Alte SF hui, Neue SF pfui ?

Science Fiction in Buchform
Smiley
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Re: Alte SF hui, Neue SF pfui ?

Ungelesener Beitrag von Smiley »

Uschi Zietsch hat geschrieben:
Smiley hat geschrieben:Werden die eigentlich immer noch für die Anzahl der Worte bezahlt?
"Die" wurden das in Deutschland noch nie.
Ups. Das war jetzt nicht abwertend gemeint sondern nur zu schnell geschrieben. Echt jetzt. Ich schwör. Wirklich.

die AUTOREN natürlich . . .

Aber mal ehrlich. Bei manchen US-Kollegen drängt sich schon die Vermutung auf, dass da Stoffe in die Breite gezogen werden.
Asimovs "Das Ende der Ewigkeit" wäre heute mindestens auf sechs Bände ausgebreitet. Damals reichte ein Roman.

Schön ist auch das Vorwort von Kai Meyer zu "Das zerbrochene Schwert" von Poul Anderson.
"Es gab mal eine Zeit, da waren Fantasyromane schmaler als vierhundert Seiten und weder Teil einer Trilogie oder eines Zyklus (. . .) auf begrenztem Raum wurden stimmige Figuren entwickelt (. . .) in wenigen Absätzen komplexe durchdachte Welten."

In der Einschränkung zeigt sich meiner Meinung nach wahre Kunst.

Ach ja, die Cover der Zwergen-oder-sonstwas-Wälzer: Da müssen die Verlage die Intelligenz der entsprechenden Kundschaft nicht gerade hoch ansetzen, wenns immer eine Axt, ein Schwert oder so in der Richtung drauf ist. Waschmittelverpackung für Fastfood-Fantasy.
Ein Leben ohne Tabasco ist möglich, aber geschmacklos.
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Helge
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Re: Alte SF hui, Neue SF pfui ?

Ungelesener Beitrag von Helge »

Smiley hat geschrieben: Ach ja, die Cover der Zwergen-oder-sonstwas-Wälzer: Da müssen die Verlage die Intelligenz der entsprechenden Kundschaft nicht gerade hoch ansetzen, wenns immer eine Axt, ein Schwert oder so in der Richtung drauf ist. Waschmittelverpackung für Fastfood-Fantasy.
Aber immerhin sind die Konsumenten von so etwas noch intelligent genug, um überhaupt zu lesen statt nur Filme zu konsumieren, was fast ein Widerspruch in sich ist.
Apropos Film - irgendwie scheinen die 80er filmisch wohl doch nicht so tot gewesen zu sein wie ich sie in Erinnerung hatte.
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L.N. Muhr
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Re: Alte SF hui, Neue SF pfui ?

Ungelesener Beitrag von L.N. Muhr »

Smiley hat geschrieben:
Uschi Zietsch hat geschrieben:
Smiley hat geschrieben:Werden die eigentlich immer noch für die Anzahl der Worte bezahlt?
"Die" wurden das in Deutschland noch nie.
Ups. Das war jetzt nicht abwertend gemeint sondern nur zu schnell geschrieben. Echt jetzt. Ich schwör. Wirklich.

die AUTOREN natürlich . . .

Aber mal ehrlich. Bei manchen US-Kollegen drängt sich schon die Vermutung auf, dass da Stoffe in die Breite gezogen werden.
Asimovs "Das Ende der Ewigkeit" wäre heute mindestens auf sechs Bände ausgebreitet.
weil die verlage das so wollen.

und ein autor wäre schön doof, wenn er drei bücher verkaufen könnte, aber nur eins machen will.
Smiley
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Re: Alte SF hui, Neue SF pfui ?

