[Lesezirkel] Ihr Körper, das Schiff - Kurzgeschichten

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Ralf Wambach
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Re: [Lesezirkel] Ihr Körper, das Schiff - Kurzgeschichten

Beitrag von Ralf Wambach »

Hab nichts mehr beizufügen. Die Idee, dass eine Unsterbliche sich "langweilt" und als Lösung ab jetzt ein 1 Tag altes Baby pflegen/betreuen möchte, das nicht sehen kann oder sonst etwas und auch immer in diesem Zustand bleiben wird, ist schon gruselig. Aber die Geschichte finde ich nicht gruselig geschrieben. Eher langweilig. Sibby sagt: "Ich brauche jemanden, den es kümmert, dass ich da bin." Aber wie soll das Baby denn dieses Bedürfnis erfüllen? Es kann noch noch nicht mal sehen und wie weit der restliche Wahrnehmungsapparat bei einem 1 Tag alten Baby ausgeprägt ist, weiß ich auch nicht. Das wäre ein spannendes Thema gewesen, aber darüber erfahre ich in der Geschichte nichts.
Noch gruseliger könnte allerdings eine gute Fortsetzung sein, wenn Sibby sich in 200 Jahren mit dem Baby langweilt ...
Zuletzt geändert von Ralf Wambach am 14. Oktober 2025 12:07, insgesamt 1-mal geändert.
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Jol
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Re: [Lesezirkel] Ihr Körper, das Schiff - Kurzgeschichten

Beitrag von Jol »

Ja, für mich ist das Motiv auch ein Schwachpunkt der Geschichte. Es ist mir einfach zu wenig ausgeprägt oder nachvollziehbar. Ich würde aber mit Poe an der Stelle auch nicht mitgehen, mir sind Pointen nicht so wichtig. Es gibt ja mehrere Varianten von KGs die ganz ohne Pointe auskommen.

Ein ein Tag altes Baby kann schon sehen. Halt nicht besonders gut. Es kann auch hören und Körperkontakt aufnehmen. Allerdings frage ich mich schon, was es bedeutet, wenn sich nie eine wirkliche Kommunikation entwickelt - wenn sich gar nichts entwickelt. Oder entwickelt sich doch was, nur mit den Möglichkeiten des Babys?
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Knochenmann
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Re: [Lesezirkel] Ihr Körper, das Schiff - Kurzgeschichten

Beitrag von Knochenmann »

Ralf Wambach hat geschrieben: 14. Oktober 2025 00:08 Aber die Geschichte finde ich nicht gruselig geschrieben. Eher langweilig. Sibby sagt: "Ich brauche jemanden, den es kümmert, dass ich da bin." Aber wie soll das Baby denn dieses Bedürfnis erfüllen?
Das sagt sie aber stimmt das auch?

Meine Interpretation:
Die Szene im Zug, Shibby will nicht als Unsterbliche erkannt werden, was gar nicht so einfach ist. Bei der Transporteurin: Sibbi wird agressiv wegem dem Neid der Fahrerein, und wegem den Audruck Dorianer, sie wird da schnell abweisend. Vermutung: sie hat schlechte Erfahrungen mit Diskriminierung gesammel. Und deswegen will sie das Baby haben: Als Assessoir. Als eine Art Ausweis das sie keine Unsterbliche ist, sondern eine junge Mutter. "Ist es nicht egal wie alt er ist?". Bei Babys ist das vielleicht wirklich der Fall.
Aber ja, irgendwann einmal in der Zukunft wird das Kind sterben. Das ist schon düser, aber irgendann in der Zukunft müssen wir alle sterben.
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Strapinski
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Re: [Lesezirkel] Ihr Körper, das Schiff - Kurzgeschichten

Beitrag von Strapinski »

Ich fand die Geschichte am Anfang sehr verwirrend. Eben wegen der fehlenden Erklärungen. Auch war mir die Szene, wo die Protagonisten bei der Familie mit dem Baby ist, dann etwas zu kurz im Vergleich zu den Szenen vorher. Trotzdem ist das für mich eine der besseren Geschichten bisher.

