NOVA 10

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frankh
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Ungelesener Beitrag von frankh »

Frank hat geschrieben:
Wenn die Zukunft der SF so aussieht, dann gute Nacht. Sage ich mal ganz undiplomatisch.
Nee, das liegt allein am Unvermögen des Autors, der Vergangenheit der Science-Fiction die gedanklichen und emotionalen Ebenen mit entsprechenden Text-Werkzeugen näherzubringen. *rotzig in der Nase bohr* :D ;) :smokin Dank für deine ehrliche Kritik! :)
Mit Unvermögen hat das nichts zu tun - andere Geschichten von Dir haben mit gut gefallen - es muß wohl die gewählte Stilart sein. Irgendwie wurde ich als Leser mit diesen Freaks nichts warm, vielleicht, weil es wenig Anlaß gibt, sich mit einem oder mehreren davon zu identifizieren ...

Ich gebe allerdings zu, daß ich ein offenbar cyberpunkuntaugliches Fossil bin. :smokin

Gruß
Frank W.
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Mammut
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Ungelesener Beitrag von Mammut »

Ich fand die Schönherrgeschichte hat einen richtig schönen Erzählblues. So ein untergründiger Humor, wenn auch die Geschichte selbst irgendwie sinnentleert wirkt.
Ich weiß nicht genau warum, aber ich hab´s gern gelesen.
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Jan Gardemann
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Ungelesener Beitrag von Jan Gardemann »

Jetzt ist wohl Helmuth W. Mommers Geschichte dran, wenn ich die Vorgehensweise hier richtig verstanden habe.
Mache ich also mal den Anfang:
Helmuth hat ein gutes Gespür für Themen. So auch bei dieser Story. Das Problem der immer älter werdenden Gesellschaft hat er hier auf zugespitzte Weise und mit bissigem Humor dargestellt. Man ahnt zwar schon ziemlich früh, dass "der Ältere" dieses Abenteuer nicht überleben wird. Aber viel interessanter als der Plot erscheint mir die Doppelbödigkeit der Gesellschaft, die hier dargestellt wird. Auf der einen Seite wird den Menschen ein Leben bis zum achzigsten Lebensjahr zugebilligt (mit anschließender Geistesüberführung ins Internet). Auf der anderen Seite winken dem Prämien, der die Lebensspanne der Alten verkürzt. Daraus ergibt sich ein merkwürdiges Spannungsfeld, da die ungelittenen Alten, die es sich leisten können, Unsummen für ihre Sicherheit ausgeben. Auf der anderen Seite stehen die mordbereiten Angehörigen oder Prämienjäger, die sich allerhand einfallen lassen müssen, den Sicherheitsring zu durchbrechen. Ist ihnen das gelungen und sie sind am Ziel, brauchen sie mit Strafverfolgung nicht zu rechnen - im Gegenteil, ihr "Engagement" wird sogar belohnt. Das fand ich pfiffig ausgearbeitet.
Eine ziemlich düstere Geschichte, lebendig erzählt, aber mit einem vorhersehbaren Schluß.
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Scotty
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Ungelesener Beitrag von Scotty »

Ich hatte bei der Helmuth W. Mommers Geschichte den Gedanken: Alles schon 1000 mal gesehn und gehört (In "Flucht aus dem 23. Jahrhundert" waren die nur Termierungs-Alter etwas geringer), irgendwie hat dieses Thema in der Kurzgeschichte nicht den richtigen Rahmen, in dem die Ernsthaftigkeit gewürdigt wird.

Die Erzählweise hat mir dagegen wirklich gut gefallen. Ich kannte bisher noch keine Story von Helmut. Sehr kompakt und flüssig erzählt. Mit wenigen Worten die richtigen Assoziationen im Kopf ausgelöst.

Das Ende war von Anfang an vorhersehbar. Für mich ist das ein entscheidener Aspekt für die Qualität einer Kurzgeschichte.

