13.07.2025
(Ich hoffe, Ender akzeptiert mein Vorgehen.
Immerhin habe ich alle drei Bücher erst in Jahre 2025 gelesen.)
Inspiriert von Teddys Vorbild, mache auch ich mich daran, dieses Jahr die Challenge zweimal zu bewältigen.
Ein kleiner Vorteil: ich komme nicht mit leeren Händen. Als da wären:
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Kategorie 4.) ein Buch eines Autors/einer Autorin, in dessen/deren Nachname ein "L" vorkommt
Mein Take:
Steven R. DonaLdson - "Ein dunkler hungriger Gott erwacht" (Amnion 3)
Auch dieses Buch habe ich bereits in diesem Thread, aber außerhalb der ersten Challenge besprochen, und zwar hier
(HINWEIS: Link entfernt).
Des Weiteren melde ich Vollzug für
Kategorie 5.) ein Roman, dessen Handlung (zumindest teilweise) auf einem Raumschiff spielt
Mein Take:
Steven R. Donaldson - "Heut sterben alle Götter" (Amnion 5)
Meine Besprechung findet ihr bereits in diesem Thread, und zwar hier
(HINWEIS: Link entfernt).
Und damit mein Einstiegsposting in die zweite Challenge nicht ganz inhaltsleer bleibt:
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2.) ein Roman, dessen Erstveröffentlichung vor dem eigenen Geburtsjahr lag
Mein Take:
Albert Daiber- "Die Weltensegler" (1910) und „Vom Mars zur Erde“ (1914)
(Ich hoffe, die Jahre 1910 und 1914 liegen weit genug vor meinem Geburtsjahr 1963.)
Der in Cannstatt geborene Pharmazeut und Arzt Albert Daiber (1857-1928) wanderte 1909 nach Chile aus. Dort schrieb er die beiden inhaltlich zusammenhängenden Marsromane »Die Weltensegler« (1910) und »Vom Mars zur Erde« (1914), die er als 'Erzählungen für die reifere Jugend' klassifizierte. Sieben Tübinger Professoren gelangen mit einem speziell konstruierten Luftschiff, dem 'Weltensegler', auf den Mars. Natürlich werden sie zuvor von den Tübinger Honoratioren mit einem ausführlichst geschilderten Festmahl und vielen warmen Worten verabschiedet. Auch auf dem Mars begegnet man ihnen sehr gastfreundlich. Während ihres insgesamt dreijährigen Aufenthalts lernen sie den Mars und die friedvolle Kultur der Marsbewohner kennen. Auf dem Daiberschen Mars gibt es nach wie vor Nationalstaaten. Aber es herrscht uneingeschränkte Freizügigkeit, so dass sich jeder Marsianer dort niederlassen kann, wo es ihm am besten gefällt. Das führt bei aller Spezialisierung im Detail zu einem durchgehend hohen Standard an Marsianerrechten, weil sonst die Marsbewohner einfach in ein anderes Land zögen. Beide Seiten lernen die Sprache der jeweils anderen Gruppe. So werden die Teilnehmer der Marsexpedition gebeten, von der Erde zu berichten. Doch die ständigen Konflikte, von denen viele sogar zu Kriegen ausarten, lassen die Marsianer Abstand von der Idee nehmen, mit der Menschheit bzw. der Erde in einen Austausch zu treten. Au contraire: Jeder weitere Kontaktversuch von der Erde würde ignoriert, jede weitere Marsexpedition würde an der Landung gehindert werden. Zwar genießen die Professoren weiterhin Gastrecht. Es wird ihnen jedoch nahegelegt, in absehbarer Zeit den Mars zu verlassen. Als sie nach einiger Zeit den 'Weltensegler' für den Rückflug besteigen, bleibt Fridolin Frommherz auf dem Mars zurück. Er fühlt sich in dieser Idealgesellschaft einfach wohler. Die anderen sechs Professoren landen glücklich auf einem zentralen Platz in Tübingen, wo sie ein kleines Verkehrschaos verursachen und deshalb beinahe verhaftet worden wären. Nach Aufklärung ihrer Identität wird für die Rückkehrer jedoch ein Willkommensfest abgehalten, wieder mit warmherzigen Reden, deren vollen Wortlaut uns Daiber nicht erspart.
