerikanistenherz höher. Auch wenn dies überhaupt nichts zur eigentlichen Story beiträgt.
Die liebevollen und originalgetreuen Nachbauten der Siedlungen in »The New World« von Terence Mallick haben definitiv zur Qualität des Films beigetragen.
Mit »sauber« meine ich ja auch nicht die Körperhygiene der Figuren, aber mir scheint, diese Diskussion fruchtet auch nicht.
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Re: "Game of Thrones" . warum sind Mittelalter-Remakes so to

Ungelesener Beitrag von Doop »

Aber nicht jede fiktive Geschichte ist eine Alternatvweltgeschichte und damit SF. Jedenfalls nicht nach den gängigen Definitionen. Die Tudors und Quo Vadis unterscheiden sich erheblich von Pavane, Man in the high casle oder der Yiddish Policemen Union.
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L.N. Muhr
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Re: "Game of Thrones" . warum sind Mittelalter-Remakes so to

Ungelesener Beitrag von L.N. Muhr »

Bully hat geschrieben:@ LN: Für diese gewiss völlig unlaunische Frage gibt es gleich einen ganzen Aufsatz: :wink:

1. "In erster Linie" =! "ausschließlich".

2. Fiktive Geschichten sind insofern keine Lügen, weil bzw. wenn der Geschichtenerzähler nicht die Absicht hat, sein Publikum glauben zu lassen, sie sei NICHT fiktiv.
Meinst Du, das sei bei Emmerich der Fall?
Wenn nicht, ist er nicht schuldig. Erwachsene Menschen sind für ihre Fehler selbst verantwortlich.

3. Gemeinhin erwartet man von Menschen, dass sie fiktive Geschichten und Tatsachen auseinanderhalten können, lange, bevor man ihnen Sex, Alkohol und Autofahren erlaubt. Wenn Emmerich für andere erwachsene Menschen (mit)verantwortlich sein soll, um hier von Schuld sprechen zu können, dann wären auch die Macher von James Bond, der Saw-Reihe, den Tudors sowieso, Krimis und Historischen Romane generell, Akte X und zig anderen fiktiven Sachen schuldig, welche den Eindruck erwecken könnten, sie stellten nur die Wirklichkeit dar, weil sie zum Teil die Wirklichkeit darstellten, denn niemand von denen kann ausschließen, dass irgendwer dadurch etwas für wahr hält, was fiktiv ist.
Genauso wären Autohändler an Autounfällen schuld. Die verbreiten Autos, die Unfälle haben könnten, so wie Emmerich eine Shakespeare-Legende verbreitet, die geglaubt werden könnte.

4. Um das auszuschließen, müsste man Autos und fiktive Geschichten ganz verbieten, so wie man Drogen verbietet.

5. Fiktive Geschichten sind Teil unserer Kultur, und manche sagen sogar, der wichtigste Teil. Ich für meinen Teil würde eher auf Autos und Drogen verzichten.
Das geht mir alles zu pauschal runter. Was du dabei ignorierst, ist die mehr oder minder starke Anbindung an die Realität. Hier wären James Bond und Akte X z.B. gut als Werk der Fiktion erkennbar, weil niemand je behauptet hat, es hätte die Herren Bond und Mulder je gegeben oder würde sie geben.

Shakespeare dagegen steht in vielen Geschichtsbüchern und besitzt einen global hohen Bekanntheitsgrad. (Und sei es nur als Name.) D.h. hier wird ganz bewusst mit einer deutlich stärkeren Anbindung an historisch allgemein bekannte Realität gespielt als z.B. bei den Bond-Romanen und -Filmen. Hier wird eine allgemein als real anerkannte historische Figur ins Zentrum des Geschehens gerückt, dabei aber, na sagen wir's mal vorsichtig, eher fiktiv dargestellt, aber eben unter dem Deckmantel der Historienerzählung.

