[Lesezirkel] Ihr Körper, das Schiff - Kurzgeschichten

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lapismont
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Re: [Lesezirkel] Ihr Körper, das Schiff - Kurzgeschichten

Ungelesener Beitrag von lapismont »

Mir hat die Story nicht gefallen. Der Stil war gar nicht meins. Wie Ender schon anmerkte, die ganzen Nebensächlichkeiten, das Essen. Und der Plot ist nicht besonders neu. Mittels Technik Tote oder zumindest Erinnerungen an sie zurück zu bringen, gabs in den letzten Jahren viele. Hier war es eine etwas schrägere Variante, weil in Mitteleuropa der Totenkult anders ist.
Für mich ein schwacher Start in die Antho.
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Knochenmann
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Re: [Lesezirkel] Ihr Körper, das Schiff - Kurzgeschichten

Ungelesener Beitrag von Knochenmann »

Ender hat geschrieben: 9. August 2025 09:41 - Was hatte es mit dem merkwürdigen Essens-Fetischismus auf sich? Alle paar Abschnitte wird beschrieben, was und wie jemand gerade etwas isst. Wenn das eine Anspielung oder ein Hinweis auf irgendetwas sein sollte, dann hab ich's nicht verstanden.
Vermutung: Das Essen wurde vor allem deswegen erwähnt um der Geschichte einen exotischen, asiatischen Anstrich zu verleihen.

Davon abgesehen, die USA haben eine andere Tradtition Tote zu präsentieren, diese ganze Einbalsamierungsgeschcihte. Die Fotographie... eine Fortsetung davon.

Fand dei Geschcihte auch nur so mittel, Grund dafür: die Protagonisten waren mir zu sehr entfernt von der Technik. Zuviel Entfremdung, kännte man sagen.

Ein schönes Highlight: der Vater beim betrachetn eines Fotos und die Frage: "Wer davon ist tot?"
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lapismont
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Re: [Lesezirkel] Ihr Körper, das Schiff - Kurzgeschichten

Ungelesener Beitrag von lapismont »

Knochenmann hat geschrieben: 9. August 2025 13:19 Ein schönes Highlight: der Vater beim betrachetn eines Fotos und die Frage: "Wer davon ist tot?"
Das fand ich auch mit am Besten.
Gar nicht klar wurde mir die Technik selbst und was es letztlich im täglichen Leben bedeutet.

Innensicht-Präsenz funktioniert für mich als Stilmittel selten. Vielleicht lag es aber auch an der Übersetzung?
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Ender
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Re: [Lesezirkel] Ihr Körper, das Schiff - Kurzgeschichten

Ungelesener Beitrag von Ender »

lapismont hat geschrieben: 9. August 2025 14:02Gar nicht klar wurde mir die Technik selbst und was es letztlich im täglichen Leben bedeutet
Das hätte ich als "typisch Kurzgeschichte" eingeordnet. Wenn diese Technik mit all ihren Auswirkungen - oder eben: sonstigen Anwendungsgebieten - beleuchtet werden soll, dann braucht's einen Roman. Eine Kurzgeschichte greift eben nur einen bestimmten Aspekt heraus. Das fand ich schon okay.

lapismont hat geschrieben:Innensicht-Präsenz funktioniert für mich als Stilmittel selten. Vielleicht lag es aber auch an der Übersetzung?
Wobei das ja eine Frage des persönlichen Geschmacks ist und keine Schwäche der Geschichte.
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Ender
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Re: [Lesezirkel] Ihr Körper, das Schiff - Kurzgeschichten

Ungelesener Beitrag von Ender »

Knochenmann hat geschrieben: 9. August 2025 13:19Davon abgesehen, die USA haben eine andere Tradtition Tote zu präsentieren, diese ganze Einbalsamierungsgeschcihte. Die Fotographie... eine Fortsetung davon.
Ich finde ja schon dieses Am-offenen-Sarg-nochmal-die-Leiche-betrachten ziemlich schräg und gruselig.
Nach dem Tod meiner Mutter hatten wir auch bis zum Tag der Beerdigung die Möglichkeit, sie nochmal zu sehen. Wäre mir im Traum nicht eingefallen, ich will sie doch nicht als Leiche in Erinnerung behalten.
Manche machen das trotzdem, aber ich kenne auch Fälle, wo das den Leuten definitiv nicht gut getan hat.

