Der "Liest zur Zeit" Thread

Science Fiction in Buchform
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Mammut
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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread

Beitrag von Mammut »

Uschi Zietsch hat geschrieben: 11. Oktober 2025 14:31 Nein, die 34 DM wären heute mindestens 50 DM, wenn nicht mehr. Nach über 20 Jahren kann man das einfach nicht mehr auf diese Weise umrechnen.

* hab gerade bei der Bundesbank-Tabelle nachgeschaut. Die Kaufkraft von 1 DM sind heute (seit Einführung) 1 Euro.
(Halte ich für eine sehr optimistische Rechnung in Bezug auf die heutigen Produktionskosten eines Buches.)
Dann wären die 17 DM heute 17 Euro.
Der Euro ist übrigens ebenfalls der Inflation ausgesetzt.
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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread

Beitrag von Mammut »

deval hat geschrieben: 11. Oktober 2025 13:57 Viele Leser warten auch erst einmal ab ob eine internationale Reihe komplett von deutschen Verlagen publiziert wird - um halt so etwas wie bei den Kent Bücher zu vermeiden. Absolut verständlich. Aber, wenn so viele abwarten und nicht kaufen, wird die Reihe vermutlich nie komplett auf deutsch erscheinen, weil die Verlage sich halt an den Umsatzzahlen orientieren und sehen, dass es sich nicht lohnt weitere Bücher der Reihe auf den Markt zu bringen.
Ich warte da nicht ab. Ich kaufe mir - wenn mich nicht mal der Teufel reitet - keine Serien dieser Art mehr. Das ist mir zu oft passiert, dass die nicht zu Ende übersetzt wurden. Und ich denke, ich bin nicht der einzige, der das so handhabt.
Ich sehe da übrigens die Verlage in der Verantwortung. Der Leser/Käufer hat da keinen Einfluss, dass sich die Serie nicht verkauft. Man muss auch generell als Verlag was für die Leserbindung tun und nicht nur immer auf den neusten Zug aufspringen.
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Uschi Zietsch
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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread

Beitrag von Uschi Zietsch »

Mammut hat geschrieben: 11. Oktober 2025 15:00 Ich warte da nicht ab. Ich kaufe mir - wenn mich nicht mal der Teufel reitet - keine Serien dieser Art mehr. Das ist mir zu oft passiert, dass die nicht zu Ende übersetzt wurden. Und ich denke, ich bin nicht der einzige, der das so handhabt.
Ich sehe da übrigens die Verlage in der Verantwortung. Der Leser/Käufer hat da keinen Einfluss, dass sich die Serie nicht verkauft. Man muss auch generell als Verlag was für die Leserbindung tun und nicht nur immer auf den neusten Zug aufspringen.
Wahre Worte. Meine Chroniken von Waldsee bei Bastei sind zum Glück alle drei erschienen, weil sie im Frühjahr und Herbst drin waren. Und die Verkäufe waren sehr gut. Aber dann musste irgendein Großreinemachen veranstaltet werden, wegen Steuer oder wasweißich, jedenfalls waren sie dann draußen, und ich wurde nicht mal informiert. Mein Glück damals, dass die eBooks grad im Kommen waren, so konnte ich ein zigfaches verkaufen, was dem Verlag entgangen ist.
Ju Honisch wurde bei Knaur ein Opfer, dass ihr dritter Band nicht mehr produziert wurde, obwohl er schon fertig lektoriert war.
Da gibt's sicher noch viele Beispiele.
Aber mich ärgert es ebenso wie du sagst bei Serien, und deswegen geht ja auch so viel kaputt, dass die Verlage nicht mehr weitermachen. Weil viele Leute warten wollen, ob alle Bände erscheinen, sind die Zahlen schlecht etc. Das ist einfach falsche Geschäftspolitik. Oder es kommt ein Band nach dem anderen, aber Band 1 ist vergriffen. Das ist bei Comics sehr häufig passiert, und genau das war es, was Dirk Schulz mit dem Neustart von Splitter richtig gemacht und gut verkauft hat.
:bier:
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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread

Beitrag von deval »

Es gibt so viele unvollendete Reihen die ich gerne weitergelesen hätte. Hat der Atlantis Verlag nicht mal von einer SF Reihe die fehlenden Bücher, die Heyne oder Lübbe nicht übersetzt hat, publiziert? Ich weiß nicht mehr welche das war, ich meine irgendwie von Miller oder Lee. War ein Autorenduo.