Die Fortsetzung »Vom Mars zur Erde« spielt einige Jahre später, als Fridolin Frommherz doch noch zur Erde zurückkehrt. Er berichtet von seiner Zeit auf dem Mars. Ja, er genoss Gastrecht, und er wollte sich durchaus in die marsianische Gesellschaft integrieren. Aber er musste einsehen, dass sogar er als irdischer Forscher zur weit fortgeschrittenen marsianischen Wissenschaft nichts Substanzielles beitragen konnte. So widmete er sich der als Strafe auferlegten Aufgabe, ein deutsch-marsianisches Wörterbuch zu erstellen. Schließlich ergab sich doch noch eine Gelegenheit, den Marsianern wenigstens einen Teil ihrer Gastfreundschaft zu entgelten. Die Wasservorräte des Mars wurden durch Verdunstung beständig dezimiert. Um weiterhin eine ausreichende Wasserversorgung zu gewährleisten, musste das marsianische Kanalnetz in großem Stil umgebaut werden. Jeder Marsianer beteiligte sich freiwillig an diesem planetenumspannenden Projekt, und auch Frommherz zeichnete sich durch hohen Arbeitseinsatz aus. Als er danach den Wunsch äußerte, zur Erde zurückzukehren, bauten die Marsianer den 'Weltensegler' nach, mit dessen Hilfe er erfolgreich zu seinen Kollegen und Freunden nach Tübingen zurückkehrte.
Technische Details stören Daiber wenig. Sonst wäre ihm bewusst geworden, dass man mit einem wie auch immer gepimpten Zeppelin niemals die Fluchtgeschwindigkeit der Erde hätte erreichen können. Kurios auch, wie viel Raum er in beiden Bänden offiziellen Festbanketten und den dort gehaltenen Reden einräumt. Ebenso wenig stört Daiber der offensichtliche Widerspruch, dass die Marsianer trotz aller Fortschrittlichkeit keinerlei Raumfahrt betreiben – ganz im Gegensatz zu den fürchterlich rückständigen Erdbewohnern. Abgesehen davon sind seine beiden Marsromane von einem Laßwitz'schen Pazifismus getragen. Anders als bei Laßwitz versuchen die Marsianer aber keine Missionierung oder Domestizierung der Menschen, sondern verbitten sich jeden weiteren Kontakt mit der aggressiven Spezies, von deren Gewaltexzessen der blaue Nachbarplanet geplagt wird. Zeitgenossen konnten das nur als Ohrfeige für ihre eigenen säbelrasselnden, imperialistischen Ambitionen empfunden haben. Es wird Gründe geben, weshalb Daiber diese Romane erst publizierte, nachdem er nach Chile ausgewandert war.
Gruß
Ralf,
loggt hiermit feierlich die Kategorien 2, 4 und 5 ein
[ ] original deutschsprachig, 2024 erschienen|
[X] Erstveröffentlichung vor 1963| Albert Daiber – Die Weltensegler (1910) und Vom Mars zur Erde (1914)
[ ] Sieger Nebula Award|
[X] Nachname, in dem ein "l" vorkommt| Stephen R. DonaLdson – Ein dunkler hungriger Gott erwacht (Amnion 3)
[X] Handlung spielt auf Raumschiff| Stephen R. Donaldson – Heut sterben alle Götter (Amnion 5)
[ ]"und" oder "oder" im Titel|
[ ] Original weder deutsch noch englisch|
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22.07.2025
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Kategorie 6.) ein Buch, in dessen Titel entweder das Wort "und" oder das Wort "oder" vorkommt
Oder beide. Es darf aber nicht Teil eines anderen Wortes sein, d.h. es zählen z.B. "Hund" bzw. "modern" NICHT.
Zusatz: Die Ligatur "&", auch bekannt als "das kaufmännische 'und' ", ZÄHLT.
Und diesen Zusatz brauche ich für meine Problem-Kategorie.
