Da hat's wieder mal ein SF-Roman ins Feuilleton geschafft!

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Frank Böhmert

Re: Da hat's wieder mal ein SF-Roman ins Feuilleton geschaff

Ungelesener Beitrag von Frank Böhmert »

Ein lange erwartetes deutsches Debüt mit SF-Touch:
Jan Brandt, GEGEN DIE WELT
Es ist die Geschichte von Daniel Kuper, einem wunderlichen, phantasiefreudigen Jungen, der Mitte der siebziger Jahre in einer kleinen Stadt in Ostfriesland zur Welt kommt. Er liest viel zu früh und zu intensiv Perry-Rhodan-Heftchen, beobachtet viel zu intensiv die Bewohner seiner Stadt und verliert nach einer umwerfenden Begegnung mit einem Außerirdischen den direkten Kontakt zur Wirklichkeit.
Mehr hier:
http://www.faz.net/artikel/C30347/jan-b ... 88606.html

Könnte was für Leute sein, die gern Ausgeflipptes und Skurriles lesen! Ich werde mir den Roman aber nicht antun. Mit über 900 Seiten liegt er weitab von meinem Beuteschema.
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Bungle
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Re: Da hat's wieder mal ein SF-Roman ins Feuilleton geschaff

Ungelesener Beitrag von Bungle »

Frank Böhmert hat geschrieben: Jan Brandt, GEGEN DIE WELT
Es ist die Geschichte von Daniel Kuper, einem wunderlichen, phantasiefreudigen Jungen, der Mitte der siebziger Jahre in einer kleinen Stadt in Ostfriesland zur Welt kommt. Er liest viel zu früh und zu intensiv Perry-Rhodan-Heftchen, beobachtet viel zu intensiv die Bewohner seiner Stadt und verliert nach einer umwerfenden Begegnung mit einem Außerirdischen den direkten Kontakt zur Wirklichkeit.
Perry Rhodan schafft es in die "Hochliteratur" - über ein Hintertürchen. :)
Über 900 Seiten ist wirklich ein gewaltiger Brocken. Das Buch sollte für das Heyne SF-Jahr - falls 2012 noch erscheint - rezensiert werden, da passt es hinein. :wink:

MB
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Uschi Zietsch
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Re: Da hat's wieder mal ein SF-Roman ins Feuilleton geschaff

Ungelesener Beitrag von Uschi Zietsch »

Debüt auf 900 Seiten ... nö, nix für mich. Sind solche Schinken meistens schon viel zu lang, ist die Länge bei Debüts meistens noch gedeeeeeeeeehnter.
:bier:
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L.N. Muhr
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Re: Da hat's wieder mal ein SF-Roman ins Feuilleton geschaff

Ungelesener Beitrag von L.N. Muhr »

Klingt nach einer Mischung aus Neal Stephenson und Arno Schmidt. Da bin ich, zugegeben, hin- und hergerissen zwischen Wollen und Angst.
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upanishad
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Re: Da hat's wieder mal ein SF-Roman ins Feuilleton geschaff

Ungelesener Beitrag von upanishad »

Etwas OT, da ein Videospiel: "Deus Ex: Human Revolution" hat es zu einer wohlwollenden Besprechung auf zwei Seiten in der Kulturbeilage des aktuellen Spiegel gebracht.
so everything is meaningless and so we carry on
until we face the consequence of everything we've done

:headbanger:
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Frank Böhmert

Re: Da hat's wieder mal ein SF-Roman ins Feuilleton geschaff

Ungelesener Beitrag von Frank Böhmert »

L.N. Muhr hat geschrieben:Da bin ich, zugegeben, hin- und hergerissen zwischen Wollen und Angst.
Wo die Angst ist, da geht's lang! :lehrer:
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Jordan
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Re: Da hat's wieder mal ein SF-Roman ins Feuilleton geschaff

Ungelesener Beitrag von Jordan »

Frank Böhmert hat geschrieben:Ein lange erwartetes deutsches Debüt mit SF-Touch:
Jan Brandt, GEGEN DIE WELT
Halbzeit bei dem Buch.