Ich hatte damals vor rund 18 Jahren (au mann, schon so lange her) im Nachbarforum einen Thread dazu eröffnet. Das lässt mich offensichtlich irgendwie nicht los. :D

https://scifinet.org/scifinetboard/inde ... l=genellan

Ist aber jetzt arg off topic geworden.
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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread

Beitrag von heino »

Nachdem ich zuletzt mit "Die Rosenschlacht" eine neue Version von "Der Rosenkrieg" im Kino gesehen hatte, wollte ich mal die Vorlage lesen, um vergleichen zu können. Das Buch "Der Rosenkrieg" von Warren Adler ist näher am ersten Film hat aber eine völlig andere Tonalität, denn hier ist nichts witzig. Die Geschichte ist komplett bitter und gnadenlos, die Eheleute Rose zerfleischen sich über den Streit um ihr Haus (für ihn Symbol seiner patriarchalen Idealvorstellung eines Heims, für sie die Belohnung für 20 Jahre "Sklavendienst" als Ehe- und Hausfrau) gegenseitig und machen keinerlei Zugeständnisse oder Gefangene. Dementsprechend gibt es auch kein Happy End und das Ende ist noch trost- und gnadenloser als im ersten Film. Gutes Buch, aber nichts für Romantiker, die noch an die große Liebe und die Institution der Ehe glauben
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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread

Beitrag von heino »

Fertig mit "Der Supergaul", dem zweiten Buch von Comedienne Helene Bockhorst. Entgegen den Gewohnheiten anderer schreibender Comedians, die meist einfach nur ihr Bühnenprogramm auf Papier festhalten, hat sich Frau Bockhorst auf das Schreiben von Romanen verlegt und macht das in meinen Augen ziemlich gut. Dabei lässt sie auch immer autobiographische Erfahurngen einfließen - bei "Die beste Depression der Welt" ihre Erfahrungen als selbst von Depressionen betroffene Person, hier ihre Erfahrungen als Pferdebesitzerin und Reiterin -, das aber immer nur als Teil der Geschichte. Der Roman dreht sich um Berenice, ihres Zeichens "Tierkommunikatorin", die ihrer Kundschaft vorgaukelt, mit ihren Tieren telepathisch kommunizieren und sie so von ihren Wehwechen heilen zu können. Das geht gut, bis sie nach einem Sturz auf einmal als einzige mit einem Pony sprechen kann, das von ihr verlangt, dem Verschwinden eines Rennpferdes nachzugehen.
Was den Roman auszeichnet, ist zum einen die Sachkenntnis der Autorin im Bereich Pferdehaltunng und zum anderen ihr im Vergleich zu vielen anderen Comedians eher leiser Humor. Die angedeutete Krimihandlung läuft eher nebenher, im Kern geht es um Berenice` Selbstfindung und Reifeprozess und ihren eher losen Umgang mit der Wahrheit. Das schrammt manchmal am Niveau eines Groschenromans vorbei, ist aber immer sympathisch und trotz aller Seitenhiebe sehr positiv zu lesen.
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Liest zur Zeit: Unendlichkeit (Alastair Reynolds)
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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread

Beitrag von Cyberduck »

"Undendlichkeit" (Alastair Reynolds)

Zwischenfazit nach einem Drittel des Buches (200 Seiten):

Im 26. Jahrhundert hat die Menschheit die Galaxie besiedelt – allerdings nicht als geeinte Spezies, sondern als zersplitterte, misstrauische Zivilisation, die in zahlreichen rivalisierenden Kulturen mit unterschiedlichen Technologien und Ideologien existiert. Das Buch folgt drei Hauptfiguren in zunächst getrennten Handlungssträngen, die alle um Themen wie Archäologie, Vergangenheit, künstliche Intelligenz, Krankheit und Vergänglichkeit kreisen. Die Zusammenhänge sind anfangs locker und verdichten sich nur langsam zu einer Geschichte.