Mein Take:
Gabriele Behrend - "Dornengras & Ginsterzweig"
Der vorliegende Roman ist die Fortsetzung von "Salzgras & Lavendel", einem Roman aus dem Jahr 2020 über ein paar Strafgefangene, denen Amnestie gewährt wird, wenn sie sich mittels aktueller Technik im Gegenzug die Seele eines anderen Menschen einpflanzen lassen. Eigentlich wollte Gabriele Behrend keine Fortsetzung schreiben. Doch irgendwann dachte sie immer wieder daran, wie es wohl Sue und Eric und Doug und Kaynee in der Zeit danach so ergangen sei. Et voilà…
Wir begegnen Sue wieder als Kellnerin im "Miracle of Boom", einem in die Jahre gekommenen Trailerpark im US-amerikanischen Mittleren Westen, von den Einheimischen oft als "in the middle of nowhere" verunglimpft. Hier kann sie die sexuellen Perversitäten Erics, mit dessen Seele sie ihren Körper teilt und zu dessen Befriedigung sie ihren Körper bisweilen zur Verfügung stellen muss, einigermaßen in Grenzen halten. Hofft sie jedenfalls.
Ausgerechnet auf jenen Trailerpark verirrt sich Doug, der seine Frau Kaynee an seinem Herzen trägt. Oder an welcher Stelle seines Körpers sie sich gerade bevorzugt aufhält. Denn auch Doug wurde Kaynees Seele implantiert. Die beiden lieben einander. Doch Kaynee leidet darunter, keinen eigenen Körper mehr zu besitzen, und entwickelt nach und nach eine ausgewachsene Depression. Doug versucht alles, dem entgegen zu wirken, doch seine Möglichkeiten sind begrenzt.
Außerdem begegnen wir Sterling Silver, eine Art Prostituierte, die sich auch gern "Silver Dollar" nennt. Sie hat nicht nur ein großes Herz, sondern auch viel Empathie für die Seelenimplantate und deren Wirte. Wir begegnen der geheimnisvollen Maryam, die über die magischen Fähigkeiten und die technischen Geräte verfügt, damit Seelen von einem Wirt in den anderen hüpfen und mittels Imagination interpsychische Probleme lösen können.
Als auch noch der zwielichtige Schriftsteller Johnny Lee auftaucht, der sich angeblich für das Leben auf einem altmodischen Trailerpark in the middle of nowhere interessiert, eskaliert die Handlung, und es sterben nicht nur Seelen.
Gabriele Behrends Stimme ist ein Solitär in der deutschsprachigen SF. Sie ist zwar vordergründig daran interessiert, wie es ihren tief und vielschichtig angelegten Charakteren ergeht – und sie kann wie keine Zweite Empathie für diese ungewöhnlichen Personen entwickeln. Aber mindestens genauso wichtig sind die Science-Fiction-Elemente, in diesem Fall die Technik der Seelentransplantation. Auch wenn Gabriele Behrend den Fokus auf die Folgen einer technischen Innovation für die davon betroffenen Individuen legt – ohne diese neue Technik würde der Roman nicht funktionieren. Dabei fasziniert nicht nur ihre warme, empathische, aber gleichzeitig sehr exakte Sprache, sondern auch ihre Fähigkeit, dem Leser vielfältige und verschiedene Protagonisten vorzustellen, die alle sehr individuelle Probleme mit der Technik haben. Auch die trostlose Atmosphäre des von Gott und den meisten Menschen verlassenen Mittleren Westen der USA fängt sie sehr gut ein (soweit ich das beurteilen kann – aufgehalten habe ich mich dort noch nicht).
Für mich eine absolute Leseempfehlung und das bislang beste deutschsprachige SF-Buch aus dem Jahr 2024. (Ja, das Buch hätte auch in Kategorie 1 gepasst. Aber "und"s oder "oder"s im Titel gibt es halt so selten!)
Gruß
Ralf,
Gabi-Fan
[ ] original deutschsprachig, 2024 erschienen|
[X] Erstveröffentlichung vor 1963| Albert Daiber – Die Weltensegler (1910) und Vom Mars zur Erde (1914)
[ ] Sieger Nebula Award|
[X] Nachname, in dem ein "l" vorkommt| Stephen R. DonaLdson – Ein dunkler hungriger Gott erwacht (Amnion 3)
[X] Handlung spielt auf Raumschiff| Stephen R. Donaldson – Heut sterben alle Götter (Amnion 5)
[X]"und" oder "oder" im Titel| Gabriele Behrend – Dornengras & Ginsterzweig
[ ] Original weder deutsch noch englisch|
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29.08.2025
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Kategorie 1.) ein im Original deutschsprachiges Buch, das im Jahr 2024 erschienen ist
Die maßgebliche Liste findet sich auf sf-lit.de. Die Kategorie "Fortlaufende Serie" zählt dabei nicht mit.