Der Verwechslungsgrad ist angesichts dessen viel höher. Das blendest du einfach so aus? Aus meiner Sicht ist Fiktion eben nicht gleich Fiktion, und es gibt Fiktion, die sich als realistisch geriert und Anbindung an die Realität sucht. Einige (wie "The Blair Witch Project") spielen dabei bewusst mit der schwerer werdenden Unterscheidbarkeit. Andere (und hier würde ich "Anonymus" zu zählen) nehmen die schwerer werdende Unterscheidbarkeit einfach nur wohlwollend in Kauf, weil es ihren Zielen entgegenkommt. "Anonymus" funktioniert ja tatsächlich nur mit dem Gestus, eine unbekannte Wahrheit zu erzählen, als "Märchen über Shakespeare" wäre der ganze Skandal und die Vorab-Publicity im ***** gewesen. Emmerich will, dass man seinen Film für die Darstellung des realen Shakespeare hält, weil sonst die Geschichte nicht so richtig funktioniert. ("Shakespeare in Love" hat ja ganz ähnlich getickt.) Die Fiktion zielt auf ein voyeuristisch an Geheimnissen über eine drastisch populäre Person interessiertes Publikum ab, das vielleicht belogen werden will - aber idealerweise so, dass es das nicht merkt.

Ich kann mich nicht mit dem Gedanken anfreunden, dass nur der Empfänger schuld ist, wenn er etwas nicht kapiert. Es gibt Menschen, die nuscheln, endlose in sich verhedderte Bandwurmsätze bilden, viel zu leise oder viel zu laut reden und so die Kommunikation als Sender stören. Ich kann mich nicht mit dem Gedanken anfreunden, dass jeder, der John Ashts Bücher nicht lesbar findet, einfach nur keine Ahnung von Literatur hat. Natürlich beeinflusst der Sender die Kommunikation, gerade im Übrigen im Bereich der Fiktion - wo es ja so oder so darum geht, eine Illusion aufzubauen.
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L.N. Muhr
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Re: "Game of Thrones" . warum sind Mittelalter-Remakes so to

Ungelesener Beitrag von L.N. Muhr »

Doop hat geschrieben:Aber nicht jede fiktive Geschichte ist eine Alternatvweltgeschichte
Das wurde auch nicht behauptet. "Sie weichen von Daten und Ereignissen ab, ändern Form, Ablauf, Inhalt, Ursache, Zeitpunkt und/ oder Auswirkung von Ereignissen." - wie nennst du das?
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Doop
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Re: "Game of Thrones" . warum sind Mittelalter-Remakes so to

Ungelesener Beitrag von Doop »

L.N. Muhr hat geschrieben:
Doop hat geschrieben:Aber nicht jede fiktive Geschichte ist eine Alternatvweltgeschichte
Das wurde auch nicht behauptet. "Sie weichen von Daten und Ereignissen ab, ändern Form, Ablauf, Inhalt, Ursache, Zeitpunkt und/ oder Auswirkung von Ereignissen." - wie nennst du das?
Historic Romance, Schnulze, Schmonzette oder historic fiction, nicht aber
unehrliche Fantasy im Gewand des Historiendramas
Eine historic fiction darf gerne genauso viele historische Fehler enthalten wie Science Fiction wissenschaftliche Fehler enthalten darf. Vielleicht macht sie das zu schlechter historic fiction, aber nicht zu Fantasy.

