Unsympathisch würde ich bei Zack nicht sagen, aber diese ständige Geheimniskrämerei gegenüber Rüd, bzw. das häufige Zurechtbiegen der Wahrheit, ohne dies wirklich zu begründen, ist schon etwas nervig. Vor wem oder was muss Rüd denn geschützt werden, bzw. wieso vor sich selbst?
Macht die Sache natürlich auch wieder etwas spannend, weil man das Wieso und Warum verstehen will. Wirkt dann auf der anderen Seite aber auch stellenweise wieder etwas erzwungen geheimniskrämerisch. Ich bin da also etwas hin- und hergerissen ... Interessant auf jeden Fall, dass man Zack als Leser dadurch aber auch nicht so richtig einordnen kann. Ich habe auch so ein wenig den Verdacht, dass es letztlich darauf hinauslaufen wird, dass die Menschen in dieser Zukunft nur noch mehr oder weniger willen- und hilflose Sklaven von KI-Systemen (= der "Obrigkeit") sind. Also so ähnlich wie z.B. auch zum Ende hin, in Simmons Hyperion.
Generell - ich bin jetzt kurz vorm Ende des ersten Teils - wirkt die ganze Handlung aber auch ein wenig ziellos auf mich. Es fehlt mir da irgendwie der rote Faden. Anfangs hatte ich noch ein wenig das Gefühl, es gehe um eine Art "Der Name der Rose" im Weltraum, dann schien es mir eher um besagte, gefährliche KI-Systeme zu gehen und jetzt, nach
... ist es vielleicht doch eher wieder ein Kriminalfall ala "Der Name der Rose" ?
Als Zwischenfazit muss ich nun leider aber insgesamt auch sagen, dass der Lesespaß bei mir ein klein wenig nachgelassen hat ... Der Handlungsaufbau ist ja wirklich sehr langsam und ruhig, zugleich kann ich dann mit dem ganzen Drumherum nur wenig anfangen. Abgesehen von Rüd interessieren mich die Figuren eher weniger und mit diesen recht häufigen kryptischen, theologisch-philosophischen Anspielungen kann ich praktisch sogar überhaupt nichts anfangen. Z.B. habe ich überhaupt nicht verstanden wieso sich da z.B. der eine Mönch per Vakuum-Folter selbst kasteit, während ihm seine Mönchsbrüder dabei auch noch allesamt zur Hand gehen. Oder inwiefern dies dann Rüd überzeugen sollte, die Inquisition einzustellen ... Für solche Themen bin ich wohl einfach zu sehr der rationale Typ.
Zudem - je mehr ich darüber nachdenke, desto weniger überzeugt mich dann auch diese Trennung zwischen den KI-Modi "util" und "deon". Irgendwie klingelt da bei mit ein Logik-Warnlämpchen im Hinterkopf, auch wenn ich den Grund noch nicht so wirklich zu fassen bekomme. Mein Bauchgefühl sagt mir hier einfach, dass eine solche - ich nenn' sie mal - Wächter-KI doch eigentlich
immer nur in einem "util" Modus funktionieren kann. Zumindest so wie hier im Buch dieser Modus beschrieben wird.
Aber "der Lesespaß hat nachgelassen" ist natürlich auch relativ. Die Geschichte ist immer noch allemal interessant und auf jeden Fall auch erfrischend exotisch. Ich bin nach wie vor gespannt, wie es weitergeht.