Ungelesener Beitrag von Smiley »

L.N. Muhr hat geschrieben: weil die verlage das so wollen.

und ein autor wäre schön doof, wenn er drei bücher verkaufen könnte, aber nur eins machen will.
Tja, das ist halt die Misere. Schade eigentlich. Aber für mich auch ein Grund, lieber zu den Klassikern zu greifen.
Das Leben wär nur halb so schwer, wenn das blöde Geld nicht wär.

Ähm, Intelligenz und Lesen: Nachdem in der Mayerschen - besonders in Gelsenkirchen, immer ein Erlebnis! - die Leute oft nicht in der Lage sind zu erkennen, dass zwei Kassen geöffnet sind, und brav an einer in der Schlange stehen, während die andere Kassiererin oft Däumchen dreht, weigere ich mich anzuerkennen, dass Lesen zu können unbedingt etwas mit Intelligenz zu tun haben muss. Das kann nicht sein.
Und da müssen manche wohl auch eine Axt auf dem Cover sehen um zu merken: Aha. Zwerge. Kenn ich. Mag ich. Keine Axt? Nich Zwerge?


Sind dass jetzt die Zwerge mit den Äxten oder die Orks?
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L.N. Muhr
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Re: Alte SF hui, Neue SF pfui ?

Ungelesener Beitrag von L.N. Muhr »

is' wurscht. "fieser typ mit axt" verkauft sich in jedem genre gut. :D
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Pogopuschel
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Re: Alte SF hui, Neue SF pfui ?

Ungelesener Beitrag von Pogopuschel »

Smiley hat geschrieben:
Uschi Zietsch hat geschrieben:
Smiley hat geschrieben:Werden die eigentlich immer noch für die Anzahl der Worte bezahlt?
"Die" wurden das in Deutschland noch nie.
Aber mal ehrlich. Bei manchen US-Kollegen drängt sich schon die Vermutung auf, dass da Stoffe in die Breite gezogen werden.
Asimovs "Das Ende der Ewigkeit" wäre heute mindestens auf sechs Bände ausgebreitet. Damals reichte ein Roman.

Schön ist auch das Vorwort von Kai Meyer zu "Das zerbrochene Schwert" von Poul Anderson.
"Es gab mal eine Zeit, da waren Fantasyromane schmaler als vierhundert Seiten und weder Teil einer Trilogie oder eines Zyklus (. . .) auf begrenztem Raum wurden stimmige Figuren entwickelt (. . .) in wenigen Absätzen komplexe durchdachte Welten."
"Das Paradies der Schwerter"http://www.amazon.de/Das-Paradies-Schwe ... /sfbuch-21
Deutsche Fantasy, 362 Seiten, innovative Erzählweise - Wer welchen Kampf gewinnt, wurde vom Autor per Würfeln nach Rollenspielsystem entschieden.

Unter manchem Fast-Food-Fantasy-Axtcover verbirgt sich ein guter Roman, dem die billige Vermarktung nicht gerecht wird.

Gruß Markus
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Re: Alte SF hui, Neue SF pfui ?

Ungelesener Beitrag von WeepingElf »

Pogopuschel hat geschrieben:"Das Paradies der Schwerter"http://www.amazon.de/Das-Paradies-Schwe ... /sfbuch-21
Deutsche Fantasy, 362 Seiten, innovative Erzählweise - Wer welchen Kampf gewinnt, wurde vom Autor per Würfeln nach Rollenspielsystem entschieden.
Da fällt mir was ein, was ich Mitte der 90er mal in einer Rollenspiel-Newsgroup gelesen habe:
"Es ist heute schwer, einen Fantasy-Roman zu finden, in dem man nicht permanent die Würfel klappern hört." :)
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Re: Alte SF hui, Neue SF pfui ?

Ungelesener Beitrag von Stormking »

Pogopuschel hat geschrieben: innovative Erzählweise - Wer welchen Kampf gewinnt, wurde vom Autor per Würfeln nach Rollenspielsystem entschieden.
Wirkt auf mich eher abschreckend.
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Re: Alte SF hui, Neue SF pfui ?

