Gateway - Frederik Pohl

Science Fiction in Buchform
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Cyberduck
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Gateway - Frederik Pohl

Ungelesener Beitrag von Cyberduck »

Auf einem Asteroiden, der die Sonne in einer stark elliptischen Bahn umkreist, finden die Menschen eine von Außerirdischen erbaute Raumstation, die offenbar vor vielen Millionen Jahren verlassen wurde. Hitschi nennen die Menschen diese Zivilisation, der Asteroid wird als Gateway bezeichnet, auf dem sich etwa tausend mehr oder weniger intakte Raumschiffe befinden. Die Raumschiffe sind relativ einfach zu bedienen, aber niemand versteht, wie sie funktionieren. Man kann einen Kurs setzen, aber man weiß nicht, wohin er führt. Die Reise könnte zum Mars führen, aber auch ans andere Ende der Galaxie. Eine multinationale Gesellschaft verwaltet den Asteroiden und alle Entdeckungen, die mit Hilfe der außerirdischen Technologie zum Wohle der Menschheit gemacht werden. Also schickt man Freiwillige, sogenannte Prospektoren, mit den Raumschiffen los und belohnt sie mit hohen Prämien, wenn sie nützliche Artefakte vom unbekannten Ziel ihrer Reise mitbringen. Viele kehren nie zurück, und von denen, die zurückkehren, haben nur wenige das Glück, von ihrer Prämie leben zu können. Robinette (Bob) Broadhead ist einer dieser Prospektoren. Er ist ein guter und ernsthafter Mensch. Er lebte in ärmlichen Verhältnissen auf der Erde und ein Lotteriegewinn ermöglichte ihm den Flug nach Gateway. Dort reicht das restliche Geld gerade, um die Lebenshaltungskosten für eine überschaubare Zeit zu decken.
Er lernt die Prospektorin Klara Moynlin kennen und sie werden ein Paar mit allen Höhen und Tiefen einer Beziehung. Sie hatte bereits mehrere Flüge hinter sich und verdient ein wenig Geld, mit dem sie beide ein anständiges Leben führen können, aber nicht genug, um ausgesorgt zu haben. Der Druck auf beide wächst und sie bewerben sich für eine riskante Forschungsmission mit hoher Garantieprämie. Insgesamt 10 Prospektoren in zwei Raumschiffen brechen auf, um eine Theorie über die Kurssteuerung von Hitschi-Raumschiffen zu testen, doch die Dinge gehen dramatisch schief und Bob ist der einzige, der lebend zurückkehrt. Er ist zwar unglaublich reich, weil er allein die gesamte Prämie für die Mission erhält, aber auch unglücklich, weil er seine Freundin verloren hat und sich für den Tod der Crew verantwortlich fühlt.
„Gateway“ ist der erste Roman der siebenbändigen Hitschi-Reihe von Frederik Pohl aus dem Jahr 1976. Im deutschsprachigen Raum sind allerdings nur die ersten drei Bände erschienen, weshalb sich hierzulande die Bezeichnung Gateway-Trilogie eingebürgert hat – eine etwas irreführende Einordnung. Als ich das Buch in den Händen hielt, war ich zunächst überrascht, es auf der Liste der Neuerscheinungen zu finden. Vermutlich handelte es sich um die Neuauflage der drei übersetzten Romane in einem Band. Doch trotz seines Alters wirkt der Stil des Buches bemerkenswert frisch. Pohl verbindet eine persönliche, bisweilen sarkastische Erzählweise mit selbstreflektierenden Einschüben, die nicht nur die äußeren Abenteuer, sondern auch die inneren Konflikte der Hauptfigur beleuchten. Die Geschichte wechselt zwischen der Ich-Perspektive, in der Bob seine Erlebnisse auf Gateway schildert, und den Sitzungen mit einem KI-Psychologen namens Sigfrid von Shrink. Die Handlung ist eher schlicht und von einer düsteren, fast depressiven Grundstimmung geprägt. Der Fokus liegt weniger auf technologischen oder physikalischen Details als auf sozialen und zwischenmenschlichen Dynamiken. Die geheimnisvolle Technologie der Hitschi bleibt unerklärt, was das Gefühl von Unwissenheit und Risiko unterstreicht. Zentrale Themen wie Angst, Schuld, Sehnsucht und die Unfähigkeit, mit der eigenen Vergangenheit abzuschließen, sind die tragenden Elemente des Romans. Im Vergleich zur modernen Science Fiction, die oft dynamischer, technisch detaillierter und zukunftsorientierter ist, zeichnet sich Gateway durch seinen Fokus auf psychologische Selbstreflexion und seine nachdenkliche Erzählweise aus. Es ist weniger ein technisches Spektakel als vielmehr eine eindringliche Auseinandersetzung mit inneren Konflikten und der eigenen Zerbrechlichkeit.
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Re: Gateway - Frederik Pohl