Mein Take:
p.machinery Verlag - "NOVA 34"
Ein Buch darf ja auch eine Anthologie sein.
Bei dieser Kategorie habe ich ein Weilchen gebraucht bis zur endgültigen Entscheidung. Lange Zeit führte Kai-Holger Brassels „All An!“ die Liste an. Aber irgendwie waren immer andere Bücher wichtiger, wenn ich mir denn welche zu kaufen erlaubte. (Ich bin immer noch dabei, meinen SUB abzubauen. Das geht nur durch konsequente Kaufbeschränkungen.)
Dann legte ich mir Theresa Hannigs „Parts Per Million“ zu, weil ich endlich ein Buch von ihr lesen wollte. Nauts positive Rezension hat mich in der Entscheidung gestärkt, das Buch auch demnächst zu lesen. Aber sollte ich wirklich das gleiche Buch ein zweites mal hier vorstellen? (Grundsätzliche Antwort: Warum nicht?)
Dann eröffnete Yvonne Tunnat auf dem Schwesterforum einen Lesezirkel für alle für den DSFP 2025 nominierten Kurzgeschichten. Und da war Ulf Fildebrandts Beitrag aus „NOVA 34“ bei. Und das Magazin lag schon länger auf meinem SUB. Nebenbei will ich peu à peu meinen NOVA-Rückstand aufarbeiten. Also habe ich zwei bis drei Schmeißfliegen unter einer Kacke begraben (oder so ähnlich).
Insgesamt habe ich „NOVA 34“ gern gelesen. Es gab schon bessere Anthos, es gab wohl auch schon bessere NOVAe, aber von beiden eben auch schon deutlich schwächere.
So richtig herausragend fand ich keine der Stories. Rundum gelungen fand ich die Beiträge von Krieg, Fildebrandt, Rehak und Schmitt. Ordentlich bis solide waren die Stories von Hobusch, Lauenrodt und Boltz. Alle Stories zeigten zumindest gutes Handwerk insofern, als die Texte sprachlich gut lesbar waren. Den Sekundärteil fand ich durchwachsen; Nachrufe erreichen mich so gut wie immer, der KI-Artikel zeigte gute Ansätze, mit dem Rest konnte ich nur wenig anfangen. Aber ich lese NOVA hauptsächlich wegen der Stories.
Meine Notizen und Gedanken zu den einzelnen Beiträgen findet ihr unter der Leseliste.
Saluta nova
Ralf
[X] original deutschsprachig, 2024 erschienen| p.machinery Verlag – NOVA 34
[X] Erstveröffentlichung vor 1963| Albert Daiber – Die Weltensegler (1910) und Vom Mars zur Erde (1914)
[ ] Sieger Nebula Award|
[X] Nachname, in dem ein "l" vorkommt| Stephen R. DonaLdson – Ein dunkler hungriger Gott erwacht (Amnion 3)
[X] Handlung spielt auf Raumschiff| Stephen R. Donaldson – Heut sterben alle Götter (Amnion 5)
[X]"und" oder "oder" im Titel| Gabriele Behrend – Dornengras & Ginsterzweig
[ ] Original weder deutsch noch englisch|
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Dominik Irtenkauf: Editorial
Inhalt: DI stellt sich als neuer NOVAsekundär-Redakteur vor und formuliert einige tiefe Gedanken zum Wesen und den Möglichkeiten der Science Fiction.
Fazit:: Herzlich willkommen im Team, lieber Dominik!
Lisa Jenny Krieg: Stoff der Erinnerung
Inhalt: Post Doomsday. Zehra stößt beim Graben auf eine alte Nähmschine und entdeckt, dass sie die unbewussten Gedankenbilder, die die „Auftraggeber“ mit sich rumtragen, exakt nähen kann. Meist Bilder einer schöneren Vergangenheit. Aber will wirklich jeder daran erinnert werden?
Fazit:: „Es muss doch mal gut sein.“ Ja, aber das funktioniert nur, wenn man sich der Vergangenheit stellt und sie aufarbeitet. Starke Idee, Zehra lebendig und vielschichtig geschildert, starke Atmosphäre des Verlusts und der Hoffnungslosigkeit. Rundum gelungen!