Ungelesener Beitrag von Pogopuschel »

Mit der kurzen Beschreibung, habe ich dem Roman wohl unrecht getan. Es geht um 16 Kämpfer die in einem Ausscheidungskampf gegeneinander antreten. Im ersten Teil erzählt Meißner in sechzehn Kapitel, -jedes für einen Kämpfer- deren Geschichte. Im zweiten Teil beschreibt er die Kämpfe. Meißners stärke sind seine Sprache, sein Erzählstil, die Charakteresierung der Kämpfer, die bildgewaltige Beschreibung der originellen Kämpfe und die Kompromißlosigkeit mit der er die Sympathieträger sterben lässt.
War seiner Zeit der erste Fantasyroman der auch vom Feuilltons positive Aufmerksamkeit bekam. Wobei mir deren Meinung herzlich egal ist.

Gruß Markus
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breitsameter
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Re: Alte SF hui, Neue SF pfui ?

Ungelesener Beitrag von breitsameter »

Ich habe die Diskussion über den Popularitätsschub durch »Star Wars« jetzt hier ein wenig verfolgt. Dazu wurde einiges geschrieben, das man korrigieren muß, oder das man näher spezifizieren kann.

Aussage 1:
Kringel hat geschrieben:Hm, aber nach Star Wars ging's mit den "Goldenen Achtzigern" erst so richtig los, oder täuscht mich meiner Erinnerung da?
»Krieg der Sterne« kam am 10. Februar 1978 in die deutschen Kinos.

1981 erschien die erste Ausgabe des Heyne SF-Magazins in Taschenbuchform. Im Vorwort schreibt Wolfgang Jeschke, daß der Markt für SF-Magazine in Deutschland schwierig sei (was auch so blieb: trotz Boom-Phase – wie bald klar wird – wurde das Magazin nach 12 Ausgaben eingestellt. Nachfolger wurde das Heyne SF-Jahr, das erstmals 1986 erschien...), aber er schreibt auch:
Wolfgang Jeschke hat geschrieben:Trotz alledem ist das Interesse an Science Fiction gewachsen und wächst weiter. Das Angebot hat sich in den letzten drei Jahren verdoppelt und ist im Begriff, sich zu verdreifachen. In dem breiten Bett der angeschwollenen SF-Flut wird so manches an Schutt und taubem Gestein mitgeführt. Der Wunsch nach Information, nach Auswahl, nach Hinweis auf Höhepunkte, auf Herausragendes wird so zwangsläufig immer dringender.
Fazit: Laut Jeschke wuchs der SF-Markt in Deutschland ab 1978. Die Folge waren zahlreiche Versuche ein SF-Magazin zu etablieren (alle scheiterten), aber auch ein Ausbau bestehender SF-Reihen, bzw. das Entstehen neuer.

Wie lange hielt dieser Trend an?

1986 brach der Markt für SF schließlich ein.

Im Heyne SF-Jahr 1987 schreibt Wolfgang Jeschke folgendes:
Wolfgang Jeschke hat geschrieben:1986 war kein gutes Jahr für die Science Fiction in Deutschland, ganz besonders nicht für die deutsche und auch nicht für die Kurzprosa. Allenthalben wurden die Programme zurückgefahren, die monatliche Titelanzahl wurde vermindert - vor allem auf Kosten deutscher (europäischer) Autoren und auf Kosten von Collections und Anthologien. Das ist allerdings kein allein deutsches Phänomen: Während die SF in den USA einen ungeheuren Boom erlebt und nach dem Rekordjahr 1985 im Jahr 1986 einer neuen Rekordmarke zustrebte, was die publizierte Titelanzahl betrifft, haben auch dort die Magazine um ihre Existenz zu kämpfen, ist auch dort die Anzahl der veröffentlichten Anthologien und Collections weiter zurückgegangen.

