Naja, jetzt hab ichs mir auch angeschaut.
Wir waren drei Leutz, wobei die anderen beiden nachher divergierende Meinungen vertraten: Der eine meinte, schade ums Geld, der andere, schade um die Zeit. Einig waren sie sich insofern, als daß sie den Film nicht nochmal ansehen wollten.
Damit dürften sie so ziemlich den mainstream der Publikumsmeinung repräsentieren, welchselben man beispielsweise auf
http://www.film.at nachverfolgen kann. Dort dürften von 20 Sehern 20 der Meinung sein, daß der Film großer Mist ist.
Ich selbst halte "Krieg der Welten" für ziemlich genial und war äußerst zufrieden, um nicht zu sagen begeistert. (Übrigens scheint die Kritik im "Spiegel" dem Film am ehesten gerecht zu werden).
Die Pointe ist, daß Spielberg offenkundig bewußt auf praktisch alles verzichtet, was Streifen wie "Independence day" usw. erfolgreich macht: Keine flapsigen Sprüche, niemand, der beim Auftauchen der Aliens "oh-oh" sagt, kein cooler Hauptheld, der eine dicke Zigarette raucht, nachdem er die Aliens erledigt hat, kein Präsident, der patriotisch-pathetische Ansprachen hält.
Kurz und gut: Kitsch & Kindergarten wurden konsequent ausgesperrt (was generell eine Garantie für kommerziellen Misserfolg sein dürfte).
Um ein bißchen zu spoilern: Es kommt überhaupt kein Präsident vor, im Film. Und kein trendiger Wissenschaftler. Und Ansprachen werden auch keine gehalten, weder pathetische, noch sonstwelche.
Der ganze Film zeigt die Angelegenheit nicht aus der Perspektive der Entscheidungsträger in ihren Bunkern und Labors (falls die noch leben), sondern ausschließlich aus Sicht der "einfachen Leute", die flüchten oder weggeblastert werden. Allwissende Übermenschen haben in dem Film nichrs zu reden. Die unbesiegbare Us-Army gibts auch nicht, nur verschreckte Nationalgardisten, die auf irgendwelchen Provinzstraßen Konvoiweise in den Untergang fahren.
Das allein ist schon ordentlich unüblich, und wie ich meine, faszinierend.
Außerdem macht Spielberg eine massive Absage ans Heldentum. Der einzige, der was Heldenhaftes haben könnte, ist Tim Robbins in seinem Sturmkeller, der vom Guerillakrieg redet [("Besatzungen haben langfristig nie hingehaut - das lehrt die Geschichte!")...was wohl auch als Anspielung auf Vietnam verstanden werden darf], aber auch der kommt in jeder Hinsicht eher schlecht weg in der ganzen Angelegenheit.
Das zumindest ist provokant, besonders wenn mans mit dem heldenhaft-versoffenen Piloten-Selbstmordattentäter aus "Independence Day" vergleicht ("Ich bin daaaa!").
Dafür hat man jede Menge einprägsame Szenen...etwa die Fetzen der verbrannten Leutz, die niederregnen, oder die Vernichtung der Armeeeinheiten hinter dem Hügel, oder, für mich ganz besonders eindrucksvoll, die Szene an der Fährenablegestelle, wo plötzlich die riesigen Alien-Fahrzeuge am Horizont auftauchen und ihre Scheinwerfer über die dicht gedrängte Masse von Flüchtlingen schweifen lassen. Genial.
Fazit:
Das ganze ist im Grunde mehr ein Katastrophen-Film als eine Schilderung eines Kampfes mit Außerirdischen. Oder, um mit Tim Robbins zu reden: "Das ist genausowenig ein Krieg wie zwischen Mensch und Made. Das ist eine Ausrottung."
Und genau das dürfte viele Zuschauer irritieren: Das Fehlen von Ansatzpunkten für Heldentum und coole Sprüche.
Also im Grunde unamerikanisch, der Film.
Ich finde ihn gut, fasznierend und innovativ und denke, daß 99% des Publikums enntäuscht den Saal verlassen werden.