Wann taucht das Thema Klimawandel erstmals in der SF auf?
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Re: Wann taucht das Thema Klimawandel erstmals in der SF auf?
Ballard und Brunner waren auch meine ersten Gedanken, bei letzterem vor allem Schafe blicken auf, wo wir definitv Umweltprobleme ziemlich zentral haben, das war 1972. Ich erinnere auch eine Thomas M. Disch - Anthologie mit grüner SF, damals bei Bastei erschienen.
Lustig fand ich beim googeln, dass es inzwischen offenbar ein neues Untergenre der SF gibt: Cli-Fi.
https://en.wikipedia.org/wiki/Climate_fiction
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- timetunnel
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Re: Wann taucht das Thema Klimawandel erstmals in der SF auf?
Climate Fiction kann SF sein, muss aber nicht. Daher ist es kein Untergenre von SF, sondern ein eigenständiges Genre. Jeff VanderMeer hat das vor einiger Zeit mal gut begründet:
The reason climate fiction is not a subset of science fiction = you do not need a speculative element to write climate fiction. This should be obvious.
Re: Wann taucht das Thema Klimawandel erstmals in der SF auf?
Ja und Nein. "Karneval der Alligatoren" (Übersetzung erschien auch unter anderen Titeln) ist der Klimawandel nicht durch die Menschen verursacht.
Jedoch: The Burning World (1964), auch The Drought, Deutsch als Die Dürre ist menschengemachter Klimawandel. Industrielle Abfälle lassen einen permanenten Film auf der Wasseroberfläche entstehen. Auf den Meeren findet keine Verdunstung mehr statt ... (deshalb keine Wolken, kein Regen etc.)
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Re: Wann taucht das Thema Klimawandel erstmals in der SF auf?
Kleine technische Anmerkung: das erste von menschen verursachte Wetterpähnomen das auch als solches wargenommen wurde war womöglich die Dust Bowl um 1936 - 39 in den USA.
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Re: Wann taucht das Thema Klimawandel erstmals in der SF auf?
Interessant. Hat was von „Interstellar“...
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Re: Wann taucht das Thema Klimawandel erstmals in der SF auf?
An "Schafe blicken auf" hatte ich auch gedacht, aber irgendwie hatte ich mit Antworten gerechnet wie "das war 1912 in dem Roman XY von WZ". Immerhin hat Svante Arrhenius die Möglichkeit einer menschengemachten Klimaerwärmung schon 1896 beschrieben.
Re: Wann taucht das Thema Klimawandel erstmals in der SF auf?
Ist wie mit Mobiltelefonen: Im Nachhinein eine naheliegende Idee.
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Re: Wann taucht das Thema Klimawandel erstmals in der SF auf?
Dass Climate Fiction keine SF sei, weil der spekulative Charakter fehle, ist natürlich ein witziges Argument. Letztlich ist sie aber SF. Auch wer eine Zukunft beschreibt, die mit hoher Wahrscheinlichkeit eintritt, schreibt SF. Und es sieht ja in der Tat nicht so aus, als wenn der Mensch die Kurve noch kriegen würde. Faktenleugner und Diktatoren erfreuen sich steigender politischer Beliebtheit. Den Unterschied zwischen Argument und Ausrede scheint kaum noch jemand zu kennen.
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Re: Wann taucht das Thema Klimawandel erstmals in der SF auf?