Aussage 2:
heino hat geschrieben:Wenn ich daran denke, dass der Popularitätsschub durch Star wars und Star Trek zur Schwemme der Endlosserien geführt hat, stellen sich mir die Nackenhaare auf.
Führte der Boom von 1978 tatsächlich unmittelbar zu mehr Serien?

Nein, die eroberten die Regale erst so richtig, als der Markt für SF insgesamt schrumpfte. Auch dazu wiederum Wolfgang Jeschke im SF-Jahr 1987:
Wolfgang Jeschke hat geschrieben:Noch nie gingen Serien und Zyklen so gut wie heute (doppelt bis dreimal so viele Nachbestellungen wie bei Einzeltiteln), noch nie wurde so begierig, so ungeduldig, so fordernd nach dem Erscheinen von Fortsetzungsbänden gefragt. (...) Das macht es für einen Herausgeber zunehmend schwierig, interessante Einzeltitel zu plazieren und neue Autoren aufzubauen, von denen er die Science Fiction der neunziger Jahre erwartet - von Experimenten mit deutschen Autoren ganz zu schweigen.

Aussage 3:
molosovsky hat geschrieben:»Star Wars« als Paukenschlag für den SF-Aufschwung der ›Goldenen Achtziger‹? — Sorry, aber ich habe anscheinend in einer anderen Dimension gelebt.

Richtig ist, dass die Achtziger eine Boomphase der Phantastik waren, aber nicht unbedingt nur der SF.

Und dann: »Star Wars« kenntzeichnet m.E. den Zeitpunkt, als die SF vor der Fantasy kapituliert und das Hirn am Eingang abgegeben hat.
Nun gut, ob der wachsende Markt für SF in der ersten Hälfte der Achtziger Jahre wirklich einen Aufschwung in der Qualität der neu geschriebenen Texte bedeutet, bleibt durch obige Zitate unklar. Allerdings zeigt ein Blick auf die Erstveröffentlichungsdaten z.B. vieler Romane von Philip K: Dick, daß diese erst in den Achtzigern erstmals in Deutschland erschienen. Auch Reihen wie die Heyne-SF-Bibliothek (ab 1982) waren ein Gewinn.
Ein für den deutschen Leser spürbare qualitative Aufwertung des Marktes fand also statt. Zumindest eben bis 1986.

Konnte die Fantasy nach 1986 von der Schwäche der SF-Verkäufe profitieren? Nein. Auch dazu sagt Wolfgang Jeschke im SF-Jahr 1987 ein paar Worte:
Wolfgang Jeschke hat geschrieben:Apropos - ohne zu früh jubeln zu wollen: Die ersten Anzeichen eines transatlantischen Hochdruckkeils sind unverkennbar. Seit August ist ein leichter Aufwind spürbar, der sich von Monat zu Monat verstärkt hat - allerdings nur für die Science Fiction; der Fantasy-Markt ist offenbar doch nachhaltiger geschädigt und wird womöglich lange brauchen, um sich zu erholen. Die Fantasy hat, im Gegensatz zur SF mit ihrer Stammleserschaft, doch eine Menge Käufer angezogen, die einer Mode nachliefen und nun wieder abspringen. Da wird viel entrümpelt werden. Nun, wen wundert's? Wer bedauert's?
Der Fantasy-Markt brach nach 1986 sogar noch langanhaltender ein.

Die späten Achtziger brachten auch das Ende für einige SF-Reihen anderen Verlage als Heyne. Besserung kam erst 1995 auf, aber dann stiegen die Verkaufszahlen langsam wieder an, zuerst bei der SF, dann aber bald vor allem bei der Fantasy.
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Re: Alte SF hui, Neue SF pfui ?

Ungelesener Beitrag von Kringel »

Also ist Kringel doch nicht ganz doof?
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Re: Alte SF hui, Neue SF pfui ?