Alternatvweltgeschichten unterstellen, dass an einem bestimmten Punkt der Geschichte ein historisch verbürgtes Ereignis nicht stattfindet und zeigen, wie sich die weitere Geschichte dann entwickelt hätte (nach Meinung des Autors). Deshalb ist eine Geschichte in der Nero Rom abfackelt und sich dann aber alles andere nicht ändert schlecht recherchiert oder alten christlichen Überlieferungen aufgesessen. Eine Geschichte, in der Rom nicht brennt und in der Folge die Christen nicht verfolt werden und die Geschichte anders verläuft, wäre dagegen eine Alternativweltgeschichte.
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Re: "Game of Thrones" . warum sind Mittelalter-Remakes so to

Ungelesener Beitrag von Bully »

L.N. Muhr hat geschrieben: ...Das geht mir alles zu pauschal runter. Was du dabei ignorierst, ist die mehr oder minder starke Anbindung an die Realität. Hier wären James Bond und Akte X z.B. gut als Werk der Fiktion erkennbar, weil niemand je behauptet hat, es hätte die Herren Bond und Mulder je gegeben oder würde sie geben.
Jeder Bondfilm behauptet die Existenz Bonds, jede Akte-X-Folge die Existenz Mulders. Das Blair-Witch-Projekt behauptet die (frühere) Existenz eines (ehemaligen), inzwischen verschollenen, Filmteams, dessen Leichen zwar nie gefunden wurden, aber deren Filme (praktischerweise schon geschnitten). Anonymus behauptet, dass Shakespeare zwar gelebt habe, aber seine angeblichen Stücke nicht selber schrieb. Dass nichts von allem je in der Zeitung oder in den Nachrichten kam, ist jetzt noch kein Beweis, dass es Fiktion ist, aber als Indiz könnte man diesen Umstand wohl gelten lassen, oder?

Dass manche Fiktion besser als andere als Fiktion erkennbar ist, ist richtig, aber was soll's? Irgendeinen wird es vermutlich immer geben, der die Fiktion für Fiktion hält und irgendeinen, der die Fiktion für wahr hält.
Jeder würde die Trennung woanders ziehen. *schulterzuck
Shakespeare dagegen steht in vielen Geschichtsbüchern
Wie Margret Thatcher, die in einem Bondfilm vorkam. Oder diverse US-Präsidenten, deren Bilder beim FBI an der Wand hängen.
und besitzt einen global hohen Bekanntheitsgrad. (Und sei es nur als Name.)
Wie Robin Hood und Sherlock Holmes. Ok, das kann jetzt dazu führen, dass man Shakespeare für eine komplett fiktive Person hält. Oder Robin Hood für historisch.
D.h. hier wird ganz bewusst mit einer deutlich stärkeren Anbindung an historisch allgemein bekannte Realität gespielt als z.B. bei den Bond-Romanen und -Filmen. Hier wird eine allgemein als real anerkannte historische Figur ins Zentrum des Geschehens gerückt, dabei aber, na sagen wir's mal vorsichtig, eher fiktiv dargestellt, aber eben unter dem Deckmantel der Historienerzählung.
Ja, und?
Um von "Schuld" zu sprechen, müsste Emmerich die Absicht verfolgen, seinem Publikum ein falsches Geschichtsbild einzuflößen. Was ich zwar nicht ganz ausschließen will, aber jetzt eher doch bezweifeln möchte.
Der Verwechslungsgrad ist angesichts dessen viel höher. Das blendest du einfach so aus? ...
Ausblenden? Das fragt der richtige. Wenn ich schreibe: "Die Versagen, etwas Fiktives für Realität zu halten, liegt in erster Linie beim Publikum." und Du dann fragst, ob der Macher denn keine Schuld trage, dann blendest Du erstens aus, dass ich "in erster Linie" geschrieben habe, zweitens, dass ich von "Versagen" schrieb, und nicht von "Schuld", oder aber Du verwechselst, was ich schrieb, mit etwas, was ich nicht schrieb, und machst weiterhin aus einer eher moderaten Aussage ein Extrem. Hör auf, Dein s-w-Denken auf andere zu übertragen.
Die Fiktion zielt auf ein voyeuristisch an Geheimnissen über eine drastisch populäre Person interessiertes Publikum ab, das vielleicht belogen werden will ...
So, wie ein Drogenhändler Drogen an Süchtige verkauft? Schlimmer fände ich, wenn Leute ins Kino gehen, um sich historisch zu bilden, und deshalb Anonymus für wahr halten.

