Space Cadet hat geschrieben:Also, ich schreibe so vor mich hin und stolpere dabei über eine bestimmte Textstelle, weil mein innerer Lektor Alarm schlägt, daß ich von der Literaturpolizei ein fettes Ticket verpasst bekommen werde. Aber mein normales Bewusstsein sagt mir dann "quatsch, mach man einfach wie du es besser findest!"
Würde das nicht bedeuten, "Fehler" zu machen ist in Ordnung, solange man nur weiss, daß es ein "Fehler" ist und ihn ganz bewusst einbaut bzw. als Stilmittel benutzt? Merkt der Leser den Unterschied?
"Der" Leser - den gibt es sowieso nicht. Letzten Endes schreibt man immer für sich selber, für den Leser, der man selber ist.

Aber ich kann es auch noch mal an einem anderen, weniger plakativen Beispiel erklären:
Wenn man sich das erste Mal in einen fahrbaren Untersatz setzt und aufs Pedal drückt, dann ist das easy, man kommt vorwärts, wenn auch vielleicht nicht dahin, wo man will (vielleicht will man auch noch nirgends hin), ja, ab und zu knallt man irgendwo dagegen, ohne daß man recht mitkriegt, warum eigentlich. Wenn man ohne Verletzungen davonkommt (z.B. weil man im Autoscooter fährt und nicht mit Papas Auto in der Innenstadt), dann macht das auch Spaß.
Dann nimmt man Fahrstunden. Auf einmal wird es schwierig. Schalten muß man nebenher, auf Tacho, Drehzahlmesser, Ampeln, Fußgänger, andere Autos, Mittelstreifen, die Worte des Fahrlehrers und auf 1 Zillion andere Dinge achten. Streß pur! Das lernt man
NIE!! Verzweiflung, wenn man schweißgebadet nach der ersten Stunde aus dem Wagen kippt. Und Spaß - Spaß macht das ja nun mal überhaupt nicht.
Aber man ist angemeldet, man braucht den Lappen, also beißt man die Zähne zusammen und macht weiter.
Blende: Jahre später.
Derselbe Mensch, der einst Blut und Wasser schwitzte am Steuer des Fahrschulwagens, lenkt nun sein Gefährt entspannt durch den Verkehr der Innenstadt, schaltet, kuppelt, blinkt, hält an Ampeln, weicht vorwitzigen Fahrbahnüberquerern aus, schaut hübschen Mädels nach, bemerkt eine Radarfalle am Straßenrand usw. - und das alles ganz automatisch, wie von selbst, während er sich angeregt mit einem Beifahrer unterhält oder angestrengt nachdenkt, beispielsweise darüber, wie er nach Kapitel 17 seines aktuellen Romans nun weitermachen soll, damit der Held und die Heldin sich spätestens in Kapitel 19 kriegen...
Es ist also etwas ganz Normales, daß man etwas, das man lernt, sozusagen wieder "vergessen" muß, um es zu können. Können heißt: Man wendet Gelerntes ganz automatisch an, ohne bewußtes Nachdenken. Beim Autofahren, beim Schreiben, bei allem.