Um zur Geschichte zurückzukommen: ich bin deshalb auch absolut sicher, dass die darin beschriebene Technik von vielen genutzt würde.
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Re: [Lesezirkel] Ihr Körper, das Schiff - Kurzgeschichten

Ungelesener Beitrag von lapismont »

Ender hat geschrieben: 9. August 2025 14:17
lapismont hat geschrieben: 9. August 2025 14:02Gar nicht klar wurde mir die Technik selbst und was es letztlich im täglichen Leben bedeutet
Das hätte ich als "typisch Kurzgeschichte" eingeordnet. Wenn diese Technik mit all ihren Auswirkungen - oder eben: sonstigen Anwendungsgebieten - beleuchtet werden soll, dann braucht's einen Roman. Eine Kurzgeschichte greift eben nur einen bestimmten Aspekt heraus. Das fand ich schon okay.
Der Hauptaugenmerk der Geschichte lag auf den Figurenbeziehungen, schon klar. Allerdings bewerte ich so etwas in einer SF-Anthologie kritischer. Wenn der SF-Aspekt nicht überzeugt muss es der Rest herausreißen. Tat es für mich nicht.
Ender hat geschrieben: 9. August 2025 14:17
lapismont hat geschrieben:Innensicht-Präsenz funktioniert für mich als Stilmittel selten. Vielleicht lag es aber auch an der Übersetzung?
Wobei das ja eine Frage des persönlichen Geschmacks ist und keine Schwäche der Geschichte.
Darum ja das für mich :ganz_evil:
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Re: [Lesezirkel] Ihr Körper, das Schiff - Kurzgeschichten

Ungelesener Beitrag von lapismont »

Ender hat geschrieben: 9. August 2025 14:25
Knochenmann hat geschrieben: 9. August 2025 13:19Davon abgesehen, die USA haben eine andere Tradtition Tote zu präsentieren, diese ganze Einbalsamierungsgeschcihte. Die Fotographie... eine Fortsetung davon.
Ich finde ja schon dieses Am-offenen-Sarg-nochmal-die-Leiche-betrachten ziemlich schräg und gruselig.
Nach dem Tod meiner Mutter hatten wir auch bis zum Tag der Beerdigung die Möglichkeit, sie nochmal zu sehen. Wäre mir im Traum nicht eingefallen, ich will sie doch nicht als Leiche in Erinnerung behalten.
Manche machen das trotzdem, aber ich kenne auch Fälle, wo das den Leuten definitiv nicht gut getan hat.

Um zur Geschichte zurückzukommen: ich bin deshalb auch absolut sicher, dass die darin beschriebene Technik von vielen genutzt würde.
Es gibt Totenkulte, wo man die Toten im Keller bzw. unter dem Fußboden aufbewahrt. Oder es werden Teile aufgehoben. Wir kennen so etwas wie Totenruhe, die nicht gestört werden darf etc.
Die Bandbreite ist riesig.
Aber klar, lebendige Bilder oder diese Drohen wird sicher jemand brauchen. Trauer ist eine seltsame und meist langwierige Sache.
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Re: [Lesezirkel] Ihr Körper, das Schiff - Kurzgeschichten

Ungelesener Beitrag von Uschi Zietsch »

Das von Ender
Ich fange mal mit den Dingen an, die mir an "Pinocchio Photography" nicht gefallen haben:
- Was hatte es mit dem merkwürdigen Essens-Fetischismus auf sich? Alle paar Abschnitte wird beschrieben, was und wie jemand gerade etwas isst. Wenn das eine Anspielung oder ein Hinweis auf irgendetwas sein sollte, dann hab ich's nicht verstanden.
- Ich konnte die Handlung zeitlich überhaupt nicht einordnen. Wann soll das sein? Die Eltern waren offenbar in den 1970ern jung, ihre Tochter studiert jetzt gerade. Demnach müsste die Geschichte vor 20 Jahren oder so spielen. Irgendwie passt das nicht.
- Man sieht sehr früh, wo das Ganze hinführt.
kann ich nur voll und ganz unterstreichen und sehe es wie Knochenmann in Bezug auf das Essen: Man soll erkennen, dass es sich hier um Asiaten handelt.
Das Problem mit der zeitlichen Einordnung war bei mir ein sehr negativer Punkt: Abgesehen von der Totenfotografie ist es teils unsere Moderne, teils aber wie aus den 60ern. Für ne SF-Story zu wenig SF, nur allein der Focus auf diese SF-Technik, aber das Leben ist eher unmordern, das passt nicht zusammen.
Die Geschichte hat nur 16 Druckseiten oder so, was selbst für mich eigentlich in einem Rutsch vor dem Einschlafen zu schaffen wäre, aber ich habe gestern und heute gebraucht. Ich hätte sie lieber auf die Hälfte gekürzt gehabt mit einer Pointe am Schluss.