Fazit: Ich freue mich auf weitere Geschichten von Helmuth. Die vorliegende Geschichte war kurzweilig, aber bestimmt nicht sein Meisterstück.
Lese zur Zeit:
Michael McDowell - Blackwater
Davor:
Erik Harlandt - DOHA Galaktische Geschäfte
Antti Tuomainnen - Palm Beach, Finland
Pierce Brown - Red Rising

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    Hartmut Schönherr
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    Mille tre - Seit den 70er Jahren

    Ungelesener Beitrag von Hartmut Schönherr »

    Das letzte Wort dem Angeklagten. Nachdem meine Geschichte kräftig durchgefallen ist bei der Besprechung möchte ich kurz ein paar Dinge dazu sagen. Ich kann damit leben, dass jemand die Geschichte schlecht findet. Nicht akzeptieren kann ich die Auffassung "seit den 70er (60er/80er ...) Jahren kann man das oder das Thema nicht mehr verwenden". Das ist - nebenbei - eine klassische Auffassung der 60er/70er Jahre. Als man in Deutschland mal wieder die Aufklärung entdeckte und deren Überzeugung, dass es immer weiter immer besser und so weiter geht, in einer schönen geraden Linie, auf der bestimmte Dinge eben mal erledigt sind.

    Ob eine Geschichte taugt, liegt daran, ob ein Thema gut aktualisiert wird, nicht, ob es eventuell schon tausendmal verwendet wurde. Über meine Aktualisierung kann man dann streiten. Vieles deutet darauf hin, dass unsere Gesellschaft auf eine Refeudalisierung hinsteuert. Wobei China zu einer Art neuer zentraler Feudalmacht ("Kaisertum") werden könnte. Und zum Feudalismus gehört nun mal das "jus primae noctis" (Zuchthengst Feudalherr), das auch ein Thema im "Don Giovanni" ist, aus dem das Motiv "mille e tre" stammt. Hinter der Kanzler-Geschichte steckt auch der politikfreie Politikstil Gerhard Schröders und eine etwas ältere Umfrage, wonach die meisten deutschen Frauen gerne mal mit Schröder ins Bett gehen würden/gegangen wären (oder so ähnlich). Glücklich bin ich auch nicht darüber, dass sich das Zuchthengst-Motiv vor die "Someone has to do the job"-Idee geschoben hat. Lag wohl daran, dass ich aus meiner uralten Joblotterie-Idee (der entwickelten Gesellschaft geht die Arbeit aus) unbedingt die Geschichte für das Metropolen-Thema machen wollte und dazu ein kurz abzuhandelndes Motiv brauchte.

    Nehme mal an, das ging auch anderen so, dass sie für das Metropolen-Thema so im Zettelkasten geguckt haben, was denn passend sein könnte. Keine ganz glückliche Ausgangssituation, jedenfalls nicht bei so strengen Zensoren. Dass ich aber auch unanbhängig von "Mille tre" an meinem Erzählstil arbeiten muss, weiß ich. Und ich bin dankbar dafür, darauf hin und wieder hingewiesen zu werden.
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    uwe post
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    Ungelesener Beitrag von uwe post »

    @Hartmut: Danke für diese erhellenden Hinweise :)
    Ich für meinen Teil muss sagen, dass ich die sozialkritischen Aspekte durchaus wahrgenommen habe und sie auch für tauglich halte, eine Geschichte zu tragen. Refeudalisierung, Joblotterie - das sind alles brandaktuelle Themen. Aus meiner Sicht aber hat die quasi groteske, völlig überzeichnete Umsetzung der Geschichte geschadet. Eine ernsthafte, nichtsdestotrotz sehr böse Erzählweise, hätte ich dem Thema angemessener gefunden. Vielleicht kannst Du mit dieser Rückmeldung was anfangen 8)
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    breitsameter
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    Ungelesener Beitrag von breitsameter »