Norbert Stöbe: Im Vault
Inhalt: Es geht darum, ob und wann KI ein Bewusstsein hat, ob ihr dann Persönlichkeitsrechte zustehen und wie ein KI-Gefängnis beschaffen sein muss.
Fazit:: Aber an Details erinnere ich mich kaum noch. Nur, dass mir zu viel Infodump da war.
Nicole Hobusch: Iva
Inhalt: Postapokalypse. Zwei Söldny wagen den Schritt ins radioaktiv kontaminierte „Draußen“. Bekommt ihnen nicht gut.
Fazit:: Ich habe meine Probleme mit Postapokalypse-Stories. „Iva“ vermittelt immerhin die Atmosphäre totaler Zerstörung und totaler Verlorenheit sehr eindrücklich.
Ulf Fildebrandt: Die Tür in den Sommer
Inhalt: Tom ist unheilbar krank. Damit er wesentlich im Groben das Wachstum seiner Tochter Anja mitbekommt, lässt er sich einfrieren und jedes Jahr für einen Tag auftauen. Aber kann man so eine echte Beziehung aufbauen? Und was passiert, wenn die Tochter den Vater im Altern überholt?
Fazit:: Berührende Geschichte über die Auswirkung von unterschiedlichen Zeitgeschwindigkeiten auf zwischenmenschliche Beziehungen. Das Ende erscheint unwahrscheinlich, aber es passt. Und darauf kommt es an. Zu Recht nominiert!
Horst-Dieter Radke: Engelsrache
Inhalt: Genetisch modifizierte, geflügelte Menschen werden als Sklaven an reiche und mächtige Männer verkauft zu deren Vergnügen. Doch es gibt praktische Probleme.
Fazit:: Interessante, obwohl bekannte Idee, aber für meinen Geschmack nicht genug daraus gemacht.
V. A. Kramer: Population: One
Inhalt: Astronomen bemerken Veränderungen auf dem Großen Roten Fleck des Jupiter. Und das Wesen unter dem GRF gebiert ein Junges, welches sofort den Saturn beglückt und alles vorbereitet, damit sein Nachkomme die inneren Planeten verwandeln kann.
Fazit:: Ja, ganz netter Ansatz mit Fremdartigkeit und der Inkompatibilität der Größenordnungen. (Sind wir uns bewusst, wie viele Darmbakterien wir töten, wenn wir Alkohol oder andere Giftstoffe zu uns nehmen?) Aber es bleibt doch an der Oberfläche.
Janika Rehak: Iggy B. Wellington
Inhalt: Daniel arbeitet in einem Labor. Eines Tages entdeckt er, dass er sich mit einer Biene, genauer gesagt: einer Drohne, unterhalten kann. Die Drohne spürt die Anziehung zwischen Daniel und Lin. Leider stirbt er nach 50 Tagen. Dafür hat er Daniel zu einem Lebensziel verholfen.
Fazit:: Die Grundidee ist haarsträubend, aber die Story ist humorvoll und unterhaltsam geschrieben mit viel Augenzwinkern und Verständnis für das Menschlich-Allzumenschliche.
J. A. Hagen: Angriff auf Grünland
Inhalt: Zwischen dem reaktionären, dieselfreundlichen Teutonien und dem umweltbewusste Grünland kommt es zu Grenzkonflikten, die die Herrschenden zu ihren Gunsten auszunutzen verstehen.
Fazit:: Zu glossenhaft und zu dick aufgetragen.
Frank Lauenroth: Kadaver
Inhalt: Die außerirdischen VEX haben den Menschen die Farben genommen; die Erde erscheint nur noch in Grautönen. Da wird Beth beauftragt, einen sog. Kadaver, d.i. ein Raumschiffwrack der VEX, zu untersuchen. Sie nimmt ihre Tochter Maddy mit, weil sie keine Betreuung findet. Doch Maddy entdeckt eine lebendige Pfütze, die sie Ruby tauft und mit der sie sich über Gedankenbilder verständigen kann.
Fazit:: Ja, ganz nette Ideen, wobei mir nicht klar ist, wie das mit dem Farbentzug technisch funktionieren soll. Egal. Maddys Beziehung zu Ruby ist sehr schön ausgearbeitet, der Sprung in den Kaninchenbau, ähm, die Pfütze bleibt hingegen dramatisch unklar, weil die beiden ja sofort wieder rauskommen. Insgesamt eine solide Abenteuergeschichte mit mehr oder minder bekannten Versatzstücken.