Die Prämisse mit der Unsterblichkeit mag ich. Vor allem auch, dass die Unsterblichen eben nicht in weißes Licht getaucht alles überstrahlen, sondern untertauchen und geächtet sind. Und die Pointe mit dem ein Tag altem Baby hat mich schon ein bisschen getroffen. Erstens bin ich selbst Papa und der Gedanke, dass dieses Baby all die tollen Sachen, die Menschen in ihrem Leben eben machen, nie wird erleben können, hat mich schon schlucken lassen. Vor allem weil dieses schlimme Los hier eben nicht wie so oft durch den Tod konstruiert wird, sondern durch das ewige Leben. Andererseits hatte es auch was Versöhnliches, dass die Protagonistin diese Bürde auf sich nimmt, egal ob aus egoistischen Motiven oder Philantropie.

Ja doch, hat mir gefallen.
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Re: [Lesezirkel] Ihr Körper, das Schiff - Kurzgeschichten

Beitrag von Ender »

Everdeen Mason - Scarlett

Ein KI-Künstler möchte mehr als "Künstliche Intelligenz auf einer Festplatte" erschaffen und verpasst seinem Programm einen menschlichen (weiblichen) Körper. Dieses Unterfangen ist sehr komplex und aufwändig und nimmt ihn für Jahre in Anspruch. Sensoren für alle möglichen und unmöglichen Unwägbarkeiten sind erforderlich, um Unfälle und Schäden zu vermeiden, und seine Androidin selbst scheint eher wenig Interesse am eigenen Körper zu haben. Sie "will" v.a. ihrem Schöpfer gefallen und da kommt es schon mal zu Missverständnissen und unerwarteten Verwirrungen.
Irgendwann gelingt es ihm, ihr tatsächlich so etwas wie einen eigenen Willen zu verpassen ... was schließlich zu einer (für ihn) unangenehmen Schlusspointe führt.

Tja. Ich glaube, das war für mich die bisher schwächste Geschichte. Gelungen fand ich lediglich die kurzen Erwähnungen, welche Komplikationen beim Erschaffen eines "körperlichen" Bots auftreten. Der Mensch ist halt doch eine verdammt komplizierte Maschine.
Ansonsten fand ich das alles aber eher lahm. Natürlich muss es ein weiblicher Körper mit großen Brüsten und langen Wimpern sein, und natürlich spielt Sexualität eine zunehmende Rolle. Auch den ach so unerwarteten Twist hat man so ähnlich schon recht früh kommen sehen.
Da konnte ich nicht viel Neues oder Überraschendes in der Geschichte entdecken, eher alte Klischees. Dass die irgendwie gebrochen werden, kann ich hier leider nicht erkennen, auch nicht durch das Ende. Nee, das war nix für mich.
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Ralf Wambach
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Re: [Lesezirkel] Ihr Körper, das Schiff - Kurzgeschichten

Beitrag von Ralf Wambach »

Mir hat gerade dieser Kontrast so gut gefallen. Aus der schönen Frau wird am Schluss als Pointe ein ekelhafter, glitschiger Tintenfisch. Herrlich! Und gleichzeitig Pech für den Protagonisten. Wobei Howard Phillips Lovecraft dies alles natürlich viel besser geschrieben hätte ...
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Re: [Lesezirkel] Ihr Körper, das Schiff - Kurzgeschichten

Beitrag von Uschi Zietsch »

Mir geht's wie Ender. Ich fand die Geschichte klischeehaft und langweilig, da konnte auch der lustige Schluss nichts mehr herausreißen - weil er als Gag funktioniert, aber keine gute Pointe für eine Story ist.
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Re: [Lesezirkel] Ihr Körper, das Schiff - Kurzgeschichten

Beitrag von Strapinski »

War zu Beginn auch eher enttäuscht von der Geschichte. Aus den Gründen, die Ender genannt hat: wieso muss der Roboter so aussehen, wie alle anderen weiblichen Klischee-Roboter.