Ungelesener Beitrag von Mammut »

Gateway habe ich jetzt auch angefangen. Ein etwas anderes Weltraumabenteuer auf einem Asteroiden, der in einer Art Rückblende erzählt wird, während der Protagonist mit einem Psychologie-Roboter spricht.
Der Roman wird immer wieder von Dokumenten, Skripten, etc. flankiert.
Liest sich bisher überraschend interessant und frisch, da stimme ich dir zu.

Der erste Roman hat den Nebula 1977 gewonnen:
https://www.sf-lit.de/preistr%C3%A4ger/nebula-award/
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Mammut
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Re: Gateway - Frederik Pohl

Ungelesener Beitrag von Mammut »

Der Roman ist Recht ruhig. Da muss man sich hin und wieder ein wenig durchkämpfen. Aber die Idee mit den autonomen Raumschiffen, wo man nicht weiß, wohin die einen bringen gefällt mir gut.
Die Szenen mit dem Psychologie Roboter nerven mittlerweile.
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Cyberduck
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Re: Gateway - Frederik Pohl

Ungelesener Beitrag von Cyberduck »

Mammut hat geschrieben: Heute 14:26 Der Roman ist Recht ruhig. Da muss man sich hin und wieder ein wenig durchkämpfen. Aber die Idee mit den autonomen Raumschiffen, wo man nicht weiß, wohin die einen bringen gefällt mir gut.
Die Szenen mit dem Psychologie Roboter nerven mittlerweile.
Ja, das stimmt. Das meinte ich mit schlichter und nachdenklicher Erzählweise. Die Sitzungen mit dem KI-Psychologen fand ich allerdings ziemlich amüsant und sie sind auch ein tragendes Element, um die Figur Bob zu verstehen. Ich bin jedoch auch ein Leser, bei dem die eigene Stimmung zum Roman passen muss. Nicht grundsätzlich, aber gerade bei solchen Romanen, die eine eher ruhige, fast schon melancholische Grundstimmung vermitteln. Vielleicht hat es geholfen, den Roman im Winter zu lesen (was Zufall gewesen ist). Wenn ich jetzt draußen auf der Terrasse sitze und beim Dahinsinnieren den Vögeln beim Plantschen im Gartenteich zusehe, würde der Roman zumindest bei mir vermutlich nicht funktionieren. Umgekehrt hätte er vielleicht sogar einen schlechten Einfluss auf meine mentale Verfassung. Zu den beiden Folgebänden habe ich mich auch noch nicht durchringen können. Vielleicht kommenden Winter ...
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Re: Gateway - Frederik Pohl

Ungelesener Beitrag von Mammut »

Ich bin gespannt ob ich mich für die beiden weiteren Bücher interessiere wenn ich fertig bin. Meist sind die Aufgüsse ja nichts, das muss zwar hier nicht so sein, aber ich glaube, sowas mal gelesen zu haben.
Netter Fakt im Roman: Die befinden sich in einem 5er Raumer, da ist es eng und es stinkt und einer raucht. Was damals wohl passend war, klingt heute echt schräg.
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Re: Gateway - Frederik Pohl