Auf dem Planeten Resurgam erforscht der Archäologe Dan Sylveste die Ruinen einer untergegangenen Alien-Zivilisation, der Amarantin. Ihr plötzlicher Untergang gibt Rätsel auf und könnte ein düsteres Echo auf das Schicksal der Menschheit selbst sein. Während Sylveste nach Antworten sucht, kreist in der Tiefe des Alls ein uraltes Raumschiff: die Sehnsucht nach Unendlichkeit. Dessen kybernetisch veränderte Crew ist auf der Suche nach einem Mann wie Sylveste. Gleichzeitig gerät die Auftragsmörderin Ana Khouri in einer weit entfernten Kolonie in eine Intrige, die sie schließlich mit den anderen Figuren verbindet.

Diese drei Handlungsstränge unterscheiden sich nicht nur thematisch, sondern auch in ihrem Erzählstil. Die Geschichte um Dan Sylveste wird im Stil klassischer Science-Fiction erzählt. Es geht um Forschung und Ideologie mit Blick auf das Große und Ganze der Menschheit und deren Zukunft. Die Geschichte um Ilia Volyova, ein Mitglied der Crew der "Sehnsucht nach Unendlichkeit", wird dagegen düster und geheimnisvoll, beinahe im Stil des Gothic-SF, erzählt. Die Handlung um die Attentäterin Ana Khouri ist emotionaler, mystischer und nahezu noir-artig.

Diese bunte Genremischung ist nicht nur anspruchsvoll; auch die Erzählweise verlangt dem Leser einiges ab. Was Reynolds hier macht, ist eher ein Mosaik als eine lineare Handlung. Innerhalb eines Kapitels springt er fast ohne Punkt und Komma von einem Handlungsstrang zum nächsten. Nicht nur thematisch, sondern auch zeitlich. Wer hier nicht aufmerksam ist, verliert schnell den roten Faden. Die Geschichte wirkt auf den Leser wie ein Medley aus Klassik, Space Metal und Noir-Jazz. Das ist spannend, aber auch gewöhnungsbedürftig.

Die Handlung ist noch völlig unvorhersehbar. Obwohl sich die drei Handlungsstränge langsam annähern, bleiben die Motive der einzelnen Protagonisten unklar. Es geht um zerstörte Zivilisationen – so viel ist klar. Auch, dass Sylveste sein Lebenswerk diesem Geheimnis widmet. Warum man ihm nach dem Leben trachtet und welche Rolle die "Sehnsucht nach Unendlichkeit" dabei spielt, bleibt jedoch geheimnisvoll. Zumindest bis hier hin.

Insgesamt ist es ein anspruchsvoller Roman, bei dem ich mich hin und wieder selbst motivieren muss, um dranzubleiben. Ich bin hin- und hergerissen zwischen Neugier und der Frage, warum ich mir das antue. Die zum Teil langatmigen Situationsbeschreibungen unterschiedlichster Couleur bauen jedoch einen Spannungsbogen auf, dem man weiter nachgehen möchte. Das habe ich selten erlebt. Ich bleibe dran, stay tuned...

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Scotty
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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread

Beitrag von Scotty »

Das fasst sehr gut zusammen, wie ich es damals empfunden habe. So 100%ig begeistert war ich nicht, aber irgendwie konnte ich es nicht Weg legen.

Die Bände danach waren dagegen deutlich einfacher konsumierbar und ich fand sie super.
Lese zur Zeit:
Michael McDowell - Blackwater
Davor:
Erik Harlandt - DOHA Galaktische Geschäfte
Antti Tuomainnen - Palm Beach, Finland
Pierce Brown - Red Rising

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