Leicht gekürzt zusammengefasst schrieb ich dazu folgendes:
Prinzipiell könnte ich diesen Text heute nochmal genauso wiederholen. Während ich dort noch v.a. die Kurzformen von Short Story bis Novelle angeführt habe, lässt sich das sicher auch um die Romane ergänzen. Gefühlt gibt es da immer mehr, die im englischsprachigen Raum für Furore sorgen - von denen wir dann aber feststellen müssen, dass sie leider nicht übersetzt werden.Vielfach wird die Befürchtung geäußert, dass wir im deutschen Sprachraum die neuesten Trends und Entwicklungen der Phantastik verpassen, weil wir viele spannende Titel gar nicht mehr mitbekommen. So ganz falsch dürfte dieser Eindruck tatsächlich nicht sein.
Beispiel Hugo Award: Das ist der einzige international renommierte Award, dessen Siegertitel bisher tatsächlich alle ins Deutsche übersetzt wurden. Nun ja - zumindest gilt das für den Bereich Roman. Doch es gibt ja auch noch mehrere andere Prosa-Kategorien, von Novalla über Novelette bis hin zur Short Story. All diese vielfältigen Kurzformen sind im deutschsprachigen Raum mittlerweile fast völlig in der Versenkung verschwunden.
In einigen Kleinverlagen gibt es zwar das löbliche Bemühen, auch Kurzgeschichten-Anthologien zu veröffentlichen, aber das beschränkt sich (aus Kosten- und Aufwand-Gründen verständlicherweise) auf deutschsprachige Storysammlungen. An Übersetzungen erreichen uns, anders als in früheren Jahrzehnten, nur noch ganz selten mal Werke, die nicht mindestens den romanüblichen Umfang von 350 oder mehr Seiten erreichen.
Aber: Gerade diese kürzeren Formen bieten den Schreibenden häufig Gelegenheit zu experimentieren, etwas Neues auszuprobieren und alte, eingefahrene Muster aufzubrechen. Was sich dabei bewährt hat, lässt sich dann im nächsten Schritt vielleicht auch auf umfangreichere Werke ausweiten. Und genau das passiert auch. Woanders.
Viele der international hochgelobten, nominierten und/oder bepreisten Geschichten bieten moderne Themen, Ideen und Perspektiven, die es so vor zehn oder zwanzig Jahren noch nicht zu lesen gab. Um davon zu erfahren und diese Trends und Entwicklungen in der SF zeitnah mitzubekommen, müssten wir die Texte aber bestenfalls im Original lesen, da sie sonst vermutlich völlig an uns vorbeigehen würden. Nur kann oder möchte das natürlich nicht jede/r.
Von Seiten der Verlage ist häufig zu hören, dass die Verkaufszahlen genau jener innovativen, andersartigen Werke - wenn sie denn mal übersetzt werden - leider meistens hinter den Erwartungen zurückbleiben.
Da deutet sich also ein Teufelskreis an: erst verpassen wir moderne Entwicklungen in der phantastischen Literatur, und wenn sie uns dann doch mal erreichen, sind sie einer breiten Leserschaft zu fremd oder zu ungewohnt, um sich darauf einzulassen. Schwierig. [...]
ABER

Jetzt widerspreche ich mir selber, wenn ich nämlich feststelle: Von den im Jahr 2024 erschienenen Science-Fiction-Büchern habe ich mir satte 50 Titel notiert, die mich interessieren würden und die ich gerne lesen möchte!
Das ist natürlich einerseits mehr als ich je schaffen werde, vor allem aber ist es mehr als je zuvor!
Ja, da sind natürlich auch einige wiederaufgelegte ältere Titel und eine ganze Reihe deutschsprachige dabei, aber trotzdem:
Wie kann es sein, dass einerseits weniger interessante SF übersetzt wird und ich gleichzeitig sooo viel Neues finde, das ich gerne lesen möchte? Das kann doch nicht nur an mir liegen oder daran, dass rein zufällig zuletzt besonders häufig mein persönlicher Geschmack getroffen wurde?
Wie seht ihr das? Gibt es zu wenig Neues? Bzw zu wenig originelle neue SF? Oder ist das alles nur Jammern auf hohem Niveau, nur weil gerade ein bestimmtes Buch nicht übersetzt wird, auf das man sich gefreut hätte?