Um jetzt noch einmal auf das Buch (und somit zum eigtl Thema...) zurückzukommen:
Nach einem kräftezehrenden Ringen mit mir selbst, habe ich mich vor drei Tagen entschlossen das Buch zu lesen. Der Grund für diesen kleinen Kampf mit mir (und jetzt verlass ich doch noch einmal ganz kurz das Hauptthema-auf dass es mir nicht zur Last gelegt werde) lag in der Art und Weise in der sich Frank Schätzing in der Öffentlichkeit präsentiert. Ich hab ein Interview mit ihm gesehn und dachte nur, "Oh mein Gott, wie selbstgefällig ist der denn, bitte?!" Er war dermaßen von sich, dem Buch und der Recherche für selbiges überzeugt, dass mir zeitweilig fast schwindelig wurde.
Nun denn, dachte ich mir dann aber, mag sein, der Mann ist unsympathisch, aber vielleicht kann er ja schreiben.
Ich hab zwei Tage für den Schwarm gebraucht, und am Ende war mir dann auch klar: Ja, er kann schreiben! Er hat einen faszinierenden Stil, der mich allerdings auch die ganze Zeit in immer neue Verwirrungen gestürzt hat.
Denn er schafft es tatsächlich den Leser mit wirklich vielen sehr gut recherchierten technischen und wissenschaftlichen Fakten zu unterhalten ohne in diesen Passagen Längen aufkommen zu lassen, was ihm irritierender Weise in den charakterbildenden und storyvorantreibenden Passagen längst nicht immer gelingt. Diese Konstellation war mir neu, aber man lernt ja nie aus.
Er hat natürlich einen Wahnsinnsgriff mit der Hauptstory gelandet, die einfach dadurch, dass sie so ist wie sie ist, dem Roman einen wahnsinnig grossen Spannungsbogen per se verleiht.
Dadurch konnte er sich einfach die Schwächen, die er sich immer mal wieder geleistet hat, tatsächlich auch leisten, ohne dadurch einen grossartigen Roman zu verderben.
Ich möchte hier an dieser Stelle mal eines sagen und bin gespannt, wie der Anklang darauf ist: "Der Schwarm" ist ein sehr gutes und fesselndes Buch. Es ist aber längst nicht DAS Buch schlechthin. Nicht mal im Ansatz. Das Problem ist dabei: Die Idee ist toll. Die Umsetzung ist zeitweilen grandios, zeitweilen äußerst fragwürdig, ich werd gleich nochmal kurz auf die Sachen eingehen, die ich persönlich am störendsten empfand. Nun sind aber sowohl Idee als auch Umsetzung von ein und derselben Person, also muß man dem Gesamtwerk wohl oder übel Respekt zollen, wobei ich immer wieder das Gefühl hab dem Herrn Schätzing für einige Sachen die Ohren lang ziehen zu müssen. Denn ich bin absolut der Meinung, dass er die Fähigkeit gehabt hätte, das ganze Ding absolut grandios zu machen!
So nun aber endlich mal zu den Punkten, die mir wenig bis gar nicht behagten:
Ich bin kein Fan davon, dass jemand sich selbst in einem Buch ablichtet, vor allem dann nicht, wenn er selbst trotz gleicher Eigenschaften, trotzdem ein völlig anderer Mensch ist. Dadurch schafft Schätzing mit Dr. Sigur Johansen einen nur bedingt stimmigen Charakter (Schätzing ist verheiratet, Johansen Eigenbrötler, und trotzdem haben sie dieselben Wesenszüge und irgendwie hakelt das ganze)
Das für sich, ok, könnt ich noch mit leben, was aber dann mein persönliches Limit gesprengt hat, war dieses ständige: "Wer ist denn dieser gutaussehende Mann dahinten...., der sieht ja aus wie Maximilian Schell.....blabla bin ich toll.... das hing mir irgendwann zum Hals raus.
Dann hat mich irgendetwas an den Charakteren gestört, und anfangs war mir nicht ganz klar was. Mittlerweile bin ich zu folgendem Schluss gekommen. Es ist eine sehr unausgegorene Verteilung in der Charakterdarstellung der Hauptpersonen (jetzt mal von den "Schurken" abgesehn, auf die geh ich gleich noch eingehen werde) , will heissen, irgendwie widmet Schätzing dem einen (hier Leon Anawak) 50 Seiten in der Mitte des Buches, wo eigtl grad alles in Hektik ist und der Leser nicht Sachen erfahren will, über die er sich schon vorher selbst etwas zusammenreimen musste und die zum jetzigen Zeitpunkt einfach keine Relevanz mehr haben und dem nächsten, z.B. Alicia Delaware oder Sue Oliveira praktisch gar nichts.
Nun zu den Schurken. Ich gebe allen die vorher darueber geschrieben haben recht. Die "Bösen" sind keineswegs böse, sondern schlicht und einfach unglaubwürdig in ihrer völligen Überzeichnung. Vor allem, dass sowohl ein Vanderbilt als auch eine Li total durchgeknallt sind, ist wirklich zuviel des guten. Ich meine, von Vanderbilt hätte man es erwarten können und er allein hätte auch gereicht. Aber bei der guten Li war es nicht anzunehmen und auch sehr unwahrscheinlich und unlogisch, dass sie sich dermassen selbst die Hände schmutzig machen würde...
An dieser Stelle sei auch noch einmal Rubin erwähnt, dem vorher kaum bis gar kein Platz für die Charakterentwicklung eingeräumt wurde und dann so plötzlich eine tragisch/tragende Rolle bekam, dass ich erstmal sehr verwirrt war.
Mir fallen noch tausend Sachen mehr ein, aber es letztes möchte ich nochmal auf den Bruch so ca. 300 Seiten vor Ende eingehen. Ich hatte das Gefühl Schätzing konnte nicht mehr und hat fix nen Ghostwriter weiterschreiben lassen. Der Stil hat sich um 180° gedreht und plötzlich war, nach der hier im Vorfeld auch schon immer angekreideten ruhigen Behäbigkeit des Buches vorher, sprichwörtlich die Hölle los. Aber irgendwie kam das alles zu unvermittelt und auch zu übertrieben hollywoodlastig.
Naja egal, zwei lustige klitzekleinigkeiten noch:
1. Ist nur mir aufgefallen (Vorsicht Spoiler) :
und 2. Der gute Sigur Schätzing nimmt am Ende irgendwie ja genau die Bruce Willis/Armageddon Rolle ein, die er vorher so schön persifliert hat *g*
so das wars erstmal von meiner Wenigkeit mit diesem Batzen Kritik, der allerdings nicht sagen soll: Hey, das Buch ist Mist, sondern der eigtl nur sagen soll: Hey, ich find das Buch ehrlich gut, ich kann nur den ganzen Hype darum nicht nachvollziehen, denn es hat meiner Meinung nach einfach doch so einige Macken und Kanten, die man recht einfach hätte besser machen können. Hat man aber nunmal nicht, und auch so ist es sein Geld durchaus Wert.
Auch wenns ein wenig schnell durchgelesen war....
Oha, nu ists schon kurz vor fünf, nu aber ab in die heia.
PS: Ich hoffe mal mein Beitrag ist kein absolutes kauderwelsch geworden, es ist spät, ich bin krank, müde und weiss schon jetzt nichmal mehr wie ich angefangen hab *g*