Nein, ist es nicht, und ist sie nicht. Mal ne Beispielgeschichte: eine Familie irgendwo in New South Wales, Australien, betreibt dort Landwirtschaft und hat dabei in den letzten Jahren viele Erfahrungen mit der klimawandelbedingten Veränderungen der Anbaubedingungen gemacht. Sie versucht seit Jahren, mit Hilfe von vielen Nachbarn aus der Gegend sowie renommierten Klimawissenschaftlern, der australischen Regierung klar zu machen, das erheblich mehr Vorkehrungen gegen Buschbrände getroffen werden müssen, weil die durch den Klimawandel bedingten höheren Temperaturen Buschbrände deutlich gefährlicher machen als bisher. Da viele Buschbrände dort durch Brandstiftung entstehen ist die Gefahr eines Buschbrandausbruchs generell recht hoch. Die den Klimawandel leugnende australische Regierung ignoriert das aber alles und kürzt stattdessen weiterhin das Budget für Feuerwehr und andere Vorsorgemaßnahmen. Dann brechen die Buschbrände aus und verbreiten sich in einem noch nie zuvor gesehenen Ausmaß, und bis auf die älteste Tochter kommen alle Mitglieder dieser Familie in den Flammen um. Großes Drama, böse Tragödie. So eine Geschichte ist Climate Fiction, aber keine Science Fiction, und sie ist auch keine irgendwie anders geartete Speculative Fiction (wovon Science Fiction ja eine Teilmenge ist).fantascientifico hat geschrieben: ↑6. Januar 2020 10:56 Dass Climate Fiction keine SF sei, weil der spekulative Charakter fehle, ist natürlich ein witziges Argument. Letztlich ist sie aber SF.
Da gebe ich dir Recht, aber mir ist nicht klar, was das mit der Frage zu tun hat, ob Climate Fiction immer Science Fiction ist.fantascientifico hat geschrieben: ↑6. Januar 2020 10:56 Und es sieht ja in der Tat nicht so aus, als wenn der Mensch die Kurve noch kriegen würde. Faktenleugner und Diktatoren erfreuen sich steigender politischer Beliebtheit. Den Unterschied zwischen Argument und Ausrede scheint kaum noch jemand zu kennen.
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Re: Wann taucht das Thema Klimawandel erstmals in der SF auf?
Eine Geschichte, die in der Zukunft spielt, ist immer "Fiction". Jetzt muss man nur klären, wieviel davon "Science" ist. Wenn ich eine Geschichte über eine Gesellschaft schreiben würde, die aufgrund exzessiver Handybenutzung nicht mehr in der Lage ist, zu Fuß zu gehen oder ohne Sehhilfen zu sehen, so wäre die Faktenlage z.B. keine SF. Die daraus geschlussfolgerte Geschichte schon. Nirgendwo steht geschrieben, wie nah dran an der Realität die Story sein muss. So wäre auch eine Story über einen Meteoriteneinschlag keine SF, denn die Gefahr ist real.
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Re: Wann taucht das Thema Klimawandel erstmals in der SF auf?
Was ich gerade als Beispielgeschichte gebracht hatte spielt aber gerade nicht in der Zukunft. Sie spielt jetzt, in unserer aktuellen Realität mit allen Fakten, die heute existieren, und handelt außerdem davon, wie es zu diesem Jetzt kommen konnte. Deswegen habe ich in dem Beispiel die gerade tatsächlich ganz konkret in Australien lodernden Buschbrände genommen, um das klarer zu machen. Es ging ja in meiner Antwort um die Frage, ob Climate Fiction immer Science Fiction, also ein Untergenre der Science Fiction ist, und das ist halt nicht der Fall, wie die Beispielgeschichte klar machen soll.
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Re: Wann taucht das Thema Klimawandel erstmals in der SF auf?
Wenn ein Text nichts antizipiert, was es noch nicht gibt, ist es jedenfalls keine Science-Fiction, würde ich sagen.
Deswegen spielt die Entstehungszeit ja eine Rolle. Ein Roman, der auf einer Raumstation spielt, aber im Jahr 1950 geschrieben wurde, wäre SF. Ein heute geschriebener Roman, der auf der heutigen ISS spielt, wäre keine – obwohl er vermutlich Fiktion wäre, da es die handelnden Personen darin nicht wirklich gibt und die Ereignisse, die er schildert, so nicht tatsächlich stattgefunden haben müssen. Andernfalls wäre es gar kein Roman mehr.
Und meine Frage galt dem frühesten Roman, der einen menschenverursachten Klimawandel antizipiert.
Deswegen spielt die Entstehungszeit ja eine Rolle. Ein Roman, der auf einer Raumstation spielt, aber im Jahr 1950 geschrieben wurde, wäre SF. Ein heute geschriebener Roman, der auf der heutigen ISS spielt, wäre keine – obwohl er vermutlich Fiktion wäre, da es die handelnden Personen darin nicht wirklich gibt und die Ereignisse, die er schildert, so nicht tatsächlich stattgefunden haben müssen. Andernfalls wäre es gar kein Roman mehr.