Bis hierher tendiert der Phantastik-Einschlag gegen Null. Aber das Buch macht (mir) Spaß. Nicht, dass es ein lustiges Buch wäre, ganz im Gegenteil präsentiert es (bis hierhin) eine sehr deprimierende Ansicht des Lebens am A.... der Welt. Da das "fiktive" Dorf, in dem das Buch spielt, 10 km von meiner Heimatstadt entfernt steht, liest sich das für mich absolut wie ein Heimatroman, jeder Ort des Buches ist für mich nachvollziehbar, die Verhaltensweisen der Bewohner ebenso. Seufz. Klein- und Spießbürgertum par excellence.

Zwischenfazit: Eine lohnenswerte Bestandsaufnahme, aber wer nach Phantastik sucht, wird hier (bislang) nicht fündig. Die ersten paar dutzend Seiten weisen zwar erfreulich korrekte Perry-Erwähnungen auf, bei denen man merkt, dass der Autor entweder vorzüglich recherchiert hat oder sich selbst sehr gut mit PR auskennt. Übernatürliches findet sich aber m.E. nicht, auch
die Kornkreisszene findet eine grundsolide Erklärung
Niemand hier ist genau das, was er zu sein scheint - Botschafter G'Kar, Babylon 5
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Frank Böhmert

Re: Da hat's wieder mal ein SF-Roman ins Feuilleton geschaff

Ungelesener Beitrag von Frank Böhmert »

Frank Böhmert hat geschrieben:Ich für meinen Teil kann gern regelmäßig posten, was im aktuellen LITERATUREN so an einschlägigen Büchern auftaucht, siehe oben. Ich habe die Zeitschrift ohnehin abonniert.
So. Die "No. 103 Oktober/November 2011" ist hinreichend gelesen, um einen Überblick zu geben. An folgenden Stellen geht es ausdrücklich um SF/Fantastik/Utopisches:

In der Rubrik "Fotografie" wird ein opulenter Bildband über Pedro Almodóvar vorgestellt. Zu seinem neuen Film DIE HAUT, IN DER ICH WOHNE heißt es: "... handelt von sexueller Überspannung und dem utopischen Projekt, die Tragödie des Tods zu überwinden." (S. 10)

Die Rubrik "Portrait" widmet sich Walter Moers und vor allem seinen Mythenmetz-Romanen (S. 13-18).

Unter "Der Text" findet sich ein Auszug aus dem neuen Buch von Sigrid Nunez, die über ihre Zeit mit/bei Susan Sontag schreibt. Sontag hat nicht nur sehr gern Stanislaw Lem gelesen, sondern bot auch eine sehr charmante Definition von SF. Bitteschön: "Jede Art erfindungsreichen, Form- oder Genre-verändernden Schreibens bezeichnete sie als Science Fiction, im Gegensatz zum banalen zeitgenössischen amerikanischen Realismus." (S. 23)

Titelheldin der neuen Ausgabe ist Sibylle Lewitscharoff. Die deutsch-bulgarische Autorin schreibe "Abenteuerroman[e] mit ausgeprägter Lust am Nonsens", manche könne "nur genießen, wer auch an gröberen Humor-Taten Vergnügen findet". Helden kommen "aus dem Totenreich zurück", "Popgeschichte wie griechische Mythologie werden beim Leser als spezifische Interessensgebiete vorausgesetzt und genüßlich bedient". "Alles gerät hier ins Schweben - biederer Realismus war Sibylle Lewitscharoffs Sache nie." (S. 28-34)

