Susanne hat geschrieben:wieso nicht - in so konkreten Fällen - den Autor selbst fragen? Äh, ich meine, ob, und wenn ja, auf welches "irgendwoher" er anspielt ...
Lebendig isser ja noch, oder?

Oder verstößt das gegen irgendeinen ehernen Übersetzerehrenkodex?

Die einfachste (und wohl nicht ernst gemeinte) Frage zuerst: Von so einem ehernen Übersetzerehrenkodex weiß ich nicht ...
Es ist, glaube ich, letztlich ne Mentalitätsfrage. Ich kenne Übersetzer, die suchen den Kontakt zu ihren Autoren, und ich kenne Übersetzer, die meiden den Kontakt zu ihren Autoren. Wie Du Dir denken kannst, zähle ich zu letzteren.

Ich glaube, vor allem aus pragmatischen Gründen.
Das Beispiel mit "truthspeak" ist für meine Haltung ein gutes: Ich gewinne reinweg gar nichts, wenn ich da den Autor frage.
a) Vielleicht ist es eine Anspielung auf Orwell. Dann kann er mir die Deutsch-Recherche trotzdem nicht ersparen.
b) Vielleicht ist es keine Anspielung auf Orwell. Dann schwingt Orwell da aber trotzdem immer noch mit.
c) Das wirst Du kennen, wenn Du selbst schreibst: Vielleicht hat der Autor es einfach nur unbewusst reingebracht, hat einfach nur aus dem Vollen dessen geschöpft, was er sich in seinem Leseleben so reingezogen hat. Dann kann er mir noch nicht mal die Frage beantworten.
Verschärfend kommt noch das Problem hinzu, dass ich als Übersetzer erst einmal eine Anspielungsvermutung haben muss. Kein Autor kann mir auf Anfrage eine Liste seiner Anspielungen mit Quellenangaben liefern. Sprich: Was ich nicht erkenne/vermute, fällt knallhart durch den Rost, selbst wenn ich mit dem Autor in Kontakt stehe.
Susanne hat geschrieben:Nur so als Gedanke: mir als Autorin wäre es wichtiger, dass meine Story mit nach Möglichkeit sämtlichen netten Anspielungen so gut wie es nur geht übersetzt würde, als wegen irgendwelcher Kodexe - oder weshalbauchimmer - nicht vom Übersetzer belämmert zu werden.

Dann wärest Du gut beraten, Deine Agentur entsprechend zu instruieren. Und schwupp, schon würdest Du belämmert werden

Es gibt durchaus Autoren, die an der Auswahl ihrer Übersetzer beteiligt sind. Es gibt sogar Autoren, die sich mit ihren Übersetzern treffen, um bestimmte Punkte durchzugehen. Geht alles.
Nur bekämst Du dann, also wenn Du auf englisch schreiben würdest jetzt, keinesfalls mich als Übersetzer.

Ich betrachte mich als Nachdichter, ich nehme das Original als Arbeitsmaterial für ein deutsches Buch. Und so werden mir von meinen Verlagen die Projekte auch oft angeboten: "Herr Böhmert, für dieses Buch brauchen wir einen Autor, das kriegt ein Übersetzer nicht hin." (Letzteres bezweifle ich immer stark, aber wahrscheinlich hat ein reiner Übersetzer mehr Skrupel als ich, mit der Rohmasse dermaßen rumzukneten.)
In den gut zehn Jahren meiner übersetzerischen Tätigkeit habe ich jedenfalls erst ein einziges Mal den Autor kontaktiert. Das war bei einem Shakespeare-Zitat, das ich - noch vor den fetten Jahren der Internetrecherche, versteht sich - einfach keinem Stück zugeordnet bekam und demzufolge auch nicht schlegeltiecken konnte.
Susanne hat geschrieben:Oder wie sehen das Autoren, deren Bücher schon übersetzt wurden?
Von mir ist mal eine Kurzgeschichte übersetzt worden, "Das Loch/The Hole". Das wurde dann, da ich ja nun ein bisschen Englisch kann, eine Co-Übersetzung. Sehr lustige Erfahrung, denn jetzt kommt der Witz: Die englische Übersetzung ist später mal überarbeitet worden, von jemandem, der mich nicht kannte und nicht kontaktiert hat. Pointe: Seine Version war die treffendere.
Frank, der jetzt genug ge

t hat!