Hab ich das eigentlich überlesen, warum es Pinocchio heißt? Da denkt man ja eigentlich zuerst an die Lügennase, nicht, dass ein Kind aus Holz lebendig wird. Ich finde, das passt gar nicht, denn das sind ja Verstorbene, die mal gelebt haben und durch Drohnen kurzzeitig zombibelebt werden für Fotos. Sie sprechen nicht, sie agieren nicht, sie sind weiterhin tot. Mag ja sein, dass die Seele 49 Tage braucht, um den Körper zu verlassen (eine arg kühne Behauptung), aber hierfür wirkt sie nicht und ist nicht anwesend.

Keine Spannung, es liest sich zäh durch die vielen irrelevanten Nebensächlichkeiten, vor allem des Essens, das mit der Technik und dem allen hab ich nicht kapiert, was da nun was ist und warum (wurde hier ja auch schon erwähnt, war es Lapis?) und es hört dann einfach auf, ohne dass man überrascht wird, weil dieser Schluss anhand des Anfangs schon ersichtlich ist.
Die Trauerbewältigung selbst ist ja nur eine Weiterführung dessen, was es heute in vielen Kulturen schon gibt.
Für mich war es aber keine Trauerbewältigung der Protagonistin, zu der ich keinerlei Draht hatte, sondern sie hat einfach nur das gemacht, weil sie es gerade gelernt hat. Und nicht, weil sie unbedingt eine letzte Erinnerung mit ihrem heißgeliebten Vater wollte und die Gelegenheit suchte, es zu lernen, bevor er stirbt. Da war für mich keinerlei Ansatzpunkt, dass sie besonders an ihm hing. Das ist ein sehr großer Unterschied in der Motivation.
Ob nun für Dad oder einen Goldfisch hätte für mich keinen Unterschied gemacht. Es sind bei mir keinerlei Emotionen aufgekommen.

Das ist nicht das, was ich von einer (SF-)Story erwarte.

Hat mir nicht gefallen und ich halte es wie Lapis für einen schwachen Einstieg.
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Re: [Lesezirkel] Ihr Körper, das Schiff - Kurzgeschichten

Ungelesener Beitrag von Ender »

Trotz aller Kritik - in der wir uns ja weitgehend einig sind - möchte ich abschließend doch nochmal festhalten, dass ich die Grundidee sehr spannend finde. Keine Zombie-Geschichte, kein KI-gestütztes Hologramm zur "Wiedererweckung" der Toten (solche Geschichten gab's ja durchaus schon öfter), sondern das Thema "Aufbahrung von Toten" noch ein bisschen weitergedacht. Menschen, die wichtige Momente ihres Lebens im Foto festhalten möchten ... was aber nicht mehr so möglich ist, wie es "geplant" bzw. "vorgesehen" war ... und die deshalb auf diese (absurde) Möglichkeit zurückgreifen. Dass es dafür eine Nachfrage und deshalb auch Anbieter gibt, das finde ich dermaßen krank und zugleich realistisch, dass mich diese Idee echt beschäftigt.
Und wenn eine Kurzgeschichte sowas leisten kann, ist das doch schon mal eine Menge.
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Re: [Lesezirkel] Ihr Körper, das Schiff - Kurzgeschichten

Ungelesener Beitrag von Teddy »