    Scotty hat geschrieben:Ich hatte bei der Helmuth W. Mommers Geschichte den Gedanken: Alles schon 1000 mal gesehn und gehört (In "Flucht aus dem 23. Jahrhundert" waren die nur Termierungs-Alter etwas geringer), irgendwie hat dieses Thema in der Kurzgeschichte nicht den richtigen Rahmen, in dem die Ernsthaftigkeit gewürdigt wird.
    Ich weiß nicht, ich fand die Idee, daß die Alten »zum Abschuß« freigegeben werden, durchaus interessant und relativ spannend, allerdings zeigen sich bei näherem Nachdenken schnell Logiklöcher – warum z.B. finden sich nicht mehr Leute, die diese Abschußprämien kassieren wollen? Trotzdem: die Geschichte war so spannend, daß ich gestern wegen ihr meine S-Bahn verpaßt habe...
    Scotty hat geschrieben:Die Erzählweise hat mir dagegen wirklich gut gefallen. Ich kannte bisher noch keine Story von Helmut. Sehr kompakt und flüssig erzählt. Mit wenigen Worten die richtigen Assoziationen im Kopf ausgelöst.
    Ja, dem stimme ich zu – hier schlägt die Erfahrung des Erzählens zu.
    Scotty hat geschrieben:Das Ende war von Anfang an vorhersehbar.
    Leider muß ich auch hier zustimmen. Und das ist schon deshalb etwas seltsam, weil der Junge ja zuvor eher etwas tumb wirkt.
    Echte Vampire schillern nicht im Sonnenlicht, sie explodieren. Echte Helden küssen keinen Vampir, sie töten ihn.
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    ChristianW
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    Ungelesener Beitrag von ChristianW »

    "Zum Abschuss freigegeben":
    Eine beißend-düstere Zukunftsprognose, verpackt in eine relativ kurze Story, in der schnell klar wird, worauf es hinausläuft. Liest sich sehr flott.
    Ein wenig fehlt mir jedoch das Salz in der Suppe - spannungstechnisch gesehen. Das liegt für mich zum einen an der Vorhersehbarkeit, die ja schon mehrfach angesprochen wurde, zum anderen vielleicht auch daran, dass die Story zu kurz ist, um - bei einer konkreten Vorahnung aufs Ende - durch Wendungen zwischendurch Spannung aufzubauen.

    Wie "Teufe 805" für mich eine Story, die Kurzweile bietet - und das ist für mich schon mal ein wichtiger Aspekt (ich erwarte nicht bei jeder Story, ein Meisterwerk vor mir zu haben) -, die mir aber wohl nicht nachhaltig im Gedächtnis haften bleiben wird.
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    ChristianW
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    Ungelesener Beitrag von ChristianW »

    uwe post hat geschrieben:@Hartmut: Danke für diese erhellenden Hinweise :)
    Ich für meinen Teil muss sagen, dass ich die sozialkritischen Aspekte durchaus wahrgenommen habe und sie auch für tauglich halte, eine Geschichte zu tragen. Refeudalisierung, Joblotterie - das sind alles brandaktuelle Themen. Aus meiner Sicht aber hat die quasi groteske, völlig überzeichnete Umsetzung der Geschichte geschadet. Eine ernsthafte, nichtsdestotrotz sehr böse Erzählweise, hätte ich dem Thema angemessener gefunden. Vielleicht kannst Du mit dieser Rückmeldung was anfangen 8)
    Das ging mir haargenauso.
    Die Erzählweise hat mich nicht angesprochen, was sicherlich auch an meinem Lesegeschmack liegt, dadurch war es für mich schwer, in den Text reinzukommen und drin zu bleiben. Ich kam relativ frühzeitig dazu, einzelne Absätze nur zu überfliegen, hab noch mal von vorn angefangen, kam aber auch beim zweiten Mal nicht richtig rein. Insofern war die Story nicht mein Fall – es ist hier wohl so, dass man die Erzählweise mögen muss, um auch die Geschichte mögen zu können.
    Und es gab ja nicht nur negative Stimmen, Hartmut. :wink:
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    Helmuth W. Mommers
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    Ungelesener Beitrag von Helmuth W. Mommers »

    Scotty hat geschrieben:Das Ende war von Anfang an vorhersehbar. Für mich ist das ein entscheidener Aspekt für die Qualität einer Kurzgeschichte.
    Das - so oder in der Art - lese ich hier immer wieder.