Lewitscharoff selbst schreibt in einem Essay über die Darstellung der Armut in der Literatur: "Die Nöte der Armen heute zu erhellen, die naturgemäß in einer reichen Gesellschaft grundverschieden sind vom Elend der Armen im 19. Jahrhundert, das wäre eine ehrenvolle Aufgabe für die Literatur. Doch was für eine Literatur könnte das sein? Dem zementierenden Realismus sollte sie jedenfalls nicht frönen, diesem menschenverachtenden So und nicht Anders. Vielmehr sollte sie sich von Lüpfungsenergien tragen lassen und fest am Möglichkeitssinn hangen, damit sich der Leser hinter einem verschütteten, elenden Leben sehr wohl ein anderes vorstellen kann." (S. 44)

Ansonsten wird noch der neue Roman des SF-affinen Douglas Coupland besprochen -- die Rezensentin war allerdings eher gelangweilt (S. 90).

Man kann also wieder mal festhalten: Der sogenannte Mainstream hat die Fantastik und die SF im Blick bzw. benutzt sie als durchaus positive Metaphern -- von alten 70er-Jahre-Vorwürfen wie "Fluchtliteratur", die in der SF-Szene immer noch rumgeistern, keine Spur.

Besten Gruß,
Bö.
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Frank Böhmert

Re: Da hat's wieder mal ein SF-Roman ins Feuilleton geschaff

Ungelesener Beitrag von Frank Böhmert »

Noch was: Margaret Atwood hat vorgestern ein Buch mit Essays über SF veröffentlicht, hier.
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Bungle
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Re: Da hat's wieder mal ein SF-Roman ins Feuilleton geschaff

Ungelesener Beitrag von Bungle »

Auf "Lesezeichen" im BR entdeckt: Leif Randt "Schimmernder Dunst über CobyCounty" über ein fast ideales Leben im Nirgendwo.
Der Umschlag ist ein hintersinniger Spaß, er ist weiß und vorner drauf ein silbrig mattes Quadrat, wie ein Spiegel.
Die Feuilletons sind recht angetan.

MB
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breitsameter
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Re: Da hat's wieder mal ein SF-Roman ins Feuilleton geschaff

Ungelesener Beitrag von breitsameter »

Sowohl die Süddeutsche Zeitung, als auch die FAZ rezensieren heute in ihren Feuilletons einen Science-Fiction-Roman: Jochen Schimmangs »Neue Mitte«

(SZ ist noch nicht online...)
http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/b ... 30623.html

Und hier noch eine Lesung aus dem Roman bei der ZEIT:
http://www.zeit.de/video/2011-08/1136406245001
Echte Vampire schillern nicht im Sonnenlicht, sie explodieren. Echte Helden küssen keinen Vampir, sie töten ihn.
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Frank Böhmert

Re: Da hat's wieder mal ein SF-Roman ins Feuilleton geschaff

Ungelesener Beitrag von Frank Böhmert »

Cicero online bespricht REPLAY von Benjamin Stein:
http://www.cicero.de/salon/benjamin-ste ... ntat/51504

Nachtrag:
Ach so, und der Rolling Stone,immer SF-affin, bespricht in seiner aktuellen Printausgabe MASCHINENMANN von Max Barry; das habe ich neulich in meinem Blog zitiert:
http://frankboehmert.blogspot.de/2012/0 ... otive.html
Ich habe das noch ergänzt um einen der besten "booktrailer", die ich je gesehen habe! :lol:
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L.N. Muhr
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Re: Da hat's wieder mal ein SF-Roman ins Feuilleton geschaff

Ungelesener Beitrag von L.N. Muhr »

Gelbe Schutzumschläge waren das Markenzeichen von Gollancz:

http://en.wikipedia.org/wiki/Victor_Gollancz_Ltd
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Frank Böhmert

Re: Da hat's wieder mal ein SF-Roman ins Feuilleton geschaff

Ungelesener Beitrag von Frank Böhmert »

L.N. Muhr hat geschrieben:Gelbe Schutzumschläge waren das Markenzeichen von Gollancz:

http://en.wikipedia.org/wiki/Victor_Gollancz_Ltd
Ach ja, natürlich! Danke! - Wird eingebaut.
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