Ungelesener Beitrag von breitsameter »

Kringel hat geschrieben:Also ist Kringel doch nicht ganz doof?
Genau! Sonst wärst Du ja auch nicht der Meisterkringel des Forums...
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Re: Alte SF hui, Neue SF pfui ?

Ungelesener Beitrag von a3kHH »

breitsameter hat geschrieben:Ich habe die Diskussion über den Popularitätsschub durch »Star Wars« jetzt hier ein wenig verfolgt. Dazu wurde einiges geschrieben, das man korrigieren muß, oder das man näher spezifizieren kann.
Ich habe diesen Boom damals live miterlebt. 1980 erschien der erste Heyne SF-Jahresband (Anthologie), zum Wintersemester 1979/1980 begann ich mein Studium. In den nächsten Jahren konnte man hier in Hamburg SF&F kaufen wie nie zuvor, zusätzlich zu den antiquarischen Sachen kamen monatlich unglaublich viele Neuausgaben heraus, es war ein Schlaraffenland.
Dies hielt sich, durch Antiquariate und die bestehende Flohmarkt-Kultur, auch deutlich länger als bis 1986. Erst als die Second-Hand-Läden immer weniger wurden und auf dem Flohmarkt Türken mit Klamotten dominierten, spürte man Anfang der 90er diese Rezession der SF&F. Eine Zeit lang habe ich mich dann noch mit Battletech-Romanen von Heyne über Wasser gehalten, bis ich etwa Mitte der 90er keine neue SF mehr kaufte, sondern meinen SUB abarbeitete. Den Aufschwung, von dem Du sprachst, habe ich nicht miterlebt, erst als ich zufällig ins Fandom geriet, habe ich meinen SUB wieder aufgebaut.
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Re: Alte SF hui, Neue SF pfui ?

Ungelesener Beitrag von Uschi Zietsch »

Stormking hat geschrieben:
Pogopuschel hat geschrieben: innovative Erzählweise - Wer welchen Kampf gewinnt, wurde vom Autor per Würfeln nach Rollenspielsystem entschieden.
Wirkt auf mich eher abschreckend.
Ehrlich gesagt frage ich mich, was innovativ daran ist, nach Rollenspielsystem zu arbeiten. Ich finde das absolut grauenvoll und sehe das pure Gegenteil darin.

Ich arbeite nicht mit Würfeln, ich spiele keine Rollenspiele oder PC Games, ich habe nichts mit Orks und Trollen und Elfen zu tun (Zwerge schon, aber das ist auch klar, die haben bei uns in Deutschland schließlich Tradition, und meine Zwerge sind auch nicht tolkienesk), und meine Trilogie hat pro Band um die 420 Seiten. Alle meine früheren Fantasy-Bücher haben weniger Seiten und waren One-Shooter.
Und mein nächstes Buch im Oktober ist auch ein One-Shooter.
Das hat aber noch keiner von euch erwähnt, warum denn nicht? (Achtung, das war eine rhetorische Frage) :beanie:

Und ... mir gefallen die "Fast-Food-Cover", wie ihr sie bezeichnet, zehnmal besser als der grausige Kitsch, der US-Titel ziert. Mir gefallen diese Cover teilweise sogar sehr gut. Echt! (Übrigens gibts bei mir auch eine Axt auf dem Titel *g*)

Hier wird etwas pauschal und generell verdammt, was ich so überhaupt nicht nachvollziehen kann. Ich als Leser hab es auch gern, wenn eine Geschichte in epischer Breite erzählt wird, damit ich mir die fremde Welt besser vorstellen und so lange wie möglich darin verweilen kann. Als Autor darf ich endlich mal in die epische Breite gehen. Was ist denn so schlecht daran? Wie viele Trilogien finden sich inzwischen denn in der SF? Eine ganze Menge, möcht ich meinen.