Ich kann mich nicht mit dem Gedanken anfreunden, dass nur der Empfänger schuld ist, wenn er etwas nicht kapiert.
"NUR" habe ich nie behauptet. Aber wahrscheinlich habe ich zu wenig Fettdruck verwendet, als ich von "in erster Linie" geschrieben habe. Mea culpa, jaja.
Es gibt Menschen, die nuscheln, endlose in sich verhedderte Bandwurmsätze bilden, viel zu leise oder viel zu laut reden und so die Kommunikation als Sender stören.
Jaja, ich habe Dich schon verstanden. :wink:
Ich kann mich nicht mit dem Gedanken anfreunden, dass jeder, der John Ashts Bücher nicht lesbar findet, einfach nur keine Ahnung von Literatur hat. Natürlich beeinflusst der Sender die Kommunikation,
Und? Habe ich das Gegenteil behauptet?
Dass ein fiktives Werk fiktiv ist, steht im Werk selber aber eigentlich selten oder nie. Es wird auch nicht im Konjunktiv oder so geschrieben. Die Hirnarbeit, mit der man Fiktion als Fiktion erkennt, kann also i.d.R. nicht allein auf der Sprachebene funktionieren. Evt. kann man am Inhalt der Geschichte erkennen, dass diese nicht wahr sein kann oder zumindest nicht glaubhaft ist, aber das qualifiziert diese nicht als Fiktion. Sie könnte eine Lüge sein, oder aber sie könnte vom Erzähler für die Wahrheit gehalten werden, der sich aber leider irgendwo irrt. Oder sie ist tatsächlich wahr, und man selbst irrt sich irgendwo.
Umgekehrt gibt es Fiktionen, deren Wahrheitsgehalt vom Publikum nicht unmittelbar widerlegt werden kann. Dass es keinen Agent Mulder je gegeben hat, erscheint einen nicht so offensichtlich wie die Möglichkeit, dass Elisabeth I eine Reihe von Kindern bekommen hätte, ohne dass das selbst gerüchteweise bekannt geworden wäre.

Wenn man "Anonymus" in der Werbung als Dokumentation oder so bezeichnet hätte, würde ich Dir zustimmen. Dokumentationen müssen belegbar sein und sind keine fiktionale Werke. Alternativ wäre es Etikettenschwindel und somit eine Lüge.
gerade im Übrigen im Bereich der Fiktion - wo es ja so oder so darum geht, eine Illusion aufzubauen.
Eine Geschichte zu verstehen oder zu mögen ist aber etwas anderes als eine Geschichte als wahr oder fiktiv zu erkennen. Oder nur, weil man eine wahre Geschichte für fiktiv gehalten hat oder umgekehrt, heißt das nicht, dass man keine vernünftige Inhaltsangabe schreiben könnte.
*schulterzuck*
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L.N. Muhr
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Re: "Game of Thrones" . warum sind Mittelalter-Remakes so to

Ungelesener Beitrag von L.N. Muhr »

Ich möchte anmerken, dass doch ein gewisser Teil der Nutzer hier sich sogar mit Vorliebe in einem Genre tummelt, das den Stempel "Fiktion" im Eigennamen und mit einem gewissen Stolz vor sich her trägt.

Aber gut, "Akte X" war ja keine Wissenschaftsfiktion, sondern Mystery, also Geheimnistum.
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Re: "Game of Thrones" . warum sind Mittelalter-Remakes so to

Ungelesener Beitrag von molosovsky »

Ha. Gute Gelegenheit mal wieder zur Orientierung zwei meiner Zusammenfassungen von Umberto Eco-Aufsätzen zu verlinken:
"Die Welten der Science-Fiction";
"Mögliche Wälder".

