Monos hat geschrieben:Nunja, schreibe beruflich sehr viel und werde mich demnächst an mein großes Opus Magnum heranwagen. Das Buch, dass ich mir dabei aus der Seele meißeln will, soll, um es mit ein wenig Name Dropping zu sagen, eine gelungene Symbiose aus Thomas Bernhard, Philip K. Dick, Stan Lee, Michel Houellebecq und Max Goldt werden, ohne dabei die Qualitäten der genannten Personen zu imitieren oder zu unterbieten.
Space Cadet hat geschrieben:Ist es nicht schön, daß es immer noch so realistische, bescheidene Menschen wie Monos gibt?
Stefan Hoffmann hat geschrieben:Ha, Ihr lacht, und nachher verpaßt Ihr den kommenden Welt-Bestseller.

Na, da kann ich nur mal wieder den von mir verehrten Robert Neumann zitieren. Der hat im Spätsommer 1961 in einem Radiointerview Folgendes zu Horst Bienek gesagt:
"Man hat immer das Gefühl, man erschaffe etwas Richtiges, etwas Wichtiges - auch wenn sich nachher herausstellen sollte, daß es Bockmist ist. Hätte man diese Illusion nicht, so könnte man nicht schreiben. Das ist eines der Probleme unserer Profession. Wen ein junger Mann im Alter von siebzehn Jahren hingeht und beschließt, ein Schuster oder ein Zahnarzt zu werden, so ist die Wahrscheinlichkeit, daß er ein erfolgreicher Schuster oder Zahnarzt wird, sehr groß, sagen wir 1:1. Wenn dieser Jüngling von siebzehn, so wie ich es getan habe, den Beschluß faßt, ein berühmter Schriftsteller zu werden, so ist die Chance, daß er das Ziel der Klasse erreicht, sagen wir einmal eins zu zehntausend! Ein Buch von hundert, das einen Verleger findet, ein Buch in hundert verlegten Büchern, das wirklich erfolgreich ist. Eine Chance von 1:10000 zu nehmen, für eine so wichtige Affäre wie es das eigene, einzige menschliche Leben ist, setzt voraus, daß der Betreffende entweder ein Idiot ist oder größenwahnsinnig. Ist er ein Idiot, so fällt er ab und wird nachher doch Zahnarzt; ist er größenwahnsinnig, so erreicht er unter Umständen das Ziel. Das heißt, von der anderen Seite her gesehen, daß nur Größenwahnsinnige das Ziel erreichen. Demnach ist Größenwahnsinn eine Berufskrankheit für einen Schriftsteller wie Plattfüße für einen Kellner. Wir sind größenwahnsinnig! Wir brauchen diesen Größenwahn. Hätten wir diesen Größenwahn nicht, so verfielen wir in Verzweiflung! Nur er trägt uns über die Enttäuschungen dieser faszinierenden und dubiosen Profession hinweg."
Und bevor jetzt jemand fragt, wer Robert Neumann ist: ein unglaublich produktiver, lebenslustiger Tausendsassa-Erzähler, der zu Lebzeiten in Deutschland berühmt war, in England nicht ganz so berühmt (er hat die Nazizeit im Exil überlebt), und wie andere Großschriftsteller noch zu Lebzeiten mit einer Werkausgabe geehrt wurde, zum sechzigsten Geburtstag, glaube ich, wobei der Gute heute aber fast völlig vergessen ist. Wie das so gehen kann in dieser
"faszinierenden und dubiosen Profession".
Heftiger Antiquariatsstöbertipp für Leute, die gern auch anderes als SF lesen!
Frank B. aus B.