Wenn der Großteil der Leser nun mal am liebsten zu Rollenspielcharakteren greift, so hat er doch auch das Recht dazu, sich mit dem zu amüsieren, was ihm gefällt. Heutzutage sind die meisten F-Leser männlich, weil sie der Games-Generation entstammen. Und ich bin heilfroh, dass sie neben dem Stick auch noch zum gedruckten Wort greifen und sich ihre eigene Fantasie beim Lesen entwickeln lassen! Möglicherweise greift einer dann doch einmal zu einem anderen Buch. Ich sage: Hauptsache lesen.
Und was das mit dem Schlangestehen an der Kasse betrifft: Das hat nichts mit verminderter Intelligenz zu tun, sondern mit dem Herdentrieb. Sobald irgendwo ein Haufen entsteht, muss man hin. Auf weiter Ebene allein will keiner sein. Das ist ein ganz natürlich Instinkt.
Zurück zum Thema: Deswegen - oder gerade wegen des großen Erfolgs der Orks&Co - erscheinen doch trotzdem noch genügend andere Titel, die nicht dieser Mainstream folgen. Warum sprecht ihr die denn nicht an? Wahrscheinlich, weil sie nicht massenweise auf dem Büchertisch liegen ...
Aber mal ehrlich, so war das schon immer: Zu meinen Jugendzeiten lagen massenweise Konsaliks und Simmels auf den Büchertischen, Parettis, Danellas und wie sie alle heißen. Ich habe suchen müssen, bis ich was gefunden habe, was mir gefällt, und die Phantastik war am allerbesten versteckt.

Es ist heute nichts anders als früher. Es gibt bestimmte Trends, die mal so, mal so sind. Es gibt heute ganz hervorragende SF-Bücher, aber auch viel Durchschnitt oder Schrott - genau wie früher. Und ganz ehrlich: Mir liegt der Stil eines Simmons heute sehr viel mehr als der eines Asimov früher. Ich fand Asimovs klinischen, emotionslosen Ton schon immer grausig. Der hat keine Geschichten erzählt, sondern Ideen zu Papier gebracht. Mir genügt das aber nicht. Es gab und gibt damals gute Autoren und Bücher, und heute auch.
Das kann man auch in die Fantasy umsetzen - damals war da sehr viel mehr Abwechslung in den Thematiken als heute das "Schema F". Aber auch das kann schön erzählt sein. Und abseits von "Schema F" gibt es auch Highlights.
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Re: Alte SF hui, Neue SF pfui ?

Ungelesener Beitrag von Demorney »

Dann geb ich meinen Senf auch mal dazu.

Sicherlich reden wir hier über Belletristik und nicht über die "gehobene" Literatur oder (die hehre) Kunst. Dennoch betrifft die Belletristik doch das selbe Prinzip - wir sehen uns Strömungen ausgesetzt, die meiner Meinung nach durch viele Dinge geprägt sind, Marktnachfrage, soziales Umfeld des Lesers, technologie, Medien etc.

Man kann durchaus Asimov mit einem aktuellen Autor vergleichen, muss dies aber im Kontext sehen. Sonst vergleicht man Äpfel mit Birnen. So hat sich zum Beispiel die Erzählsprache deutlich gewandelt, sie ist nun dialogorientierter, plastischer und folgt eher den schnellen Schnitten der Filmerzählung als denen der Romanerzählungen des letzten Jahrhunderts. Jede Zeit hat ihre eigenen Tendenzen, warum auch nicht? Abgesehen davon sind "die alten Klassiker" ja auch nur die Bücher, die aus ihrem damaligen Umfeld herausragten und übrig geblieben sind.

Ich meine, wie in allen Geschmacksfragen soll jeder das tun, was ihm gefällt. Bei mir hängts von der Stimmung ab, mal greife ich zu Asimov oder Lovecraft, dann wieder ist's ein Eschbach oder ein Beckett. :beanie:
Um ein tadelloses Mitglied einer Schafherde sein zu können, muß man vor allem ein Schaf sein. Albert Einstein.
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