Beste Grüße
Alex / molo
MOLOSOVSKY IST DERZEIT IN DIESEM FORUM NICHT AKTIV STAND: 30. JANUAR 2013.

»Die Wirklichkeit ist überall gleich – nämlich unbekannt.« — Egon Friedell
(Ich weiß es im moment schlicht nicht besser.)

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Re: "Game of Thrones" . warum sind Mittelalter-Remakes so to

Ungelesener Beitrag von Bully »

molosovsky hat geschrieben:Ha. Gute Gelegenheit mal wieder zur Orientierung zwei meiner Zusammenfassungen von Umberto Eco-Aufsätzen zu verlinken:
"Die Welten der Science-Fiction";
"Mögliche Wälder".

Beste Grüße
Alex / molo
Ja, das hilft mir weiter.

Wenn man drüber nachdenkt, ist es auch logisch; alles, was in einer fiktiven Geschichte anders sein soll als in der Wissens- und Erfahrungswelt des Publikums, muss der Autor extra als anders benennen, dann macht es weniger Arbeit, einen ganzen Satz von Informationen (Wissen, Klischees und Vorurteile aus besagter kultureller Enzyklopedie eben) quasi zu verpacken, indem man z.B. die Botschaft kommuniziert: "Westeron hat ungefähr den technischen Level und die soziale Kultur wie unser Mittelalter.", um dann alle konkreten Details und Unterschiede einzeln zu benennen, als eine völlig nicht-mittelalterliche Welt Stück für Stück zu beschreiben.
Wenn man das mit einem SF-Szenario macht, muss man praktisch alles erklären.
Jemand schießt mit Pfeil und Bogen - alles klar, man hat ungefähre Vorstellungen von Reichweite, Durchschlag, Schussrate usw., Stahlrüstungen helfen, Mauerwerk schützen, ein Pfeil kann einen Mann töten (und Boromir wurde von vielen durchbohrt), und je nach Zweifelunterdrückung gibt es Leute, die Pfeile aus der Luft fangen oder Nachtigallen im dunkeln erlegen können, aber sowas wird dann eigens erwähnt.

Jemand schießt mit einem Laser, und die Fragen gehen los - kann man damit durch Wände schießen? Leute halbieren? Leute betäuben? Gibt es Schutzmechanismen? Woraus bestehen eigentlich die Wände der Zukunft????

Ändert nichts daran, dass man den umgekehrten Weg, nämlich Informationen aus Fiktion nicht ins Richtige Leben ungeprüft übertragen sollte.
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Re: "Game of Thrones" . warum sind Mittelalter-Remakes so to

Ungelesener Beitrag von Sam Spade »

Bully hat geschrieben:
molosovsky hat geschrieben:Ha. Gute Gelegenheit mal wieder zur Orientierung zwei meiner Zusammenfassungen von Umberto Eco-Aufsätzen zu verlinken:
"Die Welten der Science-Fiction";
"Mögliche Wälder".

Beste Grüße
Alex / molo
Ja, das hilft mir weiter.

Wenn man drüber nachdenkt, ist es auch logisch; alles, was in einer fiktiven Geschichte anders sein soll als in der Wissens- und Erfahrungswelt des Publikums, muss der Autor extra als anders benennen, dann macht es weniger Arbeit, einen ganzen Satz von Informationen (Wissen, Klischees und Vorurteile aus besagter kultureller Enzyklopedie eben) quasi zu verpacken, indem man z.B. die Botschaft kommuniziert: "Westeron hat ungefähr den technischen Level und die soziale Kultur wie unser Mittelalter.", um dann alle konkreten Details und Unterschiede einzeln zu benennen, als eine völlig nicht-mittelalterliche Welt Stück für Stück zu beschreiben.
Wenn man das mit einem SF-Szenario macht, muss man praktisch alles erklären.
Jemand schießt mit Pfeil und Bogen - alles klar, man hat ungefähre Vorstellungen von Reichweite, Durchschlag, Schussrate usw., Stahlrüstungen helfen, Mauerwerk schützen, ein Pfeil kann einen Mann töten (und Boromir wurde von vielen durchbohrt), und je nach Zweifelunterdrückung gibt es Leute, die Pfeile aus der Luft fangen oder Nachtigallen im dunkeln erlegen können, aber sowas wird dann eigens erwähnt.