Doch nach und nach dämmerte mir, dass es eben nicht (nur) um den Roboter, seinen eigenen Willen etc. geht, sondern eben auch um die Sexualisierung der Maschinen, was ja seit den ersten, realistischeren Robotern in der echten Welt und mit der aktuellen KI durchaus ein reales Thema ist. Der Protagonist merkt am Anfang ja selbst nicht mal so richtig, dass er bei der Erschafftung seinen Trieben folgt. Erst sein Freund/Kollege bringt das dann ja (herrlich direkt) auf's Tapet. Wobei das der Bot selbst hier und da ja auch durchscheinen lässt.

Entsprechend gut fand' ich dann auch die Pointe. Nicht umwerfend, aber passend. Dass sie sich genau nach der Prämisse (Lustobjekt, Lust empfinden) umgewandelt hat, nach der sie vorher vom Protagonisten aus seiner Perspektive erschaffen wurde und dann optisch das Gegenteil von dem darstellt, was der Protagonist eigentlich wollte, ist schon ganz gelungen.
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Re: [Lesezirkel] Ihr Körper, das Schiff - Kurzgeschichten

Beitrag von Ender »

Strapinski hat geschrieben: 21. Oktober 2025 18:41Doch nach und nach dämmerte mir, dass es eben nicht (nur) um den Roboter, seinen eigenen Willen etc. geht, sondern eben auch um die Sexualisierung der Maschinen,
Ja, schon. Aber das ist doch weder neu noch originell.
was ja seit den ersten, realistischeren Robotern in der echten Welt und mit der aktuellen KI durchaus ein reales Thema ist.
Eben :wink:
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Strapinski
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Re: [Lesezirkel] Ihr Körper, das Schiff - Kurzgeschichten

Beitrag von Strapinski »

Neu ist das nicht, richtig. Hatte nach den ersten Seiten der Geschichte nur nicht damit gerechnet, dass die Reise dahin geht. Hab mehr erwartet, dass es (mal wieder) völlig normal ist, dass der Roboter sexy ist, es aber um ein ganz anderes Thema geht. Stattdessen war das das Kernthema und ja durchaus auch aus einer kritischen Perspektive, die dann in der Pointe gipfelt.

Insofern war ich dann nach dem Beginn doch versöhnt und würde die Geschichte in der Rangliste irgendwo im leicht oberen Mittelfeld platzieren. ;)
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Re: [Lesezirkel] Ihr Körper, das Schiff - Kurzgeschichten

Beitrag von Teddy »

Mir ging es wie Ender und Uschi. Nicht originell, alles schon mal dagewesen und die Pointe der Geschichte reißt es dann auch nicht raus. Abgesehen von einigen modernen Formulierungen wie dem KI-Gelaber hätte das auch eine Geschichte aus den 50er Jahren sein können. Einmal müsste ich allerdings lachen:

"Und die Frau schien nicht zum Höhepunkt zu kommen, wie es im Video der Fall war.«
Jon schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht … sie klang, als wäre sie gekommen«, sagte er.

Das wäre einem echten 50er-Jahre-SF-Helden nicht passiert.
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Uschi Zietsch
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Re: [Lesezirkel] Ihr Körper, das Schiff - Kurzgeschichten

Beitrag von Uschi Zietsch »

Altbacken. Genau.
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Knochenmann
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Re: [Lesezirkel] Ihr Körper, das Schiff - Kurzgeschichten

Beitrag von Knochenmann »

Schließe mich an: Lahme Geschichte ohne Mehrwert.

Diese ganze Überhöhung: Superkünstler will Superkunstwerk schaffen - lächterlich. Ich finde nichts von Mehrwert in der Geschichte, ich kann nicht einmal irgendwas besonders schlechtes drüber sagen.
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Re: [Lesezirkel] Ihr Körper, das Schiff - Kurzgeschichten

Beitrag von Jol »

Auch mir ging es so, dass ich das den schwächsten Text in der Sammlung fand. Die Geschichte fand ich lahm und den Sexismus nicht deutlich genug dekonstruiert. Die Pointe ... nu ja, nu wird die Frau hässlich und zum Tier und das schreckt den Mann. Nee, das finde ich auch sexistisch und nicht besonders gelungen. Nichtmal originell. Auch sprachlich fand ich den Text schwach und die Hauptfigur sehr holzschnitthaft. Ein Totalausfall. Leider.
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