Andreas Eschbach hat geschrieben: 6. Januar 2025 11:54
Zu den Zeiten, als ich mit Heyne in Sachen "Quest" zu tun hatte, hatten die dort die Faustregel: "Es gibt 5.000 Menschen in Deutschland, die SF kaufen."
Das kann schon sein, es sind nur nicht immer die selben 5.000 Leute, weil das wär schlimm.
Ich hab gerade den Sprawl Radio Podcast gehört, dort haben die Otherland Leute über ihre Top 10 Bücher von 2024 geredet: Das am besten verkaufte SF Buch (weiß nicht mehr welces) wurde 97 mal verkauft.
Erklärung vom Otherlland weil die das gut finden: weil sie in der Breite mehr Bücher verkaufen. Es gibt nicht den einen Bestseller der sich 5.000 mal verkauft und der Rest nicht, sondern es gibt eine breite Reihe von Büchern von denen sich alle ein paar dutzend mal verkaufen, was wohl insgesmt fürs Otherland besser ist.
Knapp 100 Stück in einem Jahr für eine Nischenbuchhandlung ist doch viel. Aber wichtiger ist eh, was das Buch kostet, also welcher Umsatz gemacht wurde.
Viele der oben angeführten Argumente sind absolut richtig, aber sie beziehen sich - im Gegensatz zum Thread-Titel - alle auf gedruckte SF-Titel.
Wenn man sich davon wegbewegt, und sich durch die Massen an e-Books bei Amazon durchklickt, findet man durchaus sehr gute Romane, und zwar auch Übersetzungen.
Ein in den USA sehr bekannter und geschätzter Autor, Laurence Dahners, ist zum Beispiel mit 25 Hard-SF-Romanen auf einem Schlag in die deutsche SF-Welt eingetreten. Er hat schon früher damit geliebäugelt, aber der finanzielle Aufwand für professionelle Übersetzungen war ihm dann doch zu hoch, da die Vergütung von Amazon für Kindle-unlimited-Bücher diesen niemals ausgeglichen hätten.
Er schreibt deshalb im Vorwort zu seinen Büchern:
Lieber Leser,
Diese Übersetzung wurde mit der Übersetzungs-Software DeepL erstellt und von drei (muttersprachlichen) Bearbeitern auf Übertragungs- und Übersetzungsfehler kontrolliert.
Mir ist klar, dass eine solche Übersetzung nicht perfekt ist, aber ich glaube, sie ist gut genug, dass die meisten Leser sie mögen werden.
Ich hoffe, Sie gehören zu denjenigen, die sich auf diese Weise über meine Geschichten freuen können.
Laury Dahners
Im Angebot sind bisher die "Ell Donsaii"-Reihe, eine in den letzten 12 Jahren auf 18 Bände angewachsene Reihe, die sich um Themen der„nahen Zukunft“ ranken: Der Angriff Chinas auf Taiwan, ein Angriff Russlands auf Georgien, vor acht Jahren ein Buch über die Vorhersage über das Falten von Proteinstrukturen(, wofür dieses Jahr der Chemie-Nobelpreis verliehen wurde), Bio-Terrorismus, Einschlag eines Kometen, billige Raumfahrt, die Besiedlung des Mars, usw., sowie die "Stasis"-Reihe mit 7 Bänden, in denen der Protagonist, ein Mathematik-Genie, eine Methode zur Erzeugung von geformten Stasis-Feldern erfindet, in denen die Zeit stillsteht. Im Gegensatz zu anderen SF-Autoren, die dieses Thema ebenfalls schon bearbeitet haben, kümmert Dahners sich um die möglichen Anwendungen von geformten Stasis-Feldern.
Weitere Reihen sind bereits in der Übersetzung.
Ich bin jetzt auch nicht so der große Leser, eher Hörbücher.
Aber mir fällt die Ähnlichkeit zu Filmen und Serien auf.