Ender hat geschrieben: 9. August 2025 09:41 - Was hatte es mit dem merkwürdigen Essens-Fetischismus auf sich? Alle paar Abschnitte wird beschrieben, was und wie jemand gerade etwas isst. Wenn das eine Anspielung oder ein Hinweis auf irgendetwas sein sollte, dann hab ich's nicht verstanden.
Das Essen spiegelt den Gesundheitszustand/mentalen Zustand der Personen wieder. Die Tocher stopft alles , wonach es ihr gerade verlang, in sich rein ohne sich irgendwelche Gedanken darüber zu machen. Der Vater bekommt nur noch ausgewählte Lebensmittel und isst gegen Ende fast nur noch Apfelschnitze. Auch die Mutter isst fast nur noch Tofu mit Reis.
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Re: [Lesezirkel] Ihr Körper, das Schiff - Kurzgeschichten

Ungelesener Beitrag von Uschi Zietsch »

Fazit: Ziemlich krank, das alles. Kaputte Familie. Ja, wenn man so tief analysiert, dann ist das schon eine Menge Inhalt drin. Hat mich nur leider nicht erreicht. Weil: Das ist ein Ist-Status, an dem sich nichts ändert. Niemand denkt drüber nach. Es bleibt alles statisch.
Ender, das kann ich sehr gut nachvollziehen, was du schreibst. Nur, ich bin dafür nicht die Zielgruppe. Mich interessiert das nicht. Ich hab da einen sehr pragmatischen und nüchternen Umgang, sowohl mit dem Abschied als auch mit dem, was dann mit der sterblichen Hülle passiert.
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Re: [Lesezirkel] Ihr Körper, das Schiff - Kurzgeschichten

Ungelesener Beitrag von Ralf Wambach »

Ich habe die Geschichte gerade eben erst gelesen und habe der Diskussion keine neuen Aspekte hinzuzufügen.
Ich fand die Geschichte mittelprächtig, aber ich merke, dass sie doch nicht so ganz spurlos an mir vorbei ging. Der Science-Fiction-Anteil, also die Technik des Fotografierens, hat mich überhaupt nicht angesprochen, für mich war die Geschichte aber trotzdem interessant bezüglich solcher Fragen wie
- Wie nimmt man Abschied von einem Gestorbenen?
- Braucht man Fotos, um sich an ihn zu erinnern? Wenn ja, welche?
- Wie geht man mit der Leiche um?
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Re: [Lesezirkel] Ihr Körper, das Schiff - Kurzgeschichten

Ungelesener Beitrag von Uschi Zietsch »

Dann mach ich mal weiter:

Kelsea Yu: In Erinnerungen ertrinken wir

Schon wieder Essen!
Spaß.

Diese Geschichte behandelt ebenfalls die Trauerverarbeitung, allerdings vor einem gewaltig tragischen Hintergrund. In der ersten Geschichte ging es um das "normale" Sterben, hier aber hat offenbar eine globale Katastrophe stattgefunden.
In einer Tiefseestation gibt es Überlebende. Sie können nicht in Erfahrung bringen, was geschehen ist - was man ausschickt zur Erkundung, kehrt nie zurück, Funkkontakt gibt es nicht. Sie müssen sich also arrangieren, dass sie die Letzten sind und müssen zusehen, dass sie irgendwie überleben, was bedeutet: Nahrungsbeschaffung.
Dabei entdeckt die Protagonistin eine leuchtende Pflanze, die essbar ist und ganz außergewöhnliche halluzinogene Eigenschaften besitzt.
Das macht einerseits süchtig, weil man unbedingt mehr davon will - andererseits aber stürzt das auch in tiefen Kummer wegen der verlorenen Vergangenheit und all denen, die mit ihr verlorengegangen sind.
Drei Jahre ist es schon her, dass Rosalie Alex verloren hat, aber durch die Pflanze werden die Erinnerungen wachgerüttelt und die Trauer überwältigt sie.

Dass die asiatisch-amerikanische Autorin ein Faible für Geistergeschichten hat, merkt man, es ist ein behutsam angedeutetes Element, das passt, finde ich. Ebenso konzentriert sie sich nur auf die Beziehung Rosalie-Alex; die in der Station sicherlich schwierige Situation - zusammengepfercht, keine Hoffnung, das Leben in ewiger Dunkelheit - wird weitgehend ausgeblendet.

Hat mir gefallen.
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