"Andymon" - Geniestreich aus den letzten Tagen der DDR

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Lichtspruch-an-TRAV
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Re: "Andymon" - Geniestreich aus den letzten Tagen der DDR

Ungelesener Beitrag von Lichtspruch-an-TRAV »

Die DDR war aufgrund ihrer Struktur grundsätzlich sehr provinziell, nicht nur in der SF. Etwas anderes war in der Kulturpolitik auch kaum gewünscht, Problem einer gesteuerten Kultur in einem abgeschotteten Land hat. Viele Kulturschaffende konnten nie ihr ganzes Potential ausschöpfen.
Um so erfreulicher, dass genau dies den Steinmüllers mit "Andymon" gelungen ist.
Viele der in der DDR erfolgreichen SF-Autoren (Frauen gab es nicht so viele) fanden nach der Wende entweder keine Themen, keine Veröffentlichungsmöglichkeiten oder schlicht kaum Publikum.

Ja das stimmt wohl. Allerdings wurden die Bücher etlicher DDR SF-Autoren schon in den frühen 80' ern bei Suhrkamp oder Boje veröffentlicht. Zumindest mir sind sie auf diesem Wege bekannt geworden.
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L.N. Muhr
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Re: "Andymon" - Geniestreich aus den letzten Tagen der DDR

Ungelesener Beitrag von L.N. Muhr »

Bei Boje? Welche sollen das denn gewesen sein?

Während ostdeutsche Literatur in den Westen exportiert wurde, aus sehr verschiedenen Gründen, war die DDR-SF kaum davon betroffen, und nicht immer zu ihrem Vorteil: Prokops Truckle-Erzählungen erschienen nur extrem gekürzt bei heyne, warum auch immer.
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L.N. Muhr
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Re: "Andymon" - Geniestreich aus den letzten Tagen der DDR

Ungelesener Beitrag von L.N. Muhr »

Boje war ein Jugendbuchverlag. Nun gab es gar nicht so viel SF für Jugendliche in der DDR. (Bei Boje sind DDR-Autoren erschienen, aber aus anderen Genres.) Natürlich ist immer die Frage, wie man "Jugend" definiert, ob etwa "Spannend erzählt" eine Reihe für die Jugend war, dann wäre quasi der komplette Kröger Jugendbuch. Ich würds nicht so sehen, aber ich frag mal.

PS: Ob sieben jahre vor dem Mauerfall und 8 Jahre vor der Wiedervereinigung als "aus den letzten Tagen" gilt?
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lapismont
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Re: "Andymon" - Geniestreich aus den letzten Tagen der DDR

Ungelesener Beitrag von lapismont »

Es gab Jugend-SF jenseits von Spannend erzählt.

Spontan und fernab meines Bücheregals fallen mir ein
ein Buch wo der jugendliche Prota von pillenessenden Aliens entführt wurde, die Tjatja oder so hießen und zum Schluss wieder Haare besaßen
ein Buch mit Wilhelmine oder Clementine im Titel

Ich hab diese ausgewiesenen Jugendbuchreihen nicht verfolgt.
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L.N. Muhr
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Re: "Andymon" - Geniestreich aus den letzten Tagen der DDR

Ungelesener Beitrag von L.N. Muhr »

Ich sage ja nicht, dass es sie NICHT gab.

Wilhelmine ist da natürlich der erste Gedanke. Auch anderes, Prokops Hausflug etwa, Hüttners Das Blaue vom Himmel, mindestens in Teilen Hacks' Windloch/ Turmverlies, Peter Abrahams Affenstern (Fortsetzung von non-SF Das Schulgespenst und ein recht offenes Plagiat von Planet der Affen/ Film).
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lapismont
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Re: "Andymon" - Geniestreich aus den letzten Tagen der DDR

Ungelesener Beitrag von lapismont »

Hach und diese Birnen/Knollen-Comics aus der NBI! Da kannst Du mir doch bestimmt auch auf die Sprünge helfen?
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L.N. Muhr
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Re: "Andymon" - Geniestreich aus den letzten Tagen der DDR

Ungelesener Beitrag von L.N. Muhr »

Die Matufflis. Comics habe ich hier aber ausgeblendet.

http://www.ddr-comics.de/matuf.htm

Man kennt sich:
http://comicgarten-leipzig.de/tag/matufflis/
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lapismont
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Re: "Andymon" - Geniestreich aus den letzten Tagen der DDR

Ungelesener Beitrag von lapismont »

Jaa! Band 2 gibts noch …
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Badabumm
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Re: "Andymon" - Geniestreich aus den letzten Tagen der DDR

Ungelesener Beitrag von Badabumm »

Gab's die nicht auch mal in "Fröhlich sein und singen"? Ein Bekannter hatte mir mal einen Stapel davon aus der DDR mitgebracht; das ist jetzt aber zig Jahrzehnte her und alle Hefte sind (leider) in den Müll gewandert...

Da waren jedenfalls auch die "Digedags" drin und allerhand kuriose SF-Geschichten mit Raumfahrern und so...

