The Fountain
Im 16. Jahrhundert versucht der Konquistador Tomas in einem Maya-Heiligtum den Quell ewigen Lebens zu finden. Fünfhundert Jahre später arbeitet der Wissenschaftler Tommy Creo verzweifelt an einer neuen Heilmethode für Krebs - vor allem um seine erkrankte Frau Izzi zu retten. Izzi setzt sich auf ihre Weise mit dem Tod auseinander: Für ihren Mann schreibt sie ein Buch, das von den Abenteuern des Eroberers Tomas erzählt. Aber erst 500 Jahre später, in einer fantastischen Reise, die ihn durch Raum und Zeit in die Transzendenz führt, findet Tommy die Antwort auf seine Suche.
Eines vorweg: The Fountain ist ein Film, der schon lange auf meiner "must see"-Liste stand, und zwar nicht nur, weil ich gerade concept-art für Aronofskys neuesten Film mache. Mich hat der Trailer fasziniert und das gewagte Konzept des Films. Um so enttäuschter war ich, als die Feuilletons sich mit Verrissen zu füllen begannen. Von "harter Gedankenarbeit" war die Rede, einem "esotherischen Außenseiter", von "mystischem Bombast", von "digitaler New-Age Optik" und "unfassbar dämlichen Dialogen".
Entsprechend gewappnet ging ich also gestern Abend ins Kino. Was mich erwartete war etwas, womit ich nie gerechnet hätte: ein unterhaltsamer, intelligenter, tieftrauriger und dennoch positiv stimmender Film, der all das verkörpert, was ich in letzter Zeit im Kino vermisst habe: Substanz und Tiefe. Ich kann zwar nicht behaupten, ihn 100%ig verstanden zu haben, aber das ist nicht zwingend notwendig. Fountain ist ein Film, den man mehr mit dem Bauch als mit dem Kopf genießen sollte. Er entließ mich mit dem Gefühl, etwas erlebt zu haben, was über reine Unterhaltung hinausgeht.
Und mit dem Gefühl, dass viele der Rezensenten, die ihn in Grund und Boden verdammt haben, ziemlich einen an der Klatsche haben.
Natürlich hat der Film ein Problem und das soll hier nicht unerwähnt bleiben: Er behandelt Themen wie Religiosität und Spiritualität. Themen, die seit jeher zweischneidig sind. Wen das nicht interessiert, oder wer gerade keine Lust hat, sich darauf einzulassen, der sollte einen weiten Bogen um das Kino machen - er wird den Film lächerlich finden. Wer sich aber gerne mit philosophischen Fragen auseinandersetzt, für den bietet Fountain in wahrsten Sinne des Wortes einen Quell an Ideen. Nicht nur spannt Aronofsky den Bogen zwischen verschiedenen Religionen, er spannt ihn auch zwischen den Jahrhunderten - und das auf gerade man neunzig Minuten. Klar, dass dabei kein Film herauskommt, den man mit herkömmlichen Mitteln bewerten kann. Genausowenig, wie man einen Film wie "2001" mit herkömmlichen Mitteln bewerten kann. Es ist ein Märchen, ein Kunst-Märchen, wenn man so will. Er ist weder Science-Fiction, noch "Historien-Spektakel", wie die Welt schrieb. Er ist etwas völlig Eigenständiges. Die Figuren sind keine "every-day"-Personen, sondern reduziert auf ihre Funktion. Das geht nicht anders in einer Geschichte, in der ganze Welten erschaffen werden. Trotzdem sind ihre Probleme nachvollziehbar und ergreifend.
Definitiv ein Film, den ich mir in den kommenden Tagen noch einmal ansehen werde.
10 von
10 Lebensbäumen.
The Fountain USA 2006 R: Darren Aronofsky D: Hugh Jackman, Rachel Weisz, Alexander Bisping, Ellen Burstyn, Sean Gullette, Sean Patrick Thomas, Donna Murphy, Mark Margolis 97 Min.