Scotty hat geschrieben: 12. November 2023 15:45
Nur so aus Neugierde, Uschi: Bist du ohne Identifizieren mit Figuren ein interessanter aber eher neutraler Beobachter? Wirst du emotional überhaupt mitgenommen? Wie empfindest du, wenn eine Figur in eine Gefahrensituation gerät? Bibberst du mit ihm mit oder beobachtest du es aus einer gewissen Distanz?
Ich denke, dass wir unterschiedliche Auffassungen mit "identifizieren" haben. Ich liebe meine Freunde und leide mit ihnen - und so ist es auch mit fiktiven Figuren (oder auch real nachgestellten). Ich kämpfe mit ihnen, ich leide mit ihnen, ich liebe mit ihnen,
an ihrer Seite, aber nicht in ihnen drin. Identifikation bedeutet für mich, so zu sein wie die Figur, oder mir vorstellen zu können, ich sei wie die Figur. Das will ich aber gar nicht. Manchmal bin ich wie ein Teil von ihnen, aber eben nur ein Stück weit.
So halte ich es auch mit meinen Romanfiguren. Ich identifiziere mich nicht mit ihnen, aber ich weine, wenn ich ihren Tod beschreibe, als würde ich einen Freund (oder auch Feind) verlieren.
Insofern habe ich kein Problem mit dem Film. Ich habe auch kein Problem, Dahmer anzuschauen oder den Comic zu lesen, oder In Cold Blood. Diese Figuren sind nicht ich. Das bedeutet aber nicht, dass ich empathielos bin.