Die meisten, die es wirklich interessieren, sind dank Internet schon informiert und geben es sich in der Originalsprache.
Natürlich ist da englisch massiv auf dem Vormarsch, aber selbst japanisch, chinesisch, russisch, selbst brasilianisches portugiesisch taucht öfter auf.
Und viele verwenden wohl auch einfach einen Translator, sofern sie ein Web-ähnliches Format bekommen.
Und ja, ich kenne die Kontroversen zu KI-Übersetzungen (Google, Deepl), usw. ihr habt euch hier ja auch schon genügend darüber ausgelassen. ^^
Aber für einige reicht es!
Die bleiben dann natürlich der späteren Übersetzung ins Deutsche fern, weil schon importiert, usw...
Ich habe des Öfteren das Gefühl, dass einige die Beschleunigung / Schnelllebigkeit von Geschichten (egal ob Roman, Novelle, Film, Serie, usw.) etwas unterschätzen.
Besonders wenn es sich um Serien / Reihen handelt, die nicht direkt zusammenhängen.
Wer will schon 3-5 Jahre warten, wenn im Original das nächste Buch schon in 2 Monaten rauskommt?
CPL386 hat geschrieben: 14. Januar 2025 20:00
Wer will schon 3-5 Jahre warten, wenn im Original das nächste Buch schon in 2 Monaten rauskommt?
Ich zB. würde das tun. Wenn es denn dann noch erscheint. Deshalb fasse ich Serien/Triologien etc. bewusst erst an, wenn ich sie komplett erwerben kann. Oder halt pünktlich auf englisch / amerikanisch.
Da hat sich deutsche Herausgeberschaft selber in's Bein geschnitten, mit angefangenen Reihen, die dann nicht fortgesetzt wurden (oder andern Übersetzern, anderes Design, anderer Preis etc.).
Flossensauger hat geschrieben: 14. Januar 2025 20:08
CPL386 hat geschrieben: 14. Januar 2025 20:00
Wer will schon 3-5 Jahre warten, wenn im Original das nächste Buch schon in 2 Monaten rauskommt?
Ich zB. würde das tun. Wenn es denn dann noch erscheint. Deshalb fasse ich Serien/Triologien etc. bewusst erst an, wenn ich sie komplett erwerben kann. Oder halt pünktlich auf englisch / amerikanisch.
Da hat sich deutsche Herausgeberschaft selber in's Bein geschnitten, mit angefangenen Reihen, die dann nicht fortgesetzt wurden (oder andern Übersetzern, anderes Design, anderer Preis etc.).
Wie Du schon sagtest, da haben sie sich selbst ins Bein geschnitten.
Wirtschaftlich ist das aber für die ein Anzeichen, dass sie ggf. neue Serien / Reihen einfach nicht mehr übersetzen, weil bei Buch 1-3 z.B. zu wenig Umsatz gemacht wurde.
Man könnte manchmal meinen, dass man im Zeitalter vom Internet mit den (zukünftigen) Kunden doch reden könnte, um sowas abzuklären.
Ist aber 1. sehr umständlich / anstrengend und 2. auch keine Garantie für Umsatz.
Mir ist in letzter Zeit auch öfter aufgefallen, dass Bücher / Roman-Reihen auf einmal verfilmt werden, obwohl ggf. bei uns noch nicht mal das erste Buch übersetzt wurde...
Sowas spielt halt auch leider rein.
CPL386 hat geschrieben: 14. Januar 2025 20:22
Mir ist in letzter Zeit auch öfter aufgefallen, dass Bücher / Roman-Reihen auf einmal verfilmt werden, obwohl ggf. bei uns noch nicht mal das erste Buch übersetzt wurde...
Wieso "obwohl"? Das suggeriert einen Zusammenhang, den es nicht gibt. Soll Hollywood warten, bis der deutsche Markt übersetzt hat?
Es ist übrigens seit Jahrzehnten relativ normal, dass Verfilmungen die Übersetzungschancen für Bücher erhöhen.