    Ich glaube, hier besteht Erklärungsbedarf – was an sich schon schlecht ist, denn es zeigt, dass der Autor seine Botschaft nicht rübergebracht hat. Denn es wäre vermessen anzunehmen, dass alle so oberflächlich gelesen haben.

    Natürlich ist ziemlich schnell klar, dass die alte Dame ums Eck gebracht werden soll, daraus sollte gar kein Geheimnis gemacht werden. Mit Siebzig in Rente, mit Achtzig ins elektronische Jenseits. – „Wer sich weigert (...) ist für vogelfrei erklärt - mit Abschussprämie.“ Klarer geht´s nicht.

    Gesagt getan, fragt der Junge den Älteren: „Was bringt es dir? – Sie lebt sowieso nicht mehr auf unsere Kosten. (...) Machst du’s nur für die Prämie ... oder für deine Biografie?“ – „Aus Genugtuung«, knurrte der Ältere. „Hab lang genug für sie geblecht, das Miststück ist mir immer wieder entwischt.“

    Die Pointe (es hätte jedenfalls eine sein sollen, keineswegs vorhersehbar) ist eine ganz andere: Der junge Mann nutzt die günstige Gelegenheit, den Älteren „...war er doch fast Siebzig und stand kurz vor der Pensionierung – und zehn Jahre vor dem eigenen Abmarsch ins Jenseits.“ selbst zu beseitigen. Sein Argument: „Ich habe nicht die geringste Lust, die nächsten zehn Jahre für dich zu blechen. (...) Tut mir leid, ist nichts Persönliches ...“ Das ist Mord. Nur darf er sich nicht erwischen lassen.

    So kassiert er statt dessen die Abschussprämie für „Muttchen“ – und ist obendrein ein „hungriges Maul“ los, das er eine Rente lang mitfinanzieren müsste. – Damit habe ich die Sitten der Zeit auf die Spitze getrieben.

    War der "Mord" wirklich vorhersehbar? - Oder ging alles plötzlich zu schnell?
    Homepage: http://www.helmuthmommers.de
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    Frank
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    Ungelesener Beitrag von Frank »

    War der "Mord" wirklich vorhersehbar?
    Jepp! :smokin Aber vielleicht liegt dieses "Vorhersehen" auch an unserer geschulten Schreibersicht ... denn vom Aufbau her musste am Schluss noch etwas folgen, von daher war eine solche Pointe äußerst wahrscheinlich ... und sie ist ja auch stringend, nur eben nicht besonders überraschend ...
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    breitsameter
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    Ungelesener Beitrag von breitsameter »

    Helmuth W. Mommers hat geschrieben:War der "Mord" wirklich vorhersehbar? - Oder ging alles plötzlich zu schnell?
    Er war vorhersehbar, sorry. Könnte aber daran liegen, daß man als gewiefter Leser eben noch was erwartet und deshalb damit rechnet. Überraschend wäre es z.B. gewesen, wenn die Großmutter mit ihrem Enkel gemeinsame Sache gemacht hätte und ihren Sohn eleminiert hätte, und er dafür eine Prämie von der Alten bekommt, die jetzt endlich ohne Angst leben kann...
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    Hartmut Schönherr
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    Ungelesener Beitrag von Hartmut Schönherr »

    uwe post hat geschrieben: Vielleicht kannst Du mit dieser Rückmeldung was anfangen 8)
    Kann ich, danke. Das Groteske werd ich gewiss weiter pflegen, aber ich will mal versuchen, eine Geschichte mit weniger "Tai Ji" zu schreiben, böser. Da hab ich von Dir, Frank und Thorsten was zu lernen. Und wenns auch nur ist, meinen eigenen Stil klarer zu finden und überzeugender.