Ungelesener Beitrag von Cyberduck »

Mammut hat geschrieben: Heute 17:09 [...] Netter Fakt im Roman: Die befinden sich in einem 5er Raumer, da ist es eng und es stinkt und einer raucht. Was damals wohl passend war, klingt heute echt schräg.
Sollte Helmut Schmidt den Roman damals gelesen haben, hätte er sich wahrscheinlich gedacht: „Was, nur einer? Echt schräg ...” :D

Dann bist du anscheinend schon bei dieser denkwürdigen Expedition angekommen. Waren da nicht auch zwei Homosexuelle dabei? Für die damalige Zeit vermutlich auch nicht selbstverständlich. Aber solche gesellschaftlichen Tabus sind dem Genre Science-Fiction ohnehin selten peinlich. Man denke nur an die ersten Star-Trek-Folgen. Eine Frau auf der Kommandobrücke, und dann auch noch eine schwarze Frau! Ein Russe am Steuer, mitten im Kalten Krieg. Im Hier und Jetzt bzw. im Dort und Damals eigentlich undenkbar. Und Roddenberry meinte das ernst, es war keine Persiflage auf den gesellschaftlichen Mainstream. Da war der Cowboy als Kapitän schon eine versöhnliche Geste.
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Mammut
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Re: Gateway - Frederik Pohl

Ungelesener Beitrag von Mammut »

Cyberduck hat geschrieben: Heute 17:59
Mammut hat geschrieben: Heute 17:09 [...] Netter Fakt im Roman: Die befinden sich in einem 5er Raumer, da ist es eng und es stinkt und einer raucht. Was damals wohl passend war, klingt heute echt schräg.
Sollte Helmut Schmidt den Roman damals gelesen haben, hätte er sich wahrscheinlich gedacht: „Was, nur einer? Echt schräg ...” :D

Dann bist du anscheinend schon bei dieser denkwürdigen Expedition angekommen. Waren da nicht auch zwei Homosexuelle dabei? Für die damalige Zeit vermutlich auch nicht selbstverständlich. Aber solche gesellschaftlichen Tabus sind dem Genre Science-Fiction ohnehin selten peinlich. Man denke nur an die ersten Star-Trek-Folgen. Eine Frau auf der Kommandobrücke, und dann auch noch eine schwarze Frau! Ein Russe am Steuer, mitten im Kalten Krieg. Im Hier und Jetzt bzw. im Dort und Damals eigentlich undenkbar. Und Roddenberry meinte das ernst, es war keine Persiflage auf den gesellschaftlichen Mainstream. Da war der Cowboy als Kapitän schon eine versöhnliche Geste.
Sexualität und ihre Ausbildungen waren damals aber oft Thema wenn ich mich richtig erinnere. Von den 5ern waren drei Schwule und das Pärchen.
Der Hinflug war noch relativ harmonisch, der Rückflug dann ein Desaster. Der eine der drei hat sich nach der Rückkehr umgebracht.
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Re: Gateway - Frederik Pohl

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Mammut hat geschrieben: Heute 20:02 [...] Der Hinflug war noch relativ harmonisch, der Rückflug dann ein Desaster. Der eine der drei hat sich nach der Rückkehr umgebracht.
Ah okay, dann bist du doch noch nicht so weit, wie ich dachte. Obwohl ich das Buch am Ende mit Vorbehalten aus der Hand gelegt habe, finde ich es irgendwie spannend, sich ein paar Monate danach die Geschichte noch einmal ins Gedächtnis zu rufen. Ich bin gespannt, was das noch bei mir auslöst. Frage: Hast du den gespoilerten Text in meinem OP gelesen oder nicht?
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Re: Gateway - Frederik Pohl

Ungelesener Beitrag von Mammut »

Den Spoiler habe ich noch nicht gelesen. Ich versuche ganz unbeeinflusst zu lesen.
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