Jemand schießt mit einem Laser, und die Fragen gehen los - kann man damit durch Wände schießen? Leute halbieren? Leute betäuben? Gibt es Schutzmechanismen? Woraus bestehen eigentlich die Wände der Zukunft????

Ändert nichts daran, dass man den umgekehrten Weg, nämlich Informationen aus Fiktion nicht ins Richtige Leben ungeprüft übertragen sollte.
Wobei ich anmerken möchte, dass viele SF-Autoren sich die Sache auch einfach machen und auf die Vorstellungskraft der Leser setzen - beispielsweise in vielen Space Operas.
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Re: "Game of Thrones" . warum sind Mittelalter-Remakes so to

Ungelesener Beitrag von Bully »

Sam Spade hat geschrieben:...Wobei ich anmerken möchte, dass viele SF-Autoren sich die Sache auch einfach machen und auf die Vorstellungskraft der Leser setzen - beispielsweise in vielen Space Operas.
Stimmt jetzt auch nun wieder, aber die guten Space Operas achten darauf, dass die wichtigen Dinge dennoch nachvollziehbar sind oder eben eindeutig erklärt werden. Fliehkraft oder künstliche Schwerkraft, ÜLF oder "Sprungpunkte", etc.

Bleibt in der Hinsicht ein Vorteil des MA-Remake. GoT könnte auch im Weltraum funktionieren. Westeros ist ein Sonnensystem mit mehreren (sieben?) von Menschen bewohnten Planeten oder Monden, die irgendwann in mehreren Schüben besiedelt worden sind.
Die Sache mit dem Grenzwall im Norden könnte in einer Space-Opera ein umkämpfter Sprungpunkt sein. Die Adelshäuser planetare Herrscher. Interstellarer Verkehr ist möglich, aber selten, weshalb das Sonnensystem recht autark ist . Es gibt Laserwaffen und Anti-Laser-Rüstungen. Oder "heutige" Feuerwaffen und Kevlarrüstungen.
Drachen sind eine einheimische Lebensform.
"Magie" wird als "Psikräfte" oder irgendeine obskure Technik beschrieben.

Ginge alles, machte aber mehr Arbeit, und es würde dadurch ja nicht zwangsläufig spannender.

Ok, eigentlich bin ich mehr der Space-Opera-Fan, aber an schlechten Space Operas sieht man die Vorteile von mittelalterlicher Fantasy. :wink:
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Re: "Game of Thrones" . warum sind Mittelalter-Remakes so to

Ungelesener Beitrag von Bungle »

Bully hat geschrieben:
Ok, eigentlich bin ich mehr der Space-Opera-Fan, aber an schlechten Space Operas sieht man die Vorteile von mittelalterlicher Fantasy. :wink:
:unterschreib:

MB
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Re: "Game of Thrones" . warum sind Mittelalter-Remakes so to

Ungelesener Beitrag von WalterWhite »

Kann die ganzen kritischen Stimmen zu GOT nicht wirklich nachvollziehen. Die Sendung soll vor allem eins: Unterhalten

Das schafft die Sendung von der ersten Minute an. Darüber hinaus fand ich das Bild, was hier von dieser Zeit gezeichnet wurde längst nicht so romantisch, wie es schon in zahlreichen Hollywood-Streifen gezeigt wurde...dazu gute bis sehr gute Schauspieler(Peter Dinklage)....mMn ist die imdb-Bewertung von 9.4 schon nicht ganz unberechtigt
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