Und meine Frage galt dem frühesten Roman, der einen menschenverursachten Klimawandel antizipiert.
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Re: Wann taucht das Thema Klimawandel erstmals in der SF auf?
Genau. Und deswegen wird es sicherlich ältere Werke über Klimawandel geben, die zur Entstehungszeit Science Fiction waren, aber inzwischen von der Realität eingeholt wurden. Solche Werke sind sicherlich weiterhin Science Fiction, eben weil sie es damals waren.Andreas Eschbach hat geschrieben: ↑6. Januar 2020 19:36 Deswegen spielt die Entstehungszeit ja eine Rolle. Ein Roman, der auf einer Raumstation spielt, aber im Jahr 1950 geschrieben wurde, wäre SF. Ein heute geschriebener Roman, der auf der heutigen ISS spielt, wäre keine – obwohl er vermutlich Fiktion wäre, da es die handelnden Personen darin nicht wirklich gibt und die Ereignisse, die er schildert, so nicht tatsächlich stattgefunden haben müssen. Andernfalls wäre es gar kein Roman mehr.
Ja, die Diskussion driftete gerade vom eigentlichen Thema ab. Ich konnte nur die oben gemachte Behauptung nicht unkommentiert stehen lassen, das Climate Fiction ein Untergenre der Science Fiction sei. Ich bin jetzt ruhigAndreas Eschbach hat geschrieben: ↑6. Januar 2020 19:36Und meine Frage galt dem frühesten Roman, der einen menschenverursachten Klimawandel antizipiert.
Re: Wann taucht das Thema Klimawandel erstmals in der SF auf?
Hallo.Andreas Eschbach hat geschrieben: ↑6. Januar 2020 19:36 Und meine Frage galt dem frühesten Roman, der einen menschenverursachten Klimawandel antizipiert.
ein früher Kandidat wäre der Roman The Doom of the Great City von William Delisle Hay (1880).
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Re: Wann taucht das Thema Klimawandel erstmals in der SF auf?
Jede Literatur ist fiction.
Jede Literatur über das Klima ist climate fiction.
Jede climate fiction mit spekulativem Anteil ist ein Subgenre der Science Fiction.
Jede climate fiction ohne spekulativen Anteil ist nicht Subgenre der Science Fiction.
Das macht climate fiction zum Metagenre, das sich nur auf andere Genres draufsattelt. Ein Roman über die oben erwähnte Dust Bowl etwa (nennen wir ihn "Früchte des Zorns") wäre climate fiction, in damaliger Veröffentlichung ein Gegenwartsroman und aus heutiger Sicht ein historischer Roman.
Vandermeer hat also, im strengen Wortsinne, recht: man "braucht" keine Spekulation, um climate fiction zu schreiben, es geht auch ohne. Man kann aber natürlich spekulieren, kann man immer (spekulier ich jetzt mal).
Ist doch alles ganz einfach.
Übrigens: die erste climate fiction ist die Sintflut des Alten Testaments, von Gott aufgrund der Sünden der Menschen über die Menschen gebracht. Dieses Muster steht bis heute in vermutlich 90% aller climate fiction fest, nur dass die Sünden der Menschen von den Naturkonstanten des Universums bestraft werden.
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Jede climate fiction ohne spekulativen Anteil ist nicht Subgenre der Science Fiction.
Das macht climate fiction zum Metagenre, das sich nur auf andere Genres draufsattelt. Ein Roman über die oben erwähnte Dust Bowl etwa (nennen wir ihn "Früchte des Zorns") wäre climate fiction, in damaliger Veröffentlichung ein Gegenwartsroman und aus heutiger Sicht ein historischer Roman.
Vandermeer hat also, im strengen Wortsinne, recht: man "braucht" keine Spekulation, um climate fiction zu schreiben, es geht auch ohne. Man kann aber natürlich spekulieren, kann man immer (spekulier ich jetzt mal).
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http://www.pannor.de
'nuff said.
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