Ich kann mich ziemlich genau erinnern, dass in einer Bildergeschichte das Universum und verschiedene Weltkonzepte beschrieben wurden und eine Abbildung einer Scheibenwelt auf Elefanten und Schildkröten vorkam, um als ein abstruses Beispiel für unrealistische Welten zu dienen. Seitdem dachte ich immer, Pratchett hat die Idee aus einer verbreiteten Volkssage geklaut - oder das DDR-Heft hat die Vorlage von Pratchett geklaut... ;)
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Harald Lesch
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Re: "Andymon" - Geniestreich aus den letzten Tagen der DDR

Ungelesener Beitrag von Lichtspruch-an-TRAV »

Ursprünglich wollte ich mich über "Andymon" inhaltlich austauschen. Aber die nun entbrannte Debatte über DDR - SF interessiert mich fast noch mehr. Unverhofft kommt eben oft :prima:
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Re: "Andymon" - Geniestreich aus den letzten Tagen der DDR

Ungelesener Beitrag von Lichtspruch-an-TRAV »

L.N. Muhr hat geschrieben: 28. Juni 2017 13:52 Boje war ein Jugendbuchverlag. Nun gab es gar nicht so viel SF für Jugendliche in der DDR. (Bei Boje sind DDR-Autoren erschienen, aber aus anderen Genres.)
Boje ist übrigens immer noch ein Jugendverlag, also (ähnlich wie Lothar Streblow) noch sehr gegenwärtig.

Hab' mal - aus gegebenem Anlass - mein Regal durchwühlt und "Der Flug in die Sonne" von Klaus Frühauf gefunden. Die Sammlung enthält 3 SF Kurzgeschichten, unter anderem die hervorragende Titelgeschichte. Sie ist später noch in einem westdeutschen Sammelband unter dem Namen "Die weite Reise" erschienen.
PS: Ob sieben jahre vor dem Mauerfall und 8 Jahre vor der Wiedervereinigung als "aus den letzten Tagen" gilt?
Das war metaphorisch gemeint. Mach aus "Tagen" "Jahre" und gut is' :wink:
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L.N. Muhr
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Re: "Andymon" - Geniestreich aus den letzten Tagen der DDR

Ungelesener Beitrag von L.N. Muhr »

Badabumm hat geschrieben: 29. Juni 2017 04:48 Gab's die nicht auch mal in "Fröhlich sein und singen"?
Nö.

Ich kann natürlich nicht einschätzen, womit du es verwechseln könntest (und das Heft hieß FRÖSI, keiner nannte es anders und auf dem Cover stands auch so drauf), aber die Matufflis waren exklusiv in der NBI. Allgemein gab es, was Figuren angeht, festabgesteckte Claims, Figuren wechselten idR nicht zwischen diversen Organen.

Ebenso gab es niemals die Digedags in der FRÖSI.

Deine Erinnerung spielt dir da ganz ordentlich diverse Streiche.
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L.N. Muhr
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Re: "Andymon" - Geniestreich aus den letzten Tagen der DDR

Ungelesener Beitrag von L.N. Muhr »

PS: Die erste Discworld-Novel erschien 1983. Da also deine Hefte von DANACH stammen müssen, die Digedags aber schon 1974 staatlicherseits abgeschaltet worden waren (und halt eh und überhaupt nie außerhalb des MOSAIK erschienen waren), geht da offenbar mit deiner Erinnerung einiges durcheinander. Es war dir auch maximal bis 1974 möglich, ein Digedag-MOSAIK käuflich zu erwerben, und auch das nur unter Schwierigkeiten...

Ehe du fragst, auch die Abrafaxe traten nie in der FRÖSI auf, wohl aber in der Super-Illu ab Mitte der Neunzigerjahre. Die Digedags erschienen nochmal kurz 1995 als Nachdrucke in Super-TV, allerdings die Abenteuer aus dem amerikanischen Bürgerkrieg.

Ich nehme zunehmend an, dass du die NBI meinst und diesen Comic:

http://www.ddr-comics.de/basil.htm

In der FRÖSI war der dominante und eigentlich auch einzige SF-Comic dieser hier:
http://www.ddr-comics.de/atominos.htm

Ansonsten war die FRÖSI im Comicbereich auf Funnies und Abenteuercomics spezialisiert, aber das gilt im Grunde für fast den gesamten DDR-Comic.
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Re: "Andymon" - Geniestreich aus den letzten Tagen der DDR

Ungelesener Beitrag von Khaanara »

Badabumm hat geschrieben: 29. Juni 2017 04:48 Ich kann mich ziemlich genau erinnern, dass in einer Bildergeschichte das Universum und verschiedene Weltkonzepte beschrieben wurden und eine Abbildung einer Scheibenwelt auf Elefanten und Schildkröten vorkam, um als ein abstruses Beispiel für unrealistische Welten zu dienen. Seitdem dachte ich immer, Pratchett hat die Idee aus einer verbreiteten Volkssage geklaut - oder das DDR-Heft hat die Vorlage von Pratchett geklaut... ;)
Die Idee basiert auf Vishnus Avatar Karma aus der indischen Mythologie.
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Re: "Andymon" - Geniestreich aus den letzten Tagen der DDR

Ungelesener Beitrag von L.N. Muhr »

Ich gehe davon aus, dass er das mittlerweile wußte. :-D

Kurma, nicht Karma. Karma ist was anderes.

Kurma ist die Schildkröte.
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