Carsten Schmitt: Das Lethte-Quantum
Inhalt: Daniel hat sich für Unsterblichkeit entschieden. Sein Bewusstseinsinhalt wird alle 10 Jahre auf einen Klonkörper übertragen. Für eine kurze Zeit leben sowohl der alte als auch der junge Daniel gleichzeitig und versuchen, sich an die Augenfarbe ihrer großen Jugendliebe zu erinnern. Aber bei jeder Bewusstseinübertragung gibt es etwas Schwund, und seien es weniger als 0,02%.
Fazit:: Die Beziehung der beiden Daniels, die Staffelübergabe, der Abschied – wow, sehr berührend. Ich kann mich an keinen Text erinnern, der dieses Procedere einmal behandelt hätte. Starke Story!
Moritz Boltz: Die Vermessung des Raums
Inhalt: Papa nimmt Sohnemann mit auf eine Expedition in den Asteroidengürtel. Doch sie havarieren. Und versuchen, einander so gut es geht zu stützen, während die Luft immer knapper wird.
Fazit:: Die Prämisse (Papa nimmt Sohn mit auf lange Weltraummission) erscheint etwas an den Haaren herbeigezogen. Dafür wird die Beziehung der beiden zueinander und wie sie miteinander umgehen in Angesicht des Unausweichlichen emotional und eindrücklich beschrieben. Und endlich mal ein Lovecraft-Bezug, der mich nicht stört.
Rajiv Moté: Die Luft fängt uns auf
Inhalt: Eine Mutter wundert sich über die Fähigkeiten ihres Kindes und der Kinder anderer Mütter, mit den Auswirkungen des Klimawandels umzugehen.
Fazit:: Auf jeden Fall gut erzählt mit der nötigen Beiläufigkeit. Ansonsten: Evolution arbeitet nicht so schnell. Vielleicht eher eine Allegorie auf Generationskonflikte?
Christian J. Meier: Tanz mit dem Oktopus im Reiche der Intelligenz
Inhalt: Meier geht auf unterschiedliche Arten von menschlicher und tierischer Intelligenz ein, die sich im Ergebnis einer Problemlösung trotzdem gleichen können. Und er warnt vor der Anthropomorphisierung von künstlicher Intelligenz.
Fazit:: Die Go-Geschichte kannte ich noch nicht, aber wir beobachten mittlerweile Ähnliches im Schach. Interessanter Essay mit vielen für mich neuen Informationen!
Sarah Luttner: Im Interview mit Thorsten Küper
Inhalt: Thorsten braucht die Pointe, bevor er anfängt eine Story zu schreiben. Er möchte nicht auf Nominierungslisten landen, aber irgendwie doch. Und bei Gestaltung seiner Talkien-Shows greift er auf Vorschläger seiner Community zurück.
Fazit:: Nettes Interview mit einem unserer besten short-story-Autoren.
Dominik Irtenkauf: Schrott – Motiv und Motivation in der SF-Literatur
Inhalt: DI weist auf die reale und literarisch immer wichtiger werdende Rolle von Schrott als Rohstoff hin.
Fazit:: Ja, vielleicht ein ganz interessanter Gedanke. Aber so richtig verstanden habe ich Dis Botschaft nicht.
Dominik Irtenkauf: Hans Frey (1949-2024) Ein Nachruf
Inhalt: DI schildert die lebenslange Faszination Hans Freys mit der SF und wie er deren Früchte in seinen letzten Jahren vor allen in Form von literaturhistorischen Standardwerken erntete.
Fazit:: Erhellender und wertschätzender Nachruf. Danke Dominik!
Michael K. Iwoleit: Christopher Priest (1943-2024) Ein Nachruf
Inhalt: MKI geht nur kurz auf die persönliche Bekanntschaft zu Priest ein. Viel lieber hebt er seine literarischen Verdienste und seine Bedeutung für die Entwicklung vor allem der britischen SF hervor.
Fazit:: Und das macht er kenntnisreich und knackig. (Spielt Priests „The Prestige“ wirklich am Ende des
18. Jahrhunderts?)