Stormking hat geschrieben:
Ich bleibe dabei: Solche Oberflächlichkeiten reichen nicht aus, um eine alternative menschliche Kultur realistisch darzustellen.
Das habe ich ja auch nicht gesagt. Ich denke, ich hatte schon mal erwähnt, daß ich es auch sehr schön finde, daß man die Menschen in BSG z.B. als Polytheisten darstellt. Das ist schon eine ziemlich andere Weltsicht als unsere, auch wenn die politische Organisation davon nicht berührt wird. Ganz toll z.B. fand ich es, als man einmal sah, daß irgendwer - Starbuck, glaube ich - eine kleine Götterstatue in ihrem Spind hat. Und klar, ich würde mir noch ein paar kulturelle Unterschiede mehr wünschen. Wobei ich aber mit der politischen Organisation an sich ganz gut leben kann, da diese genau wie bei uns auf antike Wurzeln zurückzugehen scheint. (Ich wiederhole mich.) Warum sollten die Kolonialen nur ihre Göttervorstellungen von den Griechen und Römern übernehmen? Weshalb nicht auch die Idee der Demokratie? (Und ja, ich weiß, daß die bei den Griechen noch etwas anders aussah.) Ist ja unter den politischen Systemen auch nicht das unzweckmäßigste...
Im übrigen könnte man, wenn man davon ausgeht, daß in den zwölf Kolonien bereits eine wesentlich längere, ununterbrochenere Demokratie-Tradition herrscht als bei uns - wozu natürlich im Moment noch nichts Definitives gesagt wurde - das *gerade* als kulturellen Unterschied zu uns werten, wo dieses System ja erst seit einigen Jahrhunderten wieder in Gebrauch ist.
Da müßte es wesentlich größere Unterschiede im Verhalten und im Aufbau der Gesellschaft geben.
Das ist für mich jetzt durchaus die Frage. Im Verhalten - mag sein. So Sachen, wie daß Kopfschütteln in manchen Kulturen auch 'ja' bedeutet u.ä. - Unterschiede auf dieser Ebene würden sich sicherlich ergeben im Laufe einer mehrere Jahrtausende währenden parallelen kulturellen Evolution. Aber daß auf höheren Ebenen des Verhaltens *völlig* fremdartige Verhaltensmuster u.ä. auftauchen würden, bezweifle ich.
Und weshalb ich die Gesellschaftsorganisation im großen und ganzen relativ plausibel finde, habe ich ja bereits erklärt.
Da man aber diesen Riesensprung, unsere Verhaltensnormen und unsere Gesellschaftsstruktur nahezu unverändert zu übernehmen, bereits gemacht hat, ist der vergleichsweise kleine Schritt, auch unsere Kleidung, Namen und Technik zu übernehmen, in meinen Augen eher unerheblich.
Für mich wär's halt ein Zeichen gewesen, daß man anerkennt, daß da eine andere Entwicklung stattgefunden haben muß - daß man nicht einfach davon ausgeht, daß überall, wo Menschen sind, nur eine Lebensweise möglich ist, nämlich eine, die nach 'Amerika, 20./frühes 21. Jh.' aussieht. Klar, es wäre immer noch nicht perfekt, und eine perfekt glaubwürdige andere menschliche Kultur kann man natürlich in so einer Serie nicht machen, da daß ein Riesenaufwand wäre und wahrscheinlich Leute verschrecken würde. Und ich lebe ja auch in Farscape z.B. damit, daß die Peacekeeper da T-Shirts tragen und Taschenlampen haben, die klar von der Erde stammen. Aber ich find's halt nett, wenn man wenigstens *versucht*, anzudeuten, daß es - jenseits des Vorhandenseins von Raumschiffen und des gelegentlichen achteckigen Buches - kulturelle Unterschiede gibt. Ich wünsche mir mehr von den "Huch, die Leute ticken da ja doch ein bißchen anders!"-Aha-Momenten, wie dem, als Starbuck ihre Götterstatue küßte, und weniger von den Schlips-und-Anzug-"hier ist doch eigentlich alles exakt wie bei uns"-Momenten. Zumal einige Sachen - insbesondere eine entsprechende Auswahl der Namen - wirklich *leicht* zu machen gewesen wären. Ich meine, Baltar trägt ja schon den schönen Vornamen 'Gaius', und ich glaube, irgendwer - Gaeta? - hat den Namen 'Felix', und Boomers Nachname (Valerii) klingt auch recht antik. Und Helo heißt mit Nachnamen 'Agathon' - warum nicht mehr in der Richtung? Das hätte weder einen Dollar extra gekostet (na gut, vielleicht hätte man mal für ein Weilchen einen Namensforscher oder so anheuern müssen), noch das Publikum verschreckt, denn es gibt haufenweise richtig alte Namen, die uns dennoch genügend geläufig sind, um keinen Zuschauer ernsthaft zu befremden. Ich freue mich jedenfalls jedesmal, wenn eine Figur mit einem etwas ungewöhnlicheren Namen auftaucht.
Wie gesagt, es muß nicht perfekt sein. Aber ein bißchen mehr hätte es schon sein dürfen.