    Zur Geschichte von Helmuth: Mich hat weniger die Vorhersagbarkeit des Endes gestört als die Blindheit des Alten, der das ja auch hätte vorhersehen können, oder doch zumindest befürchten. Spannend finde ich allerdings hier das verdrehende Spiel mit der Enkel-Großeltern-Solidarität, das ist ein tragfähiges Motiv für die Rententhematik. Das leider für mich in die Binsen geht mit "der Ältere - der Jüngere" (was bei rund 40 Jahren Unterschied komisch wirkt und die Enkel-Großvater-Beziehung sprengt) und vor allem mit dem extrem komplizierten Begründungssystem durch zwei vollkommen verschiedene Rentensysteme für Urgroßmutter und Großvater. Da ist vieles unplausibel, was mit mühsamen Erklärungen korrigiert werden muss, was die Erzählung arg zäh macht. Seh ich wahrscheinlich deswegen so kritisch, weil ich selbst dauernd mit diesem Problem kämpfe, zu viel in eine Geschichte zu packen und zu viel erklären zu müssen. Wär sicher auch sinnvoll gewesen, das Ausländerthema rauszulassen, war eh klar, dass der Alte reif ist für den Brain Scan.
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    Ungelesener Beitrag von Shock Wave Rider »

    Nachtrag zu Thorsten Küper: Exopersona

    Ich kann mich Florians Ausführungen anschließen.
    Thorsten wählt hier wieder eins seiner typischen klaustrophobischen Szenarien, in diesem Fall die Zentrale eines asiatischen Konzerns. Die Machtlosigkeit der Hauptperson wird noch dadurch verstärkt, dass er regelmäßig die Kontrolle über sich abgibt bzw. sie nur wiedererlangt, wenn die Verbindung zu einem Datennetzwerk abreißt. Ein genialer Kunstgriff!

    Dazu kommt eine mitreißende Sprache und eine fulminante Handlung.
    Auch die Auflösung ist überzeugend.
    Für mich die beste Story in NOVA 10. Mit Abstand.

    Nachtrag zu Holger Eckhardt: Kohle machen

    Eine Story mit dem typisch skurrilen Eckhardt-Humor. Süß die Idee mit der in Asteroiden zerfallenen Erde, auf denen die auf dem Uranus lebenden Menschen "Urlaub" machen, gelungen, weil nicht überstrapaziert, der Auftritt von Thanner und Schimmi.
    Die Geschichte will gar nichts besonderes sein, sie will nur nett unterhalten. Und das gelingt ihm vollends!

    Weitere Nachträge folgen.

    Gruß
    Ralf
    Shock Wave Riders Kritiken aus München
    möchten viele Autor'n übertünchen.
    Denn er tut sich verbitten
    Aliens, UFOs und Titten.
    Einen Kerl wie den sollte man lünchen!
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    frankh
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    Ungelesener Beitrag von frankh »

    Ich bin kräftig am Aufholen, hier die nächsten Eindrücke:

    Exopersona: Anschaulich und temporeich erzählte Geschichte mit einer (für mich) überraschenden Pointe. Was mir weniger gefiel, war die aus meiner Sicht (vielleicht bin ich zu alt für dergleichen) zu exzessiv geschilderte Gewalt. Offenbar kommen diese Splattereinlagen bei einer Mehrheit gut an (Geil eh, voll auf die Zwölf!). Ich könnte mir allerdings vorstellen, daß die Geschichte auch bei einem etwas zurückhaltenderen Einsatz dieses Stilmittels ihre Wirkung gehabt hätte. Sicherlich stärker als das "Fest des Hammers", aber - wie schon gesagt - zu plakativ, um bei mir Begeisterung auszulösen.

    Kohle machen: Eine Geschichte, die nicht ganz so überdreht daherkommt wie einige ihrer Vorgänger. Die Anspielungen auf die Gegenwart sind trotz des bizarren Szenarios überdeutlich. Wer oder was die "Kuyper" sind, wird vorsichtshalber nicht erklärt, auch nicht, was diese mit dem Islam zu tun haben. Der Opportunismus der Sozialdemokratie wird jedoch herrlich auf die Schippe genommen, ebenso wie die Obrigkeitshörigkeit der Deutschen. Das Ende ist mehr tragisch als komisch, aber das ist die Realität auch. Das Nachwort, na ja. Nach meiner Erfahrung bringt es nicht viel, gegen den Wind zu pinkeln, weil es dem Wind erstens gleichgültig ist und man zweitens naß wird ... Was mich allerdings nicht daran hindert, es gelegentlich zu tun. 8)

    Gruß
    Frank
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